Demenz-Kranke werden zu oft mit Medikamenten ruhig gestellt

Demenz-Kranke werden zu oft mit Medikamenten ruhig gestellt


Die Krankheit der Demenz bewirkt nicht nur Vergessen, sondern sie kann auch zu aggressivem Verhalten der Erkrankten führen. Zahlreiche Einrichtungen verabreichen ihren Patienten deswegen Medikamente zur Ruhigstellung. Doch diese Medikamente (Anti-Psychotika und Neuroleptika) rufen häufig starke Nebenwirkungen hervor und beeinträchtigen somit das Leben der Betroffenen. Dabei müssten sie längst nicht so häufig verabreicht werden, wie es in der Praxis der Fall ist. Unter der Leitung des Pflegewissenschaftlers Steffen Fleischer führt die Universität Halle momentan eine Studie durch, die sich mit diesem Thema befasst. Herr Fleischer stand für ein Interview mit MDR aktuell zur Verfügung, dessen Inhalte wir Euch gerne darstellen möchten.

Gibt es bereits Resultate?

Die Hälfte der Studie liegt bereits hinter uns. Unsere Kollegen in Lübeck und Witten haben etwas später begonnen als wir und brauchen somit noch einige Monate länger. Erste Auswertungen haben ergeben, dass die Verschreibungsrate von Pflegeheim zu Pflegeheim variieren kann, wir haben bisher Raten zwischen 20 und 80 Prozent festgestellt. Da liegen teilweise Welten zwischen den Pflegeheimen.

Wie wichtig sind die Medikamente?

Wir glauben, dass man eigentlich nicht immer Medikamente bräuchte. Beziehungsweise, dass sie oft zu lange verschrieben werden, obwohl sie schon abgesetzt werden könnten. Dies geschieht durch Unachtsamkeit oder auch mangelnde Kontrolle.

Weswegen werden die Medikamente eingenommen?

Ein Medikament, dass gegen Demenz hilft gibt es noch nicht. Die Anti-Psychotika helfen gegen Zustände der Unruhe, gegen lautes oder aggressives Verhalten, gegen Schreianfälle und sonstige Ausbrüche. Dagegen sind sie gedacht, doch leider helfen sie auch nicht immer.

Kommen die Medikamente dem Patienten zugute?

Das ist von Fall zu Fall verschieden. Doch würde ich sagen, dass diese Art von Neuroleptika nicht unbedingt von großem Nutzen ist. Verhaltensveränderungen, die mit einer Demenz meist einhergehen, können auch nur phasenweise auftreten und sich im Verlauf der Krankheit sogar verbessern.

Wem helfen diese Medikamente genau?

Das Ziel ist es natürlich, dass sie dem Patienten helfen. Doch das ist hier zu bezweifeln. Die Wahrscheinlichkeit von starken Nebenwirkungen ist immens hoch. Daher wird vermutet, dass diese Medikamente eher den Pflegern die Arbeit und den Umgang mit den Erkrankten erleichtern, als effektiv zu helfen.

Was kritisieren Sie an der Vergabe der Medikamente?

Hauptsächlich bemängele ich die starken Nebenwirkungen. Durch Neuroleptika erhöht sich die Sterblichkeit der Demenz-Kranken, auch Schlaganfälle kommen häufiger vor und das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden steigt massiv. Zusätzlich kommt es oftmals zu körperlichen Beschwerden , die zu einem erhöhten Sturzrisiko führen und die Lebensqualität der Patienten drastisch senken. Und ganz besonders üben wir Kritik an der zu langen Dauer der Verabreichung. Oft könnten und sollten die Medikamente bereits viel früher abgesetzt werden.

Was könnte man im Bereich der Pflege verbessern?

Die Person als solche, sollte im Mittelpunkt der Pflege stehen. Durch eine Versorgung, die sich mehr auf den Patienten ausrichtet, können ähnliche Effekte wie bei der Verabreichung von Neuroleptika erzielt werden. Es ist natürlich klar, dass nicht alles Patienten durch eine konzentrierter Betreuung geholfen ist.

Doch auch die Briten haben diesen Ansatz verfolgt und festgestellt, dass für eine personenkonzentrierte Pflege nicht unbedingt mehr Personal benötigt wird. Das lässt mich zu dem Schluss kommen, dass es nicht immer darauf ankommt mehr Pfleger einzustellen, sondern hauptsächlich darauf, dass die Pfleger gut vorbereitet und geschult werden.

 

Wie effektiv sind Apps bei Depressionen

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Immer mehr Deutsche leiden an Depressionen. Die Fachärzte sind ausgelastet. Helfen sollen nun auch digitale Angebote. Dabei ist Vorsicht geboten, denn nicht jede App bei Depressionen stellte eine wirklich erfolgreiche Unterstützung dar.

