Wenn das Sammeln zum Zwang wird – Das Messie-Syndrom

Wenn das Sammeln zum Zwang wird – Das Messie-Syndrom


Messies sind Menschen, die Dinge aufbewahren, die andere Menschen wegwerfen würden. Aber wie genau ticken sie?

Das Messie-Syndrom ist eine Störung, die von Psychologen „zwanghaftes Horten“ genannt wird. Die Betroffenen sammeln unheimlich viele Objekte und sind nicht in der Lage, sich von ihrem Eigentum – egal wie unbrauchbar oder kaputt es ist – zu trennen. In manchen Fällen leiden die Betroffenen sehr unter die Störung, da ihre ganze Wohnung mit den Sammlungen zugemüllt ist. Oft kommt es vor, dass sie an gewisse Möbel wegen der ganzen Sachen gar nicht mehr herankommen. Bei den Sammlungen kann es sich um alles Handeln. Spielsachen, Kleidung, Geschirr, Zeitungen, Unterlagen, Elektrogeräte – alles findet bei ihnen seinen „Platz“.

Das Messie-Syndrom ist keine Seltenheit

Messies gibt es auf der ganzen Welt, in jeder Altersstufe und sozialen Schicht. Allein in Deutschland sollen es wohl über zwei Millionen sein. Dabei sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Die Partnerinnen der Männer übernehmen dann meistens das Aufräumen und reduzieren somit den Leidensdruck der Männer. Das Wort Messie leitet sich aus dem englischen Begriff „mess“, was so viel wie „Durcheinander“ bedeutet, ab. Das Messie-Syndrom galt lange Zeit nicht als eine Störung. Erst seit der Neufassung des amerikanischen Klassifikationssystems für psychische Erkrankungen im Jahre 2013, wurde das Messie-Syndrom offiziell als eine Störung anerkannt. Das war wichtig für die Betroffenen, da man ab dann effektiver an Lösungen gearbeitet hat.

Bezug zu persönlichen Gegenständen

Menschen die am Messie-Syndrom leiden, können meistens den eigentlichen Wert von Gegenständen nicht einschätzen. Sie können nicht beurteilen, ob etwas wichtig oder unwichtig, brauchbar oder unbrauchbar ist. Das liegt daran, dass die Betroffenen einen persönlichen Bezug zu den Gegenständen aufbauen. Oft kommt Betroffenen beim Ausmisten auch der Gedanke: „Das kann ich irgendwann bestimmt noch gebrauchen“. Sobald sich so ein Gedanke festgesetzt hat, wird es mit dem Wegschmeißen eher schwierig. Psychotherapeuten sind der Meinung, dass Messies die Gegenstände häufig auch als einen Ersatz für menschliche Beziehungen sehen. Deshalb kann es für sie so schwierig sein, die Sachen loszulassen.

Messies können keine Prioritäten setzen

Die Häuser und Wohnungen der Betroffenen sehen meistens schrecklich chaotisch aus. Das spiegelt  ihre innere Unordnung wider. Sie haben Schwierigkeiten, ihren Alltag richtig zu Organisieren und einen Zeitplan gibt es nicht. Schon in der Jugend leiden viele an das Messie-Syndrom. Mit dem alter nimmt die Schwere der vielen Symptome jedoch zu. Deshalb werden die meisten erst ab Mitte 30 von der Störung negativ beeinträchtigt.

Messie-Syndrom führt zu weiteren Problemen

Äußerlich wirken die meisten Betroffenen recht Optimistisch, vielseitig und kreativ. Oft kommt es sogar vor, dass sie sich sehr elegant kleiden. Auch im Beruf sind sie häufig sehr erfolgreich und engagiert. Damit kaschieren sie jedoch lediglich ihre privaten Probleme. Sie schämen sich für die Unordnung in den eigenen vier Wänden und haben täglich Probleme ihre Termine zu koordinieren. Das führt nicht selten zu einer gewissen Einsamkeit, da sie Freunde und Familie nicht mehr zu sich nach Hause einladen können oder wollen.

Das Messie-Syndrom ist nicht die schlimmste psychologische Störung. Trotzdem sollte man sie nicht unterschätzen und sich Hilfe holen, sobald man merkt, dass man betroffen ist.

 

Wenn Kinder unter Hochsensibilität leiden

Wenn das Sammeln zum Zwang wird – Das Messie-Syndrom


Kennen sie auch Kinder, die schon auf dem ersten Blick auffallen? Kinder, denen es schwer fällt Freunde zu finden, die stets etwas auszusetzen haben und denen auch immer etwas weh tut. Falls das der Fall ist, dann haben sie schon mal ein hochsensibles Kind kennen gelernt. Das ist nicht wirklich überraschend, schließlich geht man davon aus, dass 15 bis 20 Prozent der Menschen eine neuronal bedingte Hochsensibilität haben.

Durch sehr einfach verständliche Studien erklärt die amerikanische Psychologin Dr. Elaine N. Aron der breiten Masse dieses Phänomen. Hochsensibilität ist nicht neu, viele Kinder werden heutzutage leider falsch diagnostiziert. Es handelt sich bei Hochsensibilität aber nicht um eine Erkrankung. Es ist vielmehr eine Veranlagung, die sich aus verschiedenen Eigenschaften ergibt. Eine HSP (Hochsensible Person) nimmt quasi alle Eindrücke wahr. Dabei kann es sich um alles Mögliche handeln, Schmerzen, Temperaturen, Geräusche, Gefühle, Gerüche oder auch Stimmungen anderer. Psychisch und physisch setzt es den Betroffenen stark zu. Kinder können sich dadurch zurückziehen, werden unkonzentriert, überdrehen oder bekommen sogar körperliche Symptome und Schlafstörungen.

Wenn erst einmal organische Ursachen ausgeschlossen sind sollte auf jeden Fall an die Hochsensibilität gedacht werden. Das Phänomen ist erblich. Je nachdem wie ein Elternteil damit umgegangen ist, kann es dem Kind genauso gehen.

Hochsensibilität bei Kindern, mögliche Hinweise:

  • Kinder können Stress nur sehr schwer verarbeiten
  • Übertreibung bei körperlichem Unbehagen (z.B. kratzendes Etikett oder drückender Schuh)
  • Schnell ausgeprägtes Durst-Hungergefühl
  • Vorsichtig und mäkelig beim Essen
  • Durch-und Einschlafschwierigkeiten
  • Ängste
  • Altersuntypische Gedankengänge und Sorgen
  • Komplexe Konstrukte
  • Körperliche Nähe zu Bezugspersonen sehr wichtig
  • Erschöpfung, Nervosität, die sich in Aggression oder Rückzug äußern
  • Sehr ausgeprägtes Harmoniebedürfnis
  • Kann Konflikte nur schwer ertragen
  • Bildliches Vorstellungsvermögen und sehr ausgeprägte Kreativität
  • Termine beim Arzt oder Friseur sind ein Problem
  • Dinge werden erst durchdacht, beobachtet und dann erst ausprobiert
  • Wenige Freundschaften, dafür aber sehr enge
  • Sehr schnelle Stimmungswechsel
  • Streben nach Planung und Perfektion
  • Wunsch nach klaren Regeln und Ritualen
  • Geschwindigkeit und Höhe sind furchteinflößend

Wenn dann klar ist, dass es sich um ein hochsensibles Kind handelt, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Es ist keine Krankheit, nur eine Besonderheit, die einen besonderen Umgang erfordert. Für Eltern ist es ratsam, ihre Kinder vor offensichtlichem Stress zu schützen. Pausen sind für solche Kinder extrem wichtig, sie können dann etwas Abstand nehmen und zur Ruhe finden.

Was ist hilfreich und was ist kontraproduktiv?

Hilfreich:

  • Auszeiten und Pausen in einen fest geregelten Tagesablauf integrieren.
  • Versprechen, Regeln und Rituale einhalten
  • Entspannungsmöglichkeiten anbieten
  • Bezug zu Kontaktpersonen konstant halten
  • Komplexe Gedanken ernst nehmen und besprechen
  • Anerkennung und Lob
  • In Planung einbeziehen
  • Vorlesen und Lesen

Kontraproduktiv:

  • Hobbys für Kinder, um Freunde kennenzulernen
  • Spontane und unangekündigte Veränderungen im Familienleben
  • Entspannung anbieten, um komplett abschalten zu können
  • Jegliche Art von Druck
  • Überraschungen
  • Wilde und schnelle Zeichentrickserien
Das Messie-Syndrom

Wenn das Sammeln zum Zwang wird – Das Messie-Syndrom


Der Begriff Messie kommt aus dem Englischen und beschreibt ein Phänomen, das man auch als „zwanghaftes Horten von Wertlosem“ bezeichnen kann. Wer unter dem Messie-Syndrom leidet, sammelt Dinge, die andere als unbrauchbar oder bestenfalls überflüssig betrachten würden. Da sich die Betroffenen nicht von diesen Dingen trennen können, versinken ihre Wohnungen meist im Chaos.

