Soziale Netzwerke helfen Hinterbliebenen im Trauerfall

Soziale Netzwerke helfen Hinterbliebenen im Trauerfall


Heutzutage kommt es viel häufiger vor als wir denken, dass beim Tod eines geliebten Freundes die Hinterbliebenen in sozialen Netzwerken wie etwa auf Facebook den Austausch miteinander intensivieren. Freunde und Bekannte des Verstorbenen versuchen auf diese Art und Weise den Verlust langfristig auszugleichen. Bei einem Trauerfall rücken Freunde meist deutlich enger zusammen.

Es braucht Zeit den Tod eines Freundes zu verarbeiten. Die einen benötigen dafür viele Monate, andere hingegen verkraften diesen Verlust weitaus schneller. In den sozialen Netzwerken wird das fehlende Bindeglied allerdings häufig sofort kompensiert. Der Sozialwissenschaftler William Hobbs und die Facebook Analystin Moira Burke berichten über dieses Phänomen in “Nature Human Behavior”. Es ist allerdings auch nicht immer der Fall, dass diese Kontakte lange Zeit anhalten. In früheren Studien wurde beispielsweise festgestellt, dass in Krisenzeiten soziale Netzwerke einschlafen oder sich sogar auflösen, wie bei einem Forschungsteam einer Universität in welcher ein enges Mitglied verloren ging.

Trauerfall: Kontakte zwischen den Hinterbliebenen auf Facebook

Hobbs und Burke haben für eine Studie die Interaktionen von circa 15.000 anonymen Facebook Nutzerkreisen aus Kalifornien verglichen, zwei Jahre vor und nach dem Verlust eines Freundes. Diese Interaktionen wurden anschließend mit circa 30.000 ähnlichen Gruppen verglichen, die hingegen kein Mitglied verloren hatten. Es war sehr überraschend und beeindruckend, wie viele Personen nach dem Verlust eines gemeinsamen Freundes miteinander in Kontakt kommen. Die Kontakte reichen über die Trauerzeit hinweg, aber auch bis über viele weitere Jahre danach.

Zu Anfang war zu beobachten, dass die Anzahl an Interaktionen wie beispielsweise Kommentare oder Posts kurz nach dem Tod des Freundes deutlich in die Höhe gingen. Nach einigen Monaten ließ die Zahl der Interaktionen allerdings nach und pendelte sich auf die Summe ein, die schon vor dem Todesfall, demzufolge mit einer Person mehr, gezählt wurde. Insbesondere bei Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren stabilisierte sich die Zahl teilweise auf ein sichtbar höheren Wert. Das ist jedoch nicht auf den gefühlten Verlust zurückzuführen. Die Zahlen können nicht pauschalisiert werden, da jedes einzelne Mitglied mit dem Tod des Freundes anders klar kommt.

Gemeinsam den Verlust des Freundes verarbeiten

Aufgrund der Tatsache, dass die Mitglieder der Gruppen nicht wirklich neue Kontakte zu wildfremden Menschen aufbauten, sondern vielmehr die bestehenden Freunde und Bekannten des Hinterbliebenen nutzen, ist nicht von der Suche nach einem „einfachen Ersatz“ auszugehen. Es hat den Anschein, dass beim Tod eines Freundes die Hinterbliebenen den regen Kontakt zu Freunden und Bekannten dieser Person suchen, um sich gegenseitig zu unterstützen und den Verlust leichter zu verarbeiten.

Die Studie von Hobbs und Burke zeigte allerdings auch, dass die Interaktionen und engen Kontakte nicht bei allen Todesarten gleich ausfielen. Wenn sich der Freund beispielsweise selbst das Leben genommen hatte, ist der Effekt deutlich geringer ausgefallen, als bei einer schweren Krankheit oder einem tödlichen Unfall. Das Gleiche war auch bei Todesfällen zu beobachten, die durch Sucht- oder sexuell übertragbare Krankheiten entstanden.

Warum die Hinterbliebenen in Bezug auf die Todesursache unterschiedliche Kontaktreaktionen zeigten, ist noch unklar und muss laut den Forschern intensiv untersucht werden. Auf jeden Fall sind soziale Netzwerke in der heutigen Zeit für viele Hinterbliebene eine Hilfe, die Trauer und den Verlust leichter und schneller zu verarbeiten.

 

Fünf wissenschaftliche Aspekte des Sterbens

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Wir erklären Dir verschiedene Aspekte des Todes im Bezug zur Psychologie, Biologie, Medizin und Soziologie. Des Weiteren erfährst Du, wie, warum und weshalb Menschen sterben.

Wodurch stirbt der Mensch eigentlich?

Da Mensch aus Zellen besteht und diese mit der Zeit altern, ist es logisch, dass wir irgendwann sterben. Im Laufe der Zeit fangen manche Mechanismen an, nicht mehr richtig zu arbeiten, zum Beispiel jene, die für Reparaturen am Körper zuständig sind. Des Weiteren tickt unsere innere Uhr unaufhaltsam und somit rückt unser Ende auch immer näher.

Ist das Ende des Lebens definierbar?

Mediziner bevorzugen mehrere Definitionen, für sie gibt es nicht den einen Tod. Der klinische Tod ist eine Art des Todes, die eintritt, wenn das Herz-Kreislauf-System aufhört zu funktionieren. Des Weiteren bekommen die Organe nicht mehr genügend Sauerstoff und Nährstoffe. Es gibt aber auch noch andere Arten, wie beispielsweise der Hirntod. Bei diesem verliert man medizinisch gesehen das Bewusstsein. Der Hirnstamm, das Kleinhirn und das Großhirn verlieren ihre Funktion und es lebt nur noch der Körper weiter. Da das Thema Hirntod stark diskutiert wird, gibt es Regularien, die von der Bundesärztekammer festgelegt werden, anhand dessen Ärzte einen Patienten für hirntot erklären können.

Gibt es einen Rückweg?

Die Neurologie ist dafür verantwortlich, dass wir den Tod auch noch auf eine andere Art und Weise betrachten. Es handelt sich hierbei vor allem um Nahtoderfahrungen. Zwischen Reanimation und klinischem Tod treten solche Erfahrungen auf und sie sind ganz unterschiedlich stark. Während manche ein helles Licht sehen, fühlen sich andere losgelöst von ihrem Körper. Der Kulturkreis spielt dabei scheinbar auch eine wichtige Rolle. Während wir in Europa eher ein helles Licht sehen, sehen Thailänder Landschaften. Es ist wissenschaftlich zwar nicht ganz klar, ob es sich bei diesem Phänomen um eine Einbildung oder etwas Reelles handelt, Fakt ist aber dass es sehr viele Fälle gibt.

Wie sieht das Leben nach dem Tod aus?

Während wir für die Medizin schon längst als tot gelten, halten unsere Organe es auch noch eine Weile ohne Nährstoffe und Sauerstoff aus. Wenn dann alle Funktionen im Körper aufgegeben haben, ist das auch das Ende der Zellen. Die Zellen sterben ab und unser Körper ist somit völlig funktionslos. Das Blut im Inneren des Körpers hört dann auch auf zu zirkulieren und sinkt ab. Die Farbe des Bluts gibt Medizinern oft wichtige Hinweise bezüglich der Todesursache. Des Weiteren gibt es dann noch die Todesstarre, die den Zeitpunkt des Todes sehr gut beschreiben kann.

Kurze Fakten über Bestattungen

Es gibt immer weniger Särge in Deutschland, stattdessen gibt es ca. 55 Prozent Feuerbestattungen. Tatsächlich sind diese insofern hilfreich, dass sie einen vor Würmern schützen. Eigentlich ist das Risiko bei einem Sarg allerdings sehr gering. Wenn es um die Ereignisse nach dem Tod geht, müssen auch Fragen gestellt werden wie, wird es eine Waldbestattung oder Fußballbestattung. Das sind nur zwei von zahlreichen Beispielen. Es gibt auch sehr viele Sonderwünsche. Nach den Ereignissen folgt dann die Trauerphase, in der jeder lernen muss, mit der neuen Situation umzugehen.