2009 nahm Torwart Robert Enke sich das Leben. Sechs Jahre litt der Fußballer an einer depressiven Erkrankung und ließ sich unter ärztlicher Aufsicht behandeln. Zusammen mit seiner Witwe Teresa Enke gründete der Deutsche Fußball-Bund daraufhin die Robert-Enke-Stiftung und eine App, die Menschen mit Depressionen retten solle. Die Enke-App soll ein großes Hilfsangebot für Betroffene aufweisen. Der Mittelpunkt ist ein SOS-Knopf, der einen Hilferuf an Freunde oder einen Dienstleister sendet. Mut machen soll die fett gedruckte Botschaft auf der Website: „Robert Enke konnten wir nicht retten. Dich schon.“

Großes Angebot an Apps

Mittlerweile gibt es viele Dienste dieser Art, die Depressionstests, digitale Tagebücher und Anleitungen zu Achtsamkeitsübungen beinhalten. Das große Angebot gibt es jedoch nicht ohne Grund. Die Anzahl an potentiellen Nutzern ist enorm und steigt stetig weiter an. Laut der Deutschen Depressionshilfe liegt die Mehrung der behandlungsfähigen Depressionserkrankten bei rund fünf Millionen Deutschen pro Jahr. Und die Wartezeit für einen Termin bei einem Facharzt oder Psychotherapeuten ist sehr lang. Erhalten Erkrankte keine schnelle Hilfe, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Leiden sich in der monatelangen Wartezeit verschlimmert. Das Defizit sollen nun Apps und ähnliche Internet-Services ausfüllen. Diese können zu jederzeit, überall verwendet werden und sind anonym.

Helfen solche Apps denn wirklich?

Laut Dr. Philipp Klein, Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Uniklinikums Schleswig-Holstein, funktionieren sie sogar erstaunlich gut. Allerdings komme es darauf an um welches Online-Programm es sich handelt. Dementsprechend sollten sie nur auf psychotherapeutischen Techniken basieren.

Als bisher erfolgreich haben sich die Programme Deprexis, MoodGym und GetOn bewährt. Diese Interventionen sollen ähnlich wie die psychotherapeutischen Behandlungen funktionieren und wurden von Psychotherapeuten, einer Australischen Nationaluniversität und im Rahmen einer Studie der Unis Erlangen, Amsterdam und Lüneburg entwickelt. Möglicherweise können auch nur dadurch bestimmte Menschengruppen angesprochen werden. Beispielsweise solche, die bisher nicht erreicht wurden, da sie sich noch scheuen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen oder weil der nächste Therapeut einfach zu weit weg ist.

Keine zu großen Erwartungen stellen

Professor Ulrich Hegerl, Direktor an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Uniklinikums Leipzig weist darauf hin, dass Betroffenen nicht eingeredet werden dürfe, dass einzig und allein eine App dem Problem Abhilfe schafft. Bei einer Depression handele es sich nämlich um eine u. U. lebensgefährliche Erkrankung und nicht um eine einfache Befindlichkeitsstörung. Damit stellen seiner Meinung nach die Apps nur eine Ergänzung zu den normalen Therapien durch einen Therapeuten oder den Arzt dar. Schließlich könne im Falle eines Suizidgedankens oder einer Krise keiner eingreifen.

Nicht nur in solchen Risikosituationen können die Programme hilflos bleiben. Schaden tun sie auch, wenn sie ihre Wirkung verfehlen. Da depressive Patienten eh oft pessimistisch gegenüber der Behandelbarkeit ihrer Depressionen eingestellt sind, können nicht funktionierende Apps, die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung nur noch weiter verstärken und möglicherweise den Weg versperren, sich weitere Unterstützung zu suchen.

 

Wie Psychopharmaka unser Bild vom Menschen verändert haben

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LSD und Antidepressiva – Wie haben sogenannte Psychopharmaka unser Bild vom Menschen verändert? Die Schweizer Historikerin Magaly Tornay untersucht die Bedeutung von bewusstseinsverändernden Substanzen in Bezug auf die Gesellschaft.

Die Geschichte der Psychopharmaka

Der internationale Kongress für Psychiatrie hätte laut Tornay vor sechzig Jahren in die Geschichte eingehen können. Damals wurde erstmalig über beeindruckende Ergebnisse der Behandlung von depressiven Patienten mit Antidepressiva berichtet. Die Betroffenen waren nach der Einnahme der Substanz freundlicher, lebhafter, zufriedener und zugänglicher geworden. Da Depressionen in dieser Zeit als Gemütskrankheiten dem geistigen Bereich zugeordnet wurden, war es unvorstellbar, dass physische Stoffe eine Wirkung erzielen könnten. Zusätzlich ist die Geschichte von Psychopharmaka und psychoaktiven Drogen sehr verflochten. Bei vielen Stoffen war anfangs unklar, ob sie in Zukunft nicht den Drogen zugeschrieben werden könnten.