In vielen Fällen ist ihr Wohnbereich zum Teil nicht mehr begehbar. Was zum Ziel ihrer Sammelwut wird, ist höchst unterschiedlich. Viele horten Zeitungen oder Unterlagen, aber auch Kleidung, alte Elektrogeräte oder Geschirr. Bezeichnend an dieser Störung ist, dass die Betroffenen diesen Dingen einen enormen Nutzen beimessen. Aus Scham über den Zustand ihrer Umgebung, lassen Messies meist niemand mehr in die Wohnung und brechen soziale Kontakte mit der Zeit ab.

Der Begriff Messie assoziiert bei den meisten Menschen das Sammeln von Essensresten oder Müll. Dies betrifft jedoch nur eine kleine Minderheit der Betroffenen. Dieses Vermüllungssyndrom tritt meist in Zusammenhang mit Demenz oder Schizophrenie auf und wird dann fälschlicherweise als Messie-Syndrom bezeichnet.

Verlauf und Verbreitung des Messie-Syndroms

Fachleute schätzen, dass etwa 300.000 Menschen hierzulande davon betroffen sind. Leider existieren darüber keine genauen Zahlen, da die Dunkelziffer der Betroffenen hoch ist.  Offenbar sind mehr Frauen davon betroffen, sie sind es aber auch, die sich um Hilfe bemühen. Die Tendenz zum Horten besteht offenbar schon in der Jugend, meist sind die Erkrankten aber erst im mittleren Alter davon beeinträchtigt. Wird nicht interveniert, so steigert sich die Symptomatik im Alter.

Wie entsteht das Messie-Syndrom?

Noch sind die Ursachen nicht ganz geklärt. Laut wissenschaftlicher Untersuchungen spielen die folgenden Faktoren jedoch eine entscheidende Rolle:

1. Neurobiologie

Brauchbare Dinge zu sammeln ist ein Instinkt, der im Hypothalamus verankert ist. In der Regel wird dieser Impuls im vorderen Stirnhirn angepasst. Dabei kommt es darauf an, was innerhalb der Gesellschaft akzeptiert ist und was zu Ablehnung führt. Bei einem Messie funktioniert dieser Teil des Gehirns anders. Für sie besitzen auch völlig wertlose Gegenstände wie ein alter Einkaufszettel große Bedeutung. Sie werden als Teil ihres Lebens und damit ihrer Persönlichkeit empfunden.

2. Kognitive Defizite

Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Messies mit Entscheidungen, Planungen oder dem Organisieren eher schwer tun. Sie sind kaum in der Lage, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Auch Dinge unter einem gemeinsamen Oberbegriff zusammenzufassen, ist für sie praktisch unmöglich.

3. Persönlichkeit

Menschen mit Messie-Syndrom sind oft perfektionistisch veranlagt. Für sie wird oberflächliches Aufräumen damit unmöglich. Sie möchten einen umfassenden Hausputz machen und scheitern dann aber an dieser zeitraubenden Aufgabe. Oftmals ist auch der mangelnde Raum auch ein Grund dafür.

Welche Folgen hat das Messie-Syndrom?

Die meisten Messies schämen sich für ihre Unordnung und würden dies gern ändern. Andererseits verteidigen sie ihre Sammelleidenschaft und reagieren ablehnend auf Hilfsangebote. Um diesen Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen, zieht sich ein Messie dann oft komplett zurück. Dies verstärkt ihre soziale Isolation noch. Besonders die Kinder aus einem betroffenen Haushalt leiden besonders darunter, so aufzuwachsen. Wobei das zwanghafte Horten oft mit anderen psychischen Krankheiten wie Depressionen, Essstörungen oder Ängsten einhergeht.

 

Ist es ein Zwang oder ein Tick ständig zu zählen?

Wenn das Sammeln zum Zwang wird – Das Messie-Syndrom


Man kann es manchmal auf der Straße oder auch in Filmen beobachten: Menschen, die sich gezwungen fühlen zahlreiche Dinge zu zählen. Auf dem Weg zur Arbeit beginnt das Zählen für Betroffene dann bereits. Sie zählen die Stufen zur Haustür, die Schritte zur Bahn, die Fenster im Büro und und und. Doch ist dieses Zählen eine Zwangsstörung oder „nur“ ein skurriler Tick?

Auch in dieser Frage gilt es die Symptome des Betroffenen zu unterscheiden. Zählt er automatisch, unterbewusst, wenn er beispielsweise nicht nachdenkt und einfach die Gedanken streifen lässt oder verspürt er einen inneren Zwang zu zählen? Ist Letzteres der Fall, dann liegt eine Zwangsstörung vor, die den Betroffenen stark beeinträchtigt.

Oftmals werden die Wiederholungen von den Betroffenen sogar als sinnlos empfunden, was sie zusätzlich beeinflusst und stört. Ein Unterscheidungskriterium liegt demnach darin begründet, wenn der Betroffene es als störend empfindet, sich unwohl damit fühlt und einen Leidensdruck empfindet. Dann wird sein Alltag extrem von diesem Zwang zu zählen beeinflusst. Soziale Kontakte werden schwierig, weil der Betroffene sich meist mit dem Zählen aufhält, abgelenkt wirkt und zudem auch oftmals Verabredungen nicht einhalten kann. Das Zählen von Dingen hält ihn auf und unterbindet seinen strukturierten Alltag.

Der Test

Betroffene können gleichsam testen, ob sie von einer Zwangsstörung betroffen sind, indem sie versuchen das Zählen zu unterbinden. Gelingt ihnen das und zwar ohne Einbußen, Unwohlsein oder andere Symptome, dann ist ein weiterer Beweis dafür geliefert, dass sie nicht an einer Zwangsstörung leiden. Betroffenen einer Zwangsstörung wäre dies nicht möglich. Sie können sich nicht einfach von ihrer Störung losreißen. Ein weiteres Indiz dafür, dass das Zählen nur eine Angewohnheit ist, ist bereits die Tatsache, dass dem Betroffenen das Zählen nie wirklich bewusst war. Dann ist es eher eine Angewohnheit, die den Alltag begleitet und keinen Schaden bereitet.

 

Das Animal-Hoarding-Syndrom

Wenn das Sammeln zum Zwang wird – Das Messie-Syndrom


Das Resultat des Animal-Hoarding-Syndroms ist meist ein erschreckendes Bild für Außenstehende, die die Wohnung eines Betroffenen betreten: Ein Großzahl an Tieren – nicht selten sind es verschiedene Tierarten und mehrere hundert an der Zahl – haust unter kärglichen Bedingungen, Exkremente pflastern den Boden. Die Betroffenen selbst sind in der Regel nicht in der Lage, die Situation objektiv zu bewerten; als Motivation wird oft geäußert, „man wolle doch nur Gutes tun.“ Die psychologischen Grundlagen des Animal-Hoarding-Syndroms werden zwar noch nicht lange untersucht und in Deutschland ist das Phänomen erst seit einigen Jahren weitläufig bekannt – nichtsdestotrotz glauben Psychologen, dass bei dieser psychischen Störung mehrere Faktoren eine Rolle spielen.

Das Phänomen der Tierhortung – so die deutsche Bezeichnung – ist zwar nicht als offzielle Diagnose registriert, man geht jedoch von einem Zusammenspiel von Syndromen wie unter anderem Zwangstörungen und Bindungsstörungen aus: Die erstgenannte Symptomatik kann zutreffend sein, da Menschen, die an einer Zwangsstörung leiden, oft große Mengen unbelebter Objekte ansammeln – ein Symptom, dass sich auch bei Betroffenen des Animal-Hoarding-Syndroms wiederfindet. Eine weitere Eigenschaft, die „Tierhortern“ zugeschrieben wird, ist das obsessive Verlangen, Tiere zu schützen, das mit einem Realitätsverlust einhergeht: Die Tatsache, dass die Aktionen des Betroffenen den Tieren schadet, wird in der Regel ausgeblendet. Darin liegt auch die Tragik dieser psychischen Störung, den der zugrundeliegende Wunsch eines Tierhorters ist es, seinen „Schützlingen“ zu helfen. Nicht selten spielt auch eine obsessive Angst vor dem Tod eine große Rolle: Menschen, die am Animal-Hoarding-Syndrom leiden, entwickeln dann die Überzeugung, dass ihre tierischen Schützlinge auf jedem Fall vor dem Tod bewahrt werden müssen, sehen sich selbst in der Verantwortung – und blenden tragischerweise aus, dass sich die Tiere meist in einem elenden Gesundheitszustand befinden.

Eine weitere Ursache kann eine besondere Bindung zu Tieren sein, die zum Beispiel beim Aufwachsen in einer instabilen Familie entwickelt werden kann: In diesem Fall war vielleicht das Haustier ein wichtiger Ankerpunkt. Menschen, die eine derartige Bindung zu Tieren hegen, meiden nicht selten die Interaktion mit anderen Menschen – eine Bindungsstörung kann also mit ein Grund für die Entwicklung des Animal-Hording-Syndroms sein.