 

Individuelle Souvenirs helfen beim Trauern

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Souvenirs können beim Trauern helfen, vor allem Individuelle. Um den Hinterbliebenen das Trauern zu erleichtern, gestalten zwei Hamburgerinnen individuelle Souvenirs. Diese Souvenirs werden speziell für die Verstorbenen angefertigt und sind ein ganz besonderes Erinnerungsstück.

Nach einem Todesfall steht oftmals alles still. Es gibt allerdings einige Sachen, die erledigt werden müssen. Es muss ein Sarg ausgesucht werden, Kollegen, Familie und Freunde werden benachrichtigt. Es wird umarmt, geweint und geschwiegen.

Ein paar Wochen später sind die Blumen nicht wiederzuerkennen und die Abschiedskarten liegen auf einem Stapel nur herum. Laut Madita von Hülsen sollte das Typische der Verstorbenen genau das sein, was uns in Erinnerung bleibt. Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Anemone Zeim (beide 34) schaffen sie für die Hinterbliebenen Erinnerungsstücke. Diese sind so individuell wie es auch die Verstorbenen waren.

Vor fünf Jahren lernten sich die zwei auf St. Pauli kennen. Zeim verlor schon als Jugendliche ihre Schwester. „Vergiss Mein Nie- Trauerkommunikation und Erinnerung“ gründeten sie vor knapp einem Jahr.

Neuer Umgang mit Trauer und Tod

Die Geliebten von Anemone Zeim hängen alle als Bilder an einer Wand. Es sind sowohl lustige als auch ernste Bilder dabei. Von Zerknickten über verwackelte Bilder ist auch alles dabei. Es sind Fotos von Menschen und von Tieren. Wie die Beiden auf die Idee kamen, ein solches Büro zu eröffnen, wissen sie bis heute nicht. Sie waren sich aber von Anfang an einig, dass der Umgang mit Trauer und Tod stark verändert und revolutioniert werden muss. Die meisten Ideen ergeben sich fast von selbst. Es kann beispielsweise ein Buch sein, in dem Freunde erzählen, wie die verstorbene Person war.

Erinnerungen müssen wach gehalten werden

Mal ist es eine „Mutti“- Kiste bestehend aus Souvenirs, ein anderes Mal ein zusammen geschnittener Film. Die Aufträge belaufen sich auf 25 bis 1500 Euro. Trauerkarten gestaltet die Texterin und Designerin auf Wunsch auch selbst. Die Werke von „Vergiss Mein Nie“ sind alltagstauglich und können jederzeit gezeigt werden oder auch bei Seite gelegt werden. Ein gutes Erinnerungsstück hilft beim Trauern und stärkt einen in dieser schweren Phase, erklärt Annemone Zeim. Alle Hinterbliebenen treibt es aus dem selben Grund zu „Vergiss Mein Nie“, sie wollen die Erinnerungen wachhalten.

Die Erinnerung dient als Heilmittel während der Trauerzeit. Laut Zeim, fällt es den meisten einfacher loszulassen, wenn sie an etwas festhalten können. Die Erinnerungsstücke führen oft zu schönen Momenten, Gesprächen und natürlich Erinnerungen. Madita von Hülsen musste als sie noch sehr jung war Abschied von einem sehr guten Freund nehmen, der auf tragische Art und Weise starb. Das Sterben ihres Schwiegervaters erlebte sie auch mit.

Schmerz kann auch als Katalysator wirken

Als eines Tages eine Frau sie mit einem mitgebrachten Fotoalbum beauftragte eine individuelles Souvenir für ihren Vater zu gestalten kamen die zwei schnell auf eine tolle Idee. Als sie herausfanden, dass der Verstorbene ein begeisterter Rennfahrer war, gestalteten sie ein Fahrtenbuch und nutzten das Nummernschild als Deckblatt. Seine Initialen und sein Geburtsdatum standen auf diesem Nummernschild. Das ist ein Beispiel für die wundervolle Arbeit der zwei Künstlerinnen.

 

Die Henkersmahlzeit – der letzte Unschuldsbeweis?

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Der zum Tod durch Giftspritze verurteilte Mörder Ricky Ray Rector aß nur einen Teil seiner Henkersmahlzeit. Den Rest wollte er sich für später aufheben. Angel Nieves Diaz, 55, aus Florida, verurteilt wegen Mords, Entführung und bewaffneten Raubs, lehnte eine letzte Mahlzeit ab. Er sollte das normale Gefängnisessen bekommen, lehnte aber auch das ab. Das passt zu einer neuen Studie, die vor kurzem in der Fachzeitschrift „laws“ veröffentlicht wurde.

Die Todesstrafe

Wikipedia sagt dazu: „Seit Jahrtausenden werden als besonders schwere Verbrechen geltende Tatbestände durch das Töten der als Täter geltenden Personen geahndet.“ Der Tod ist wohl die härteste Strafe, die ein Gericht verhängen kann. In Europa stellten im 18. Jahrhundert die Humanisten das Recht der Machthaber zur Todesstrafe in Frage. Viele westlich orientierte Länder haben inzwischen Hinrichtungen abgeschafft. Aber in 32 Bundesstaaten der USA ist die Todesstrafe noch in Kraft. Darüber hinaus noch in weiteren 58 Staaten weltweit. Die Tötungsmethoden reichen dabei von Steinigung, Enthaupten, Erhängen, Erschießen, der Giftspritze bis hin zum Tod auf dem elektrischen Stuhl.

Die Henkersmahlzeit

Die letzte Mahlzeit einer zum Tode verurteilten Person bezeichnet man als Henkersmahlzeit. Danach folgt meist die Hinrichtung. Als letzten Wunsch dürfen sich die Verurteilten meist etwas aussuchen. Aus Verärgerung über Sträflinge, die ihre letzte, extra zubereitete Mahlzeit, dann doch nicht angerührt haben, hat Texas 2011 das Ritual der Henkersmahlzeit eingestellt. Hier gab es schon wirklich skurrile Wünsche: Victor Feguer beispielsweise wünschte sich als letztes Mahl eine Olive mit Kern, damit ein Olivenbaum auf seinem Grab wachse – als Zeichen der Versöhnung. Ein solches ist auch die Henkersmahlzeit an sich: Der Verurteilte solle sich symbolisch mit der strafenden Gesellschaft versöhnen, anstatt sie zu verfluchen.

Die Studie

Oft ist es so, dass die Henkersmahlzeit ungesund ist: Eine empirische Untersuchung von 247 in den USA servierten letzten Speisen zeigt das in den Fachzeitschrift „Appetite“ und „laws“. Die Wissenschaftler und Autoren Kevin Kniffin und Brian Wansink von der Cornell University kommen zu dem Ergebnis, dass die durchschnittliche Henkersmahlzeit mit 2.756 Kilokalorien sehr kalorienreich sei. Meist handelte es sich um Fleisch, Pommes und Softdrinks. Als Dessert wurde in der Regel Eis gewünscht. Doch das ist nicht generell so: Todeskandidaten, die von ihrer Unschuld überzeugt sind, verzichten tendenziell eher ganz auf die Henkersmahlzeit oder wünschen sich eine etwas weniger reichhaltige Speise (durchschnittlich 2085 Kilokalorien). In der Fachzeitschrift „Laws“ ist zu lesen, dass bei einer nachträglichen Beurteilung von Unschuldsbeteuerungen der Beklagten die letzten Worte und auch die Wahl der Henkersmahlzeit daher durchaus hilfreich sein könnten. Von den 247 Todeskandidaten beteuerten 24 bis zuletzt ihre Unschuld, 60 gestanden ihre Schuld ein, 163 enthielten sich und machten keine oder keine eindeutige Aussage zur Schuldfrage. Im Ergebnis wollten 29 Prozent der sich unschuldig Fühlenden gar keine Henkersmahlzeit, bei den Geständigen waren es nur 8 Prozent. In Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften“ sagt Ulrich, die Hauptperson: “Wir trennen Gut und Bös, aber in uns wissen wir, dass sie ein Ganzes sind!” Seine Schwester setzt den Gedanken fort: “Darum wohl vernichten wir die bösen Menschen, setzen ihnen aber doch freundlich eine Henkersmahlzeit vor!”

