ADHS: Nicht nur negativ

ADHS: Nicht nur negativ


Bei ADHS handelt es sich um eine Störung, die genetisch weitergegeben werden kann. So kann es vorkommen, dass in manchen Familien mehrere Angehörige darunter leiden. Allgemein hat diese Aufmerksamkeitsstörung einen eher negativen Ruf. Schauen wir genauer hin, sehen wir auch einige positive Aspekte der ADHS.

ADHS Betroffene oft kreativ uns intelligent

Betroffene Patienten gelten als intelligent und sensibel, kreativ und sozial. Ihr Sinn für Gerechtigkeit ist stark ausgeprägt. In der Vergangenheit finden wir einige berühmte Persönlichkeiten, die auch von ADHS betroffen waren. Hier sind u. a. Picasso, Mozart, Marilyn Monroe oder Churchill zu nennen. Emma Watson und Tom Cruise leiden ebenfalls unter ADHS.

Dr. Ruth Huggenberger (Fachpsychologin aus Baden in der Schweiz) brachte jüngst das Buch „ADHS in der Familie“ heraus. Dieses Buch soll Familien in dem Umgang mit der Krankheit unterstützen. Patienten erleben oftmals, dass ihre Störung im Familien- und Bekanntenkreis eher abgetan wird. Die Diagnose wird gern als „Rechtfertigung“ für die Defizite von ADHS-Personen hingestellt. Gerade Erwachsene mit ADHS haben es hier schwer. Frau Dr. Huggenberger steht demnach für mehr Aufklärung und mehr Akzeptanz für ADHS-Erkrankte.

Ein Statement der Autorin

Mit Blick auf die Symptome der ADHS hat man fast den Eindruck, dass ein Großteil der Menschen betroffen ist. Hierzu meint Dr. Huggenberger, dass es in jedem Leben einmal Druck und Stress gibt. Dieser kann natürlich Reaktionen auslösen, die für ADHS typisch sind. Allerdings ist bei Erkrankten der Leidensdruck höher und die Symptome treten dauerhaft und stärker auf. Patienten sind häufig angespannt, da sie sich nur schlecht konzentrieren können. Für Menschen, die sich mit der Krankheit nicht auskennen, scheinen die Reaktionen von ADHS-Betroffenen oft merkwürdig und unverständlich. Frau Huggenberger erlebt z. B. oft, dass sich Patienten schlecht beruhigen können, aber oftmals wütend auf sich selbst sind. Diese Tatsache sorgt natürlich für erheblichen Leidensdruck.

Forschung bei ADHS von Erwachsenen noch in Kinderschuhen

Studien haben ergeben, dass die Zahl der ADHS-Erkrankten nicht nennenswert zugenommen hat. Allerdings sind Forschungen zu ADHS und ADS bei Erwachsenen noch in den Kinderschuhen. Aus diesem Grunde könnten die statistischen Zahlen noch ein wenig ansteigen. Durch die größere Bekanntheit der Störung ADHS sollte auch die Toleranz wachsen. Patienten müssen zwar nicht ein Leben lang therapiert werden, aber da sich die Symptome auch ändern können, müssen sie stets an sich arbeiten. Durch individuelle Strategien, lernen Betroffene mit ihren Defiziten umzugehen.

ADHS bei Kindern erkennen

Bei Kindern zeigen sich die Konzentrationsstörungen dadurch, dass sie sich leicht ablenken lassen und dadurch, dass sie viel vergessen. Außerdem neigen sie dazu, Dinge zu verlieren. ADHS Kinder können schlecht konzentriert zuhören. Sie sind oft unordentlich und schlecht organisiert. Selbstständiges Arbeiten ist ihnen so gut wie unmöglich.

ADHS Kinder sind sehr impulsiv. Sie können nicht gut warten und platzen im Unterricht häufiger ins Wort. Oft handeln sie ohne zuvor darüber nachzudenken. Die Kinder sind zappelig und haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Sie plappern sehr viel und kommen nur selten zur Ruhe.

ADHS bei Erwachsenen erkennen

Erwachsene ADHS Patienten lassen sich ebenfalls leicht ablenken. Es fällt ihnen schwer, sich auf mehrere Dinge zur gleichen Zeit zu konzentrieren. Zur Erledigung der Aufgaben brauchen sie länger und können sich auch nicht dauerhaft konzentrieren. Zeitmanagement ist häufig eine ihrer Schwächen. Prokrastinieren ist für ADHS-Erwachsene typisch.

ADHS-Erwachsene neigen zu vorschnellen Handlungen. Wenn etwas schwierig wird, ziehen sie sich häufig zurück. Sie können sich ebenfalls nicht lang auf eine Tätigkeit konzentrieren, da sie ungeduldig und schnell gelangweilt sind. Auch die Erwachsenen sind eher unruhig und treiben zum Ausgleich gerne exzessiv Sport. In ihrer Freizeit unternehmen sie viel.

Die Diagnose: Wissen woran man ist

Die Diagnose von ADHS ist bei Kindern, wie auch bei Erwachsenen extrem wichtig. Wenn der Mensch weiß, warum er diese und jene Verhaltensweisen an den Tag legt, ist es einfacher damit umzugehen. Auch hat die Störung nicht nur negative Eigenschaften. Die vermeintliche Schwäche bringt oft kreativen Output hervor. Durch eine gute Aufklärung können ADHS-Patienten mehr Toleranz und weniger Verurteilungen erfahren. Durch passende Behandlungen können die Defizite reduziert und der Leidensdruck gemindert werden.

 

ADHS bei Erwachsenen: Versorgung besorgniserregend

ADHS: Nicht nur negativ


ADHS bei Erwachsenen: Experten schätzen die Versorgungslage als besorgniserregend ein und schlagen Alarm. Allein die Diagnosestellung von ADHS bei erwachsenen Patienten (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) ist in Deutschland häufig lückenhaft. Durch inkorrekte Behandlungen oder fehlende Diagnosen können Begleiterkrankungen bei den Patienten entstehen, die bei einer leitfadenorientierten Behandlung vermeidbar wären.

ADHS bei Erwachsenen keine Seltenheit

In Deutschland leiden ungefähr zwei Millionen Erwachsene an der chronischen Störung. Symptome sind z. B. mangelnde Konzentration und Aufmerksamkeit. Diese Patienten zeigen außerdem sehr häufig weitere Erkrankungen wie Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Suchterkrankungen oder Angststörungen und handeln  häufig sehr impulsiv.

Werden ADHS-Patienten nicht oder nicht richtig behandelt, können die oben genannten Folgeerkrankungen drohen, die es umso schwerer machen, die Grundproblematik ADHS zu erkennen und zu diagnostizieren.

Hohe Kosten für erwachsene ADHS-Patienten

Die Kosten, die durch die Erkrankung entstehen, sind sehr hoch. Nicht nur Medikamente und Arztbehandlungen, sondern auch Arbeitsunfähigkeitszeiten und frühe Rentenansprüche belasten die Kassen. Die ADHS-Früherkennung ist demnach wichtiger denn je. Schon im Personenkreis der Jugendlichen fehlt es an Aufklärung und auch an passender Behandlung. Betroffene finden zu wenig Unterstützung und zu wenige Anlaufstellen.

Experten sind sich also einige. Es gilt erwachsene ADHS-Patienten besser zu versorgen. Lücken zu schließen und ausreichend Hilfe anzubieten. Auch im Bereich der Aufklärung ist noch einiges zu tun. ADHS-Patienten sollen sich nicht alleingelassen fühlen, sondern bestmögliche Unterstützung erhalten.

Durch eine gute Früherkennung und Versorgung werden erwachsene Patienten mit ADHS nicht nur unterstützt. Es werden auch Folgeerkrankungen und Kosten reduziert.

ADHS: Was hat das Erziehungsverhalten der Eltern damit zu tun?

ADHS: Nicht nur negativ


Psychologen vermuten einen engen Zusammenhang zwischen ADHS-Kindern und sozialen Faktoren und Strukturen innerhalb der Familie, die die Gesamtsituation verschlimmern oder verbessern können. Aufgrund dessen wurde das Erziehungsverhalten von Eltern von ADHS-Kindern genauer untersucht.