Nicht selten entwickelt sich das Tierhortungs-Syndrom nach einem Schicksalschlag im Leben des Betroffenen: Das kann der Verlust eines geliebten Menschens oder eine schwere Krankheit sein. In der Folge kann sich ein übersteigertes Gefühl nach Liebe und Bestätigung entwickeln; die Tiere werden dann als Mittel genutzt, um diese Bedürfnisse zu stillen. Doch das seelische Ungleichgewicht bleibt in der Regel langfristig bestehen und so gerät die Haltung der Tiere schnell außer Kontrolle.

Zwangsstörungen

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Psychosomatik

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In den letzten Jahren taucht der Begriff Psychosomatik immer häufiger in medizinischen Befunden auf. Fast jeder kennt die Problematik, wenn die Psyche Einfluss auf die körperliche Befindlichkeit nimmt. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus Psyche für Atem oder Seele und Soma für Körper oder Leben zusammen. In der Medizin wird damit die Art und Weise bezeichnet, wie sich zum Beispiel Angst oder Stress in Form von körperlichen Vorgängen manifestieren können.

Diese Wechselwirkung von Seele also Psyche und dem Körper Soma ist im Alltag recht häufig zu beobachten. Ein bekanntes Beispiel ist die Angst vor einer Prüfung. Der Körper reagiert in diesem Zusammenhang oft mit Durchfall oder Übelkeit. Weniger ausgeprägt reagiert der menschliche Körper zum Beispiel bei Zorn oder Schamgefühlen, hier erröten viele Menschen und machen ihren seelischen Zustand für alle sichtbar. Auch der Volksmund kennt eine Reihe von Sprüchen, wie etwa „etwas schlägt mir auf den Magen“ oder „es treibt mir die Zornesröte ins Gesicht“.
Dies sind jedoch meist harmlose Phänomene, es gibt aber durchaus psychosomatische Störungen, die sich langfristig auf die Gesundheit auswirken.

Lebenskrisen als Auslöser schwerer Erkrankungen

Ist ein Mensch lang anhaltenden Lebenskrisen oder Belastungen ausgesetzt, kann das körperliche Beschwerden auslösen. Auch die Dauer und der Verlauf von Krankheiten werden durch seelische Belastungen verstärkt. Die Ursache ist keineswegs eingebildet, auch wenn sie nicht auf den ersten Blick festzustellen ist. Jedoch greifen dabei physiologische Mechanismen, die tatsächlich spürbar sind. Aber auch umgekehrt kann es durch schwere körperliche Erkrankungen zu seelischen Störungen kommen.

Bei der psychosomatischen Medizin handelt es sich um ein eigenes Fachgebiet. Die Experten dieser Fachrichtung erforschen die Wechselwirkungen und beschäftigen sich mit den deren Behandlungsmöglichkeiten.

Hier nun ein paar Beispiele für Krankheitsbilder, die zu den psychosomatischen Erkrankungen zählen:

  • Körperliche Beschwerden, für die kein ausreichender organischer Befund besteht. Dazu gehören etwa funktionelle Störungen des Darms oder des Herz-Kreislauf-Systems. Z. B. Herzrasen, Durchfall oder andere nicht erklärbare Schmerzstörungen.
  • Erkrankungen, deren Entstehen oder Verlauf durch psychische Faktoren nachweislich beeinflusst werden. Dazu gehören viele Fälle von Tinnitus, Hauterkrankungen, Asthma aber auch Diabetes oder eine Reihe von koronaren Herzerkrankungen.
  • Bei Patienten mit Tumorerkrankungen, Herzerkrankungen, MS usw. kommt es im Lauf der Erkrankung oft zu psychischen Störungen.
  • Zu den Krankheitsbildern, die zu den psychosomatischen Erkrankungen gehören, zählen auch die unterschiedlichen Störungen des Essverhaltens. Wie etwa Übergewicht, Magersucht oder Bulimie.
  • Eine weitere Form der psychosomatischen Krankheiten sind Konversionsstörungen. Diese äußern sich durch psychogene Stimmstörungen, psychogene Blindheit oder Lähmungserscheinungen.

Die folgenden Beispiele für psychische Störungen zeigen, wie häufig die Seele die Gesundheit beeinflusst:

  • Zwangserkrankungen
  • Depression/Anpassungsstörungen
  • posttraumatische Belastungsstörungen
  • Angstattacken und Panikstörungen
  • Persönlichkeitsstörungen

Wie sieht die Behandlung in der psychosomatischen Medizin aus?

Wie die Erfahrung zeigt, sind psychische und psychosomatische Störung behandelbar. Die Behandlung kann dabei ambulant, tagesklinisch oder stationär erfolgen. Im Mittelpunkt steht das psychosomatische bzw. psychotherapeutische Gespräch. Ergänzt durch Musik-, Körper- sowie durch Bewegungstherapien und eine medikamentöse Behandlung. Die medikamentöse und die psychosomatische Behandlung schließen sich dabei aber nicht aus. Beim Vorliegen bestimmter Voraussetzuneng wird die Behandlung durch die Krankenkassen bezahlt.

 

Anhedonie: Empfindungslos

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Der Begriff Anhedonie stammt in seinem Ursprung aus dem Griechischen. Anhedonos bedeutet, ohne Vergnügen oder lustlos zu sein. Damit beschreibt sich eine psychische Störung, bei der der Betroffene seine Fähigkeit zu positiven emotionalen Erlebnissen zum Teil einbüßt.

Die Erkrankung äußert sich dadurch, dass sich der Erkrankte nicht mehr über Dinge freuen kann, die ihm oder ihr vorher noch viel Freude bereitet haben. Das Empfinden ist dabei entweder stark eingeschränkt oder fehlt völlig. Durch die Unfähigkeit zur Empfindung von Freude entstehen schwere psychische Folgen. Es kommt zu einer zunehmenden Angst und Verzweiflung, in vielen Fällen folgt ein Nervenzusammenbruch oder eine Depression. In der Folge entstehen Suizidvorstellungen, Zwangsvorstellungen, Phobien und Panik.

Häufige Symptome bei Anhedonie:

  • Freudlosigkeit
  • Unzufriedenheit
  • Trübsinn
  • Entmutigung usw.

Natürlich ist jedes dieser Symptome für sich noch kein Zeichen für eine Anhedonie, in Kombination jedoch, kann das ein Anzeichen für den Beginn dieser Störung sein. Kommt es dann noch zu starken Stimmungsschwankungen, sind das ernst zu nehmende Warnsignale, die auf den Beginn einer Anhedonie hindeuten können.

Von einer Anhedonie sind mehr Frauen als Männer betroffen. Das liegt unter anderem daran, dass der weibliche Organismus anfälliger für die Entstehung depressiver Erkrankungen zu sein scheint. Die Schwankung im Hormonhaushalt von Frauen stellt eine große Belastung für den Organismus dar. Zudem werden die an sie gestellten Anforderungen des Alltags, als weitaus belastender empfunden.

Was, wenn das Leben nur noch aus Sorgen besteht

Niemand fühlt sich immer gleich gut. Der seelische Zustand verändert sich im Laufe es Tages je nach den Ereignissen und dem Grad der Belastung. Nimmt der Stress überhand, gerät man schnell in eine Überforderung und fühlt sich erschöpft und freudlos. Meist geht das schnell wieder vorüber, werden die Phasen jedoch länger fehlt unserem Organismus die Zeit, sich selbst mit Glückshormonen aufzutanken. Viele empfinden ihr Leben dann als Last und spätestens dann ist es Zeit, aktiv zu werden und sich Hilfe zu holen.

Maßnahmen gegen eine Anhedonie

1. Ernährung

Wird der Körper optimal mit Nährstoffen versorgt, können Gehirn und Nervenzellen ausreichend Glücksstoffe und Glückshormone bilden. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten stellt dies sicher. Der Blutzuckerspiegel sollte niemals chronisch niedrig sein. Denn dies führt zu Müdigkeit, Angst und depressiven Verstimmungen. Eine Blutzuckerkonzentration von 85 bis 105 mg Glukose pro Deziliter Blut gilt dabei als optimal.

2. Verzicht auf Aufputschmittel

Bei Müdigkeit und Erschöpfung ist es ratsam sich auszuruhen, anstatt sich durch Aufputschmittel künstlich wach zu halten. Als Aufputschmittel gelten dabei Kaffee, schwarzer Tee aber auch Coca Cola oder die heute so beliebten Energydrinks. Zwar beseitigen sie kurzfristige die Erschöpfungssymptome, der Körper kann sich dadurch jedoch nicht regenerieren.

3. Bewegung

Ein ausreichendes Maß an Bewegung fördert die Bildung von Glückshormonen. Der Aufenthalt in der Natur vermittelt darüber hinaus viele Sinneseindrücke, die glücklich machen.

4. Über seine Gefühle sprechen

Die meisten Betroffenen empfinden es als sehr hilfreich, wenn sie über ihre Stimmungen sprechen können. Als Ansprechpartner eignet sich eigentlich jeder Mensch, der Verständnis für diese Stimmungslagen aufbringt.