Ein Blick auf die Kongressakten zeigt, dass die psychoaktiven Stoffe nicht in ein biologisches Erklärungsmuster passten. Sie wurden eher psychoanalytisch zugeordnet, sodass viele davon ausgingen, die Substanzen könnten helfen, Traumata zu heilen. Psychoanalytiker dachten, dass psychoaktive Substanzen Symptome lindern und gleichzeitig Störungen beseitigen können. Viele glaubten, dass das Rätsel des menschlichen Geistes sich in den fünf Folgejahren lösen ließe. Die Historikern Tornay fand Patientenakten mit dem Hinweis: <… nach Verabreichung der Stoffe war die Patientin nach drei Tagen vollständig geheilt …>. Nach ersten Rückfällen verschwanden diese Vermutungen.

Gesellschaftliche Diskussionen beim Umgang mit psychoaktiven Stoffen

Medikamente und Drogen, der allgemeine Umgang mit psychoaktiven Stoffen, sagt viel über gesellschaftliche oder wissenschaftliche Diskussionen einer Zeitepoche aus. Insbesondere psychoaktive Substanzen werden mit Rausch, Bewusstseinserweiterung und psychischen Erkrankungen verbunden.

Ein gutes Beispiel ist LSD, das eigentlich als Medikament gedacht war. Es sollte eine stimulierende Wirkung auf den Kreislauf haben und keine Droge werden. Die halluzinogene Wirkung von LSD wurde allerdings erst fünf Jahre nach Herstellung und Verbreitung des Stoffes erkannt. Psychiater verstanden die Wirkung im Selbsttest als „das Durchleben einer kurzen Psychose“, um ihre Patienten anschließend weitaus besser verstehen zu können.

Später wurde LSD zu einer politischen Substanz. Der US-Psychologe Timothy Leary arbeitet bis 1963 an der Universität Harvard und veranstaltete mit Studenten LSD-Experimente. Er war sehr von der halluzinogenen Wirkung des Stoffs angetan und kippte daher kurzum mit der Substanz aus der Mehrheitsgesellschaft. Damals wie auch heute werden psychoaktive Stoffe als Schaltstelle zwischen Gut und Böse gesehen. Während zu Beginn die Hoffnung bestand, psychisch Kranke in die Gesellschaft zurückzuholen, machen die halluzinogenen Stoffe nun Angst, aus der Gesellschaft herauszufallen.

Widersprüche machen psychoaktive Stoffe interessant

Aber genau diese Widersprüche machen psychoaktive Stoffe erst so interessant. Auf der einen Seite öffnen die Substanzen das Bewusstsein, auf der anderen Seite ist der Gedanke vorhanden, Menschen mit diesen Stoffen zu beeinflussen oder zu kontrollieren. Selbsterfahrung im Gegensatz zu Fremdsteuerung.

Heutzutage gibt es das Bild, dass wir alle Architekten unserer eigenen Psyche sind. Der Trend zeigt beispielsweise, dass im Microdosing ehemalige Drogenkonsumenten LSD in kleine Mengen zu sich nehmen, um Kreativität zu zeigen. Aber auch ein großes Interesse an Drogen wie dem psychedelisch wirkenden Pflanzensud Ayahuasca ist zu erkennen. Es soll Konsumenten schließlich ermöglichen, für einen kleinen Moment dem Alltag zu entfliehen. Kokain und Ritalin sind Substanzen die Leistung fördern und daher als „Dauerbrenner“ bekannt sind.

 

Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Depressionen und Entzündungen

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Die Zahl der Menschen in Deutschland, die unter Depressionen leiden liegt schätzungsweise bei 4 Millionen. Das ist eine große Zahl und eine noch größere Herausforderung für unser Gesundheitssystem. Während wir oft zwischen einer psychischen und einer physischen Krankheit unterscheiden, zeigt uns die Medizin immer mehr, dass der Übergang viel fließender ist als wir denken.

Starke Medikamente haben starke Nebenwirkungen

Des Weiteren kristallisiert sich seit Jahren schon heraus, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Entzündungen und Depressionen gibt. Der entzündungstherapeutische Ansatz ist oft vielversprechend, weil die meisten Patienten mit Depressionen durch die üblichen Medikamente nicht geheilt werden können. Im Falle von Depressionen sind oft starke Medikamente eine Lösung. Diese Lösung aber, sorgt auch für viel Kritik, weil ihre Nebenwirkungen sehr stark sind. Dazu kommt, dass Antidepressiva den Serotonin-Spiegel deutlich erhöhen.

