Starke Entzugserscheinungen von Antidepressiva

Starke Entzugserscheinungen bei Antidepressiva


Menschen, die ihre Antidepressiva absetzen, berichten sehr häufig von Beschwerden wie Unruhe, Missempfindung und Angst. Das ist auch der Fall, wenn die Dosierung über einen langen Zeitraum stufenweise reduziert wird. Es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass solche Entzugserscheinungen von Ärzten zu lange unterschätzt wurden.

Wie wirken Antidepressiva und welche Nebenwirkungen gibt es?

Die Liste an Symptomen kann dabei deutlich länger sein als Unruhe, Missempfindung und Angst. Nervosität, Panikattacken, Sehstörungen, Verdauungsprobleme, physische Schmerzen in Kopf und Rücken, Muskelzuckungen oder Tinnitus sind einige weitere Beispiele, von denen Betroffene häufig als Nebenwirkung berichten, wenn sie ihre Antidepressiva reduzieren. Der Grund steckt in ihrer eigentlichen Wirkung, welche die Konzentration von Serotonin zwischen den Synapsen von Nervenzellen erhöhen. Das ist bei den SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) z. B. der Fall. Die Wirkungsweise variiert hier jedoch von Medikament zu Medikament.

Anstieg der Einnahme von Antidepressiva in Deutschland

Laut einer OECD Studie wurden in Deutschland zuletzt immer mehr Antidepressiva verschrieben. Konkret hat sich die Anzahl der Verschreibungen, gerechnet auf 1000 Einwohner, von 21 Tagesdosen im Jahr 2000 auf 53 Tagesdosen im Jahr 2013 erhöht. Das würde bedeuten, dass ca. 5 % der Bevölkerung in Deutschland täglich Antidepressiva einnahmen. Zu einer ähnlichen Aussage kommen Analysten der Techniker Krankenkasse. Laut der entsprechenden Analyse verdoppelten sich die Verordnungen von Antidepressiva zwischen den Jahren 2007 und 2017. Ähnliches lässt sich auch in anderen Ländern wie Großbritannien beobachten. Gründe für den Anstieg ist entsprechend unterschiedlicher Studien nicht, dass es immer mehr psychische Störungen gibt. Stattdessen sank die Schwelle bei Ärzten Antidepressiva zu verschreiben. Es wird diesbezüglich geschätzt, dass Allgemeinmediziner psychische Erkrankungen heute besser als früher erkennen.

Wie gut wirken Antidepressiva?

Es gibt schon länger diverse Metastudien, die zeigen, dass Antidepressiva eine höchstens minimal bessere Wirkung gegen leichte Depressionen haben als Placebos. Zwar nimmt die Wirkung der Medikamente beim Anstieg der Schwere der Depression zu, allerdings sei sie im Vergleich zu Placebos selbst bei Menschen mit starken Depressionen laut dem Psychologieprofessor Irving Kirsch immer noch klein. Das erklärte er im Jahr 2008. Jüngere Metastudien, bspw. eine von einem internationalen Forscherteam im Jahr 2018, sprechen Antidepressiva eine etwas bessere Wirksamkeit zu: Bei 100.000 untersuchten Patienten waren Antidepressiva in 2 von 3 Fällen bei kurzfristigen Behandlungen wirksamer. Diese vergleichsweise geringe Zahl sollte dazu anregen, Alternativen zu betrachten.

Alternative für Antidepressiva: Psychotherapie

So mancher Mediziner plädiert heute darauf, Antidepressiva nur in sehr schweren Fällen einer psychischen Erkrankung zu verschreiben. Zudem muss eine ausführliche Diagnostik vorangehen. Tatsächlich kann die Verschreibung von Antidepressiva in vielen Fällen vermieden werden, da es effektive Alternativen gibt. Ein prominentes Beispiel ist die Psychotherapie, der verschiedene Übersichtsarbeiten bei Depressionen eine vergleichbare Wirkung wie Antidepressiva bescheinigen, obwohl deutlich geringere Nebenwirkungen und weniger Risiken auftreten. Zudem ist eine Psychotherapie nachhaltiger. Doch leider ist die Psychotherapie personalintensiver, weshalb Patienten sehr lange auf einen Therapieplatz warten müssen. Nach einer Analyse der Bundestherapeutenkammer betrug die Wartezeit für das erste Gespräch mit einem Psychotherapeuten in Deutschland im Jahr 2017 durchschnittlich etwa sechs Wochen und sogar fünf ganze Monate bis zur sogenannten Richtlinientherapie, bei der die Krankenkassen das Geld dann erstatten.

Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Depressionen und Entzündungen

Starke Entzugserscheinungen bei Antidepressiva


Die Zahl der Menschen in Deutschland, die unter Depressionen leiden liegt schätzungsweise bei 4 Millionen. Das ist eine große Zahl und eine noch größere Herausforderung für unser Gesundheitssystem. Während wir oft zwischen einer psychischen und einer physischen Krankheit unterscheiden, zeigt uns die Medizin immer mehr, dass der Übergang viel fließender ist als wir denken.