5. Ärztlichen Beistand suchen

Dauert die seelische Verstimmung länger an oder wird sie sogar noch schlimmer, ist es ratsam, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen. Die professionelle Hilfe sollte unbedingt dann erfolgen, wenn Suizidgedanken auftauchen. Der erste Schritt ist es, zu erkennen, dass man Hilfe braucht und die Bereitschaft sich auch helfen zu lassen.

Perfektionszwang – beruflicher Vorteil - privater Nachteil

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Der Perfektionszwang ist im Grunde eine ungesunde Form des Perfektionismus. Es handelt sich dabei um ein psychologisches Konstrukt. Es wird stets versucht Fehlverhalten vollkommen zu vermeiden und immer die beste Leistung zu erzielen. Oftmals tritt ein übermäßiger Perfektionszwang auch in Kombination mit anderen Erkrankungen auf.

So ist er beispielsweise Begleiterscheinung bei vielen Zwangserkrankungen und diversen anderen psychischen Störungen. Die Behandlung ist relativ schwer, solange Betroffene nicht einsehen, dass sie Hilfe benötigen. Doch an sich ist der Perfektionszwang nicht nur schlecht, denn im beruflichen Bereich kann er auch Vorteile mit sich bringen. Doch häufig zeigen sich dafür im privaten Bereich viele Probleme, welche schlussendlich auf das ganze Leben des Betroffenen Auswirkungen haben können.

Vorteile im Beruf

Menschen mit einem ausgeprägten Perfektionszwang neigen dazu sich stets zu engagieren und dabei deutlich mehr zu leisten als ihre Kollegen. Sie wollen immer ein besonders gutes Vorbild abgeben und natürlich mit ihrer Leistung überzeugen. Sie haben oftmals eigene Normen und Werte, wenn es um die Definition von Erfolg geht. Weiterhin sehnen sich Betroffene nach dem Gefühl gebraucht zu werden und treten daher auch stets in einer helfenden Rolle auf.

Wenn Kollegen Hilfe brauchen, dann ist dies für Menschen mit einem ausgeprägten Perfektionszwang selbstverständlich. Sie sind immer auf der Suche nach Erfolg und verausgaben sich daher sehr einfach. Im Berufsleben zeichnen sich viele Betroffene durch konstanten Erfolg aus. Sie werden sehr oft als strebsam, loyal und überaus engagiert beschrieben. Nicht selten sind Menschen mit Perfektionszwang weit über die Arbeitszeiten hinaus noch an ihrem Arbeitsplatz zu finden. Nach außen transportieren sie einen gefestigten Eindruck und werden oftmals sogar für ihre Erfolge und Disziplin beneidet. Doch viel zu oft sieht es in den Betroffenen ganz anders aus.

Nachteile im privaten Bereich

Wenn der Perfektionszwang sich ausbreitet und krankhafte Züge annimmt, dann spricht man von einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung. Betroffene zeichnen sich durch ständige Kontrolle von Handeln und Denken und natürlich auch einen hohen Drang zum Perfektionismus aus. Die Betroffenen befördern sich nicht selten in Konflikte, die nur schwer gelöst werden können.

Besonders schwerwiegend äußert sich dabei das Ständige streben nach einer unerreichbaren Vollkommenheit. Betroffene setzen sich selbst sehr strenge und hohe Ziele. Doch diese sind nur schwer oder überhaupt nicht zu realisieren, da zu viel abverlangt wird. Die eigenen Leistungen scheinen niemals Akzeptanz zu finden. Erkrankte weisen dementsprechend mehrfach wenig Selbstwertgefühl auf. Zeitplanung spielt für Perfektionisten eine sehr große Rolle.

Das kann im beruflichen Umfeld durchaus sinnvoll sein, doch im privaten Bereich wird dadurch eine große Einschränkung erfahren. Spontane Unternehmungen sind generell nicht möglich, denn sogar Freizeitaktivitäten unterliegen einer sehr exakten Planung. Meistens tritt die Fähigkeit zum Ausdruck von Gefühlen sehr vermindert auf. Dies erschwert zwischenmenschliche Beziehungen. Betroffene wirken nach außen oft sehr kühl und rational. Sie neigen dazu sich selbst einzuschränken und Menschen aus ihrer Umgebung bewusst zu entfremden.

Oftmals ist auch die Problematik der eigenen Normen und Werte ein Hindernis. Denn nicht nur sich selbst wird viel abverlangt, oft gelten die entsprechenden Normen auch für alle Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld. Dies wirkt sich natürlich negativ auf die zwischenmenschlichen Beziehungen aus.

 

Perfektionszwang

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Unter Perfektionismus oder Perfektionszwang leiden Menschen, die übermäßig nach Vollkommenheit streben. Perfektionisten haben es nicht leicht, denn sie wollen stets das Optimum erreichen und es gibt keinen zutreffenderen Spruch für sie, als „Das Bessere ist der Feind des Guten!“.

Der Perfektionszwang sorgt dafür, dass Betroffene unter stetiger Anspannung stehen und zwar körperlicher und psychischer Natur. Beruflich sind sie extrem eingespannt, weil keine Befriedigung erreicht werden kann. Sie sind immer der Meinung, dass die Arbeit, die getan wurde, noch besser gemacht werden könnte. Entspannung ist für diese Menschen ein Fremdwort.

Erschwerend kommt hinzu, dass sie sich an Erfolgen oder erbrachten Leistungen nicht erfreuen können. Ein Mensch mit Perfektionszwang kann sich selbst nicht genügen. Egal, wie gut eine Aufgabe bewältigt wird, er ist der Meinung, es hätte besser sein können. Er übt an sich selbst Kritik, da er seiner subjektiven Meinung nach unvollkommen ist. Das führt zu einem chronischen Stressempfinden. Der Perfektionszwang kann aus diesem Grunde zu psychischen Erkrankungen, wie Depressionen, Angststörungen, Burnout, Zwangsstörungen oder anhaltenden Erschöpfungszuständen führen.

Im Privatleben ist es nicht einfach, mit Perfektionisten zusammenzuleben. Familienmitglieder können ihren Ansprüchen ebenso wenig gerecht werden, wie der Perfektionist selbst. Das hat zur Folge, dass es zu zahlreichen Auseinandersetzungen im Alltag kommt. Im schlimmsten Fall führt der Perfektionszwang einer Person dazu, dass sich eine ganze Familie zwanghaft verhält.

Dementsprechend kann es dazu kommen, dass Familienmitglieder plötzlich Zwänge der Erkrankten übernehmen, wie beispielsweise immer wieder zu überprüfen, ob Armaturen wirklich glänzen oder ob alles aufgeräumt ist. Die Kritik und der Tadel des Perfektionisten können unter Umständen für eine chronische Anspannung innerhalb der gesamten Familie sorgen. In manchen Fällen geht es sogar soweit, dass selbst die Familienmitglieder eines Perfektionisten damit beginnen Angststörungen zu entwickeln.

Außerdem können durch den stetigen Druck, Depressionen auftreten. Um den Perfektionszwang in richtige Bahnen zu lenken, ist zunächst die Einsicht des Betroffenen erforderlich. Er muss einsehen, dass Perfektion in allen Lebensbereichen, ein nicht zu erreichendes Ziel ist. Ferner, dass die angestrebte Form des Perfektionismus nicht existent ist und von keinem Menschen verwirklicht werden könnte.

Erkrankte müssen verstehen, dass sie unvollkommen sind und ihre Schwächen annehmen. Sie müssen lernen, sich über Erfolge zu freuen und sich nicht durch angebliches Fehlverhalten zu belasten. Therapeuten versuchen den Patienten eine Einstellung zu vermitteln, die es ihnen erlaubt ihren Alltag so gut zu bewältigen, wie es ihnen durch ihre persönliche Konstitution und Energie möglich ist.

 

Die Therapie von Zwangsstörungen

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Zwangsstörungen stellen für Psychotherapeuten und Psychiater keine leichte Aufgabe dar. Lange Zeit wurden schwere Störungen nicht behandelt und ungünstige Prognosen führten dazu, dass kaum ein Spezialist bereit war, die Betroffenen zu behandeln. Inzwischen hat sich dieses Bild geändert. Dennoch: Die Therapie kann mehrere Jahre umfassen.

Grundsätze der Therapie

Grundsätzlich kann eine Therapie nicht auf eine einzige Therapieform beschränkt bleiben. Es müssen vielmehr mehrere Formen kombiniert werden, damit eine Behandlung erfolgreich verlaufen kann. Daher besteht das Problem, dass eine ambulante Betreuung nur schwer möglich ist. In der Regel ist der Tag durch die Therapie geprägt und ein normales Leben ist kaum möglich.

Eine weitere Schwierigkeit der Therapie ist, dass es nur sehr wenige auf Zwangsstörungen spezialisierte Therapeuten und Psychiater gibt. Daher muss lange nach einem geeigneten Therapeuten gesucht werden, um die Zwangsstörung therapieren zu können. Dies gilt vor allem für die Psychotherapie, innerhalb derer nur begrenzt Therapieplätze vorhanden sind und daher eine lange Wartezeit besteht.