Abwehr des Körpers ist durch Depression geschwächt

In Frankreich und auch in Deutschland haben vor kurzem mehrere Studien beweisen können, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Entzündungen und Depressionen gibt. Dr. Sophie Georgin-Lavialle vom Sainte-Anne-Krankenhaus konnte beispielsweise nur bei depressiven Probanden eine Produktion von Chinolinsäure statt Serotonin, wie es eigentlich üblich ist. Die Chinolinsäure ist ein neurotoxisches Derivat und sehr gefährlich für den menschlichen Körper. Der Grund dafür ist eine überstarke Aktivierung der Mastozyten. Dabei handelt es sich um Zellen, die für die Abwehr des Körpers verantwortlich sind. Die Ergebnisse und Untersuchungen wurden einst von den Professoren Olivier Hermine und Raphael Gaillard erwiesen. Sie konnten den Zusammenhang zwischen Mastozyten und Depressionen beweisen.

In diesem Bereich der Medizin gibt es in Deutschland besonders zwei Personen, die mehr als nur erwähnenswert sind, nämlich Prof. Harald Engler und Prof. Manfred Schedlowski. Engler ist an der medizinischen Fakultät Duisburg-Essen (UDE) und Schedlowski am Institut für medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) angestellt. Beide Professoren konnten nachweisen, dass Depression dazu führen, dass die Konzentration an Interleukin (IL-6), einem Immunbotenstoff, im Blut und auch in der Gehirnrückenmarks-Flüssigkeit (Liquor) deutlich weniger wird. Wenn ein Proband eine höhere Konzentration aufwies, dann weil die Symptome für eine Depression auch größer und stärker waren.

Die Vermutung der Wissenschaftler ist jetzt, dass IL-6 durch das Blut in unser Gehirn gelangen kann und dort neuronale Prozesse durcheinanderbringt und diese eine Depression bewirken können. Es muss zwar noch untersucht werden, wie genau IL-6 in unserem Körper transportiert wird und ob das überhaupt möglich ist, es erscheint aber mehr als nur plausibel. In Berlin forschen auch noch weitere Mediziner an diesem Thema. Am Universitätskrankenhaus der Charité untersucht beispielsweise Prof. Julian Hellman-Regen Minocyclin. Das Medikament wird ursprünglich gegen Infektionen und Akne eingesetzt. Hellman-Regen möchte herausfinden, ob es sich auch für die Bekämpfung von Entzündungszellen im Gehirn eignet.

Ein heiß diskutiertes und erforschtes Thema in Europa

In Frankreich und auch in anderen Einrichtungen in Deutschland wird das Thema genau untersucht. Ganz egal ob in Toulouse oder Berlin, die Ergebnisse von Studien und Labortests lassen doch sehr stark vermuten, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen Depressionen und Entzündungen gibt. Das kann natürlich eine revolutionierende Entdeckung sein für die Medizin. Psychische Krankheiten sind meist schwer zu behandeln bzw. die Diagnose stellt uns oft vor große Probleme. Der Zusammenhang mit Depressionen könnten sowohl die Diagnose als auch die Heilung sehr vereinfachen.

 

Kann man Resilienz trainieren?

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Während manche Menschen sehr empfindlich mit Stress umgehen, gibt es auch Menschen, denen Stress nichts anhaben kann. Wie kann es eigentlich sein, dass ein kurzfristiger Auftrag auf der Arbeit für den einen Stress pur bedeutet und für den anderen gar kein Problem ist und er seine Arbeit ruhig und pünktlich erledigt? Für manche ist auch eine Veränderung auf dem Arbeitsplatz ein Problem, während es für andere einfach nur eine Veränderung ist, die locker und gelassen angenommen wird. Wie kann es sein, dass bei einem Nachbarschaftsstreit eine Partei keine ruhige Nacht mehr schlafen kann und es die andere Partei völlig kalt lässt?

Resilienz und Vulnerabilität

Der innere Widerstand gegen Situationen, die uns schaden könnten nennt man Resilienz. Laut Experten besteht Resilienz darin, trotz all der stressigen Situationen im Alltag einen kühlen Kopf zu bewahren. Das scheint offenbar immer weniger Menschen gut zu gelingen, da die Zahl der Krankmeldungen auf der Arbeit, die durch eine psychische Krankheit genommen wurden, zwischen 1999 und 2010 um 80% gestiegen ist. Es gibt auch immer mehr Burnouts und Berufsunfähigkeit. Das alles ist vor allem durch den wachsenden Druck im Alltag entstanden.

Wie du dich schützen kannst

2014 wurde das Resilienz-Zentrum eröffnet und es arbeitet seitdem daran, herauszufinden, wie man die innere Widerstandsfähigkeit kontrollieren kann. Es handelt sich dabei um die erste Einrichtung dieser Art in ganz Europa. Auf der Basis von den Erfahrungen und Kenntnissen von Experten werden Konzepte zusammengestellt, die dabei helfen sollen, die Stressresilienz zu fördern.