Starke Medikamente haben starke Nebenwirkungen

Des Weiteren kristallisiert sich seit Jahren schon heraus, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Entzündungen und Depressionen gibt. Der entzündungstherapeutische Ansatz ist oft vielversprechend, weil die meisten Patienten mit Depressionen durch die üblichen Medikamente nicht geheilt werden können. Im Falle von Depressionen sind oft starke Medikamente eine Lösung. Diese Lösung aber, sorgt auch für viel Kritik, weil ihre Nebenwirkungen sehr stark sind. Dazu kommt, dass Antidepressiva den Serotonin-Spiegel deutlich erhöhen.

Abwehr des Körpers ist durch Depression geschwächt

In Frankreich und auch in Deutschland haben vor kurzem mehrere Studien beweisen können, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Entzündungen und Depressionen gibt. Dr. Sophie Georgin-Lavialle vom Sainte-Anne-Krankenhaus konnte beispielsweise nur bei depressiven Probanden eine Produktion von Chinolinsäure statt Serotonin, wie es eigentlich üblich ist. Die Chinolinsäure ist ein neurotoxisches Derivat und sehr gefährlich für den menschlichen Körper. Der Grund dafür ist eine überstarke Aktivierung der Mastozyten. Dabei handelt es sich um Zellen, die für die Abwehr des Körpers verantwortlich sind. Die Ergebnisse und Untersuchungen wurden einst von den Professoren Olivier Hermine und Raphael Gaillard erwiesen. Sie konnten den Zusammenhang zwischen Mastozyten und Depressionen beweisen.

In diesem Bereich der Medizin gibt es in Deutschland besonders zwei Personen, die mehr als nur erwähnenswert sind, nämlich Prof. Harald Engler und Prof. Manfred Schedlowski. Engler ist an der medizinischen Fakultät Duisburg-Essen (UDE) und Schedlowski am Institut für medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) angestellt. Beide Professoren konnten nachweisen, dass Depression dazu führen, dass die Konzentration an Interleukin (IL-6), einem Immunbotenstoff, im Blut und auch in der Gehirnrückenmarks-Flüssigkeit (Liquor) deutlich weniger wird. Wenn ein Proband eine höhere Konzentration aufwies, dann weil die Symptome für eine Depression auch größer und stärker waren.

Die Vermutung der Wissenschaftler ist jetzt, dass IL-6 durch das Blut in unser Gehirn gelangen kann und dort neuronale Prozesse durcheinanderbringt und diese eine Depression bewirken können. Es muss zwar noch untersucht werden, wie genau IL-6 in unserem Körper transportiert wird und ob das überhaupt möglich ist, es erscheint aber mehr als nur plausibel. In Berlin forschen auch noch weitere Mediziner an diesem Thema. Am Universitätskrankenhaus der Charité untersucht beispielsweise Prof. Julian Hellman-Regen Minocyclin. Das Medikament wird ursprünglich gegen Infektionen und Akne eingesetzt. Hellman-Regen möchte herausfinden, ob es sich auch für die Bekämpfung von Entzündungszellen im Gehirn eignet.

Ein heiß diskutiertes und erforschtes Thema in Europa

In Frankreich und auch in anderen Einrichtungen in Deutschland wird das Thema genau untersucht. Ganz egal ob in Toulouse oder Berlin, die Ergebnisse von Studien und Labortests lassen doch sehr stark vermuten, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen Depressionen und Entzündungen gibt. Das kann natürlich eine revolutionierende Entdeckung sein für die Medizin. Psychische Krankheiten sind meist schwer zu behandeln bzw. die Diagnose stellt uns oft vor große Probleme. Der Zusammenhang mit Depressionen könnten sowohl die Diagnose als auch die Heilung sehr vereinfachen.

 

Was Du selbst gegen Depressionen machen kannst?

Starke Entzugserscheinungen bei Antidepressiva


Viele Menschen mit Depressionen fragen sich, was sie neben Medikamenten und Psychotherapie noch machen können, um ihre Genesung voranzutreiben. Experten warnen aber davor, diese Alltagsmaßnahmen als Ersatz für die Antidepressiva anzusehen. Nur Antidepressiva können die Wiederaufnahme von Botenstoffen im Gehirn beschleunigen – dies sei die Grundlage der Therapie.

Bewegung und Licht tun gut

Die Wissenschaft ist sich nicht ganz einig, welche Methoden nun wirklich am besten helfen. Die größte Übereinstimmung findet sich jedoch beim Thema Sport. Bestens geeignet sind besonders Ausdauersportarten wie Wandern, Nordic Walking, Radfahren, Schwimmen oder Laufen. Es geht nicht darum sich viel, dafür aber regelmäßig zu bewegen. Durch den Sport werden verschiedene Botenstoffe im Gehirn mit antidepressiver Wirkung ausgeschüttet. Für depressive Menschen sei die Motivation zum Sport das Schwierigste. Hier raten Ärzte, sich mit anderen zu verabreden. Frische Luft würde zusätzlich helfen – vor allem wegen des Lichts, das die Ausschüttung von Melatonin hemmt.

Nicht alleine durch die Depression

Besonders bei fehlender Energie und Motivation, sollte man sich auf Angehörige und Freunde stützen. Dabei stehen nicht Tipps und Ratschläge im Vordergrund, sondern Unterstützung um die Depression als Krankheit zu akzeptieren. Freunde sollten zudem den Betroffenen weiterhin normal in alle Aktivitäten einbinden und dabei bestimmte Eigenarten und auch mal ein Stimmungstief respektieren.