Dem Thema nahm sich die Goethe-Universität in Frankfurt am Main an und schaute genauer in das Familiengeschehen betroffener Kinder mit ADHS. Der Hintergrund der Studie lag darin, dass Forscher in Vergangenheit bei Familien mit ADHS-Kindern (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) ein inadäquates Erziehungsverhalten beobachten konnten. Hinzu kamen ein Haushaltschaos und ein negatives emotionales Klima. Das Forscherteam von Psychologen an der Goethe Universität versuchte nun einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Faktoren herzustellen, mit dem Zielsolchen Familien besser helfen zu können.

Der Unterschied zwischen Familien mit Kindern mit und ohne ADHS

Um die Unterschiede und die Familiensituation so genau wie möglich beurteilen zu können, wurden Eltern einer Reihe von Tests und Fragebögen ausgesetzt. Insgesamt erhielt das Team Daten von rund 84 Kindern in der Altersklasse zwischen 7 bis 13 Jahren. Mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens wurde das Erziehungsverhalten der Eltern erfasst. Darunter befanden sich Fragen darüber, wie intensiv sich die Eltern um ihre Kinder kümmern, wie intensiv sie kritisieren und loben, körperliche Strafen erfolgen und wie konsistent ihre Erziehung ist. Hinweise zu einem Haushaltschaos wurden hingegen über einen standardisierten Test ermittelt.

Erstaunliche Ergebnisse und so manche Überraschung

Wie bereits im Vorfeld angenommen, zeigte sich aufgrund der Untersuchungen bei Familien, deren Kinder unter ADHS leiden, ein höheres inadäquates Erziehungsverhalten der Eltern. Die Kinder wurden häufiger kritisiert und auch über ein Haushaltschaos wurde vermehrt in den Fragebögen berichtet. Die einzelnen Faktoren zeigten sich vermehrt in ADHS-Familien als bei Eltern mit Kindern ohne ADHS. Überraschenderweise stellten die Psychologen jedoch fest, dass Eltern mit Kindern mit ADHS ihre Beziehung zu ihren Kindern positiver einstuften, als Eltern mit Kindern ohne die Störung. In dieser Hinsicht bedeutet Chaos nicht unbedingt weniger Wärme innerhalb der Familienbande.

Entscheidende Variable: Haushaltschaos

Die Psychologen sehen nach der Analyse der Beziehung der drei Konstrukte, das Haushaltschaos als entscheidenden Faktor, der sich über die Symptome der Kinder negativ auf das Erziehungsverhalten der Eltern auswirkt. Die emotionale Verbindung zwischen Eltern und Kindern, also das gesamte emotionale Klima innerhalb der Familie, schließt sich dabei jedoch aus. Laut Testergebnissen wirkt sich eine chaotische Umgebung nicht auf das Verhältnis der Familienmitglieder untereinander aus.

Diese Erkenntnisse stehen allerdings in einem gewissen Widerspruch zu früheren Studien. Die Forscher sehen möglicherweise den Grund darin, dass zum Zeitpunkt der Studie einige teilnehmende Familien sich bereits in einer Therapie befanden. Zudem raten ältere Studien, zu einer Verbesserung der Beziehung zwischen Eltern und Kind, unter anderem zu medikamentösen oder verhaltenstherapeutischen Inventionen.

Mehr Struktur und Ordnung essentiell

Anhand der Studienergebnisse planen die Wissenschaftler in Zukunft Unterstützungshilfen und Empfehlungen für Eltern mit ADHS-Kindern auszuarbeiten. Hauptsächlich solle es darum gehen, eine gewisse Ordnung in das Familienleben hineinzubringen. Dabei sollen Rituale und Routinen helfen, die Organisation des Alltags der Familie zu stärken.

Auch in vielen anderen psychologischen Bereichen, bei Umgängen mit bestimmten Krankheiten, Syndromen oder Behinderungen oder auch bei jedem anderen normalen Familienleben, haben sich Struktur und Ordnung jederzeit positiv auf das Wohlbefinden der einzelnen Personen ausgewirkt.

 

Konzentrieren trotz ADHS

ADHS: Nicht nur negativ


Die häufigste Behandlung von ADHS bei Kindern sind Medikamente. Eine neue Methode soll dabei helfen, Konzentration und Impulskontrolle zu trainieren – das sogenannte Neurofeedback. Dadurch sollen Kinder trotz Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) lernen, sich beispielsweise für Schulaufgaben zu konzentrieren. Neurofeedback wird unter anderem in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik Göttingen angeboten.

An einem PC-Bildschirm üben die Kinder mit Hilfe von Autos, Flugzeugen oder Torhütern, die sie mit Messelektroden über Hirnströme in eine bestimmte Richtung oder mit einer bestimmten Geschwindigkeit bewegen sollten. Im Gegensatz zum Biofeedback, bei dem unbewusste Körperfunktionen wie Muskelspannung und Herzfrequenz gemessen werden, werden dem Patienten beim Neurofeedback Hirnfrequenzen akustisch oder visuell reflektiert. Dadurch werden Hirnaktivitäten wahrgenommen und bewusst verändert, die mit der Aufmerksamkeit und Verhaltenssteuerung zusammenhängen.

Längere Hirnaktivität wegen Hirnwellen

Auffällig bei ADHS Patienten sind die in hohem Maße vorkommenden Thetawellen, die beim Dösen, Entspannen und Einschlafen auftreten. Für die langsamere Hirnaktivität sorgt zudem der schwache Anteil an Beta Wellen im Gehirn. Diese Frequenzen sind wichtig für die Aufmerksamkeit. Ziel des Neurofeedbacks ist also die Verbesserung des Verhältnisses von Theta und Beta-Wellen: Aufgrund der Übungen am PC gingen Thetawellen zurück, während die Beta-Wellen unverändert blieben. In Studien konnte der Erfolg des Neurofeedbacks belegt werden. ADHS-Symptome gingen nach dem Training um ein Viertel zurück. Nach weiteren drei Monaten waren es sogar 35 Prozent. Das Neurofeedback wirkt auch zwei Jahre später nach und trägt langfristig zur erhöhten Aufmerksamkeit bei.

Medikamente als erste Lösung

Kinder, die unter dieser hyperkinetischen Verhaltensstörung leiden, sind sehr impulsiv und können sich schlecht und nur kurz konzentrieren. Sie zeigen oft ein explosives Verhalten, da sie ihren starken Bewegungsdrang nur schlecht in den Griff bekommen. 72 Prozent der rund 259.000 Kinder, die in Deutschland mit ADHS diagnostiziert werden, bekommen Medikamente – in der Regel Ritalin. Der darin enthaltende Wirkstoff Methylphenidat stammt von Amphetaminen ab und führt zu zahlreichen Nebenwirkungen. Deutsche Ärzte verschreiben pro Jahr in etwa 1,8 Tonnen Methyphenidat – meistens bei Kindern. Die Behandlung mit Medikamenten bekämpft jedoch nur die Symptome der Störung.

Damit auch nach Absetzen der Medikamente ein längerfristig verbessertes Verhalten nachwirken soll, ist eine begleitende Therapie nötig, sagt Ute Strehl, Psychologin am Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Universität Tübingen. Beispielsweise also das Neurofeedback. Denn Ergebnisse belegen, dass das Gehirn anschließend Reize von außen besser verarbeiten kann, wie Martin Holtmann, Ärztlicher Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der LWL Universitätsklinik Hamm bestätigt. Gemeinsam mit Strehl führte er die bislang größte aktuelle Kontroll-Studie in Deutschland mit 144 Kindern durch. Obwohl die Daten noch nicht in vollem Umfang ausgewertet wurden, kann jetzt schon festgestellt werden, dass das Neurofeedback auch bei Kindern mit sehr schweren ADHS hilft.

Neurofeedback als Alternative zu Ritalin?