Hilfe ist das A und O

Um die Resilienz zu fördern sind soziale Kontakte extrem wichtig. Ganz egal ob Familie, Freunde, Nachbarn oder Arbeitskollegen, der Austausch tut gut. Wenn Du alleine bist und mit solch einem Problem umgehen musst hast Du nicht gerade die besten Karten. Selbstwirksamkeitserwartung und Optimismus sind ebenfalls Eigenschaften, die sehr hilfreich sein können. Mit Optimismus ist gemeint, dass Du auch in schwierigen Situationen etwas Positives herausfiltern kannst und Du stehst bemüht bist, Dir das Leben zu vereinfachen. Es kommt im Alltag oft vor, dass wir uns in gewissen Situationen anders verhalten, als wir es eigentlich vor hatten, weil uns im Vorfeld etwas genervt hat. In diesen Momenten ist es schwer stark zu bleiben und etwas völlig auszublenden, es gehört aber zu den Aufgaben um die Resilienz erfolgreich zu fördern.

Was kannst du in belastenden Situationen tun?

Zahlreiche Studien belegen, dass die Art und Weise wie die meisten Menschen mit Stress umgehen für Geist und Körper schädlich ist. Die meisten Menschen schlucken Ärger nämlich einfach runter. Psychologen raten deshalb dazu, sich vorab einen konkreten Plan auszudenken, wie man in der nächsten Situation gerne reagieren würde. Wenn es dann soweit ist kannst Du mit der Hilfe Deines Plans nicht nur direkt, sondern auch konstruktiv antworten.

Training der Resilienz

Resilienz kann man nicht nur lernen, sondern auch trainieren. Es gibt schon zahlreiche Trainingsprogramme, in denen vor allem die Emotionsregulation, die Selbstwirksamkeit, die Achtsamkeit und die Stressbewältigung trainiert werden. Da Menschen, die weniger gut mit Stress umgehen können ihre Umwelt immer etwas negativer wahrnehmen als sie eigentlich ist, sind solche Programme mehr als hilfreich und können sehr vielen Menschen auch wieder den Alltag extrem vereinfachen.

 

Vier Maßnahmen gegen Panikattacken

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20 Prozent der Menschen erleben mindestens einmal in ihrem Leben eine Panikattacke. Diese Attacke kommt sehr plötzlich und man ahnt überhaupt nichts. Um dagegen anzukämpfen musst Du früh die richtigen Maßnahmen treffen. Andreas Kümmert war der Sieger des Vorentscheids für den Eurovision Song Contest 2015 und er schockierte das Publikum, als er seinen Titel abgab und nicht nach Wien zum Event fuhr. Er konnte Deutschland auf diesem großen Event einfach nicht vertreten. Bei dem jungen Sänger waren alle Abwehrsysteme und sein ganzer Organismus in höchster Alarmbereitschaft bei dem Gedanken, er könnte etwas Großes erreichen. Kümmert wurde von seiner Panik beeinflusst, vielmehr noch entschied sie über sein Leben und trug dazu bei, dass er nicht für Deutschland singen konnte.

Angst kommt immer wieder

Laut Professor Andreas Ströhle leiden 20% aller Deutschen in ihrem Leben mal an einer Panikattacke. Bei einer solchen Attacke kommt die Angst immer wieder. Manchmal sind wir gar nicht darauf vorbereitet, in anderen Fällen hingegen war es fast zu erwarten. Zu all der Panik kommt noch die Angst hinzu, verrückt zu werden.

Ende der Panikattacke nach 30 Minuten

Für Professor Manfred Beutel von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Uniklinikum Mainz sind Panikattacken im Grunde genommen gar nicht so schlimm. Nach 10 Minuten ist der Höhepunkt der Attacke erreicht und nach einer halben Stunde war es das dann auch. Unser Körper würde auch gar nicht länger durchhalten. Wenn man die Evolution betrachtet, ist das sogar gesund, schließlich scheint unser Körper uns vor etwas warnen zu wollen. Bei einer Panikattacke werden die Muskeln dadurch vorbereitet, dass sie aufgepumpt werden und mehr Blut durch die Adern fließt.

Diese 4 Schritte können Dir helfen, eine Panikattacke erfolgreich zu bewältigen

Gefühle sortieren: Du musst probieren zu verstehen, dass dieser Panikzustand auch bald wieder vorbei sein wird. Dein Leben ist also nicht in Gefahr!

Lebe ein gesundes Leben: Das Risiko für Panikattacken kann durch eine höhere Lebensqualität gesunken werden. Dazu gehört unter anderem ein bewusster Lebensstil. Des Weiteren solltest Du beim Essen auf Produkte verzichten, die Panikattacken fördern könnten. Alkohol, Nikotin und Koffein sind beispielsweise Substanzen, die Dich stark beeinträchtigen können. Um Dich gut zu fühlen musst Du auch fit sein. Um fit zu sein musst Du stark auf deine Ernährung achten und vor allem auch auf einen ruhigen und gesunden Schlaf.