 

ARD-Themenwoche Tod und Sterben - Hospizarbeit gehört dazu!

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Der Tod ist ein Aspekt des Lebens. Auch wenn Menschen ihn zuoft aus ihren Gedanken zu verdrängen versuchen, so gehört er dennoch unwiderruflich zu einem Lebensverlauf dazu. Viele Menschen haben allerdings keine Angst vor dem Tod selbst, sondern vielmehr vor dem Sterben und dem Sterbeprozess. An dieser Stelle setzt die Hospizarbeit ein und hilft den Menschen, die belastende Zeit zu ertragen und ermöglicht zudem ein menschenwürdiges Lebensende.

Was die Hospizarbeit für Sterbende leistet

Der Sterbeprozess verläuft nicht bei jedem Menschen gleich. Während viele Personen das Glück haben, einzuschlafen, werden Andere von Schmerzen gequält. Für viele Menschen ist der Begriff Leben nur noch eine leere Worthülse und die Bemühungen der Medizin richten sich häufig lediglich darauf, das Leben zu verlängern. Welches Leid damit zusammenhängt, wird zunächst ausgeklammert. Die Hospizarbeit versucht diesem Spannungsfeld entgegenzuwirken. „Nicht dem Leben mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben“ lautet der Grundsatz der Bewegung.

Damit wird ausgedrückt, dass es nicht darum geht, das Leben künstlich zu verlängern, wenn der Betroffene sich in seiner Situation nur quält. Vielmehr ist der Grundsatz der Hospitzarbeit, das restliche Leben lebenswert zu gestalten und die Freude am Leben so gut wie möglich zu erhalten. Einfach ausgedrückt sollen Sterbende ein Stück Normalität in der abnormen Welt ihres Sterbens erleben.

Die Welt des Sterbenden unterscheidet sich stark von der Welt Nicht-Sterbender. Nicht-Sterbende wissen nicht, wie lange sie noch leben werden. Ihre Zukunft ist nicht klar vorgezeichnet. Sterbende hingegen wissen, dass sie nicht mehr lange physisch am Leben sein werden. Der Sterbende muss allerdings nicht nur mit diesem Umstand zurechtkommen. Vielmehr sind die Angehörigen häufig überfordert. Sie sind hilflos und dies ist im Umgang mit dem Sterbenden deutlich zu bemerken. Das Thema wird häufig tabuisiert und der nahende Tod wird ignoriert. Obwohl viele Sterbende – immerhin über 90 Prozent – gerne zuhause aus dem Leben treten würde, ist dies oft nicht möglich. Die Hälfte der Menschen stirbt in Krankenhäusern und ein weiterer Teil beendet sein Leben in Pflegeheimen. Auch dieser Umstand ist den meisten Sterbenden durchaus bewusst und stellt häufig eine Belastung dar.

Hier setzt die Hospizbewegung ein. Hospize versuchen, den Sterbenden in einer normalen Umgebung zu begleiten, die nichts mit der Krankenhausrealität zu tun hat. Bis in die kleinsten Details werden die Gebäude geplant. Viele Hospize verfügen beispielsweise über kleine Fenster, die dem liegenden Patienten erlauben, den Himmel zu sehen, auch wenn sie im Bett liegen. Es werden täglich Gespräche geführt und der Alltag wird ein Stück Normalität, in der ein lebenswertes Leben überhaupt möglich wird. Um die Suggestion von”Normalität” zu ermöglichen, muss auch die Medizin eingreifen. Palliativmedizin nennt sich der Zweig, der Schmerzen verhindern soll. Dies gelingt nicht immer. Eine Dämpfung der Schmerzen kann allerdings durchaus erreicht werden, sodass die Lebensqualität steigt.

Auch die Angehörigen werden betreut

Nicht nur die Sterbenden stehen im Fokus der Unterstützung. Auch die Angehörigen sind oftmals überfordert und benötigen Hilfe, sowie Entlastung. Daher ist die Arbeit mit den Angehörigen ein wichtiger Teil der Hospizarbeit. Gespräche, Aufklärung und die Begleitung während der Trauerzeit sind wichtige Bestandteile der Hospizarbeit. Häufig fällt es gerade den Angehörigen schwerer als den Sterbenden, den nahen Tod zu akzeptieren. Schließlich sind sie jene, die zurückbleiben. Depressionen und andere psychische Probleme sind bei den Angehörigen daher in gleicher Weise vorhanden, wie auch bei den Sterbenden selbst. Gespräche, Verständnis und viel Einfühlungsvermögen sind notwendig, um die Probleme der Angehörigen zu bewältigen und ihre Last zu minimieren.

Um diese Aufgaben zu bewältigen, ist das System möglichst flexibel eingerichtet. Neben der bekannten stationären Arbeit in den Hospizen gibt es auch ein System der ambulanten Betreuung. Beide Systeme werden miteinander kombiniert, sodass für jeden Betroffenen eine möglichst optimale Begleitung gewährleistet werden kann. Zugleich finden sich in der Hospizarbeit keineswegs nur professionelle Helfer wie Ärzte, Psychologen und Sozialarbeiter. Vielmehr sind auch unzählige Laienhelfer in das System eingebunden, die ehrenamtlich tätig sind. Menschen, die täglich mit dem Tod konfrontiert werden. Die Qualität der Arbeit dieser Ehrenamtlichen ist dabei sehr hoch. Sie verfügen in der Regel über die notwendigen persönlichen Ausstattungen und werden regelmäßig geschult, um ihre Aufgaben wahrzunehmen.

Die Hospizarbeit ist ein umfangreiches System, das weit entfernt von der ausschließlichen Gabe von Medikamenten ist. Vielmehr wird der Sterbende und sein Umfeld ganzheitlich betrachtet. Damit wird gewährleistet, dass die Ziele der Hospizbewegung erreicht werden können: Den Tagen mehr Leben zu geben.

Sterbehilfe - Mord oder humanes Handeln? Eine Problemlage

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Mord oder humanes Handeln? Sterbehilfe ist in Deutschland umstritten. Während einige Menschen das Vorantreiben des Sterbevorgangs befürworten, lehnen Gegner die Sterbehilfe strikt ab. Beide Seiten haben trifftige Gründe für ihre Meinung. Die Parteien argumentieren teilweise losgelöst von der Situation, in der sich Betroffene befinden und für einige Menschen ist es vorallem eine ethische Frage. Tatsächlich finden sich in Deutschland allerdings nicht nur Meinungen zweier Lager wieder, sondern eine Vielfalt von Abstufungen, die sich zum Großteil durch moralische Auffassungen konstituieren.

Was ist die Sterbehilfe und welche Grundkonflikte gibt es?

Sterbehilfe bezeichnet jede Handlung, die dazu führt, dass ein erkrankter Mensch die Lebensfunktionen einstellt. Der Tod kann in diesem Zusammenhang auf verschiedene Arten herbeigeführt werden. Der Sterbehelfer kann aktiv agieren und den Sterbeprozess durch eine Handlung einleiten. Er kann aber auch passiv auftreten und schlichtweg Handlungen unterlassen, die zum Erhalt des Lebens beitragen. Eine dritte Variante bezieht sich auf die Vorbereitung der Selbsttötung, sodass der Betroffene selbst tätig wird. Obwohl sich die Sterbehilfe auf physisch Kranke bezieht, wird sie auch in Bezug zu Behinderten, Wachkomapatienten oder Menschen mit Locked-In-Syndrom diskutiert.