Strukturierter Alltag

Freunde können auch bei der Strukturierung des Alltags helfen. Depressive Menschen neigen dazu, ihren gewohnten Tagesrhythmus aufzugeben. Deshalb hilft es, wenn Angehörige regelmäßige Aktivitäten ins Leben rufen, um dem Betroffenen Halt in dem Chaos zu bieten. Es spielt keine Rolle, ob es sich um tägliche Bewegung, Kontakt zur Familie oder andere wöchentliche Verabredungen geht. Hilfreich ist es, wenn Sachen, die vor der Erkrankung Spaß gemacht habe, einfach beibehalten werden. Sehr wichtig ist auch eine Struktur beim Thema Essen. Menschen mit Depressionen leiden häufig unter einem verminderten Hungergefühl und essen nur noch unregelmäßig. Feste Essenszeiten helfen bei der Alltagsstruktur und führen dazu, dass der Betroffene trotz wenig Appetits möglicherweise etwas isst.

Wieder Nachts besser schlafen

Häufig leiden depressive Menschen gleichzeitig auch an einer Schlafstörung. Ein guter und gesunder Schlaf sei deshalb auch ein essentieller Bestandteil der Therapie. Damit man wieder Nachts besser schlafen kann und damit auch tagsüber nicht mehr so müde ist, raten Experten den Patienten davon ab, einen Mittagsschlaf einzulegen. Wer aber partout nicht ohne Mittagsschlaf kann, sollte sich nicht länger als 30 Minuten hinlegen.

Alkohol und Schokolade sind keine guten Helfer

Alle Exzesse oder Übertreibungen, die negativen Einfluss auf den normalen Tag-Nacht-Rhythmus haben, sind nicht förderlich bei der Genesung. Besonders Alkohol ist die falsche Lösung: Viele Ärzte und Psychotherapeuten beobachten aber, dass insbesondere Männer mit Depressionen versuchen, sich mit Alkohol selber zu heilen. Tatsächlich würde Alkohol aber nur am Anfang die Stimmung heben. Nach einer Weile hätte er aber einen verstärkenden Einfluss und fördere Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Obwohl es Gerüchte gibt, dass Schokolade gegen Depressionen hilft, sehen Experten diese aber als unnütz. Der einzige Grund, Schokolade zu essen, sollte sein, dass man sie lecker findet – als Stimmungsaufheller eignet sie sich jedoch nicht. Ebenfalls ohne heilende Wirkung bei Depressionen sind auch Nahrungsergänzungsmittel wie Omega-3-Fettsäuren, Aminosäuren oder Vitamin D. Deren Effekte seien wissenschaftlich noch nicht belegt.

 

Entzugssymptome nach Absetzen von Antidepressiva?

Starke Entzugserscheinungen bei Antidepressiva


Nach dem Absetzen von Antidepressiva ist es nicht selten, dass bei den Betroffenen Entzugssymptome auftreten. Leider ist dieses Phänomen bisher noch kaum erforscht. Doch zahlreiche Mediziner vergleichen die auftretenden Symptome mit denen nach dem Absetzen starker Beruhigungsmittel.

Zahlreiche Beschwerden nach Absetzen

In den meisten Fällen erfolgt eine Depressions-Erkrankung phasenweise. Befindet sich der Patient gerade in einer beschwerdefreien Phase, werden die Antidepressiva häufig abgesetzt. Doch dies kann schwerwiegende Folgen haben. Schlafstörungen, Übelkeit, Herzklopfen, Muskelzucken, Reizbarkeit, Gleichgewichtsstörungen und Kopfschmerzen gehören zu den geläufigsten Entzugssymptomen, die auftreten können. Bei jeder Person kann sich das Absetzen unterschiedlich auswirken, bei manchen Patienten dauern die Beschwerden Monate an, bei manchen nur wenige Tage. Auch die Intensität variiert.

Neue Antidepressiva besonders gefährlich

Besonders bei zwei neueren Arten von Antidepressiva ist die Gefahr hoch, später an Entzugssymptomen zu leiden. Es handelt sich hierbei um die Substanzgruppen der SNRI (selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer) und der SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer). Die bekanntesten Medikamente dieser beiden Gruppen sind folgende: Duloxetin und Venlafaxin aus der SNRI-Gruppe sowie Paroxetin, Fluoxetin, Citalopram und Escitalopram aus der SSRI-Gruppe. Wie auch starke Beruhigungsmittel oder Medikamente zur Bekämpfung schizophrener Erkrankungen, greifen diese Substanzen in das Nervensystem ein. Sie beeinflussen den Stoffwechsel der neuronalen Botenstoffe unseres Gehirns.

Wichtige Fragen

Wenn solche Symptome auftreten, so ist es immens wichtig, diese richtig einzustufen. Handelt es sich tatsächlich um Entzugssymptome? Oder reagiert der Körper nur kurz auf das Abbrechen der Behandlung? War die Behandlung eventuell noch nicht effektiv genug und die alten Symptome kommen zurück? Von diesen Fragen ist die gesamte weitere Behandlung der Patienten abhängig. Soll nun ein anderes Medikament verwendet werden? Sollte das Antidepressivum noch etwas länger eingenommen werden? Oder kann es schrittweise reduziert und vollständig abgesetzt werden?