Zudem besteht gerade bei Zwangskrankheiten immer wieder das Problem, dass die Betroffenen dazu neigen, Termine nicht einzuhalten, da sie damit beschäftigt sind den Zwang auszuüben. Die Therapie ist daher nur schwierig durchführbar, wodurch die Therapie häufig abgebrochen wird.

Familienberatung und Selbstmanagement

Grundsätzlich ist die Familienberatung bei Zwangsstörungen ein wichtiger Bereich. Die Belastungen innerhalb der Familie sind groß und dadurch kann es dann zu großen Schwierigkeiten kommen. Damit das Umfeld erhalten bleibt, muss daher die Familie in die Therapie einbezogen werden.

Zudem muss der Betroffene während der Behandlung auch das Selbstmanagement erlernen. Nur dadurch ist er in der Lage, sich selbst zu kontrollieren und die später erstellten Maßnahmen der Bewältigung selbstständig umzusetzen. Er muss zudem lernen, den aufkommenden Zwang zu erkennen und dann die erlernten Bewältigungsmechanismen anzuwenden.

Grundkomponenten der Therapie

Eine Hauptkomponente der Therapie ist die Gabe von Medikamenten. In der Regel kommen Antidepressiva zum Einsatz, die die Stimmung aufhellen. Obwohl es sich um ein rein seelisches Leiden handelt, zeigt die Gabe dieser Mittel eine sehr gute Wirkung, sodass bei kaum einer Therapie der Zwänge darauf verzichtet wird. Die Mittel müssen dabei über viele Monate hinweg eingenommen werden, da Zwänge nicht kurfristig behandelt werden können. Dabei ist zu beachten, dass die Medikamente im Gegensatz zur allgemeinen Meinung nicht süchtig machen.

Die Gefahr der Einnahme ist daher vergleichsweise gering und die Medikamente können nach der Therapie relativ einfach wieder abgesetzt werden. Die Behandlung mit Medikamenten stellt allerdings nur einen Teil dar. Der Patient muss sich zugleich einer Verhaltenstherapie unterziehen. Hier lernt er, seine Zwänge zu kontrollieren und zugleich Alternativen zu entwickeln, die dann dazu führen, dass die Zwänge nicht mehr ausgelebt werden. Grundsätzlich ist hierbei zu beachten, dass der Patient auch lernen muss, die Zwänge nicht zu unterdrücken. Vielmehr soll er in der Lage sein sie umlenken. Gerade wenn die Unsinnigkeit der Zwänge bewusst wird, versuchen die meisten Betroffenen sie zu unterdrücken. Damit leitet er den Zwang allerdings ein. Vielmehr sollte er versuchen, dem Zwang einen Sinn zu geben, sodass er dadurch entlastet wird.

Zusätzliche Therapieformen

Neben dieser Standards können weitere Verfahren eingesetzt werden, die im Einzelfall sinnvoll sind. Gute Ergebnisse liefert auch die Tiefenpsychologie, die immer wieder begleitend eingesetzt wird. Gängig ist auch der Einsatz der Musiktherapie sowie der Arbeitstherapie. Ergotherapie gehört ebenfalls in den Bereich der zusätzlichen Behandlungen. Diese werden in der Regel allerdings nur nach Bedarf eingesetzt und bilden daher eine Ergänzung der Medikamente und der Verhaltenstherapie.

Zwangsstörungen: Arten der Zwänge

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Zwangsstörungen sind vielfältig. Jeder Betroffene entwickelt unterschiedliche Zwänge, die sich vollkommen in Art und Ausprägung unterscheiden können. Dennoch gibt es durchaus einige große Kategorien, die Gemeinsamkeiten von Zwangsstörungen zusammenfassen. Die Klassifizierung wird dadurch überschaubarer.

 Zwangsgedanken als häufigste Form

Die häufigste Form der Zwangsstörungen sind die Zwangsgedanken. Es handelt sich dabei um den Umstand, dass die Betroffenen einen bestimmten Gedanken immer wieder denken müssen. In vielen Fällen sind die Gedanken sinnlos. Ein Umstand, der den Betroffenen durchaus bewusst ist. Wird der Gedanke allerdings nicht gedacht, entsteht Angst, die sich mit jeder Sekunde, in der der Zwang unterdrückt wird, steigert. Daher geben die Betroffenen auch bei dieser wenig offensichtlichen Art der Zwangsstörung dem Drang nach und denken den störenden Gedanken bis zu seinem Ende.

In der Regel handelt es sich bei diesen Gedanken um Unfälle, Katastrophen oder auch Krankheiten und Gewaltakte, die nahestehende Personen wie den Partner oder das eigene Kind betreffen. In vielen Fällen beschreiben die Betroffenen, dass sie die Gedanken fast szenisch erleben. Daher sind diese sehr oft extrem belastend.

Eine recht harmlose Ausprägung ist es, wenn der Zwangsgedanke darin besteht, dass bestimmte Verse oder Melodien ständig wiederholt werden müssen. Weit belastender ist allerdings, wenn der Gedanke darin besteht, dass geliebte Menschen beleidigt werden müssen oder wenn sogar Beschimpfungen im Mittelpunkt der Gedanken stehen.

Oftmals sind diese Gedanken zwar belastend, müssen allerdings nicht in konkrete Handlungen münden. Daher wird der Nächste nicht geschädigt, beleidigt oder sogar beschimpft. Eine besonders bekannte Zwangsstörungen liegt dann vor, wenn die Betroffenen ständig an Keime und Krankheiten denken müssen. Oft waschen sie sich ständig oder versuchen, die Krankheit abzuwehren, die eigentlich nicht vorhanden ist.

Zwangshandlungen – Ständige Wiederholung

Die bekannteste Form der Zwangsstörung sind die Zwangshandlungen. Die Betroffenen müssen hierbei immer wieder eine bestimmte Handlung wiederholen. Erstaunlich ist, dass diese Handlungen häufig nur den Zweck haben, dass sie Zwangsimpulse und Zwangsgedanken minimieren sollen oder eine Entlastung dieser schaffen.

Die Handlungen sind in der Regel automatisiert, sodass sie immer nach dem gleichen Schema ablaufen und ein Ritual darstellen, das strikt eingehalten wird. Die bekannteste Form ist der Kontrollzwang. Dieser liegt vor, wenn bestimmte Aspekte – wie das Verschließen der Tür – mehrmals wiederholt werden, obwohl dem Betroffenen bewusst ist, dass er bereits kontrolliert hat und daher weis, dass kein Problem vorliegt.

Auch die Reinigungs- und Waschzwänge sind weit verbreitet und durch ihre deutliche Erscheinung sehr bekannt. Die Betroffenen müssen sich ständig waschen oder stundenlang die Wohnung säubern. Auch Sammelzwänge sind bekannt und in einer extremen Ausprägung wird die gesamte Wohnung mit Müll belagert. Hierbei entstehen dann sekundär weitere Probleme gesundheitlicher Natur, die kaum vermieden werden können. Die Betroffenen schämen sich für ihren Zwang und vermeiden daher den Kontakt mit Mitmenschen.

Mischformen sind häufig

Tückisch bei dieser Erkrankung ist, dass sich die Zwänge zunehmend ritualisieren und daher immer komplexer werden. In vielen Fällen tritt eine Kombination aus Zwangsgedanken und Zwangshandlungen auf. Daher sind die beiden Formen nur schwer voneinander abzugrenzen. Problematisch ist bei der Art der Zwänge, dass sie auch im normalpsychologischen Bereich vorkommen können – allerdings in einer leichten Ausprägung, unter der der Betroffene nicht leiden muss.

 

Wenn Zwänge den Alltag bestimmen

Wenn das Sammeln zum Zwang wird – Das Messie-Syndrom


Leicht ausgeprägte Zwänge sind in den Alltag integriert. Sie erleichtern das Leben und sorgen daher dafür, dass der Tag problemlos überstanden wird. Schwierig wird es allerdings, wenn die Zwänge krankhaften Charakter annehmen. Dann beherrschen sie den kompletten Tagesablauf und können daher zu einer schweren Belastung werden.

Von der Natur des Zwangs

Bei einem Zwang handelt es sich um einen starken Drang, eine Tätigkeit oder einen Gedanken auszuüben. Die Betroffenen verspüren starke Ängste, wenn sie diesem Drang nicht nachgeben. Das Problem dabei ergibt sich daraus, dass es nicht bei einer einmaligen täglichen Handlung bleibt, sondern dass die Betroffenen die Zwänge im Alltag immer wieder durchführen müssen und dadurch viel Zeit dafür in Anspruch genommen wird. Wurde die Handlung dann durchgeführt, dann kommt der Zwang kurz nach der Situation wieder auf und kann dann erneut zu einer Belastung werden.

Die Zwänge müssen nicht einmal besonders schwerwiegend sein. Eine Tugend, die immer wieder im Alltag zu finden ist, ist der Perfektionismus. Die Menschen müssen jedes Detail berücksichtigen und verbrauchen viel Zeit, alles in einer perfekten Weise abzuschließen. Dieser Drang ist aber noch kein Zwang. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Charaktereigenschaft, die bereits in der Kindheit erlernt wurde und sogar durchaus nützlich sein kann. Doch bereits dieser Perfektionismus, der auch unterlassen werden kann, zeigt, dass unter Umständen mehrere Stunden für die Ausübung von Zwängen gebraucht werden.