In den USA wird das Neurofeedback bereits als ebenso wirksam wie Medikamente betrachtet. Meist beinhaltet die Therapie noch eine Kombination aus Medikamenten und Training. Die Kassen übernehmen die Kosten für eine Verhaltenstherapie beim psychologischen Psychotherapeuten und eine Behandlung bei einem Ergotherapeuten. Mittlerweile gibt es in Deutschland 90 zertifizierte Therapeuten für die Durchführung von Neurofeedback. Für eine nachhaltige Wirkung werden 30 bis 45 Sitzungen empfohlen, wobei eine Sitzung für private Zahler 80 bis 120 Euro kostet.

 

ADHS: Immer weniger Ritalin

ADHS: Nicht nur negativ


Viele Jahre lang wurden nahezu jedem verhaltensauffälligen Kind ohne zu zögern ADHS-Medikamente verschrieben. Doch dieser Trend scheint nach und nach zurückzugehen. Schon das zweite Jahr in Folge wurden in Deutschland nun weniger Medikamente dieser Art verschrieben. Dazu zählt insbesondere der Gebrauch von Methylphenidat, das in der Öffentlichkeit eher als Ritalin bezeichnet wird.

Dessen Einnahme ging im letzten Jahr um fünf Prozent zurück, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) in Bonn bekannt gab. Detailliert betrachtet, betrugen die verordneten Massen an Ritalin 2014 1716 Kilogramm, während es im Jahr 2013 noch 1803 Kilogramm waren. Eingesetzt wird Methylphenidat in erster Linie zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung, auch ADHS genannt.

Beschränkungen sorgen für Trendwende

Diese zurückgehenden Zahlen wurden bereits 2013 beobachtet. Damals ging der Verbrauch von Methylphenidat das erste Mal nach über 20 Jahren leicht zurück. Im Gegensatz dazu zeigten die Zahlen für die zehn Jahre davor, dass sich die Verordnung von Methylphenidat in Deutschland sogar verdreifacht hatte. Der Präsident des Bfarms, Karl Broich, sieht in den vor einigen Jahren beschlossenen Beschränkungen in Bezug auf die Verschreibung von Medikamenten zur Behandlung von ADHS den Grund für den zunehmenden Rückgang.

Ausgehend vom gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) von Ärzten, Kliniken und Kassen wurde der maßlosen Verordnung von ADHS-Mitteln ein Riegel vorgeschoben. Mittlerweile gibt es strenge Vorschriften und Vorgaben für Ärzte bei der Verschreibung von Ritalin. Darüber hinaus müssen Ärzte sehr gut einschätzen können, was der Patient braucht – eine gezielte Therapie muss individuell gestaltet werden. Aber gleichzeitig tut es keinem Patienten gut, wenn Ärzte eine unkritische Überversorgung durchführen, gibt Broich zu Bedenken.

Kein unbedenkliches Medikament

Viele ADHS-Medikamente wie Ritalin sind seit langem umstritten. Dafür sorgen vor allem die zahlreichen möglichen Nebenwirkungen, zu denen beispielsweise Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Angstzustände und Wachstumsstörungen gehören. In der Kritik steht schon länger, dass Ärzte zu oft ADHS diagnostizieren – auch wenn es sich beispielsweise nur um ein früh eingeschultes Kind handelt, das noch nicht reif genug für den Unterricht ist. Im Anschluss an diese Diagnose werden zudem zu häufig Medikamente verschrieben und keine alternativen Behandlungsmöglichkeiten ausprobiert.

ADHS eine häufige psychische Störung

Bei Kindern und Jugendlichen ist ADHS die am häufigsten auftretende psychische Störung. Diese kann sogar bis ins Erwachsenenalter weiter bestehen. In Deutschland gibt es mehr als 250.000 Kinder und Jugendliche mit der Diagnose ADHS. Bei den Zahlen fällt auf, dass Jungen diese Diagnose drei- bis viermal erhalten häufiger als Mädchen. Bei Kindern mit ADHS können verschiedene Symptome beobachtet werden: Dazu gehören weniger Ausdauer, leichte Ablenkbarkeit, stark ausgeprägter Bewegungsdrang. Darüber hinaus zeigen sie oft ein impulsives und unüberlegtes Verhalten und eine emotionale Instabilität. Worin genau die Ursachen für die Störungen liegen, ist bisher noch kaum bekannt. Behandelt wird ADHS entweder mit Medikamenten oder Verhaltenstherapien. Zu den Therapien zählt auch das Neurofeedback. Hierbei sollen Patienten am Computer lernen, wie sie sich besser konzentrieren und entspannen können. Mittlerweile kann auch der immer stärkere Einsatz von ADHS-Medikamenten fernab einer Behandlung der psychischen Störung festgestellt werden: Viele gesunde Teenager und Erwachsene nutzen die Mittel als eine Art Hirndoping zur Leistungssteigerung und besseren und längeren Konzentration.

 

Was ist ADHS?

ADHS: Nicht nur negativ


Bei immer mehr Kindern und Erwachsenen wird ADHS diagnostiziert. Doch was versteht man unter der sogenannten Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (abgekürzt ADHS)?

Zwei bis sechs Prozent der Kinder leiden unter ADHS

Hinter dem Begriff ADHS verbirgt sich eine unheilbare neurobiologische Störung, die in jedem Alter auftreten kann. ADHS ist die häufigste Erkrankung, die im Bereich Kinderpsychiatrie diagnostiziert wird. Aktuellen Schätzungen zufolge sollen ungefähr zwei bis sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen unter der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung leiden. Charakteristisch für diese Erkrankung ist neben einer gestörten Aufmerksamkeit auch eine motorische Unruhe. In den meisten Fällen äußert sich ADHS wie der Name schon sagt in den folgenden Hauptsymptomen:

  • Gesteigerter Bewegungsdrang (Hyperaktivität)
  • Eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit (Aufmerksamkeitsdefizit)
  • Impulsives und unüberlegtes Handeln

Selbstverständlich treten diese Symptome nicht bei jedem Kind in gleichem Ausmaß auf. Auch kann es vorkommen, dass die oben aufgeführten Krankheitsanzeichen nicht gleichzeitig auftreten, sondern nur in bestimmten Phasen. Mit zunehmendem Alter verändern sich die Symptome zusätzlich. So äußert sich ADHS bei Erwachsenen zum Beispiel durch Vergesslichkeit oder Unbeständigkeit im Beruf und sozialem Umfeld.

Lebhaft gleichzusetzen mit hyperaktiv?

Durch den gesteigerten Bewegungsdrang wird ADHS umgangssprachlich auch als Zappelphilipp-Syndrom bezeichnet. Doch nicht jedes Kind, das in gewissen Situationen unruhig oder unaufmerksam ist, leidet automatisch an dieser Störung. Eine endgültige Diagnose kann in diesem Fall nur ein Kinderarzt oder Psychiater stellen, der Erfahrungen mit dieser Krankheit hat. Grundsätzlich spricht man allerdings erst von ADHS, wenn die Konzentrationsstörungen und Hyperaktivität über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten in verschiedenen Lebensbereichen auftreten.

Symptome gezielt behandeln

ADHS ist zwar nicht heilbar, doch können durch eine Behandlung der verschiedenen Symptome gute Erfolge erzielt werden. Hierfür kommt neben einer medikamentösen Therapie auch eine Verhaltenstherapie oder integrative Lerntherapie in Betracht. Auf diese Weise kann sich das Kind weitestgehend normal entwickeln und Schul- oder Familienprobleme können aktiv gelöst werden.

 

ADHS: Wie die Störung das Selbstbild der Betroffenen beeinflusst

ADHS: Nicht nur negativ


ADHS beeinflusst nicht nur die Aufmerksamkeit der betroffenen Menschen, sondern auch das Selbstbild, das sie im Laufe ihres Lebens von sich entwickeln. Durch die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung erleben die Kinder und Jugendlichen oftmals negative Ereignisse und zahllose Rückschläge.