Vertrauen in sich und seinen eigenen Körper haben: Panikattacken sind zwar ein riesiger Schock, Du solltest deshalb aber nicht anfangen, Dich zu schonen. Ganz im Gegenteil, fordere Deinen Körper weiterhin und sorge durch die regelmäßige Belastung für die notwendige Leistungsfähigkeit. Durch den schnellen Puls, den Du beim Sport erreichst, zeigst Du Deinem Körper, dass das normal ist und nicht immer gleich eine Attacke sein muss. Dadurch lernst Du auch nach und nach, Deinem Körper wieder zu vertrauen.

Verantwortung übernehmen: Lebe Deinen Alltag so wie Du ihn leben möchtest und lass Dich nicht von Deiner Angst durcheinanderbringen. Gehe möglichen unangenehmen Situation nicht aus dem Weg und vor allem, zieh Dich nicht zurück, bleib offen und Du selbst.

 

Entzugssymptome nach Absetzen von Antidepressiva?

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Nach dem Absetzen von Antidepressiva ist es nicht selten, dass bei den Betroffenen Entzugssymptome auftreten. Leider ist dieses Phänomen bisher noch kaum erforscht. Doch zahlreiche Mediziner vergleichen die auftretenden Symptome mit denen nach dem Absetzen starker Beruhigungsmittel.

Zahlreiche Beschwerden nach Absetzen

In den meisten Fällen erfolgt eine Depressions-Erkrankung phasenweise. Befindet sich der Patient gerade in einer beschwerdefreien Phase, werden die Antidepressiva häufig abgesetzt. Doch dies kann schwerwiegende Folgen haben. Schlafstörungen, Übelkeit, Herzklopfen, Muskelzucken, Reizbarkeit, Gleichgewichtsstörungen und Kopfschmerzen gehören zu den geläufigsten Entzugssymptomen, die auftreten können. Bei jeder Person kann sich das Absetzen unterschiedlich auswirken, bei manchen Patienten dauern die Beschwerden Monate an, bei manchen nur wenige Tage. Auch die Intensität variiert.

Neue Antidepressiva besonders gefährlich

Besonders bei zwei neueren Arten von Antidepressiva ist die Gefahr hoch, später an Entzugssymptomen zu leiden. Es handelt sich hierbei um die Substanzgruppen der SNRI (selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer) und der SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer). Die bekanntesten Medikamente dieser beiden Gruppen sind folgende: Duloxetin und Venlafaxin aus der SNRI-Gruppe sowie Paroxetin, Fluoxetin, Citalopram und Escitalopram aus der SSRI-Gruppe. Wie auch starke Beruhigungsmittel oder Medikamente zur Bekämpfung schizophrener Erkrankungen, greifen diese Substanzen in das Nervensystem ein. Sie beeinflussen den Stoffwechsel der neuronalen Botenstoffe unseres Gehirns.

Wichtige Fragen

Wenn solche Symptome auftreten, so ist es immens wichtig, diese richtig einzustufen. Handelt es sich tatsächlich um Entzugssymptome? Oder reagiert der Körper nur kurz auf das Abbrechen der Behandlung? War die Behandlung eventuell noch nicht effektiv genug und die alten Symptome kommen zurück? Von diesen Fragen ist die gesamte weitere Behandlung der Patienten abhängig. Soll nun ein anderes Medikament verwendet werden? Sollte das Antidepressivum noch etwas länger eingenommen werden? Oder kann es schrittweise reduziert und vollständig abgesetzt werden?

WHO warnt vor Verharmlosung

Da dieses Problem noch nicht eingehend erforscht wurde, ist selbst die Namensgebung nicht eindeutig. Manche bezeichnen es als Absetzsyndrom. Doch dieser Begriff verkennt, dass die Symptome auch auftreten können, wenn die Medikamente lediglich unregelmäßig eingenommen werden. Aus diesem Grund scheint die Bezeichnung Entzugssymptome hier angebrachter. Die Weltgesundheitsorganisation warnte in der Vergangenheit jedoch bereits davor, dieses Problem zu verharmlosen. Meist meldeten Ärzte lediglich Entzugssymptome und verharmlosten somit die ernstzunehmende Gefahr einer Abhängigkeit von Antidepressiva.

Stück für Stück

Die beschriebenen Symptome sind bereits nach einer Einnahme von zwei Monaten zu beobachten. Das bedeutet, dass es jeden Patienten betreffen kann, da Antidepressiva in der Regel länger eingenommen werden. Bereits nach ein paar Tagen nachdem das Medikament abgesetzt wurde, können sie auftreten. Eine mögliche vorbeugende Maßnahme könnte sein, Antidepressiva nicht abrupt abzusetzen, sondern progressiv, Stück für Stück. Doch auch diese Methode bietet noch keine nachweisebare Garantie beschwerdefrei von diesem Medikament loszukommen.