Mehrere Stunden täglich “müssen”

Bei einer Zwangsstörung ist der Perfektionismus nochmals übersteigert. In vielen Fällen werden die Handlungen ritualisiert und eine Zwangshandlung muss in einer bestimmten Anzahl wiederholt werden. Wird das Ritual nicht eingehalten, dann muss wieder von vorn begonnen werden. Bis der Betroffene sicher ist, dass der Zwang tatsächlich erfüllt wurde, werden die Handlungen ständig wiederholt. Das Ergebnis ist, dass der Tag von der Zwangshandlung geprägt ist.

Mindestens zwei Stunden täglich geben sich die Betroffenen ihrem Zwang hin. Die meisten Betroffenen verbrauchen allerdings erheblich mehr Zeit, um sich mit dem Stillen des Drangs zu beschäftigen. Im Extremfall können bis zu sechs oder acht Stunden täglich diesem Bereich gewidmet werden. Damit belastet sich der Betroffene nicht nur selbst, sondern auch seine Umgebung. Familie und Beruf leiden sehr stark unter diesen Zwängen, denn sie können vom Betroffenen kaum kontrolliert werden.

Auswirkungen auf alles und jeden

Wie groß die Probleme im Alltag sind, wird auch durch die Art des Zwangs bestimmt. Es gibt Betroffene, die ständig ihre Hände waschen müssen. Wieder andere müssen alles zählen, das eine Spitze hat. Es gibt auch Betroffene, die Menschen zählen müssen. Je nach Art des Zwangs, kann daher eine weitere Auswirkung entstehen. Oftmals sind die Außenstehenden wenig verständnisvoll und es kommt zu Hohn und Spott.

Das Unverständnis kann meistens auch dann nicht abgebaut werden, wenn erklärt wird, dass es sich um eine Erkrankung handelt. Im Beruf wird viel Zeit für den Zwang verbraucht. Daher steht ständig die finanzielle Sicherheit auf dem Spiel. Selbst die Familie steht unter ständiger Anspannung und die Atmosphäre ist belastet. Daher kann es in ausgeprägten Fällen zu Trennungen kommen.

Im Alltag kann auch die Schulbildung der Kinder zum Problem werden. Häufig gehen die Betroffenen nicht mit auf den Elternabend oder ziehen sich komplett von den Eltern der restlichen Schüler zurück. Werden die Mitschüler auf den Zwang der Mutter oder des Vaters aufmerksam, dann geben sie dies sehr oft direkt weiter. Auch die Kinder können dann Hohn und Spott ausgesetzt sein.

Und auch der Partner kann in berufliche Schwierigkeiten kommen, wenn der Betroffene auf die Hilfe des Partners angewiesen ist. Der Zwang beeinträchtigt daher alle Bereiche des täglichen Lebens und die Auswirkungen und Beeinträchtigungen sind so individuell wie das Bild der Zwangsstörung.

 

Zwangsstörungen im Alltag und ihre Varianten

Wenn das Sammeln zum Zwang wird – Das Messie-Syndrom


Zwangsstörungen wirken sich für die Betroffenen belastend aus. Es gibt allerdings auch Zwänge, die eher alltäglicher Natur sind und einige davon können sogar nützlich sein. Manche von ihnen bewahren die Menschen vor schweren Fehlern, andere sind sinnlos und werden als Macke des Betreffenden aufgefasst. Daher sind einige von ihnen durchaus als charmant einzustufen, während andere zwar störend sind, aber dennoch ignoriert werden können.

Kindheit und Lebenslauf

Viele Zwänge manifestierten sich bereits in der Kindheit. Oftmals sind es Sätze der Eltern, die Kinder dazu bringen, bestimmte Verhaltensweisen ständig zu wiederholen, ohne dass allerdings ein Sinn darin erkannt wird. Die Eltern haben diese Alltagszwänge dann gewissermassen ausgelöst und der Betroffene zeigt sie sein komplettes Leben lang, ohne dass er den Sinn dahinter kennt. Häufig waren die Handlungen in der Kindheit noch sinnvoll, im Erwachsenenleben sind sie allerdings überholt.

In vielen Fällen sind es auch Glaubenssätze, die den Menschen dazu bringen, seinen Alltagszwang auszuleben. Werden die Handlungen nicht durchgeführt, wissen die Betroffenen zwar nicht, was passieren wird oder ob überhaupt etwas passiert. Sie glauben dennoch an negative Auswirkungen und führen die Handlungen immer wieder aus. Erstaunlich dabei ist, dass der Mensch viele Gründe dafür findet, aus denen er die Handlungsweise aufrechterhält. Die Handlungen werden begründet, damit wieder eine Einheit zwischen Handlung und Glauben herrscht.

Äußere Rahmenbedingungen führen zu Zwängen

Alltagszwänge werden häufig auch durch die äußeren Rahmenbedingungen bestimmt. Geiz ist ein Beispiel für einen solchen Zwang. Viele Menschen vergleichen täglich Preise und kaufen die billigsten Waren, obwohl sie selbst an dessen Qualität oder Nutzen zweifeln. Sie wollen Geld sparen und fast zwanghaft wird dann beim Einkauf auf die Ausgaben geachtet. Das Verhalten verselbstständigt sich irgendwann und obwohl nicht mehr auf den Cent geachtet werden muss, wird das Verhalten beibehalten.
Ein ähnliches Problem ist der Gesundheitswahn oder auch der Schlankheitswahn.

Die Menschen werden von der öffentlichen Meinung beeinflusst. Nahezu auf jedem Plakat wird damit geworben, dass der Mensch ein ideales Gewicht braucht um glücklich zu werden und die Gesundheitsindustrie verdient Geld damit, dem Menschen aufzuzeigen, dass er ohne Pharmaprodukte nicht ewig leben wird. Daher versucht er, sein Leben zu verlängern und in zwanghafter Weise essen die Menschen weniger oder sie nehmen Ernährungsergänzende Tabletten, um den Rest des Lebens gesund zu bleiben.

Ein Beispiel ist, wenn Menschen ständig nur Lebensmittel essen, die den Cholesterinspiegel nicht anheben. Sie beschäftigen sich dann sehr oft nicht damit, ob es sinnvoll ist, diesen Aufwand zu betreiben. Vielmehr suchen sie immer wieder nach Hinweisen dafür, dass ihr Verhalten gerechtfertigt ist. Damit wird dann der Alltagszwang gerechtfertigt.

Wann wird ein Zwang überhaupt krankhaft?

Viele Alltagszwänge sind allerdings auch notwendig, damit ein soziales Zusammenleben überhaupt möglich ist. Ein Beispiel hierfür ist bereits das Zähneputzen oder auch das tägliche Duschen. Auch das Aufstehen nach der Uhr ist ein Zwang, der notwendig ist, um den Alltag zu bewältigen. Diese Zwänge werden durch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geformt und von den einzelnen Individuen ausgeführt. Sie ermöglichen daher, dass die Gesellschaft funktioniert.

Bleibt somit die Frage, ab wann ein Alltagszwang bereits krankhafte Züge annimmt. Krankhaft wird ein Zwang immer dann, wenn der Betroffene keinen Nutzen aus seinem Handeln hat und wenn die Handlungen und Gedanken nicht zu einer Verbesserung, sondern zu einer negativen Beeinträchtigung des Lebens führen. Eine Krankheit liegt dann vor, wenn die Handlung willentlich nicht unterdrückt werden kann und beim Unterlassen weitere Symptome auftreten, wie beispielsweise Angst.

Ein Fazit

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Alltagszwänge eine wichtige Funktion übernehmen. Einige sind bereits in der Kindheit in das Verhaltensmuster integriert worden und zeigen sich später auch ohne erkennabren Sinn immer wieder. Andere Alltagszwänge sind dringend notwendig, damit das Zusammenleben funktioniert. Sie müssen eingehalten werden, damit der Betroffene im Leben bestehen kann. Einige weitere Alltagszwänge führen zu einem bestimmten Lebensgefühl.

Sie können allerdings auch unterlassen werden, was sie von Krankheiten unterscheidet. Beherrscht ein Verhalten den Alltag und wirkt sich störend aus, dann ist bereits ein Grenzfall vorhanden. Wird eine Handlung allerdings nicht ausgeführt und es entsteht beim Unterlassen Angst, dann muss sofort eine Behandlung eingeleitet werden.

 

Zwänge und Zweifel: Ein untrennbares Paar?

Wenn das Sammeln zum Zwang wird – Das Messie-Syndrom


Zwänge und Zweifel treten oftmals in Kombination miteinander auf. Nicht jeder Zwang muss durch einen Zweifel begründet sein. Zugleich ist es nicht unbedingt der Fall, dass jeder Zwang mit einem Zweifel einhergeht. Dennoch: Die psychischen Mechanismen hinter dem Zweifel werden fortwährend mit dem Begriffsfeld des Zwangs in Einklang gebracht. Zugleich kann der Zweifel allerdings auch das Symptom für die Krankheit selbst sein.