Zudem können die Mitschüler das aufgedrehte und unruhige Verhalten der Betroffenen in den meisten Fällen nicht verstehen und lehnen sie dadurch ab. Die Folge dieser Ablehnung sind Frustration, Entmutigung und eine Abwertung des Selbstbildes. Meist geraten die Kinder so in einen Kreislauf, den sie selbst nicht durchbrechen können. Denn je weniger Anerkennung die Betroffenen erleben, desto mehr sinkt ihr Selbstwertgefühl.

Die Kinder und Jugendlichen leiden meist sehr unter den Symptomen der Störung

Auch wenn es häufig nicht so erscheint, handeln und reagieren die betroffenen Kinder und Jugendlichen nicht beabsichtigt. In den meisten Fällen leiden sie selbst sehr unter den Symptomen der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und bemühen sich zukünftig ruhiger zu bleiben, in der Schule mitzuarbeiten und ihre Mitmenschen nicht zu verärgern.

Aufgrund ihrer Erkrankung ist es den Betroffenen jedoch nicht möglich, diese Vorsätze im Alltag dauerhaft umzusetzen. Dabei wünschen sich die meisten Kinder und Jugendlichen ein vollkommen normales Leben.

Verändert ADHS die Persönlichkeit?

Nicht die Krankheit, sondern die damit verbundenen Misserfolge und negativen Situationen beeinflussen die Persönlichkeit der Betroffenen immens. Aufgrund der anhaltenden Ablehnung und des fehlenden Verständnisses werden viele Kinder zusätzlich in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gestört. Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser kann sich das Kind in seiner Persönlichkeit entwickeln. Durch individuell angepasste Therapien können zum Beispiel Lernstrategien und alternative Verhaltensmuster erlernt werden. Dank dieser Unterstützung können die Kinder und Jugendlichen dann auch schulische Erfolge erzielen oder soziale Bindungen festigen und machen auf diesem Wege positive Erfahrungen. Dieses neue Lebensgefühl wird sich dann auch auf das eigene Selbstbild des Kindes auswirken.

Die Anzeichen von ADHS

ADHS: Nicht nur negativ


Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ist eine angeborene Erkrankung, die sich bereits im Säuglingsalter äußern kann. Die Anzeichen verändern sich jedoch mit zunehmendem Alter. So äußert sich die Störung bei Kleinkindern anders, als bei Jugendlichen oder Erwachsenen.

Anzeichen von ADHS im Säuglings- und Kleinkindalter

Bei Säuglingen kann sich die Erkrankung in Form von lang anhaltenden Schreiphasen, motorischer Unruhe, Einschlafproblemen und Appetitlosigkeit zeigen. Aber auch die Abneigung gegenüber Körperkontakt ist charakteristisch für diese Störung. Durch zunehmende Mobilität sind ständige und unvorhersehbare Aktivitätswechsel, mangelnde Aufmerksamkeit bei Spielen und eine ausgeprägte Trotzphase ein Anzeichen für eine mögliche ADHS-Erkrankung. Zusätzlich weisen die Kinder teilweise Verzögerungen beim Sprechen oder in der Fein- und Grobmotorik auf.

Anzeichen von ADHS im Grundschulalter

Häufig wird die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung erst nach der Einschulung erkannt. Betroffene Kinder stören oftmals den Unterricht, sind leicht ablenkbar und besitzen wenig Ausdauer, wenn sie eine Aufgabe erledigen müssen. Zusätzlich werden die Regeln der Klassengemeinschaft oder auch innerhalb der Familie nicht akzeptiert und die Kinder haben eine niedrige Fruststationsgrenze oder reagieren mit Wutanfällen und aggressivem Verhalten. In vielen Fällen tritt ADHS auch in Kombination mit einer Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche auf. Typisch für diese Erkrankung sind zudem hastiges und andauerndes Reden.

Anzeichen von ADHS bei Jugendlichen

In der Pubertät verändern sich die Symptome meist. Die betroffenen Jugendlichen sind im Alltag nicht nur unaufmerksam, sondern befinden sich häufig auch in einer „Null-Bock-Phase“. Viele Jugendliche, die unter ADHS leiden, schwänzen die Schule oder verweigern die geforderten Leistungen. Die Betroffenen verüben zudem häufiger Straftaten und neigen zu übermäßigem Alkohol- und Drogenkonsum. Zusätzlich treten Depressionen und Ängste auf und die Jugendlichen haben ein negatives Selbstbild von sich.

Anzeichen von ADHS bei Erwachsenen

Im Erwachsenenalter äußert sich die Störung häufig durch Vergesslichkeit und Unbeständigkeit im Berufs- und Privatleben. Typisch sind auch Jähzorn, Alkoholmissbrauch und die Neigung zu Straftaten. Aber auch Ängste und Depressionen können auftreten.

Hyperaktivität – eine selbstgemachte Epidemie?

ADHS: Nicht nur negativ


Kaum eine Diagnose wird heutzutage von Psychiatern, Psychologen und Therapeuten bei Kindern und Jugendlichend so oft gestellt, wie die der Hyperaktivität, bzw. des “Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung”, kurz “ADHS”. Diese Entwicklung steht im Kontext eines größeren Trends von einer zunehmenden Anzahl der offiziellen Definitionen von psychischen Krankheiten und ihren Symptomen in den psychologischen Manualen wie ICD-10 und dem neuen DSM-V, die Spezialisten zur Klassifikation der Störungen nutzen. Zuletzt hat sogar einer der Mitbegründer dieser Manuale, Allen Frances, ein Buch mit dem Titel “NORMAL: Gegen die Inflation psychischer Diagnosen” veröffentlicht, indem er sich diesem Thema kritisch widmet und von einer “Epedimie” der Störungsdefinitionen und Diagnosen spricht. Denn im Falle von ADHS stehen ebenfalls enorme Gewinne der Pharmakonzerne hinter den Diagnosen, auf Grund derer Stoffe wie Ritalin verschrieben werden. Brauchen wir also eine neue Sicht auf ADHS und seine Ätiologie, also Entstehungsgeschichte?

Was ist Hyperaktivität?

Bei der umgangssprachlich als Hyperaktivität bezeichneten Störung handelt es sich um eine Verhaltensstörung, die bei bis zu zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen diagnostiziert wird. Sie tritt meist in der Kindheit und Jugend auf und kann sich in das Erwachsenenalter fortsetzen. Hierbei treten Probleme wie schlechte Schul- und Arbeitsleistungen auf. Was die Gründe für ADHS angeht, ist eine Evolution von Theorien und Ansätzen über die letzten dreißig Jahre zu beobachten, der in dem aktuellen multikausalen Modell mündet, dass sowohl psychologische als auch biologische Komponenten in die Erklärungversuche mit einbezieht. So werden sowohl Deprivation von bestimmten essentiellen Erfahrungen zur gesunden psychischen Entwicklung während der Kindheit, als auch biologische Faktoren wie genetische Disposition und Vererbung sowie der Konsum von teratogenen, also giftigen Stoffen für den Embryo während der Schwangerschaft. Auch, wenn bildgebende Verfahren Unterschiede in den funktionalen Netzwerkaktivitäten zum Beispiel im Frontallappen zwischen Kindern mit ADHS und ohne ADHS finden, gibt es noch keine eindeutigen Ergebnisse in diesem Bereich, die Patienten allein an Hand der Gehirn-Scans unterscheidbar machen würden.

Genetik gegen Epigenetik

Trotzdem ist dem heutigen Trend des Reduktionismus und der Sichtweise, dass unsere biologischen Grundlagen, also unser Gehirn, ausschlaggebend für unser psyschisches Befinden ist, auch unsere durch Medikamentengabe geprägte Behandlungsweise geschuldet. Zwar tritt der Bereich der Epigenetik, die den Einfluss von Umweltfaktoren auf die Entwicklung betont auch in wissenschaftlichen Kreisen immer weiter hervor, doch hat er immer noch den zweiten Platz gegenüber den “harten” Fakten der Biologie. Jemand, der dies ändern möchte, ist Gerald Hüther. Er begann ebenfalls als Neurobiologe, hat jedoch nach im laufe seiner erfolgreichen akademischen Karriere immer mehr “weiche” Faktoren der Entwicklung in seine Theorien und Vorschläge für die Praxis eingearbeitet – und kann sie zum Teil auch durch seine empirischen Studien belegen.