Obwohl viele Länder die Sterbehilfe in unterschiedlicher Form zulassen, konnte in Deutschland bisher noch keine grundlegende Regelung gefunden werden. Bereits seit Jahren ist die Sterbehilfe in der öffentlichen Diskussion, ohne dass ein Konsens gefunden werden konnte. Vor allem unterschiedliche Blickwinkel sorgen dafür, dass eine Einigung wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren nicht gefunden werden kann. Christlich orientierte Menschen gehen eher davon aus, dass Sterbehilfe – in welcher Form auch immer – gegen die christlichen Grundwerte verstößt.

Das Leben eines Menschen auszulöschen oder sein eigenes Leben zu beenden, sei eine Sünde, die dem Willen Gottes widerspricht. Juristen haben in der Vergangenheit ebenfalls Vorschläge unterbreitet, die in bestimmten Fällen als Sterbehilfe ausgelegt werden können. Beispielsweise gab es im Jahr 2006 den Vorschlag, dass lebenserhaltende Maßnahmen bereits eingestellt werden können, wenn der Sterbeprozess noch nicht eingesetzt hat, wohl aber keine Verbesserung erreicht werden könnte. Der Bundesgerichtshof stärkte in der Vergangenheit die Rechte der Patienten und stellte klar, dass ein Abbruch der Behandlung durchaus auch erlaubt sei, wenn dies der ausdrückliche Wille des Patienten ist.

Problematisch ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass der Wille des Patienten nicht immer klar erkennbar ist. Vor allem Ärzte befinden sich daher in einem Spannungsfeld. Sie müssen entscheiden, ob eine Behandlung abgebrochen wird oder nicht. Egal wie die Ärzte entscheiden – das Spannungsfeld bleibt, denn auch die Sichtweise der Angehörigen ist in diesem Fall wichtig.

Aus psychologischer Perspektive

Auch aus psychologischer Sicht ist nicht eindeutig festgelegt, ob Sterbehilfe in jedem Fall auch das ist, was man gemeinhin unter dem Begriff Hilfe versteht. Schließlich gibt es zahlreiche Erkrankungen, die durchaus starke Schmerzen verursachen. Viele Patienten möchten in diesem Fall sterben, da sie die Qualen nicht mehr aushalten. Depressionen können ebenfalls ein Grund sein, der dann zum Wunsch führt, das Leben zu beenden. Hierbei handelt es sich allerdings um eine psychische Erkrankung und nicht um ein lebensbedrohliches körperliches Leiden.

All diese Fakten führen schließlich zur Frage, wann die Sterbehilfe überhaupt legalisiert werden kann. Die Palliativmedizin ist heute in der Lage, den Patienten selbst stärkste Schmerzen zu nehmen. Nur wenige Personen können nicht behandelt werden. Sind unerträgliche Schmerzen dann noch eine Begründung, um Sterbehilfe zu genehmigen? Eine Frage, die nicht eindeutig zu beantworten ist, denn schließlich hat jedes Medikament Nebenwirkungen, die teilweise gewaltig sein können. Treten diese Nebenwirkungen auf, ist dann Sterbehilfe erlaubt?

Zugleich besteht auch die Problematik, dass geregelt werden muss, wer die Sterbehilfe überhaupt durchführen darf. Derzeit stehen vor allem schweizer Sterbehilfe-Organisationen im Verdacht, wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund zu stellen. Der Vorwurf: Die Organisationen überprüften den Sterbewunsch nicht, sondern verhelfen dem Patienten zum Freibrief für das vorzeitige Lebensende. Ob dies tatsächlich in jener Weise unterstrichen werden kann, sei dahingestellt. Schließlich wurden in der Schweiz strenge Auflagen eingeführt, die regeln, wann Sterbehilfe überhaupt erlaubt ist.

Gerade bei Angehörigen könnten, so ein Einwand der Gegner, finanzielle Interessen im Vordergrund stehen. Dies sei vor allem dann der Fall, wenn ein großes Vermögen vererbt wird. Auch hohe Kosten, die bei Pflegefällen verursacht werden, könnten den Ausschlag für die Entscheidung geben, wie vielfach betont wird. Ob dies allerdings den Realitäten entspricht, ist weitgehend ungeklärt. Faktisch dürfte der Prozentsatz jener Angehörigen, die aus finanziellen Interessen handeln, eher gering sein.

Was bleibt ist die persönliche Sicht

Die Sterbehilfe wird auch in der Zukunft noch viele Fragen aufwerfen. Wahrscheinlich wird die Diskussion auch in einigen Jahren noch fortgeführt werden. Gerade die Vielzahl der Probleme bei der Definition, wann die Sterbehilfe erlaubt ist und welche Voraussetzungen vorliegen müssen, kann zu einer endlosen Diskussion führen. Es bleibt am Ende nur eine persönliche Meinung, die auf subjektiven Kriterien beruht, denn objektiv wird sich die Frage nicht abschließend beantworten lassen.

 

Der Suizidpräventionsbericht der WHO

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Weltweit begehen jährlich mehr als 800.000 Menschen Selbstmord. Die tatsächliche Zahl dürfte noch weit höher liegen, da viele Selbstmorde als Unfälle in die Todesursachenstatistik eingehen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht nun ihren ersten Bericht zur Suizidprävention und möchte diesen als einen Aufruf verstehen, dieses große Problem der öffentlichen Gesundheit anzugehen.

Daten

Daten und Erfahrungen aus Nordamerika, Europa, Australien und Asien belegen, dass im Jahr 2012 ca. 840.000 Menschen Selbstmord begingen. Dabei stellen Selbstmorde die zweithäufigste Todesursache unter Menschen zwischen 15 und 29 Jahren dar. Zudem begehen tendenziell eher ältere Menschen (unter Menschen ab 70 Jahren ist die Selbstmordrate am höchsten) sowie Menschen mit wenig Geld Selbstmord.

Betrachtet man die Geschlechterverteilung, so nehmen sich etwa dreimal so viele Männer wie Frauen das Leben. Und: auf jeden Selbstmord eines erwachsenen Menschen kommen mehr als zwanzig Menschen, die versuchen, sich selbst zu töten.

Gründe für einen Selbstmord

Die Gründe dafür, dass Menschen sich das Leben nehmen wollen, sind vielfältig. Kriege oder Naturkatastrophen beispielsweise können ein Trauma verursachen und ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit vermitteln. Diskriminierungen, körperliche (auch sexuelle) Gewalt, psychische Störungen, Drogenabhängigkeit, Existenzängste, chronische Schmerzen oder Probleme mit dem sozialen Umfeld können zu Selbstmordgedanken führen. Häufig sind aber seelische Leiden die primäre Ursache. Seelische Leiden, die sich oftmals behandeln und heilen ließen – aber Hilfe zu bekommen ist häufig schwer.

Prävention

Der Bericht der WHO zur Suizidprävention fordert deshalb die Erstellung von Präventionsmaßnahmen und den Ausbau bestehender Hilfsangebote. Das Thema Selbstmord müsse dabei entschieden, aber mit der notwendigen Sensibilität thematisiert werden. Derzeit gebe es nur 28 Länder (darunter Deutschland), die eine nationale Strategie zur Suizidprävention hätten. Der Bericht der WHO stellt mehrere Ansätze zur Prävention vor. Da Schussverletzungen und Vergiftungen zu den häufigsten Selbstmord-Methoden gehören, sollte der Zugang zu Schusswaffen und Medikamenten erschwert werden. Weiter sollten Beratungsstellen und die verschiedenen Gesundheitsdienste darin geschult sein (oder werden), Selbstmord gefährdete Menschen zu erkennen. Zudem sollte der Zugang zu Hilfsangeboten erleichtert werden. Des Weiteren sei eine Behandlung des Themas Selbstmord in Schulen, Universitäten sowie am Arbeitsplatz und in öffentlichen Einrichtungen sinnvoll. Medien hingegen sollten auf eine übermäßige Berichterstattung (wegen eventueller Nachahmereffekte, auch als „Werthereffekt“ bezeichnet) verzichten. Diese Präventionsansätze sowie weitere Forschung sollen helfen, das Ziel zu erreichen, die Selbstmordrate bis 2020 weltweit um mindestens zehn Prozent zu senken.