WHO warnt vor Verharmlosung

Da dieses Problem noch nicht eingehend erforscht wurde, ist selbst die Namensgebung nicht eindeutig. Manche bezeichnen es als Absetzsyndrom. Doch dieser Begriff verkennt, dass die Symptome auch auftreten können, wenn die Medikamente lediglich unregelmäßig eingenommen werden. Aus diesem Grund scheint die Bezeichnung Entzugssymptome hier angebrachter. Die Weltgesundheitsorganisation warnte in der Vergangenheit jedoch bereits davor, dieses Problem zu verharmlosen. Meist meldeten Ärzte lediglich Entzugssymptome und verharmlosten somit die ernstzunehmende Gefahr einer Abhängigkeit von Antidepressiva.

Stück für Stück

Die beschriebenen Symptome sind bereits nach einer Einnahme von zwei Monaten zu beobachten. Das bedeutet, dass es jeden Patienten betreffen kann, da Antidepressiva in der Regel länger eingenommen werden. Bereits nach ein paar Tagen nachdem das Medikament abgesetzt wurde, können sie auftreten. Eine mögliche vorbeugende Maßnahme könnte sein, Antidepressiva nicht abrupt abzusetzen, sondern progressiv, Stück für Stück. Doch auch diese Methode bietet noch keine nachweisebare Garantie beschwerdefrei von diesem Medikament loszukommen.

Unerforscht

Generell gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Substanzen, die auf dem Markt erhältlich sind. Solltest Du eine Antidepressiva-Therapie beginnen, so ist es ratsam auch über diese Problematik mit Deinem Arzt zu sprechen. Es handelt sich hierbei leider um ein noch recht unerforschtes Feld. Auch schwerwiegendere Beschwerden und Risiken sind zuweilen nicht auszuschließen. Es soll bereits Patienten gegeben haben, die in der Folge des Absetzens begannen unter einer Manie zu leiden. Immer mehr Studien befassen sich allerdings mit diesem Thema und versuchen Licht ins Dunkel zu bringen.

 

Erstaunliche Wechselwirkung zwischen Schlaf und Antidepressiva

Starke Entzugserscheinungen bei Antidepressiva


Schlafentzug soll gegen die Symptome von Depressionen ankämpfen, zumindest solange keine Antidepressiva im Spiel sind.

Hängen Depressionen und die Wirkung von Antidepressiva mit dem Schlafrhythmus zusammen?

Menschen mit Depressionen geht es allen ähnlich, sie wissen, dass Schlaf und Depressionen zusammen hängen. Es gab bisher auch schon einige Testreihen, die gezeigt haben, dass Schlafentzug zu einer Verbesserung der Symptome führen kann. In einer Studie um J. Todd Arnedt und seiner Arbeitsgruppe wurden 68 depressive Menschen untersucht und es zeigten sich erstaunliche Ergebnisse.

Scheinbar kann die Theorie widerlegt werden, dass Schlaf und Depressionen zusammen hängen. In dieser Studie stellten die Forscher fest, dass die Wirkung der Antidepressiva vor allem durch viel Schlaf unterstützt wird. Für dieses Experiment verbrachten die Probanden täglich acht Stunden im Bett. Es stellte sich heraus, dass Fluoxetin (ein Antidepressivum) doppelt so stark wirkte wie es bei denen der Fall war, die sechs Stunden Bettruhe hatten.

Fluoxetin ist ein fester Bestandteil von Therapien gegen Depressionen!

Depressionen können meist nur durch Therapien bekämpft werden und ein wichtiger Bestandteil dieser Therapien ist Fluoxetin. Das Antidepressivum ist allerdings auch für Probleme bekannt und sorgt dadurch für Diskussionen. Bei vielen Patienten scheinen die Antidepressiva gar nicht zu wirken und allgemein ist ihre Wirkung erst nach sechs Wochen spürbar. Das große Problem von Fluoxetin ist, dass bislang nicht bekannt ist, warum die Schwankungen bezüglich der Wirkung so enorm sind. Dabei könnte womöglich der Tagesrhythmus eine Rolle spielen. Das vermuten Forscher, weil frühere Befunde bereits bewiesen haben, dass der Schlaf beeinflusst wird und des Weiteren auch ein gut durchplanter und strukturierter Tagesablauf zu einer deutlichen Verbesserung führt.

Überraschende Ergebnisse

Genau dieses Problem wollten Arnedt und seine Kollegen untersuchen. Bei den Tests mit den Antidepressiva wurde deutlich, dass das Medikament bei Menschen, die länger schlafen, besser wirkt. Bei den „Langschläfern“ wirkte Fluoxetin bei 63 Prozent der Probanden, während es bei nur 33 Prozent der „Kurzschläfer“ wirkte. Das sind zwar richtungsweisende Ergebnisse, diese reichen aber noch längst nicht aus um mögliche Schlussfolgerungen bezüglich der Therapie mit Antidepressiva zu treffen.