Gerald Hüthers “via nova” – der neue Weg für die Behandlung von ADHS?

Nun hat sich der Neurobiologe an die praktische Umsetzung seiner Theorien gemacht. Hierzu hat er zusammen mit seinem Team aus Psychologen und Pädagogen eine Art zweimonatiges Sommercamp in den Alpen mit Kindern veranstaltet, die mit ADHS diagnostiziert wurden. Auf dem Programm standen naturverbundene Aktivitäten, wie der Umgang mit Tieren und das Verarbeiten von Naturrohstoffen. So sollte ein Kontrast zu dem durch Reizüberflutung geprägten Umfeld der modernen Großsstadt und dem durch Medienkonsum geprägten Alltag geschaffen werden, den das Team für ADHS mit verantwortlich macht. Der aktive Alltag entspricht den Bedürfnissen der 11 Kinder besser, als die meist sitzend verrichteten modernen Freizeitaktivitäten oder Schulaufgaben. Das natürliche Umfeld und die dadurch entstehenden neuen Möglichkeiten bringt Hüther mit einer verstärkten Entspannung, Selbsterfahrung und damit Selbsterkenntnis sowie der Fähigkeit, Gefühle zu regulieren in Zusammenhang. Der Professor nennt dies eine systemische Impulstherapie, in der die Kinder klar erkennen  können, wie ihr Beitrag zur Gemeinschaft und ihren Interessen ihnen Freude und Gegenleistungen bringt. Diese Lernerfahrungen sollen durch Einbezug der Eltern auch als Transfer auf den Schulalltag weiterwirken. In diesem Modell wird der grundlegend andere Ansatz zur medikamentösen Behandlung deutlich. Die Kinder auf der Alm verzichten auf die Medikamente, die inzwischen rund 10 Millionen Kinder auf der Welt nehmen und lassen sich somit in ihren unterschiedlichen Bedürfnissen und Erfahrungen nicht auf ihr dopanierges System und deren pharmakologische Manipulation reduzieren. Denn in der Humanwissenschaft ist es selten ein klarer kausale Zusammenhang zwischen zwei Variablen, der ein Phänomen erklärt. So ist die Annahme, dass die veränderten Eigenschaften des Dopaminhaushalts bei Kindern mit ADHS die Ursache für die Störung sei, eine für die Wissenschaft untypische Überspitzung, die eher einem dem Zeitgeist geschuldeten Dogma des biologischen Primat geschuldet scheint, als objektiver wissenschaftlichen Forschung.

“Shared Attention” als Erfahrung nachholen

Gerald Hüther lässt sich wieder auf die Beobachtung anderer Faktoren neben der Biologie ein und weist auf den Mangel der Fähigkeit der Kinder zur geteilten Aufmerksamkeit hin. In den zwei Monaten auf der Alm stellte er fest, dass die Kinder nicht generell in ihrer Aufmerksamkeit eingeschränkt sind, sondern vielmehr diese nicht zusammen mit anderen auf ein Ziel, eine Aufgabe richten können. Dies Defizit ist nach dem allgemeinen Verständnis der Theorie des Geistes und seiner Entwicklung auf den Mangel an genau dieser Aktivität in einer sensiblen Phase der Kindheit zurückzuführen. Dadurch, dass die Kinder auf der Alm gemeinsamen Aktivitäten meistern, holen sie diese Erfahrung zu einem gewissen Grad nach. Dies sollte auch von Familien wieder mehr in den Vordergrund gerückt werden, also in gemeinsamen Aktivitäten, dem familiären Bewältigen von Aufgaben seinen Ausdruck finden. Denn die Kinder kommen nicht mit fertigen Gehirnen auf die Welt, sondern das Fundament für ihr kognitives Potential wird durch die Anregung durch die Umwelt während der Kindheit gelegt. Doch auch danach ist das Gehirn kein fertiges “Produkt” – neue Reize und Herausforderungen können immer noch die Aktivität und sogar Struktur des Gehirns verändern und so zu Linderungen solcher Defizite führen – und das ganz ohne Medikamente.

 

Verhaltensstörungen

ADHS: Nicht nur negativ


[av_layerslider id=’6′]

Verhaltensstörung

Wenn die Gesellschaft sich wegen des Verhaltens gegen einen stellt und soziale Kontakte mehr und mehr abreissen


Verhaltensstörungen

Was sind Verhaltensstörungen?

Abweichendes Verhalten von gesellschaftlichen Normen kann sowohl positiv als auch negativ sein und ist vor allem historisch betrachtet durchaus variabel. Verhaltensstörungen werden in der Regel als Verhaltensweisen definiert, die gegen allgemeine Verhaltensnormen verstossen bzw. stark negativ auf andere oder die betroffene Person wirken oder Schaden zufügen. Positive Auffälligkeiten, wie besonderer Fleiss oder übertriebener Mut werden gesellschaftlich nicht als Störung bewertet, obwohl auch hier eine Störung vorliegen kann. Der als Synonym verwendete Begriff Verhaltensauffälligkeit wird häufig als psychosoziale Abweichung im Sozialverhalten, der Motivation, der Erziehung, des Störverhaltens und der Emotionalität definiert.

ADS – Aufmerksamkeits Defizit Syndrom

Wir alle kennen den Begriff “Hans-Guck-in-die-Luft” aus dem umgangssprachlichen für Kinder, die durch ihr träges und unaufmerksames Verhalten auffallen. In manchen Fällen, liegt eine psychische Störung, das Aufmerksamkeits Defizit Syndrom (ADS), vor. ADS ist eine Verhaltens- und emotionale Störung mit Beginn in der Kindheit und Jugend und wird als Abweichung im Hirnstoffwechsel gesehen. Die Erscheinungsform und die Intensität variieren allerdings sehr stark, so dass man oft auch teilweise von Vorteilen sprechen kann. Auffällig als krankhaft kann man die Intensität einzustufen, die dazu führt, dass Betroffene Probleme im sozialen Umgang und in der Bewältigung des Alltags bekommen. ADS (ohne Hyperaktivität) fällt meist während der schulischen Ausbildung auf, da die betroffenen Kinder dazu neigen sich nur schwer oder gar nicht konzentrieren zu können, oft geistesabwesend wirken und sich nur schwer etwas merken können. Die Leistungen beim Rechnen, Schreiben und Lesen sind oft wesentlich langsamer als der Durchschnitt. Symptome treten mit sozialen Schwierigkeiten mindestens 6 Monate in Folge und bereits vor dem siebten Lebensjahr in mehreren Bereichen auf.

ADHS

Spricht man umgangssprachlich vom “Zappelphilipp”, so ist oft die psychische Erkrankung ADHS gemeint, eine Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitätsstörung, die auch als Hyperkinetische Störung (HKS) bezeichnet wird. Die Erkrankung tritt bereits im Kindesalter vor Vollendung des siebten Lebensjahres auf, wobei sich Probleme mit der Aufmerksamkeit äußern, die mit starker Impulsivität und Hyperaktivität auftreten. ADHS verursacht als Verhaltensstörung besonders im schulischen Alltag Leistungsprobleme. Die Diagnose von ADHS ist nur schwer zu erstellen, da verschiedene Schweregrade vorliegen, die jeweils gegen das “normale” abgegrenzt werden und teilweise Symptome auftreten, die einer normalen kindlichen Entwicklung nicht entgegenstehen. Man geht heute von einer Kombination von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren aus, es wird auch eine genetisch bedingte Veränderung der neuronalen Signalverarbeitung im Gehirn vermutet. Da ADHS Betroffene im Alltag durch beeinträchtigte Aufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität oft starkem gesellschaftlichem Druck ausgesetzt sind wird die Krankheit oft durch Reaktionen der Gesellschaft und des sozialen Umfeldes weiter potenziert.