Unerforscht

Generell gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Substanzen, die auf dem Markt erhältlich sind. Solltest Du eine Antidepressiva-Therapie beginnen, so ist es ratsam auch über diese Problematik mit Deinem Arzt zu sprechen. Es handelt sich hierbei leider um ein noch recht unerforschtes Feld. Auch schwerwiegendere Beschwerden und Risiken sind zuweilen nicht auszuschließen. Es soll bereits Patienten gegeben haben, die in der Folge des Absetzens begannen unter einer Manie zu leiden. Immer mehr Studien befassen sich allerdings mit diesem Thema und versuchen Licht ins Dunkel zu bringen.

 

Dysmorphophobie - Eingebildete Hässlichkeit

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Habt Ihr schon mal etwas von der körperdysmorphen Störung (KDS) oder auch Dysmorphophobie gehört? Vielen Menschen ist diese Krankheit nicht bekannt, doch handelt es sich um eine weitverbreitete Störung, bei der sich die Betroffenen einbilden, äußerlich hässlich zu sein. Bis zu einer Million Menschen sind in Deutschland erkrankt. Vor allem bei Jugendlichen hat die Dysmorphophobie in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Die Betroffenen fühlen sich extrem hässlich und sind der festen Überzeugung, dass sie aufgrund ihrer Nase, ihres Körperbaus und ihrer Haut entstellt sind. Je häufiger sie sich mit ihrem Äußeren auseinandersetzen, desto mehr beschäftigen sie sich mit ihren scheinbaren Schönheitsmakeln. Der Eindruck der eigenen Unattraktivität verfestigt sich.

Großer Unterschied zwischen Selbsteinschätzung und tatsächlichem Aussehen

Menschen, die an der körperdysmorphen Störung leiden, sind oft sehr attraktiv. Es besteht daher ein großer Unterschied zwischen der Selbsteinschätzung und dem tatsächlichen Aussehen. Psychologin Viktoria Ritter, die sich mit den Ursachen und Therapiemöglichkeiten bei einer körperdysmorphen Störung beschäftigt, stellte fest, dass die Betroffenen eine überdurchschnittlich hohe Sensibilität für ästhetische Proportionen aufweisen. Bereits minimale Abweichungen werden wahrgenommen. Oft werden die Nöte der Betroffenen sehr spät erkannt, da sich jeder von uns gelegentlich mit der Frage “Bin ich schön?” auseinandersetzt und die Störung auch in Fachkreisen wenig bekannt ist. Außerdem empfinden sich Betroffene selbst nicht als krank. Sie wollen ihrem Schönheitsideal näher kommen, indem sie einen Hautarzt oder auch einen plastischen Chirurgen aufsuchen. Aufgrund der verzerrten Körperwahrnehmung kann dieses Schönheitsideal aber nicht erreicht werden. Bekannte Warnsignale sind, wenn jemand mehr als eine Stunde am Tag sein Aussehen überprüft, bspw. im Spiegel, im Handydisplay, in Fensterscheiben o.Ä. oder häufig anderen Fragen zum eigenen Aussehen stellt. Außerdem ziehen sich Betroffene zurück, nehmen keine Treffen mit Freunden mehr wahr und gehen nicht mehr zur Schule oder zur Arbeit, da sie aufgrund des vermeintlichen Schönheitsmakels nicht auffallen wollen.

Mobbing und Hänseleien als Auslöser

Zu den Auslösern der Störung können Mobbing und Hänseleien gehören. Hinzu kommen die in den Medien vermittelten Schönheitsideale – die Attraktiven sind auch meistens die Erfolgreichen. Doch die körperdysmorphe Störung ist keine neue Krankheit. Unter dem Begriff “Entstellungsangst” (Dysmorphophobie) wurde sie bereits vor 100 Jahren beschrieben. Ursachen sind oft in der Kindheit zu finden, wie bspw. ein übermäßig behütetes Elternhaus oder auch Zurückweisung und häufig Kritik an der eigenen Person. Betroffene sind oft wenig selbstbewusst und können Konflikte schlecht aushalten und lösen.

Mögliche Therapien bei Dysmorphophobie

In Therapien wird mit den Betroffenen geübt, wie sie mit Konflikten umgehen und sie lösen können. Die sogenannte Exposition ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der Therapie. Die Patienten müssen mit einem Katalog an Fragen zu ihrem Äußeren zu anderen Menschen gehen. Dies kann auch öffentlich in der Fußgängerzone geschehen. Dabei erfahren die Betroffenen ihre tatsächliche Wirkung auf andere. An der Universität Frankfurt wurde ein neuer Therapieansatz entwickelt. Hier wird mit Videofeedbacks gearbeitet. Diese sollen die verzerrten Vorstellungsbilder verändern und überschreiben. Auch Antidepressiva, sogenannte Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, können zum Einsatz kommen. Eine Psychotherapie stellt aber langfristig den wirksameren Ansatz da. Ziel ist es, dass sich die Betroffenen mit ihrem Spiegelbild wieder versöhnen.