 

Antidepressiva und der Weg aus dem Dunklen

Starke Entzugserscheinungen bei Antidepressiva


Depressionen sind in unserer Gesellschaft längst kein Tabuthema mehr, weshalb auch vermehrt über die richtige Behandlung, den Weg aus dem Dunklen diskutiert wird. Während die einen davon ausgehen, dass ausschließlich Medikamente, sprich Antidepressiva, helfen, halten andere eine Gesprächstherapie für unverzichtbar. Welche Behandlung ein Arzt vorschlägt, hängt unter anderem davon ab, von welcher Ursache er ausgeht. Immer wieder gibt es Unstimmigkeiten unter den Experten weltweit, was eine Depression auslöst und wie sie richtig zu behandeln ist.

Klar ist aber, dass Antidepressiva Vielen zumindest zunächst einen schnellen Ausweg aus ihrer Depression bieten. Hier liegt die Annahme zugrunde, dass der Serotoninspiegel unausgeglichen ist und dieses hormonelle Chaos im Gehirn zu einer Fehlfunktion führt. Dies kann dann natürlich durch das richtige Medikament schnell und einfach gelöst werden. Im ersten Moment klingt das auch gut, aber bei näherer Betrachtung sagen viele Experten, dass es so einfach wohl doch nicht zu sein scheint. Aber diese Aussage treffen sie mit äußerster Vorsicht, immerhin gäbe es nicht wenige Fälle, in denen Antidepressiva zu einer Verbesserung führen.

Der Placebo-Effekt

Betrachtet man die Tests, die von den Unternehmen vor der Markteinführung ihres Antidepressivums durchgeführt werden, lasse sich zwar eine Wirkung feststellen, aber auch ein Placebo-Effekt, so Irving Kirsch, ein Professor der Harvard Medical School. Nur bei einer kleinen Gruppe von besonders schwer Erkrankten wirkten die Antidepressiva signifikant stärker als die Placebos. Damit soll aber nicht gesagt werden, dass jeder auf seine Antidepressiva verzichten solle und eine medikamentöse Behandlung keinen Sinn ergibt, schließlich helfen sie. Wenn sie helfen, sollte es ja keine Rolle spielen, weshalb sie helfen. Selbst wenn es ein Placebo-Effekt sein sollte, der den Patienten hilft – am Ende wird ihnen geholfen.

Außerdem ist es nicht einfach einen Therapieplatz in Deutschland zu bekommen. Viele Betroffene warten bis zu einem halben Jahr auf einen der begehrten Plätze und was soll in der Zwischenzeit geschehen? Vielleicht können Medikamente helfen, die Stimmung zu heben und den Erkrankten neuen Antrieb zu spenden. Nicht zuletzt deshalb verschreiben Ärzte die Pillen immer häufiger, schließlich wollen sie ihren Patienten nach bestem Wissen und Gewissen möglichst schnell helfen.

Mehr Antidepressiva – mehr Depressive

Zwar klingt es im ersten Moment erschreckend, dass sich die Menge der verordneten Antidepressiva in Deutschland seit der Jahrtausendwende um 300 Prozent erhöht hat, aber gleichzeitig muss man die Zahl der Betroffenen sehen. Denn auch diese Zahl ist um ein Vielfaches gewachsen. Ob das mit der Enttabuisierung des Themas oder mit stetig wachsenden Leistungsansprüchen unserer Gesellschaft zusammenhängt oder einen ganz anderen Grund hat, ist ebenfalls ein viel diskutiertes Thema unter Experten.

Nach der Meinung führender Experten können Antidepressiva aber in einigen Fällen helfen, weshalb eine Einstellung der Anwendung nicht ratsam sei. Immerhin eröffnen die Medikamente einigen Betroffenen schnelle Behandlungsmöglichkeiten und helfen ihnen aus der Krise. Schließlich solle es in jedem Fall einen Weg aus der Depression geben, egal durch welche Behandlungsmethode. Was hilft, das hilft eben – ist dann wirklich wichtig, wie es wirkt?

 

Antidepressiva

Starke Entzugserscheinungen bei Antidepressiva


Depressive Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen überhaupt. Sie können in ganz verschiedenen Ausprägungen auftreten, wie etwa Angststörungen oder der bekannten posttraumatischen Belastungsstörung. Zur Behandlung dieser gesundheitlichen Probleme werden heute in der Regel Antidepressiva eingesetzt.

Wobei die Bandbreite der damit behandelbaren Gesundheitsstörungen sehr breit gefächert ist. Dazu gehören etwa Panikattacken, verschiedene Angststörungen und Essstörungen. Aber auch chronische Schmerzen, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit oder das prämenstruell-dysphorische Syndrom. Mit einer Summe von immerhin 1,2 Milliarden Tagesdosen sind die Antidepressiva hierzulande die mit Abstand am häufigsten verschriebenen Psychopharmaka.

Wie wirken Antidepressiva?

Die Gruppe der Antidepressiva übt eine stimmungsaufhellende Wirkung auf den Patienten aus. Wobei ein gewisser Placeboeffekt sicher auch eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Diese Wirkung entsteht dabei unabhängig von der jeweiligen Ursache der Depression. Laut verschiedener Studien in Europa und den USA ist es der Fall, dass zwar in nur 51% der Fällen eine wirklich antidepressive Wirkung nachgewiesen wurde, jedoch lag die Quote bei den publizierten Studien bei 94%. Neben der stimmungsaufhellenden Wirkung lösen viele Antidepressiva eine Antriebssteigerung aus.