Bipolare Störung

Wechselt der Tatendrang und die Stimmung wie ein Wetterfähnchen von einem Extrem ins andere, so kann eine bipolare Störung vorliegen, die auch als manisch depressive Erkrankung bezeichnet wird und in den Bereich der affektiven psychischen Störungen eingeordnet wird. Die Aktivität und die Stimmung liegen weit über dem Normalen und sind von den Betroffenen willentlich nicht steuerbar. Dabei tauschen sich Manie und Depression wechselseitig (bipolar) ab, wobei die manische Phase oft durch Euphorie bis zum Realitätsverlust gekennzeichnet ist und die depressive Phase bis zu Suizidgedanken reichen kann. Der Wechsel kann zeitlich bis hin zu einer Übergangslosigkeit stattfinden. Bei der bipolaren Störung fallen die Betroffenen oft auch in Normalzustände zwischen den Episoden zurück. Sie sind dann unauffällig und reagieren in normalen Parametern auf ihre Umwelt. Sie werden in der manischen Phase auch oft als charismatisch, kreativ und sehr fleissig betrachtet und bekommen somit ein positives Feedback ihres Umfeldes, was die Krankheit antreiben kann. Begünstigend ist auch die oft späte Diagnose, da die Krankheit sich langsam entwickelt.

Schizoide Persönlichkeitsstörung

Eine schizoide Persönlichkeitsstörung oder auch Kontaktstörung ist nicht zu verwechseln mit dem Begriff “Schizophrenie”, sondern bezeichnet eine Persönlichkeitsstörung, die sich in einem Rückzug von sozialen Kontakten und Interessen in eine Welt mit Vorliebe zu Phantastereien äussert. Betroffene sind introvertierte Einzelgänger, die nur schwer in der Lage sind Gefühle auszudrücken oder Freude zu zeigen. Eine stets misstrauische Haltung gegenüber anderen Menschen ist symptomatisch, begleitet von perfekter Selbstkontrolle und abgeflachten Emotionen gegenüber Dritten. Neue Erfahrungen oder Situationen werden kategorisch als Gefahr eingestuft, der mit Rückzug oder Kontrolle begegnet wird. Betroffene entwickeln oft einen hohen Intellekt und hohe Intuition als Schutzmechanismus, was sie auch zu hohen beruflichen Leistungen, bevorzugt in Berufen, die persönliche Kontakte nicht bedürfen, befähigt. Gründe der Störung sind wahrscheinlich in der Kindheit zu finden, wobei angeborene Sensibilität durch emotionale Vernachlässigung, chaotischer Sozialverhältnisse, übertriebener mütterlicher Fürsorge die Störung entwickeln.

Posttraumatische Belastungsstörungen

Ein starkes, seelisches Trauma entsteht oft bei Menschen, die unter Gefahr für Leib und Leben einer außergewöhnlichen Bedrohung ausgesetzt waren oder ein katastrophales, traumatisches Erlebnis unmittelbar bei anderen Menschen beobachtet haben, was oft in Kriegssituationen, bei Unfällen, sexuellem Missbrauch oder Gewalttaten geschieht. Es bedarf keiner Veranlagung, auch geistig gefestigte Menschen unterliegen dieser Störung. Daraus kann sich eine psychische Störung entwickeln, die man posttraumatische Belastungsstörung, posttraumatische Belastungserkrankung, posttraumatisches Belastungssyndrom, oder auch basales psychotraumatisches Belastungssyndrom nennt. Das Erlebte entwickelt eine psychische Störung, die sich meist innerhalb von sechs Monaten nach dem Erlebnis manifestiert. Die Erkrankung äußert sich in unterschiedlichen psychischen und psychosomatischen Symptomen. Betroffene fühlen sich von täglichen Situation an das Erlebnis erinnert und durchleben sie erneut mit einer sprachlosen Hilflosigkeit. Ihr Welt- und Selbstverständnis wird stark erschüttert und sie fühlen sich ängstlich und hilflos.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Jeder Mensch möchte Anerkennung in seinem sozialen Umfeld bekommen, um sich selbst und seine Leistungen zu reflektieren. Bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung hält sich der Betroffene selbst für übersteigert herausragend, wichtig, einzigartig und überlegen, wobei die eigenen Leistungen oft überschätzt werden. Er will ständig von seinem Umfeld bewundert werden und erwartet, dass alle Personen im Umfeld seine Leistungen genauso interpretieren. Mitmenschen beurteilen Narzisten meist als herablassend, arrogant und überheblich. Menschen mit dieser Störung können nur sehr schwer oder kaum auf Mitmenschen und deren Gefühle eingehen und halten sich auch nur in für sie “elitären” Kreisen auf, da “normale” Menschen sie ohnehin nicht verstehen würden. Das Selbstwertgefühl von Betroffenen ist sehr fragil, da ein Leben in Selbstüberschätzung zu permanenten Niederlagen führt. Die Reaktion darauf ist oft Wut und Verachtung, da Gefühle von Wertlosigkeit und Verachtung von Dritten in die Niederlage interpretiert werden. Im Berufsleben führt die Erkrankung durch gesteigerten Ehrgeiz und unendlichem Selbstvertrauen manchmal zu grossen Leistungen.

Manie

Raserei, Wut und Wahnsinn sind die Begriffe, die das aus dem altgriechischen stammende Wort Manie umschreiben. Die Manie ist eine affektive Störung die meist in Phasen auftritt. Hier sind Antrieb, Stimmung und Motivation meist enorm gesteigert, man könnte die Manie auch als das Gegenteil einer Depression beschreiben. Begleitet wird die Manie aber auch von Gereiztheit, Schlafmangel und mangelndem Interesse an den Anforderungen des sozialen Umfeldes, Hemmungslosigkeit und unkritischem Verhalten. Man führt die psychische Erkrankung auf eine psychosoziale Belastung und Störungen im Gehirnstoffwechsel zurück, die eine Überanstrengung im Gehirn und in der Folge psychotische Symptome auslösen. Symptomatisch für eine Manie sind z.B. ein starker Rededrang (Logorrhoe), maßlos hohes Selbstbewusstsein, Realitätsverlust und Größenwahn (Megalomanie). Die Aufrechterhaltung der teilweise unrealistischen Vorstellungen werden von den Betroffenen wochen- bis monatelang aufrechterhalten und vehement verteidigt. Häufig ist auch die manische Depression, die bipolar verläuft, also Manie und Depression im Wechsel aufweist.

Borderline

Die Borderline Persönlichkeitsstörung, auch emotional instabile Persönlichkeitsstörung des Borderline Typs genannt, zeichnet sich durch Impulsivität und Instabilität bei sozialen Beziehungen, der Stimmung und des Selbstbildes aus. Bei Betroffenen sind bestimmte Gefühlsbereiche, sowie Teile des Denkens und Handelns so beeinträchtigt, dass im Umgang mit anderen Menschen und sich selbst sehr negatives und paradoxes Verhalten an den Tag gelegt wird. Das Borderline Syndrom weist eine hohe Komorbiditätsrate auf, was bedeutet, dass die Störung oft mit anderen psychischen Störungen in Kombination auftritt. Häufig sind parallele Störungen wie dissoziative Störungen, Depressionen oder selbstverletzendes Verhalten. Die Störung tritt meist in der Jugend,  aber auch durchaus im Erwachsenenalter auf und betrifft mehr als nur einen Lebensbereich, wie z.B. Schule, Beruf oder Familie. Symptomatisch sind Ängste vor dem Verlassenwerden, instabile Sozialkontakte im Wechsel zwischen Idealisierung und Entwertung, Identitätsstörung, Impulsivität, Suizidität oder Selbstverletzungsverhalten, affektive Instabilität, chronische Gefühle von Leere, häufige unkontrollierte Wut und temporäre paranoide Vorstellungen.