Erinnerung an die eigene Sterblichkeit und was sie bewirkt

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Der Tod, so heißt es, ist das letzte Tabu unserer Gesellschaft. Tatsächlich weichen die meisten Menschen dem Gedanken an das Lebensende aus. Wie das Fachmagazin „Psychologie heute“ berichtet, provoziert ein plötzliches „Memento Mori“, eine Erinnerung an die eigene Sterblichkeit, eine ganze Reihe von Reaktionen in uns. So lässt uns die Konfrontation mit dem Tod kurzfristig anhänglicher werden, wir suchen die Nähe anderer, bevorzugt unserer Partnerinnen und Partner und dies auch in einer physischen Form. Wir handeln weniger egoistisch und unterstreichen Gemeinschaft.

Andererseits, so das Journal, führt der Gedanke an den Tod aber auch zu Tendenzen sozialer Abgrenzung allen gegenüber, die dieser Gemeinschaft nicht angehören. Als fremd wahrgenommene Personen werden stärker abgelehnt und misstrauischer betrachtet. Lassen sich all diese Aspekte noch durch den Wunsch erklären, das Leben zu spüren und sich geborgen zu fühlen, so haben neue Forschungen in Amerika eine ganz andere und eher überraschende Reaktion erkennbar gemacht.

Wie „Psychologie heute“ schildert, wurde in einer Versuchsreihe mit Studenten festgestellt, dass eine unerwartete und unbewusste Begegnung mit dem Gedanken an den Tod in Menschen offensichtlich Humor freisetzt, während die bewusste Beschäftigung mit dem Thema eher zum Gegenteil führt. Innerhalb der Versuchsanordnung mussten die Probanden einen witzigen Text für eine Karikatur erfinden, nachdem eine Gruppe von ihnen zuvor einer Einblendung des Wortes „Tod“ jenseits der bewussten Wahrnehmungsschwelle ausgesetzt worden war.

Eine andere Gruppe musste einen Aufsatz über ihre Gefühle bzgl. ihres eigenen Todes schreiben und sich auf diese Weise intensiv mit dem Thema befassen. Zwei Kontrollgruppen wurden analogen Prozeduren hinsichtlich des Begriffs „Schmerz“ unterzogen. Eine neutrale Jury bewertete eindeutig die Bildunterschriften der Gruppe als am lustigsten, die die unbewusste Einblendung des Begriffs „Tod“ erlebt hatte. Eine konkrete Erklärung für dieses Ergebnis liegt noch nicht vor. Eine Deutung könnte darin bestehen, dass die bewusste und konzentrierte Auseinandersetzung mit dem Thema die Emotion zu stark beeinflusst, um eine plötzliche Umstellung auf lustige Gedanken zuzulassen.

 

Aufbegehren gegen den Tod als Bestandteil der Palliativmedizin

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„Den Tod als Teil des Lebens akzeptieren“, „in Würde sterben“ oder „den Tod annehmen“ – dazu kann man in den Medien Artikel lesen, Sendungen sehen und Podcasts hören. Zahlreiche Bücher sind erschienen. Sterben wird teilweise als wunderbares, zu zelebrierendes Erlebnis geschildert. Doch die Realität ist eine ganz andere.

Was versteht man unter Palliativmedizin?

Palliativmedizin kann entsprechend den Aussagen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin definiert werden als „die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer progredienten (voranschreitenden), weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung zu der Zeit, in der die Erkrankung nicht mehr auf eine kurative Behandlung anspricht und die Beherrschung von Schmerzen, anderen Krankheitsbeschwerden, psychologischen, sozialen und spirituellen Problemen höchste Priorität besitzt“. Ziel ist also, dem Patienten ein beschwerdefreies Dasein zu ermöglichen. Das kann sich beispielsweise auf Schmerzfreiheit beziehen.

Schwierige Akzeptanz

Die Todkranken haben oft bis zur letzten Minute Hoffnung auf eine Wunderheilung. Das macht die Ärzte und das Pflegepersonal in palliativen Einrichtungen nicht selten ungeduldig. Sie wünschen sich von den Patienten eine Akzeptanz des ihrer Meinung nach Unausweichlichen. Doch diese sind dazu häufig nicht bereit. Mehr noch: Sie haben ein Recht zu protestieren und sich aufzulehnen. Denn die Meisten – sind wir mal ehrlich – wollen nicht sterben oder zumindest nicht jetzt. Das Aufbegehren symbolisiert den Wert, welchen sie ihrem eigenen Leben beimessen. Hier gibt es einige bekannte und prominente Beispiele: Zum einen Hans Küng, der Schweizer Theologe, hat sich im Oktober 2013 mit dem dritten Band seiner Memoiren gesundheitlich sehr angeschlagen aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

Früher hat er “unbedingtes und restloses Vertrauen zu Gott” empfohlen. Inzwischen denkt er laut darüber nach die Möglichkeit der Sterbehilfe in der Schweiz in Anspruch zu nehmen. Mittlerweile ist er 85 Jahre alt und seine Kräfte lassen nach. In seinen Memoiren schreibt er: “Ein Gelehrter, der nicht mehr schreiben und lesen kann? Was dann?” und “Ich will nicht als Schatten meiner selbst weiterexistieren”. Zum anderen Elisabeth Kübler-Ross. Sie gilt als Begründerin der Sterbeforschung unter anderem mit ihrer Definition der „fünf Phasen des Sterbens“. Auch für sie war es bei eigener guter Gesundheit wichtig, dass der Sterbende loslassen kann. “Wenn der Sterbende und seine Familie das akzeptieren, ist es das Schönste überhaupt.” 1995 erlitt sie einen Schlaganfall, auf den zwei weitere folgten und sie in den Rollstuhl brachten. Als sie 2004 selbst sterbenskrank war, wehrte sie sich allerdings mit aller Kraft gegen ihren Tod. Und dennoch hat sie, die sich lebenslang mit dem Tod und dem Umgang mit Sterbenden beschäftigte, sehr wichtige Grundlagen für humanes Sterben gelegt: „Es wäre ein Fehler dem Sterbenden Hoffnung zu nehmen. Es ist Aufgabe der Angehörigen, Pflegenden und der Ärzte, die Hoffnung aufrechtzuerhalten. Dazu kann man dem Sterbenden vermitteln, dass ihm jede nötige Hilfe und Erleichterung zukommt“.

Wie unsere Werte und Normen mit der Endlichkeit des Lebens zusammenhängen

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Der Mensch und sein Leben zeichnen sich durch Endlichkeit aus. Uns ist bewusst, dass unser Leben nicht ewig währt. Aus diesem Grund sind Aussprüche wie „Carpe diem“ so beliebt, denn sie rühren an der Tatsache, dass wir nicht ewig Zeit haben unser Leben so zu leben, wie wir es uns wünschen. Was macht die Tatsache der Endlichkeit aber mit den Werten und Normen, nach denen wir leben wollen?

Was uns wichtig ist, ist auf die Zukunft gerichtet

Denken wir einmal darüber nach, was wäre, wenn unser eigener Tod in wenigen Wochen bevor stünde und uns heute schon bewusst wäre, dass dem so ist. Weiterhin würde auch die Welt, wie wir sie kennen, nicht mehr existieren. Würden wir uns dann wirklich noch über den Klimawandel sorgen? Wäre die Umwelt ein Thema, das uns berührt? Diese möglicherweise merkwürdig anmuetende Gedankenexperiment soll verdeutlichen wie eng unsere Werte und Normen mit der Tatsache verknüpft sind, dass nach unserem Tod noch etwas Bestand hat. Dies kann beispielsweise unseren Nachwuchs betreffen oder auch einfach die Gesellschaft als solches. Wir wollen bewahren, weil es noch jemanden geben wird, für den wir etwas bewahren möchten.