Dies wird auch als thymeretische Wirkung bezeichnet. Gleichzeitig bewirken viele dieser Mittel aber auch den gegenteiligen Effekt, so entfalten diese einen eher antriebsdämpfenden oder beruhigenden (sedierenden) Effekt. Ebenso nachweisbar ist die angstlösende also anxiolytische Wirkung auf den Betroffenen. Genauso vielfältig wie die Einsatzmöglichkeiten der Antidepressiva sind auch die zu erwartenden Nebenwirkungen. Diese betreffen in erster Linie das Nervensystem und die Sexualität, aber auch das Herz-Kreislauf-System. Wobei es große Unterschiede zwischen den einzelnen Präparaten gibt.

Bei der Mehrzahl der Antidepressiva entfaltet sich die Wirkung erst nach Tagen oder Wochen der Einnahme. Als Grund dafür nennen Fachleute die neurophysiologische Anpassung des Gehirngewebes. Dieses benötigt eine gewisse Zeit, erst dann ist die Wirkung der Antidepressiva zu spüren. Schuld daran ist eine Veränderung bei der Empfindlichkeit der Rezeptoren und anderer Strukturen im menschlichen Gehirn. Eine dauerhafte Verbesserung des Gesundheitszustandes tritt damit erst nach gewissen Anpassungsprozessen des Organismus und dem Aufbau eines konstanten Wirkstoffspiegels ein.

Bei mittelschweren Fällen von depressiven Störungen empfehlen Experten eine Kombination aus Psychotherapie und antidepressiven Medikamenten. In schweren Fällen ist eine medikamentöse Behandlung die Voraussetzung für die erfolgreiche Heilung im Rahmen einer Psychotherapie. Erst die Einnahme von Antidepressiva schafft die nötige Ansprechbarkeit des Patienten. So lautet die Annahme vieler Mediziner. Doch gibt es nicht auch guten Grund Antidepressiva nicht zu verschreiben? Zahlreiche Aufschreie werden laut, in denen Betroffene von den wesensverändernden Nebenwirkungen sprechen, die dieses Medikament mit sich brachte.

Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten?

Wie bei jedem Medikament, sind neben den erwünschen Wirkungen hier auch unerwünschte Nebenwirkungen nicht immer auszuschließen. Wobei diese jedoch in erster Linie von den jeweils enthaltenen Substanzen abhängen. So kann es beim Absetzen der Antidepressiva zu Phänomenen wie dem Rebound kommen, wobei die Einnahme nicht zu einer Abhängigkeit führt. Anders sieht es bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit depressiven Störungen aus. Hier wurde in Studien eine erhöhte Suizidalität festgestellt. Das Risiko von feindseligen oder suizidalen Gedanken gegen sich oder andere scheint hier erhöht zu sein. Bei Erwachsenen Patienten konnte das aber nicht nachgewiesen werden. Besondere Vorsicht ist bei der Einnahme von Antidepressiva während der Schwangerschaft geboten. Dies belegten verschiedene Studien. Sie wiesen ein erhöhtes Risiko für autistische Störungen beim Kind nach. Wie bei der Einnahme von allen Medikamenten ist gerade hier die Rücksprache mit dem behandelnden Arzt besonders wichtig.

Welche Depressionsarten gibt es?

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Wenn es um die Erkrankung Depression geht, glauben viele, dass es sich dabei um eine einzige Krankheit handelt. Aber auch wenn die Symptome oft sehr ähnlich sind, unterscheiden Fachleute doch vier verschiedene Depressionsarten. Der Experte spricht von endogener, somatogener, psychogener Depression oder einer Depression in einer besonderen Lebenslage.

Endogene Depressionen

Bei einer endogenen Depression sind scheinbar keine körperlichen oder psychischen Ursachen erkennbar. Man geht daher davon aus, dass die Ursachen für diese Form der Depression von innen heraus entstehen. Die Wurzel der Erkrankung kann eine Stoffwechselerkrankung sein, wie etwa ein Noradrenalin- oder ein Serotoninmangel. Man vermutet aber auch genetische Faktoren als Auslöser dieser Depressionsform.

Innerhalb dieser Form der Depression gibt es eine weitere Unterscheidung, so spricht man von einer unipolaren oder einer bipolaren Depression. Typisch für die unipolare Depression ist, dass der Patient, anders als bei der bipolaren Depression, nur depressive und keine manischen Phasen durchlebt.

Somatogene Depression

Anders als andere Formen der Depression steht die somatogene Depression immer in einem direkten Zusammenhang mit einer körperlichen Krankheit. Da eine somatogene Depression eher selten vorkommt, ist sie nicht leicht zu erkennen. Diese Form der Depression kennzeichnet sich dadurch, dass sie in direktem Zusammenhang mit einer körperlichen Erkrankung auftritt. Endokrine Krankheiten wie etwa Schilddrüsenstörungen, Nierenerkrankungen ,AIDS, Morbus Addison und viele mehr können eine symptomatische Depression hervorrufen.

Psychogene Depression

Eine weitere Gruppe innerhalb der Depressionen ist die psychogene Depression. Ganz typisch für die Entstehung einer psychogenen Depression ist ein seelischer Anlass. Das kann ein traumatisches Ereignis sein wie etwa ein Unglück, der Verlust eines geliebten Menschen oder ähnliche schreckliche Erfahrungen. Für die Wissenschaft besteht ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer Depression und einem vorhergehenden traumatischen Ereignis. Auch bei den psychogenen Depressionen unterscheidet man zwischen zwei Formen der Erkrankung, der neurotischen und der reaktiven Depression.