Schlafstörungen

Schlafstörungen können durch organische und nichtorganische, also psychische Störungen verursacht werden. Die psychische Störung bezeichnet z.B. die nichtorganische Dyssomnie als psychogene Störung, die Schlafdauer, Qualität oder den Einschlafpunkt wegen emotionaler Gründe beeinflusst und dreimal wöchentlich, mindestens einen Monat lang den Alltag durch starken Leidensdruck beeinträchtigt. Die nichtorganische Insomnie bezeichnet Ein- und Durchschlafstörungen sowie einen nicht erholsamen Schlaf. Spricht man von nichtorganischen Störungen des Schlaf- / Wachrhythmus so ist dieser konträr zum geplanten und nach den gesellschaftlichen Anforderung gerichteten Rytmus – Schlaflosigkeit während der Schlafperiode und Hypersomnie während der Wachperiode. Nichtorganische Parasomnien sind Störungen die während des Schlafvorgangs auftreten, wie Schlafwandeln. Die “Pavor nocturnus” oder auch Nachtangst bezeichet wiederholendes Aufwachen unter Panik, Angst, Schweißausbrüchen und Desorientiertheit bis zu 10 Minuten. Alpträume bezeichnen Angstträume mit eingeprägter Erinnerung nach dem Aufwachen, vorwiegend beim Nacht- oder Nachmittagschlaf.

Paranoide Persönlichkeitsstörung

Menschen, die an einer paranoiden Persönlichkeitsstörung leiden sind oft übertrieben selbstbezogen und haben ein sehr überhöhtes Selbstgefühl. Die Störung äussert sich in der Neigung die neutralen oder auch freundlichen Handlungen Dritter als Angriff auf die eigene Person zu interpretieren, woraus sich eine grundsätzlich misstrauische Haltung gegen andere Menschen entwickelt. Betroffene sind leicht kränkbar und überempfindlich, was meist Streitsucht und Rechthaberei verursacht. Treue wird permanent in Frage gestellt und steigert somit die Eifersucht. Zurückhaltung wird zur Tugend, damit niemand Informationen gegen den Betroffenen negativ verwenden kann, auch innerhalb der Familie. Eine besondere Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung bildet sich aus und ein ständiges Gefühl ausgenutzt worden zu sein. Tiefenpsychologisch betrachtet wird eine Reflexion eigener Aggressionen auf andere durchgeführt, die dann als Feindseligkeit wahrgenommenen, eigenen Emotionen werden dann an der Person bekämpft auf die vorher projiziert wurde. Die Störung tritt bereits oft in der Kindheit und Jugend auf und besteht im Erwachsenenalter meist fort.

Dissoziale Persönlichkeitsstörung

Menschen mit mangelndem Einfühlungsvermögen in die Gefühle anderer und einer ausgeprägten Missachtung für Regeln und Normen mit einer parallelen Unfähigkeit aus begangenen Fehlern oder negativen Erfahrungen zu lernen, leiden meist an einer dissozialen Persönlichkeitsstörung oder auch antisozialen Persönlichkeitsstörung. Betroffene weisen eine sehr geringe Frustrationstoleranz und eine niedrige Hemmschwelle für aggressives, gewalttätiges Verhalten auf. Weiterhin werden andere gerne für eigene Vergehen oder Fehler beschuldigt. Die Störung fällt meist schon im jugendlichen Alter durch vermehrtes Lügen, Vandalismus, Gewalttätigkeiten und teilweise Diebstahl auf, wobei anschliessende Bestrafungen keinen Lernerfolg erzielen. Das Verhalten setzt sich auch im Erwachsenenalter fort, so dass der Strafvollzug häufig angewandt werden muss. Es gibt allerdings auch sehr viele Betroffene die angepasst ein durchaus erfolgreiches Berufsleben bestreiten, nicht selten in Management Positionen. Betroffene planen nicht voraus, haben keine Schuldgefühle oder Verantwortungsbewusstsein. Das Hineinversetzen in Dritte ist ihnen unmöglich.

Suizidalität

Schnell benutzen wir umgangssprachlich und mit einem leichten Ton von Bewunderung, das Wort “Lebensmüde” für besonders gefährliche, aber auch mutige Taten von Menschen. Die psychische Erkrankung, die man auch Suizidität, Suizidalität oder auch Suizidgefährdung nennt ist allerdings weit von dieser umgangssprachlichen Äusserung entfernt und beschreibt eine psychische Störung, die Gedanken, Impulse, Fantasien und Handlungen von Betroffenen dauerhaft, wiederholt oder situationsbedingt darauf ausrichten, sich das Leben zu nehmen. Suizidität selbst ist keine Krankheit, sondern ein Symptom der seelischen Entwicklung, die dazu geführt hat. Suizid gefährdete Menschen plagen extrem starke Gefühle innerlicher Zerrissenheit. Sie sind stark leidend, verzweifelt und völlig ohne Hoffnung für die Zukunft. Das Leben zu ändern ist keine mögliche Option, nur der eigene Tod wird als Ausweg gesehen. Diese Gefühlswelt steht allerdings wechselseitig zum Selbsterhaltungstrieb und der grossen Furcht vor starken Schmerzen beim Suizidversuch. Auch Gedanken an die Folgen der Tat verhindern bedingt und glücklicherweise eine eventuelle Umsetzung.

Die vorangehenden Texte stellen eine unabhängige Patienteninformation dar, die von uns erarbeitet wurde, um unseren Besuchern und Mitgliedern hochwertige Informationen bereitzustellen und medizinisches Fachwissen verständlich zu veranschaulichen. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Zu weiterführenden Informationen raten wir zur Konsultation eines behandelnden Arztes, bzw. des Hausarztes, denn die hier veröffentlichten Inhalte sind keine ärztliche Beratung und ersetzen auch keine Diagnose oder Therapie.


Online Beratung zum Thema Verhaltensstörung & Auffälligkeiten

Hier findest du eine Liste von Beratern, die sich auf das Thema Verhaltensstörung spezialisiert haben


  • Psychologische Berater - Berater: B. Martin
    B. MartinID: 6125
    Gespräche: 24
    5.00
    Bewertungen: 2

    Montag ab ca. 11 - 17 Uhr (m. kl. Pausen) erreichbar.

    Neue Wege entstehen, indem wir sie gehen. Lösungsorientierte Beratung bei ...


    Tel: 3.50€/Min.
    Aus d. Festnetz *

    Chat: 1.33€/Min.
    persönliche Beratung


  • Psychologische Berater D. Hanschk
    D. HanschkID: 6036
    Gespräche: 109
    5.00
    Bewertungen: 9

    Krisen sind die Angebote des Lebens, sich zu wandeln. Wie kann ich Sie emphatisch und mit der geistigen Welt in der jetzigen Situation unterstützen?


    Tel: 2.23€/Min.
    Aus d. Festnetz *

    Chat: 1.33€/Min.
    persönliche Beratung






Über das Handy (Vodafone/Telekom) anonym zum Festpreis von 1,99 €/Min. telefonieren. Wähle dazu die 22899 + PIN 1122899 + PIN 11.


Magazinartikel zum Thema Verhaltensstörung

Aktuelle Beiträge zum Thema Verhaltensstörung, recherchiert von unserer Psychologie Redaktion



ADHS: Kranke Kinder oder kranke Gesellschaft?

ADHS: Nicht nur negativ


ADHS ist vor allem aufgrund der gesteigerten Medienpräsenz diese Thematik betreffend, inzwischen jedermann bekannt. Offiziell handelt es sich dabei um eine Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung. Kinder, bei denen diese Diagnose gestellt ist, werden in den meisten Fällen mit Medikamenten behandelt, um die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern und ihre ausschweifenden Emotionen in den Griff zu bekommen.

Statistiken lassen vermuten, dass die Diagnose in vielen Fällen zu schnell ausgesprochen wird und Kinder medikamentös behandelt werden, die eigentlich nicht an ADHS leiden. Es muss sich nicht immer gleich um ADHS handeln, wenn ein Kind Lernschwierigkeiten oder Verhaltensauffälligkeiten zeigt. Auch Auseinandersetzungen in der Familie, Unruhe oder leichte Aggressionen müssen nicht immer ein Zeichen von ADHS sein. Bei Personen, die an ADHS leiden, arbeitet der Vorderlappen des Gehirns in der Weise, wie es bei gesunden Menschen der Fall ist.