Wann Zweifel auftreten

Zwänge können in Form von Handlungen sowie Gedanken und Impulsen ausgelebt werden, gegen die sich ein Betroffener, seinem subjektiven Empfinden nach, nicht zu wehren vermag. Sie sind störend und beherrschen in vielen Fällen den Alltag. Zwänge verursachen dann Zweifel darüber, ob alles tatsächlich “sachgemäß” bzw. im Sinne des Betroffenen durchgeführt wurde. Der geringste Zweifel daran, dass die Handlung nicht exakt nach einem bestimmten Muster abgelaufen ist, führt schließlich dazu, dass erneut begonnen wird, die Handlungen auszuführen.

Zwänge und Zweifel bilden daher eine Einheit und die Betroffenen müssen schließlich lernen Zweifel als Bestandteil ihres Alltags anzunehmen und zu lernen mit ihnen umzugehen.

Die Erkrankten zweifeln aber auch daran, ob die Handlungen, Gedanken und Impulse überhaupt einen Sinn ergeben. Sie kommen dann schnell zu der Annahme, dass die Zwänge sinnlos sind und eigentlich kein Grund vorliegt, um sie weiterhin auszuführen und doch verspüren sie den Druck die Handlungen, Gedanken und Impulse weiterhin ausleben. Daher zweifeln viele Betroffene an sich selbst und meistens leidet auch das Selbstbewusstsein unter der Erkrankung, denn schließlich fühlen sich die Betroffenen häufig schwach und wissen nicht, wie sie den Teufelskreis durchbrechen sollen. Das Zweifeln ist daher in vielen Fällen allgegenwärtig und kann von den Betroffenen nicht vermieden werden.

Die Funktion der Zweifel im Bereich der Zwänge

Das Zweifeln nimmt bei den Betroffenen zunächst eine Schutzfunktion ein. Sie schützen sich dabei vor allem davor, sich von Umständen hinreisen zu lassen, die sich später als negativ herausstellen und daher einen Schaden darstellen könnten. Später können sie sich dann immer mehr ausbreiten und die aktiven Handlungen komplett verhindern.

Die Zweifel verhindern somit, dass die betroffene Person weiterhin aktiv ist. Der Kreis der möglichen Handlungen wird eingeengt und die Menschen verlernen alltägliche Abläufe zu verrichten. Oft dauert es dann Stunden, bis sie ihre Tätigkeiten durchführen können. Im Mittelpunkt steht zunächst die Befriedigung der Zwänge.

In der Praxis zeigt sich das Zweifeln dann in einem unentschlossenen Auftreten. Zugleich entsteht ein Zögern, das in jeder Situation bemerkt werden kann. Selbst Kleinigkeiten lassen die Personen unsicher zurück, sodass eine direkte Entscheidung kaum mehr möglich ist. Das Problem führt schließlich auch dazu, dass eine Handlungsunfähigkeit entstehen kann, die auch Möglichkeiten blockiert, die unabhängig von der Erkrankung vorliegen. Nicht nur eine ausgewachsene Zwangsstörung kann dieses Problem beinhalten. Vielmehr neigen auch zwanghafte Persönlichkeiten zu diesem Symptombild.

Zweifel als isoliertes Symptom

Nicht immer ist der Zweifel bei Zwängen eine Randerscheinung oder ein Symptom. In einigen Fällen stellen sie auch das Hauptsymptom dar. Die Betroffenen haben dann das anhaltende Gefühl, eine Handlung oder eine Tätigkeit sei nicht oder nicht korrekt ausgeführt worden. In einigen Fällen führt dies dazu, dass Handlungen immer wieder wiederholt werden.

Die Frage danach, wie den Zweifeln begegnet werden kann, ist nicht einfach zu beantworten. Je nachdem ob sie das Symptom oder die Begleitung darstellen, können unterschiedliche Ansätze zur Behandlung gewählt werden. Grundsätzlich sollte allerdings immer die Erkrankung behandelt werden. Mit der Verbesserung der Erkrankung werden meistens auch die Zweifel bekämpft – egal ob es sich dabei um ein Symptom oder eine Randerscheinung handelt.

 

Zwangsstörungen: Welchen Zweck erfüllen sie?

Wenn das Sammeln zum Zwang wird – Das Messie-Syndrom


Zwänge müssen nicht nur eine krankheitsbedingte Erscheinung sein. Fast jeder Mensch übt einen Zwang aus, dessen Zweck nicht immer deutlich erkennbar sein muss. Oft sind es Erfahrungen aus jungen Jahren, die den Menschen dazu bringen, einen Zwang auszuleben und aus “einfachem” Zwang Zwangsstörungen zu entwickeln.

Alltagszwänge: Von Werten und Normen

Der Mensch unterliegt Werten und Normen. Diese wurden bereits in frühen Jahren erworben und bilden im Prinzip das Fundament der Gesellschaft. Auf diesen Werten und Normen fußt dann das Verhalten. Beeinflusst werden sie zudem von den Subkulturen, der Peer-Group, Familie und anderen Faktoren. Mit jeder Generation werden die Werte und Normen verändert und überformt. Es handelt sich daher um Abwandlungen eines ursprünglichen Wertesystems. Der Zweck dieser Werte und Normen ist eindeutig: Sie sollen ein normales Zusammenleben in der Gemeinschaft ermöglich. „Der Mensch als soziales Wesen“, steht im Mittelpunkt der Betrachtung.

Der Mensch verhält sich diesen Werten und Normen entsprechend. Zeigt eine Person plötzlich ein Verhalten, das er bisher nicht gezeigt hat, dann ist immer davon auszugehen, dass seine Werte und Normen, die schon sehr früh erworben wurden, dieses Verhalten zulassen. Oft genug entstehen daraus Glaubenssätze, die zwanghaft eingehalten werden, ohne dass der Mensch weiss, was passieren wird, wenn ihnen nicht Folge geleistet wird. Die Menschen versuchen dann beispielsweise zwanghaft pünktlich zu sein oder die eigene Wohnung nahezu steril zu halten. Der Zweck muss dabei nicht immer eindeutig sein und doch ist es den Betroffenen kaum möglich, gegen diese Glaubenssätze zu verstoßen. Einzig die Umdeutung der Sätze führt schließlich zu einem neuen Verhalten, das allerdings oftmals ebenso zwanghaft ausgelebt wird.

Ursprünglich eine sinnvolle Einrichtung

Viele Zwänge erfüllen sogar einen nützlichen Zweck. Biologisch gesehen waren Zwänge ursprünglich ein Schutz vor Infektionen oder Gefährdungen. Auch heute noch versuchen viele Menschen, Gefahren durch Zwänge auszuschalten. Ein Beispiel hierfür ist, dass es Personen gibt, die beinahe zwanghaft kein Getränk anrühren, das länger als einen Tag offen auf dem Tisch steht, obwohl keine echte Gefahr davon ausgeht. Auch das Kontrollieren, ob der Herd wirklich ausgeschaltet ist, bevor eine Person das Haus verlässt, kann ein Zwang sein. Diese Alltäglichkeiten können sich dann verstärken, wenn es einen Vorfall gab, der die Gefahr bestätigte – wenn auch nur subjektiv.

Fast jeder Mensch hat kleine Ticks, die er offen auslebt. Der Zweck der kleinen Zwänge kann infrage gestellt werden, denn eine nützliche Funktion wird dadurch oft nicht erfüllt. Dennoch wippen die Menschen ständig mit dem Fuß oder fahren sich mit den Händen fortwährend durch die Haare. Werden sie daran gehindert, dann kann dadurch ein sehr unangenehmes Gefühl entstehen. Dieses Gefühl wird dann aber meistens durchaus wieder nach kurzer Zeit abgebaut, worin ebenfalls ein Unterschied zur Zwangserkrankung zu sehen ist.

Das Problem der Zwangsstörung

Eine Zwangsstörung basiert im Prinzip auf einem solchen Zweck. Bei der Störung ist der Regelmechanismus im Gehirn nicht mehr kontrollierbar. Dieser Fehler führt dazu, dass ständig eine Alarmmeldung ausgesendet wird. Es entsteht das Gefühl, dass etwas nicht so ist, wie es sein sollte. Der Betroffene reagiert darauf und führt die Handlungen aus.

Die Reaktionen sind dabei stark übersteigert. Zugleich wird im Gehirn zu wenig Serotonin gebildet. Dieser Stoff ist eine Substanz von vielen, die im Gehirn die Übertragung zwischen den Nervenzellen steuert. Hierdurch wird diese Fehlermeldung schließlich verursacht.

 

Die Ursachen der Zwangsstörung

Wenn das Sammeln zum Zwang wird – Das Messie-Syndrom


Zwangsstörungen wirken sich für die Betroffenen als sehr belastend aus. Häufig entwickeln sie sich, ohne dass der Betroffene die Ursachen dafür erkennen kann. Die Ursachen der Zwangsstörung konnten bisher noch nicht eindeutig geklärt werden. Inzwischen konnten allerdings einflussreiche Faktoren durchaus exploriert werden.