Depressionen in besonderen Lebenslagen

Als vierte Kategorie bei den Depressionen gilt die Erkrankung innerhalb bestimmter Lebenslagen. Beim Patienten ist ein deutlicher Zusammenhang zwischen seinen Lebensumständen und der Ausbildung von Depression erkennbar. Die bekannteste Form ist hier sicher die Wochenbettdepression. Fast jede Frau erlebt das Wechselbad der Gefühle nach der Geburt eines Kindes. Neben dieser Form der Depression zählt auch die klimakterische Depression, die Alters-Depression, die sekundäre Depression, die lavierte Depression, die Winterdepression und die Depression im Kindesalter zu dieser Gruppe.

Von einer klimakterischen Depression spricht man, wenn in den unterschiedlichen Zyklusphasen der Frau Stimmungsschwankungen auftreten. Bekannt ist dieses Phänomen als prämenstruelles Syndrom – PMS und PDS. Ebenso bekannt ist die Winterdepression. In der dunklen Jahreszeit verspüren viele ein Gefühl von Lustlosigkeit, sie können sich nur schwer aufraffen und ziehen sich oft auch sozial zurück. Als Ursache für eine Winterdepression gilt eine veränderte Rhythmik der Melatonin-Ausschüttung. In der Regel lassen sich Winterdepressionen durch eine spezielle Lichttherapie gut behandeln. Eine besondere Form der Depression tritt im Laufe der Pubertät auf. Sie hat aber nichts mit Hormonstörungen oder den ersten schlechten Erfahrungen durch eine unglückliche Liebe zu tun. Eine Depression ist immer eine ernst zu nehmende Krankheit. Ihre Behandlung gehört die Hand von Fachleuten wie Medizinern oder Psychologen. Unbehandelt kann sie das Leben des Betroffenen derart beeinträchtigen, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihren Alltag zu meistern.

 

Was ist eine Depression?

Starke Entzugserscheinungen bei Antidepressiva


Der Begriff der Depression ist den meisten von uns bekannt. Aber die wenigsten wissen, was sich genau hinter dem Fachbegriff Depression versteckt und wodurch diese ausgelöst wird. Bei einer echten Depression handelt es sich um eine psychische Erkrankung. Diese wird auch als affektive Störung bezeichnet. Dabei kommt es zu mehr oder weniger starken Schwankungen des inneren Antriebs. Depressionen sind eine der häufigsten psychischen Erkrankungen.

Experten gehen davon aus, dass etwa 16 bis 20% aller Menschen irgendwann einmal eine depressive Episode erleben. Aber nicht jede seelische Niedergeschlagenheit ist gleich eine Depression, oft verschwindet diese Stimmung so schnell, wie sie gekommen ist. Tritt jedoch eine echte Depression auf, so ist es ratsam, den Rat eines Facharztes oder eines Psychologen zu suchen.

Symptome für eine Depression

Kommt es zu einer Depression, so geht diese mit verschiedenen Symptomen einher. So leiden die Betroffenen unter Freudlosigkeit und fühlen sich niedergeschlagen. Sie verlieren das Interesse und ihren inneren Antrieb. Eine Depression kann aber auch durch andere Anzeichen sichtbar werden, dazu gehören auch körperliche Beschwerden. Viele, an Depressionen Erkrankte klagen auch über Selbstzweifel, Konzentrationsstörungen, Ängste und Schlafstörungen. Die klassischen Anzeichen einer Depression sind eine tiefe Traurigkeit und Niedergeschlagenheit.

Auslöser sind in der Regel traumatische Erlebnisse wie der Tod eines geliebten Menschen, Liebeskummer aber auch ein Unfall oder der Verlust der Arbeitsstätte. Der Mensch ist in der Regel in der Lage, diese Lebenssituationen zu überwinden. Irgendwann ist der Kummer dann überwunden und man ist in der Lage, wieder nach vorne zu blicken. Nach einer gewissen Trauerzeit kehrt der Alltag ein und das Leben geht weiter, wie es so salopp heißt.

Bei einem depressiven Menschen geht diese Phase jedoch nicht einfach zu Ende, er benötigt fachliche Hilfe, um seine Trauer oder seine Ängste zu überwinden. Die Krankheit zeigt sich in ganz unterschiedlichen Facetten und Ausprägungen. So leiden die Betroffenen nicht nur unter einer tiefen Traurigkeit, sondern auch unter einer quälenden emotionalen Leere. Diese beeinträchtigt ihr gesamtes Leben und macht den Alltag oft unerträglich schwer. Meist gelingt es nicht einmal mehr, die alltäglichen Aufgaben zu bewältigen. Dazu gehört nicht nur die Arbeit im Beruf, sondern auch die Führung des Haushaltes oder der Kontakt zu Freunden und Bekannten. Dinge, die früher schön und wichtig waren, verlieren durch die Krankheit ihren Stellenwert und werden als sinnlos und unmöglich empfunden. Auch der Zuspruch oder Ablenkungsversuche durch Familie und Freunde bieten dem Erkrankten keine Erleichterung.