Dopamin, ein Botenstoff des Gehirns, kann nicht richtig transportiert werden. Dies hat zur Folge, dass Informationen und Reize nicht so gut verarbeitet werden. Die korrekte Funktion des Vorderlappens ist wichtig, um konzentriert arbeiten zu können und leistungsfähig zu sein. Für Betroffene äußert sich die Störung in der Form, dass immer wieder Reize aufgenommen werden, die einfach verarbeitet werden müssen, denn sie können nicht zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen unterscheiden. Dies führt zu Unruhe und Unkonzentriertheit.

Auffälligkeiten in der Schule

ADHS wird in manchen Fällen vererbt. Zum Großteil wird die Krankheit aber erst in der Grundschule entdeckt, wenn es darauf ankommt, dass die Kinder lernen und konzentriert arbeiten müssen. Lehrer bemängeln in der Regel eine Unkonzentriertheit der Kinder, Unruhe und Lernprobleme. Das ist der Zeitpunkt, an dem sich viele Eltern an den Arzt wenden, da die Probleme unlösbar erscheinen. Die Diagnose ist sehr schwer zu treffen, weil viele unterschiedliche Symptome zum Krankheitsbild gehören. Auch sollten nicht gleich Medikamente zum Einsatz kommen. ADHS-Kinder sollten begleitend psychologisch betreut werden.

Um zu einer relativ zuverlässigen Methode zu gelangen, werden Fragebögen eingesetzt, die Fehldiagnosen weitesgehend vermeiden sollen. Einige Ärzte erweitern die Untersuchung um Tests zur Konzentration und Wahrnehmung. Es kann immer sein, dass andere Umstände zur Verhaltensauffälligkeit des Kindes geführt haben.

Das Medikament, das hauptsächlich zur Behandlung von ADHS eingesetzt wird, ist Ritalin. Was allgemein beunruhigend ist, sind die stetig ansteigenden Zahlen der ausgestellten Ritalin-Rezepte. Es wird vielmehr vermutet, dass viele Kinder in diese Schublade gesteckt werden, um Alltags- und Schulprobleme durch den Einsatz von Medikamenten zu lösen.

Dies ist aber mit Sicherheit der falsche Weg. Es sollte zum Schutz der Kinder verstärkt auf einwandfreie, zuverlässige Diagnosen geachtet werden. Schließlich haben sich die Anforderungen an Kinder ebenfalls geändert, so dass auch eine divergierende und vor allem individuelle Therapie nötig wird.

ADHS: Eine Modediagnose?

ADHS: Nicht nur negativ


Unruhige Kinder, die in der Schule oder bei den Hausaufgaben unkonzentriert sind, bekommen häufig übereilt den Stempel ADHS aufgedrückt. Rund drei bis zehn Prozent der Kinder in Deutschland leiden unter der Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung.

Die Diagnose ADHS wird jedoch viel häufiger gestellt, obwohl die Symptome nicht eindeutig zugeordnet werden können. In vielen Fällen verschreiben die Ärzte auch leichtfertig Psychopharmaka, wie zum Beispiel Ritalin, obwohl die Auswirkungen der Störung auch durch eine Therapie gemindert werden könnten, die nicht medikamentös ausgerichtet ist.

Unaufmerksam, unruhig und impulsiv = ADHS

Charakteristisch für ADHS sind mangelnde Aufmerksamkeit, Unruhe und Impulsivität. Viele Kinder verlieren sich auch in Tagträumen und lassen sich schnell ablenken. Doch nicht immer deuten diese Symptome auf ADHS hin. Häufig stecken andere Ursachen hinter der Konzentrationsschwäche. Durch den steigenden Leistungsdruck kommen viele Kinder nicht zur Ruhe.
So haben bereits viele Grundschulkinder einen straffen Terminplan, der keinen Raum zur Entspannung lässt. Auch die Reizüberflutung, die durch die verschiedenen Wahrnehmungen auf die Kinder einwirkt, kann zu einer Aufmerksamkeitsstörung führen.

Gesellschaftlicher Druck wächst

Bereits in der Grundschule müssen viele Kinder hohe Erwartungen erfüllen. Denn nur, wer gute Noten in der Schule hat, ist auch im späteren Leben erfolgreich und dem stehen nach dem Schulabschluss alle Wege offen. Durch die steigenden Erwartungen wächst auch der Leistungsdruck für die Kinder enorm stark an. Werden diese Anforderungen nicht erfüllt, führt das auch bei den Kindern zu Frustration. Wegen dieser Rückschläge sinkt die Motivation und es wird ein gewisses Aggressionspotenzial aufgebaut.

Immer mehr Eltern greifen zu Medikamenten

Um die mit der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung verbundenen Auffälligkeiten der Kinder zu beschränken, greifen immer mehr Eltern zu Medikamenten. Durch die Verabreichung des Arzneimittels sollen die Kinder leistungsfähiger und ruhiger werden. Diese Medikamente sind aufgrund ihrer Nebenwirkungen umstritten. Vor allem Ritalin führt zu Wachstumsstörungen, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen und Übelkeit. Zudem sollten die Medikamente nie ohne begleitende Gesprächs- und Verhaltenstherapien eingesetzt werden.

ADHS bei Erwachsenen – nicht nur eine Kinderkrankheit

ADHS: Nicht nur negativ


Entgegen der weitläufigen Meinung handelt es sich bei der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung um keine Erkrankung, die nur im Kindes- oder Jugendalter auftritt. Bei ungefähr 60 Prozent der an ADHS-erkrankten Kinder tritt die Störung auch im Erwachsenenalter noch auf.

In vielen Fällen bleibt bei Depressionen, Angst- oder Suchtkrankheiten die eigentliche Ursache verborgen. Denn nur die wenigsten Erwachsenen werden bei diesen Erkrankungen auf ADHS untersucht. Dabei gelten diese Krankheiten durchaus als Folgekrankheiten von ADHS.

ADHS-Symptome verändern sich im Laufe der Jahre

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung äußert sich im Erwachsenenalter durch andere Anzeichen, als bei Kindern und Jugendlichen. Während im Kindesalter die Hyperaktivität noch charakteristisch für ADHS ist, zeigt sie sich bei Erwachsenen durch eine allgemeine Leistungs- und Konzentrationsschwäche.

Zusätzlich fühlen sich die Betroffenen ruhelos und erleben einen starken inneren Druck. In Gesprächen mit ihren Mitmenschen können sich die an ADHS erkrankten Erwachsenen nur schwer auf das Wesentliche konzentrieren und schweifen vom eigentlichen Thema ab. Menschen mit ADHS reagieren in vielen Situationen emotionaler und können ihre Gefühle nur schwer bremsen.

Berufliche Ziele bleiben häufig auf der Strecke

ADHS wirkt sich auf alle Lebensbereiche der Betroffenen aus. Durch die mangelnde Konzentration erreichen die Erwachsenen häufig nicht die Ziele, die ihnen eigentlich vorschweben. Häufige Jobwechsel, eine schlechte Ausbildung trotz vorhandener Begabung und fehlende Organisation sind typische Anzeichen für die Störung im Erwachsenenalter. Auch vermehrte Flüchtigkeitsfehler, ständige Vergesslichkeit und das Aufschieben von lästigen Alltagsaufgaben sprechen für die Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung.

Impulsivität führt zu Kreativität

Erwachsene, die unter ADHS leiden, sind in den meisten Fällen überdurchschnittlich intelligent, impulsiv, intuitiv und ideenreich. Durch die gesteigerte Impulsivität eignet sich für die Betroffenen ein Beruf im kreativen Bereich besonders. Denn die mit der Störung verbundene Impulsivität kann durchaus zu beruflichen Erfolg führen, wenn die Betroffenen in der Lage sind, ihre Ideen dementsprechend umzusetzen und ihre Mitmenschen dafür zu begeistern.