Genetische Veranlagung ist wahrscheinlich

Grundlage scheint nach den neueren Erkenntnissen eine genetische Veranlagung zu sein. Diese Ursachen wurden in Zwillingsstudien nachgewiesen. Bei diesen Studien werden Zwillinge, die unabhängig voneinander aufwachsen, beobachtet. Das Ergebnis der Studien war, dass Zwillinge, die ursprünglich aus Familien mit Zwangssymptomen stammten, eine Neigung hatten, selbst solche Symptome zu entwickeln. Genetische Ursachen der Zwangsstörung können daher durchaus als gesichert gelten. Allerdings ist diese Grundlage nicht ausreichend, damit eine Person die Problematik entwickelt. Vielmehr müssen weitere Faktoren hinzukommen, um die typischen Symptome auszulösen.

Ein weiterer körperlicher Grund scheinen die Botenstoffe im Gehirn – vor allem das Serotonin – zu sein. Im Gehirn werden die Nervenimpulse nicht direkt weitergegeben. Zwischen den Nerven befindet sich ein Spalt, der überbrückt werden muss. Hierfür sind die Botenstoffe zuständig. Gerade das Serotonin spielt scheinbar eine wesentliche Rolle als Ursache für Zwangsstörungen. Medikamente, die den Spiegel des Serotonins beeinflussen, wirken sich günstig auf die Zwangsstörung aus, sodass davon ausgegangen werden kann, dass hier ein weiterer körperlicher Grund für die Störung vorliegt.

Zwangsstörung & Gehirn

Nicht nur die Botenstoffe im Gehirn scheinen eine besondere Rolle zu spielen. Die Ursachen der Zwangsstörung betreffen scheinbar auch die Aktivitäten im Gehirn selbst. Das Gehirn ist in verschiedene Sektionen eingeteilt, die für unterschiedliche Bereiche zuständig sind. Das Areal für Gewohnheiten ist beispielsweise nicht identisch mit dem Areal für Verhalten. Im Fall der Zwangsstörung konnten durch moderne bildgebende Verfahren allerdings erkannt werden, dass die Areale für die Gewohnheiten während der Handlung aktiv sind. Daher liegt der Verdacht nahe, dass in diesem Bereich des Gehirns ein Fehler vorliegen muss. Zugleich ist der Komplex im Gehirn für die präzise und genaue Ausführung von Handlungen stärker aktiv als bei nicht betroffenen Menschen. Daraus resultiert, dass der Betroffenen ständig seine Handlungen kontrolliert und die Zwänge ritualisiert.

Das Spiel der Emotionen

Nicht nur Vorgänge im Gehirn können als Ursachen für die Zwangsstörung ausgemacht werden. Vielmehr spielen auch belastende Emotionen eine wesentliche Rolle. Vor allem Angst, Zweifel oder Unsicherheiten können daher zum Problem werden. Die Angst bezieht sich in der Regel auf einen drohenden Kontrollverlust oder auf Fehler, die auftreten können. Die Angst ist daher unbegründet, wird dann aber zum einem Aspekt der Ursachen.

Grundsätzlich muss hierbei allerdings immer die Frage geklärt werden, ob die Angst ein Symptom oder ein Auslöser ist. Wird eine Zwangshandlung nicht ausgeführt, dann haben die Betroffenen Angst, auch wenn sie diese als unsinnig erkennen. Das Gefühl ist daher immer auch ein Symptom der Erkrankung.

Mehrere Faktoren sind entscheidend

Grundsätzlich müssen verschiedene Ursachen gegeben sein, damit eine Zwangsstörung ausbricht. Nur eine genetische Veranlagung reicht nicht aus. Und ohne die genetische Veranlagung kann ein psychischer Grund ebenfalls keine Zwangsstörung verursachen. Um die Störung auszulösen, bedarf es daher zunächst einer genetischen Voraussetzung, die dann mit weiteren Faktoren kollidiert. Zudem muss eine hohe psychische Belastung auftreten.

 

Was sind Zwangsstörungen? Eine Erklärung

Wenn das Sammeln zum Zwang wird – Das Messie-Syndrom


Jeder Mensch hat Zwänge. Diese sind unterschiedlich ausgeprägt, sodass sie nicht mehr als störend empfunden werden. Viele Menschen sind daher in der Lage den Zwang zu ignorieren und ihren alltäglichen Verrichtungen in gewohnter Weise nachzugehen. Eine Zwangsstörung beschreibt hingegen eine aktue Form und beherrscht den Alltag des Betroffenen maßgeblich.

Eine Definition

Ein Zwang liegt dann vor, wenn der Drang entsteht, eine bestimmte Handlung auszuführen oder einen Gedanken zu denken. Bei einer Zwangsstörung ist dieser Drang so groß, dass sich die betroffene Person nicht dagegen wehren kann. Die Zwangsstörung verursacht daher eine ständige Beschäftigung mit der Handlung oder dem Gedanken, sodass die Betroffenen diese immer wieder ausführen. Während ein normaler und harmloser Zwang kontrolliert werden kann, ist dies bei einer Zwangsstörung nicht der Fall.

Die Betroffenen wehren sich gegen die Zwänge, sind aber nicht in der Lage, ihnen willentlich zu widerstehen. Tun sie es dennoch, dann entsteht eine Angst, die sich ständig verstärkt und dann dazu führt, dass der Zwang wieder ausgelebt werden muss. Je mehr Anstrengungen unternommen werden, um die Handlung oder den Gedanken nicht auszuführen, desto größer wird bei der Zwangsstörung der Druck.

Grundsätzlich sind sich die Betroffenen darüber im Klaren, dass der Zwang keiner Sinnhaftigkeit folgt. Auch wenn sie Angst haben – die bis zur Panik reichen kann – ist ihnen oft durchaus bewusst, dass der Zwang eigentlich keine Funktion hat.

Von Zwangsgedanken und Zwangshandlungen

Gerade die Zwangsgedanken können sehr belastend sein. Im wesentlichen können Zwangsideen, Zwangsimpulse und ein Grübelzwang unterschieden werden. Die Zwangsideen bestehen beispielsweise aus Befürchtungen. Diese können in verschiedenen Formen auftreten, wie beispielsweise, die gesteigerte Befürchtung, dass dem eigenen Kind etwas zustoßen könnten. Daneben gibt es die Zwangsimpulse. Diese bestehen aus dem Impuls eine Handlung ausführen zu müssen, die andere Personen schädigt oder auch gegen das eigene Ich gerichtet ist.

Oftmals bezieht sich der Impuls dabei auf eine schwere Schädigung des Körpers. Beim Grübelzwang müssen bestimmte Gedanken ständig wiederholt werden. In vielen Fällen ist es allerdings nicht möglich, einen Gedanken zu Ende zu denken, sodass ständig wieder von vorne begonnen werden muss, ohne dass ein Resultat erzielt werden kann. Die Gedanken kreisen dann ständig um diesen Gedanken. Grundsätzlich kann jedes Thema zu einem Zwangsgedanken werden, auch wenn besonders häufig sexuelle oder religiöse sowie Gedanken um Ordnung, Keime und Ähnliches auftreten.

Zwangshandlungen sind die zweite große Gruppe der Zwangsstörungen. Hierbei entstehen Handlungen, die immer wieder wiederholt werden müssen und die nicht unterbrochen werden können. Klassische und bekannte Beispiele sind der Waschzwang oder der Putzzwang. Grundsätzlich kann allerdings jede Handlung zu einer Zwangsstörung führen.
Das Charakteristische ist auch bei diesen Zwängen, dass die Betroffenen durchaus wissen, dass die Handlungen keiner Sinnhaftigkeit folgen. Dennoch müssen sie dem Drang nachgeben, da ansonsten Angst bis hin zur Panik entsteht.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist bei einer Zwangshandlung, dass sie meistens ritualisiert abläuft. Das bedeutet, dass sich die Betroffenen beispielsweise immer achtmal die Hände waschen müssen oder dass sie gezwungen sind, zehnmal zu kontrollieren, ob das Licht abgeschaltet ist.

Die Symptome führen zur Beeinträchtigung

Aufgrund dieser Mechanismen ist das Leben der Betroffenen stark eingeschränkt. Es gibt Personen, die durch die Zwänge nicht mehr in der Lage sind, eine Arbeit aufzunehmen. Viele Betroffenen sind zudem nicht mehr in der Lage, Termine einzuhalten. Ein normales Familienleben ist nicht möglich, denn der Zwang führt dazu, dass die Belastungen für das Umfeld sehr hoch sind. Zudem besteht das Problem, dass die Zwangsstörung oft auch den Partner einbezieht, der damit das Verhalten noch unterstützt.

Viele Zwänge verursachen zudem starke gesundheitliche Probleme, die dann begleitend vorhanden sind. Ein Waschzwang kann beispielsweise zu einer starken Schädigung der Haut führen. Ähnliche Probleme gibt es bei vielen Zwängen, sodass die Therapie nicht immer nur auf die Psyche ausgerichtet werden kann, sondern begleitend auch die körperlichen Auswirkungen berücksichtigen muss.