Der eigene Tod ist kein Ende

Kehren wir in die Realität zurück, dann ist es so, dass wir als Menschen unseren eigenen Tod nicht als Ende von allem ansehen. Nicht ohne Grund engagieren sich viele Senioren in Projekten, die für kommende Generationen Nutzen haben werden. Sie selber werden diesen Nutzen nicht mehr zu spüren bekommen. In diesem ehrenamtlichen Engagement drückt sich aus, dass Menschen all jenes bewahren wollen, was ihnen wichtig erscheint. Die Wichtigkeit entscheidet darüber wie viel Mühe und Zeit wir darin investieren wollen. In der heutigen Welt scheint Zeit das rarste Gut schlechthin zu sein, weshalb Engagement für etwas auch immer mit Prioritäten setzen zusammen hängt.

Bedingte und Kategorische Wünsche

Der britische Philosoph Bernard Williams unterscheidet daher zwischen bedingten Wünschen, die davon abhängen, dass wir noch leben und sie für uns erfüllen können. Dazu zählt beispielsweise der Kauf eines neuen Autos. Der zweite Aspekt sind kategorische Wünsche, die unser Leben erst lebenswert machen. Dazu kann die Liebe zu unseren Kindern ebenso zählen wie die Erhaltung der Umwelt. Williams betont daher auch, dass ein unendliches Leben für ihn kein erstrebenswertes ist, denn dann würden unsere kategorischen Wünsche schwinden und unser Leben in Langeweile verlaufen. Unsere Werte und Normen, die Dinge, die uns wichtig sind, hängen demnach stark damit zusammen, dass wir endliche Wesen sind. Der Verlust, auch des Lebens, ist es doch gerade, was etwas erstrebenswert macht.

 

Auftragsmörder - Wie viel ist dein Leben wert?

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Hatten Sie den Gedanken auch schon mal?

Natürlich nur in rabenschwarzen Momenten! Dem Ex-Mann einen gedungenen Killer hinterherschicken oder dem Chef? Nein, nicht ernsthaft natürlich. Unwillkürlich denkt man an die Mafia und die Cosa Nostra. Man kennt das ja aus Gangsterfilmen, Krimis und schlechten Soaps aus dem Fernsehen.

Und zwischendurch liest man es mal in den Zeitungen: Eine Frau lässt Ihren Ehemann umbringen, halbseidene Gangster einen Zeugen usw. Eine neue Studie zeigt, dass der Auftragsmord nicht nur im Gangstermilieu zu finden ist, sondern auch bei uns. Zudem wird aufgedeckt, wie wenig so ein Menschenleben wert ist.

Was versteht man denn eigentlich genau unter einem Auftragsmord? 

Im Grunde genommen sagt das ja schon das Wort: Es ist die geplante und bezahlte Tötung eines Menschen, beauftragt von einer Person, einer Organisation oder einem Staat. Der Auftragsmörder wird auch als Killer bezeichnet. Die Tat selbst wird in Deutschland wie Mord geahndet.

Es handelt sich also um einen Straftatbestand. Dabei gelten die §§ 25, 26 und 211 StGB (Strafgesetzbuch). Nach letzterem Paragraphen steht in Deutschland auf Mord zwingend lebenslange Freiheitsstrafe.

Eine Studie zum Thema Auftragsmord?

Echt? Klester Cavalcanti hat 2013 die Biografie von Julio Santana, einem brasilianischen Auftragsmörder geschrieben. Dieser soll über 490 Menschen getötet haben. Zu realen Auftragsmorden gibt es – außerhalb der Fiktion – ansonsten wenige Berichte. David Wilson, Professor am Zentrum für angewandte Kriminologie an der Birmingham City University hat diese Lücke jetzt geschlossen und berichtet darüber in der Fachzeitschrift “The Howard Journal of Criminal Justice”.

Für Großbritannien hat er für die Jahre von 1974 bis 2013 Zeitungsberichte, Zeugenaussagen, Gerichtsakten und alles verfügbare Material ausgewertet. „Wir untersuchten demografische Daten, die Opfer, die Mordwaffe, den Preis für die Tat und auch, ob der Täter der Polizei bereits bekannt war”, meinte Wilson zu seiner Studie.

Was waren die Ergebnisse der Studie?

Der durchschnittliche Auftragsmörder ist 38 Jahre alt. Fast immer handelt es sich um Männer. Bei den untersuchten 35 Fällen war nur eine Frau als Killerin unterwegs. Als Waffe dient in den meisten Fällen eine Schusswaffe. Entgegen der Darstellung in Filmen erschießt er seinen Beauftragten nicht in der Dunkelheit mit einem Zielfernrohr vom Hochhaus gegenüber, sondern eher beim Gassi gehen mit dem Hund oder beim Einkaufen.

Nur drei Opfer erstach man, fünf wurden zu Tode geprügelt und zwei erwürgt. Geschäftliche Auseinandersetzungen waren das am häufigsten vertretene Motiv der Auftraggeber. Gefühlsbedingte Auftragsmorde und die Beseitigung von Zeugen spielten demgegenüber eine untergeordnetere Rolle.

Der Preis für ein Menschenleben lag dabei durchschnittlich bei 15.800 englischen Pfund, also etwa 19.000 Euro, wobei die Bandbreite groß ist. Der günstigste Auftragsmord kostete 200 GBP, also etwa 240 Euro; der teuerste bekannte lag bei umgerechnet 120.000 Euro (100.000 GBP). Die Wissenschaftler stellten fest, dass sich die Killer in vier Gruppen aufteilen lassen: die “Dilettanten”, die einen Auftrag aus Geldnot annahmen, die “Novizen”, die sich das erste Mal an einem Tötungsdelikt versuchten, die “Gesellen” mit Einträgen im Strafregister und “Meistern”, die erst nach mehreren professionell ausgeführten Auftragstötungen oder gar nicht gefasst wurden.

Dementsprechend variierte natürlich auch die Qualität der Auftragsmorde. Der Rechtsanwaltsgehilfe Orville Wright beispielsweise ließ sich von seinem Opfer Theresa Pitkin mit dem Messer in der Hand überzeugen die Tat nicht auszuführen. Der „Iceman“ Richard Kuklinski wurde erst nach sechs Jahren und – nach eigenen Angaben – 200 Auftragsmorden gefasst. 2012 wurde ein Film über sein Leben gedreht. Julio Santana ist trotz angeblich korrektem Namen und fast 500 durchgeführten Aufträgen noch immer auf freiem Fuß.

Hoffmann – Durch die Überdosis in den Tod

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Vor nicht allzu langer Zeit schockierte uns der Drogentod der britischen Soulsängerin Amy Winehouse. Die Liste ist lang: Chet Baker, Heath Ledger, Janis Joplin, Kurt Cobain, John Belushi, Whitney Houston, um nur einige zu nennen.

“I’m so high that I might die” rappte Eminem in “Drug Ballad”. Und jetzt der Schauspieler Philip Seymour Hoffmann. In den Medien war zu lesen, dass noch eine Nadel in seinem Arm steckte, als er gefunden wurde. Tot – gestorben an einer Überdosis Heroin.

Wer war Phillip Seymour Hoffmann?

Philip Seymour Hoffman wurde am 23. Juli 1967 in Fairport, Monroe County, New York geboren und starb nur 47 Jahre später am 2. Februar 2014 in New York City. Er war ein US-amerikanischer Theater- und Filmschauspieler. 2006 bekam er einen Oscar und den Golden Globe für seine Rolle als Hauptdarsteller des biographischen Films Capote.

Er wirkte in insgesamt 58 Filmen mit. 2013 spielte er den Plutarch Heavensbee in den Tributen von Panem – Catching Fire. Er war nicht so auffällig und schrill wie viele seiner Kollegen, dafür ein großartiger Charakterdarsteller. Mäßigung gleich welcher Art war in diesem Leben nicht vorgesehen, so ist zu lesen. Drogen und Alkohol waren häufig seine Begleiter.

Warum trifft es immer wieder Prominente?