Ursachen für eine Depression

Die Ursachen einer Depression werden seit Langem erforscht, sie sind aber ebenso vielfältig wie rätselhaft. So machen einige biologische oder psychologische Einflüsse bestimmte Menschen anfälliger für eine Depression als andere. Auch gewisse Lebensumstände können einen Einfluss auf das Entstehen der Krankheit haben. Viele Erkrankte können Stress im Beruf oder den Tod eines Angehörigen nicht verkraften und dieser Umstand löst bei ihnen eine Depression aus. Eine zuverlässige Diagnose kann nur ein Facharzt stellen. In der Regel liegen vier ganz typische Anzeichen vor. Dabei bezeichnet man zwei davon als Kernsymptome:

  •  Interessenverlust
  • Antriebslosigkeit
  • Niedergeschlagenheit
  • Freudlosigkeit

Treten diese Symptome über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen auf, spricht man von einer echten Depression.

 

Neue Wirkweise bei Antidepressiva entdeckt

Starke Entzugserscheinungen bei Antidepressiva


Forschern aus Deutschland ist es nun gelungen, einen neuen Wirkmechanismus bei Antidepressiva nachzuweisen. Dies könnte zu der Entwicklung einer neuen Gruppe von Antidepressiva führen, bei denen der Fettstoff Ceramid eine Rolle spielt.

Bisher ging man davon aus, dass Antidepressiva durch eine Veränderung der Reizübertragung zwischen den Nervenzellen, an den Synapsen, wirken. Zumindest setzen hier in der Regel die Forscher auf der Suche nach neuen Psychopharmaka an. Die Ausschüttung und Wiederaufnahme bestimmter Botenstoffe, so genannter Neurotransmitter, wird manipuliert, um depressiven Patienten wieder zu mehr Lebensfreude zu verhelfen. Die gängigste Gruppe von Antidepressiva sind die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI, aus dem Englischen von Selective Serotonin Reuptake Inhibitor), die dafür sorgen, dass mehr glücksbringendes Serotonin an der Synapse vorhanden ist.

Ist zu viel Ceramid in den Nervenzellen die Ursache von Depressionen?

Nun hat jedoch ein Forscherteam der Universitäten Duisburg-Essen und Nürnberg-Erlangen herausgefunden, dass eine bisher nur als Nebenwirkung bekannte Folge der Einnahme von Antidepressiva die eigentliche Ursache für ihre Wirkung sein könnte. Denn viele Antidepressiva verringern außerdem – und nach diesen neuen Erkenntnissen nur scheinbar ganz nebenbei – die Menge des in den Nervenzellen vorkommenden Ceramid, einem Fett.

Genau diese Minderung führt aber anscheinend zu der stimmungsaufhellenden Wirkung. Ein Hinweis auf diese unvermutete Wirkweise von Antidepressiva war, dass diese ihre Wirkung oft erst nach mehreren Wochen oder gar Monaten nach Beginn der Einnahme entfalten. Die beabsichtigte Regulierung von Neurotransmittern würde jedoch viel schneller – in der Regel bereits nach einigen Stunden – greifen und die Patienten müssten rascher wieder auf bessere Gedanken kommen.

Zu wenig neue Zellen im Hippocampus durch zu viel Ceramid

Anscheinend ist vor allem die als Hippocampus bekannte Gehirnregion von einem zu hohen Gehalt von Ceramid im Gehirn betroffen. In dieser für viele verschiedene Funktionen, u.a. emotionale Regulierung, verantwortlichen Region behindert Ceramid in zu hoher Konzentration die Bildung neuer Nervenzellen.

Wenn die Menge an Ceramid nun durch Antidepressiva verringert wird, können sich wieder neue Nervenzellen bilden und die Stimmung der depressiven Patienten wird allmählich besser. Diese Erkenntnis wird wahrscheinlich weitere Studien nach sich ziehen, denn die Forscher mutmaßen nun, dass die eigentliche Ursache von Depressionen ein zu hoher Ceramidgehalt ist, statt, wie bisher angenommen, eine reduzierte Signalübertragung mangels verfügbarer Neurotransmitter an den Synapsen.

Neue Medikamente gegen Depressionen?

Darauf aufbauend könnte nun eine neue Gruppe Antidepressiva entstehen, welche die bisherige Nebenwirkung zur Hauptwirkung machen. Das heißt, zukünftige Antidepressiva würden die Ceramidkonzentration in den Nervenzellen vor allem des Hippocampus senken. Das hätte auch den Vorteil, dass die Nebenwirkungen der Medikamente verringert würden.

Denn bisher erleben Depressive, die SSRIs einnehmen auch unangenehme Nebenwirkungen aufgrund der Veränderung der Reizübertragung an der Synapse. Wenn diese Wirkung bei den neuen Antidepressiva wegfallen würde und stattdessen auf die eigentliche Ursache der Depressionen, das Ceramid, abgezielt wird, würden die Nebenwirkungen, die sich daraus ergeben ebenfalls verschwinden. Bis es soweit ist, werden allerdings noch mindestens mehrere Jahre vergehen, denn die Entwicklung und das Testen neuer Medikamente braucht viel Zeit bis diese zur Marktreife gelangen. Die Studie des Forscherteams um Johannes Kornhuber und Erich Gulbins wurde im Fachblatt „Nature Medicine“ veröffentlicht.