Viele Prominente verkraften das Auf und Ab in ihrem Job nicht gut. Mal sind sie nicht oder kaum nachgefragt, mal können sie sich vor lauter Arbeit kaum retten. Auch die Taktung der Auftritte und Drehtermine wird immer knapper. Hochleistung beim Dreh, ständiges Reisen und Leben aus dem Koffer belastet die psychische Stabilität der Prominenten. Stimmprobleme und Krankheiten lassen oft nicht lange auf sich warten. Auf der anderen Seite zeigt sich ein anderes Bild. Prominente und Menschen in exponierten Positionen müssen immer greifbar, immer ausgeglichen und gut drauf sein.

Anstrengend und fast nicht zu schaffen. „Viele Prominente sind narzisstisch veranlagt. Und damit auch neugierig, risikofreudig und experimentierbereit“, erklärt Michael Klein, Psychologe am Deutschen Institut für Präventions- und Suchtforschung. Das Persönlichkeitsmerkmal, das viele Prominente eint, wird als „Sensation Seeking“ bezeichnet. Es ist die Suche nach Abwechslung und neuen Erlebnissen, um immer wieder Spannungsreize zu erleben.

Hierbei kann es sich um „Thrill and adventure seeking“, also körperlich riskante Aktivitäten oder „Experience seeking“, also Abwechslung durch unkonventionellen Lebensstil (Reisen, Musik, Drogen) handeln. Aber auch „Disinhibition seeking“ ist möglich. Desinhibition steht für Enthemmung. Es handelt sich um Abwechslung durch soziale Stimulation wie Party, Promiskuität oder soziales Trinken.

Diese Sensationssucht kann also durch stimulierende oder dämpfende Substanzen befriedigt werden. Auch bewusstseinsverändernde Drogen spielen hier eine bedeutende Rolle. „ Der Drang nach Selbstdarstellung veranlasst viele Prominente, die eigene Persönlichkeit durch Drogen zu verändern, sagt der Kölner Suchtforscher Klein. „All diese Eigenschaften fördern den Konsum von stimulierenden oder bewusstseinsverändernden Substanzen“.

 

Wieso versterben Partner oftmals so kurz hintereinander?

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Wer sich die Todesanzeigen in seiner Tageszeitung näher ansieht, dem fällt sicher auf, dass Ehe- oder Lebenspartner oftmals kurz hintereinander versterben. Dieses Phänomen ist nicht neu, dennoch konnte die Wissenschaft bis heute die Ursache dafür nicht entschlüsseln. Es existieren eine ganze Reihe von Theorien darüber, eine schlüssige Erklärung gibt es jedoch bis heute nicht.

Der Volksmund spricht hier gern vom Sterben an gebrochenem Herzen und wer sich die Lebensläufe der Verstorbenen ansieht, für den ist diese Erklärung wohl die logischste. Dabei muss der Partner nicht unbedingt ein Mensch sein, auch wenn das viel geliebte Haustier stirbt, zieht das nicht selten das Ableben seines betagten Herrchen oder Frauchens nach sich.

Können Menschen an gebrochenem Herzen sterben?

Die Literatur ist voll von Beispielen, dabei ist es meist die Heldin, die den Tod ihres Geliebten nicht verwinden kann und dann an gebrochenem Herzen stirbt. In der Medizin ist dieses Phänomen nicht unbekannt. Offenbar kann der Tod eines geliebten Menschen den Organismus und damit das Herz so strapazieren, dass es aufhört zu schlagen. Erklärt wird das durch die vermehrte Bildung von Stresshormonen. Wird der Körper damit überschwemmt, kann das unter Umständen sogar zum Herztod führen.

Die Aussicht auf Einsamkeit führt zum Tod!

Betrachtet man die Lebensläufe von betroffenen Paaren, so fällt auf, dass diese oft eine jahrzehntelange Ehe geführt haben. Viele von ihnen waren ihr ganzes Leben lang mit nur einem Partner zusammen. Nach dem Tod dieser einzigen Bezugsperson verlieren sie schnell den Lebensmut. Die Aussicht auf ein Weiterleben in Einsamkeit lässt sie allen Lebensmut verlieren. Oftmals bereits bestehende Krankheiten tun dann ein Übriges und der Mensch stirbt ohne wirklich akuten Anlass. In der Vergangenheit waren alte Menschen meist innerhalb einer Familie eingebunden und waren daher nach dem Tod des Partners nicht wirklich allein. Heute ist es leider meist so, dass ein älterer Mensch entweder allein oder ein einem Altenheim lebt. Hier ist die Gefahr zu vereinsamen natürlich sehr viel größer.

Nach dem Hund sterben oft auch Herrchen oder Frauchen!

Viele Senioren haben ihren Partner schon lange verloren oder lebten nie in einer Partnerschaft. Daher ist für sie das Haustier oft das einzige lebende Wesen in ihrem Leben. Hund oder Katze nimmt dann den Platz ein, den normalerweise der Ehepartner oder die Kinder einnehmen. Stirbt das Haustier, verlieren sie ihren Lebensmittelpunkt. Dies führt in vielen Fällen auch zum Tod des Tierhalters. Der Kummer um den Tod des geliebten Tieres führt zu Stress und das kann ein, durch Alter geschwächtes Herz, zum Stillstand bringen.

Was lässt sich tun, um das zu verhindern?

Ein Mensch, der seinen Lebensmittelpunkt verliert, braucht rasche Hilfe. Sein Umfeld muss ihn auffangen und versuchen Trost zu geben. Einen verwaisten Menschen in eine Gemeinschaft einzubinden und sinnvolle Beschäftigungen anzubieten ist der beste Weg, einem gebrochenen Herzen vorzubeugen. Oft genügt es schon, ein neues Haustier anzubieten oder dem alten Menschen den Kontakt zu Kindern zu ermöglichen. Mit ihrer Lebensfreude und ihrer Energie sind sie in der Lage, Trost zu schenken. Sie können den Verstorbenen zwar nicht ersetzten, jedoch lenken sie vom ärgsten Kummer ab.

 

Schicksal und Trauer, der Glaube hilft Trauer zu überwinden

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Wer den Verlust eines geliebten Menschen erlebt, fühlt sich meist hilflos. Allerdings können, der Glaube an das Schicksal und seine Bestimmungskraft, bei der Überwindung der Trauer helfen. Zu diesem Ergebnis kamen Psychologen aus Mainz und Münster aufgrund einer neunjährigen Studie.

Der Tod als das einschneidenste Erlebnis

Die Wissenschaftler der Unis in Mainz und Münster haben sich über neun Jahre lang intensiv mit dem Thema Tod und Trauer beschäftigt. Im Rahmen ihrer Studie haben über 400 Menschen befragt, die alle ihren Partner verloren hatten. Diese Studie führte sie zu folgendem Ergebnis. Die Lebenszufriedenheit der Befragten sank bei denen, die an das Schicksal oder den Zufall glauben, weniger stark ab. Auch nach Jahren spürten diejenigen, die nicht an das Schicksal glaubten, eine erheblich stärkere Beeinträchtigung ihrer Lebenszufriedenheit aufgrund ihres Verlustes. Die Personen, die an das Schicksal glauben, waren offenbar besser in der Lage, den Tod des Partners zu verkraften.

Der Tod des Lebenspartners oder einer anderen nahestehenden Person ist eines der einschneidensten Erlebnisse. Für den Betroffenen stellt dies eine enorme emotionale Belastung dar. Die Reaktion auf den Verlust unterscheidet sich jedoch von Mensch zu Mensch. Nach Aussagen der Wissenschaftler liegt das an der grundsätzlichen Lebenseinstellung. Wer das Schicksal als Ursache für die Ereignisse in seinem Leben betrachtet, ist offenbar deutlich besser in der Lage, mit Schicksalsschlägen fertig zu werden. Für diese Menschen ist der Tod damit ein unabwendbares Ereignis.

Das Schicksal als Schutzfaktor bei Trauer

Die Studien der Forscher aus Münster und Mainz kam zu dem Ergebnis, dass der Glaube an die Bestimmungskraft des Schicksals eher von Vorteil für die Betroffenen ist. Personen mit einer entsprechenden Grundeinstellung können sich leichter mit ihrem Schicksal abfinden. Für sie ist der Weg in ein Leben ohne den geliebten Menschen deutlich einfacher. Der Glaube an das Schicksal ist für diese Personen wie ein Schutzfaktor bei der Bewältigung des tragischen Ereignisses. Der Grund mag nach Ansicht der Wissenschaftler darin liegen, dass sie die unbeeinflussbaren Faktoren in ihrem Leben akzeptieren. Sie grübeln nicht ständig darüber, was sie hätten tun können, um den Tod zu verhindern oder ähnliche fruchtlose Überlegungen. Die Trauer findet natürlich ebenso statt, allerdings fügt sich der Betroffene schneller in sein Schicksal und damit in seine neue Lebenssituation.

Hilfe für trauernde Angehörige

Nicht jeder kann in seiner Trauer allein sein. Daher gibt es mittlerweile Selbsthilfegruppen, an die man sich wenden kann. In vielen Städten finden sich trauernde Angehörige zusammen, um gemeinsam ihre Trauerarbeit zu bewältigen. Das gemeinsame Gespräch kann bei der Bewältigung und der Verarbeitung des Verlustes gute Dienste leisten. Dabei sind Menschen, die an das Schicksal glauben, den anderen Trauernden eine Stütze. Wenn es gelingt, die eigene Anschauung über den Tod und die Trauer zum Positiven zu verändern, verkürzt sich die Trauerzeit erheblich. Unsere moderne Zeit bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit der Trauer umzugehen. Dabei sind es nicht mehr allein die Kirchen, die bei der Trauerarbeit helfen. Längst betrachtet man den Tod nicht mehr nur von der Seite des Glaubens, daher gibt es viele Angebote Trauernden zu helfen.

 

Eine Studie zur Todesfurcht

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Nur die wenigsten Menschen setzen sich bewusst und aktiv in ihrem Alltag mit dem Thema Tod und Vergänglichkeit auseinander. Das kommt nicht von ungefähr, denn beide Themen entziehen sich unserem Einflussbereich und lösen so potentiellen psychischen Stress aus. Vor allem setzen uns aber die subtilen Erinnerung an diesen Themenkomplex zu, etwa durch zufällig mitangehörte Gespräche oder einen Liedtext, der im Hintergrund im Radio plänkelt.

Dieses Phänomen wird schon seit Längerem in der Psychologie im Programm des „Terror Management“ genauer untersucht. Im Einzelnen wird hier die subversive Wirkung der Todesfurcht im menschlichen Unterbewusstsein genau analysiert. Die bisherigen Ergebnisse dieses Forschungsprogramms zeigen, dass wir unter Einfluss von Todesfurcht vor allem die körperliche und emotionale Nähe zu unseren Lieben suchen – uns im Gegenzug aber auch besonders hart „vom Rest der Welt“ abgrenzen wollen.

Eine neue Studie der amerikanischen Forscher Christopher Long, Sozialpsychologe an der Ouchita Baptist University, und Dara Greenwood vom Vassar College brachte im Rahmen eines Experiments noch einen völlig neuen Effekt der latenten Todesfurcht zu Tage.

Die Studie im Detail

Die Wissenschaftler teilten insgesamt 117 studentische Probanden beider Geschlechter in vier experimentelle Gruppen ein. Die erste Gruppe wurde dazu angehalten, eine Aufgabe am PC Monitor zu lösen, während der ihnen für einen winzigen Moment – genauer gesagt 33 Millisekunden – das Wort „Tod“ eingeblendet wurde. Die Dauer der Einblendung war zu kurz, um das Wort im Bewusstsein wahrnehmen zu können, aber lang genug, um es im Unterbewussten zu verarbeiten.

Mit der zweiten Gruppe wurde es ähnlich gehalten, mit dem einzigen Unterschied, dass ihnen nicht das Wort „Tod“, sondern der Begriff „Schmerz“ gezeigt wurde. Die dritte Gruppe von Probanden wurde angeleitet, einen reflektierenden Aufsatz über ihre Empfindungen und Gefühle zu verfassen, wenn sie an ihren eigenen Tod dachten. Der letzten Gruppe wurde ebenfalls eine Schreibaufgabe erteilt, jedoch mit dem Thema der Reflektion eines unangenehmen Zahnarztbesuchs. Die ersten beiden Gruppen wurden also mit einer latenten, die letzten beiden Gruppen mit einer bewussten Todesfurcht konfrontiert.

Im Anschluss an diesen ersten Durchgang ließen die Forscher ihre Probanden einen Cartoon betexten mit der Aufgabe, möglichst originell und humoristisch zu agieren. Danach wurden die fertigen Cartoons einer unabhängigen Jury zur Bewertung vorgelegt. Die Ergebnisse waren eindeutig und erstaunlich zu gleich: Jene Probanden, die mit einer latenten Todesfurcht konfrontiert worden waren, wurden durchweg als origineller und witziger empfunden als die andere Teilnehmer-Gruppe.

Somit konnte diese neue Studie belegen, dass auch der sprichwörtliche „Galgenhumor“ eine tatsächliche Bewältigungsstrategie des Unterbewusstseins bei Todesfurcht ist. Warum dies jedoch nur bei den latent behelligten Teilnehmern der Fall war und nicht bei den aktiven, bleibt auch nach Auswertung der Studie noch offen.

 

Nahtod Erfahrungen

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Belgische Forscher haben innerhalb einer Studie herausgefunden, dass Nahtod-Erfahrungen eine ganz eigene Realität aufweisen. Denn innerhalb dieser Erlebnisse schildern Betroffene oftmals neue Eindrücke von vergangenen Begebenheiten – die tatsächlich stattfanden. Während einem Nahtod-Erlebnis sind diese Erinnerungen extrem lebendig und voller Details.

Dieses Phänomen wollten die Forscher genauer ergründen und wählten daher einen vollkommen neuen Ansatz. Wenn angenommen wird, dass die geschilderten Ereignisse der Fantasie entsprungen sind, dann müssten sich die Gefühle ebenso verhalten. Sollte es sich jedoch um realistische Erinnerungen handeln, dann sind die Gefühle dazu auch wesentlich realitätsgetreuer und natürlich echter. Gefühle und Schilderungen müssten also stets konform sein.

Diese Studie wurde mit Patienten durchgeführt, die bereits ein Koma überlebt hatten. Alle Betroffenen mussten Fragebögen ausfüllen, die im Anschluss mit den Antworten von gesunden Menschen verglichen wurden, die bisher keine Nahtod-Erfahrungen gemacht haben. Die Berichte der betroffenen Menschen haben jedoch zu keiner Zeit eine Ähnlichkeit zu den frei erfundenen Ereignissen aufgewiesen. Die Experten schließen aus dieser Studie, dass das Gehirn Nahtod-Wahrnehmungen erschaffen kann, die mit einem wichtigen persönlichen Gehalt angereichert werden. Die Erinnerung wirkt auf Menschen wie direkt aus der Realität, es ist ein wenig mit einer Halluzination zu vergleichen.

Die Forscher gehen keinesfalls davon aus, dass sie hier eine Erklärung für Nahtod-Erfahrungen gefunden haben. Es geht ihnen viel eher darum, einen Ansatz beizutragen, der dazu dienen soll, die Vorgänge während dieses Erlebnisses noch weiter zu erforschen. Viele Menschen, die dem Tod ganz besonders nahe waren, berichten klassischerweise davon, dass sie durch einen Tunnel auf ein helles Licht zugingen. Auch das Gefühl, dass der eigene Körper verlassen wird, ist sehr verbreitet.

Ob die Nahtod-Erfahrung nun Halluzination, Schutzmechanismus oder tatsächlich Wirklichkeit ist, das weiß bis heute niemand. Fakt ist, viele Menschen berichten viel zu detailreich, als dass es sich um reine Einbildung handeln könnte.