 

Wie seriös ist das Geschäft mit den Gedanken?

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Neurofeedback kann helfen, die Gehirnströme zu kontrollieren. Dadurch können Schlafstörungen und Stress erfolgreich bekämpft werden. Es ist allerdings sehr schwer die Qualität und die Seriosität der Angebote einzuschätzen.

Als in seiner Firma alles schief lief, verlor Roland Reinicke die Kontrolle. Seine Welt, sein Umfeld und sein Beruf brachen für ihn zusammen. Kollegen wurden entlassen und er fragte sich, ob er möglicherweise der nächste ist. Er konnte nachts kaum noch schlafen und lag sehr unruhig im Bett. Er stellte sich immer wieder die selbe Frage. Heinicke versuchte es mit Schlaftabletten, die machten ihn aber einfach nur platt. Daraufhin setzte er die Pille auch wieder ab. Wenn Reinicke zurück schaut, muss er zugeben, dass er völlig am Ende war.

Der 67-jährige Diplomingenieur wurde monatelang von seinem Arzt krank geschrieben. Er kam zwar langsam wieder zu Kräften, die Schlafstörungen konnte er allerdings nie ganz ablegen. In der Münchner Praxis von Lothar Niepoth lernte er erst seine Schlafstörungen in den Griff zu bekommen. Eine spezielle Art des Gehirntrainings, namens Neurofeedback, half ihm dabei. Heinicke lernte, bei Nervosität und starken Unruhen gewisse Ströme runterzufahren. Die Ströme die für Entspannung stehen konnte er verstärkt produzieren. Nach einiger Zeit zeigte das Training seine Wirkung. Heinicke konnte wieder entspannt schlafen und sich auch besser entspannen.

Viele Menschen schöpfen durch solche Geschichten wieder Hoffnung

Durch Neurofeedback kann laut Therapeuten Stress, Migräne und Schlafstörung ganz ohne den Einsatz von Medikamenten bekämpft werden. Für viele Schulmediziner war Neurofeedback lange Zeit nicht mehr als Hokuspokus. Seit geraumer Zeit zeigen allerdings viele Ärzte Interesse. Studien belegen immer wieder Erfolge und die Nachfrage nach dieser neuen Art von Therapie steigt. Zahlreiche Anbieter hoffen auf ein lukratives Geschäft. Zwar bezahlen die Krankenkassen teilweise solche Therapien, allerdings bei weitem nicht alle. Des Weiteren erhoffen Praxen sich dadurch, Selbstzahler und Privatpatienten anlocken zu können. In der Regel ist es so, dass Krankenkassen die Behandlung bezahlen, wenn Neurofeedback ein Teil einer ganzen Behandlung beim Ergotherapeuten oder Psychotherapeuten ist.

In Deutschland gibt es bislang keine verbindlichen Standards

Aktuell kann die Qualität der Therapien in Deutschland nicht garantiert werden. Neurofeedback-Therapeuten werden innerhalb kürzester Zeit ausgebildet und es gibt keinerlei Richtlinien. Innerhalb von wenigen Tagen wird durch Crashkurse Wissen weitergegeben und dann nie wieder in Frage gestellt. Nichtsdestotrotz geben Patienten unglaublich viel Geld für solche Therapien aus. Für eine Sitzung zahlt man meist bis zu 100 Euro und eine komplette Therapie beinhaltet 20 bis 35 Sitzungen. Heinicke fand die Therapie von Anfang an sehr interessant und nach etwas Anlaufzeit war er  mit der Methode bestens vertraut. Für ihn war es sehr aufregend zum ersten Mal an Geräte angeschlossen zu werden. Heinicke saß im Behandlungszimmer, hatte eine Elektrodenhaube auf dem Kopf und zudem auch noch eine Mütze mit Sensoren. Die Kabel der Geräte führten zu einem kleinen Gerät. Durch einen Signalumwandler wurden die Signale dann auf einem Bildschirm sichtbar. Somit konnte Heinicke in Echtzeit verfolgen, was er denkt und was mit ihm passiert.

 

Antidepressiva und der Weg aus dem Dunklen

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Depressionen sind in unserer Gesellschaft längst kein Tabuthema mehr, weshalb auch vermehrt über die richtige Behandlung, den Weg aus dem Dunklen diskutiert wird. Während die einen davon ausgehen, dass ausschließlich Medikamente, sprich Antidepressiva, helfen, halten andere eine Gesprächstherapie für unverzichtbar. Welche Behandlung ein Arzt vorschlägt, hängt unter anderem davon ab, von welcher Ursache er ausgeht. Immer wieder gibt es Unstimmigkeiten unter den Experten weltweit, was eine Depression auslöst und wie sie richtig zu behandeln ist.

Klar ist aber, dass Antidepressiva Vielen zumindest zunächst einen schnellen Ausweg aus ihrer Depression bieten. Hier liegt die Annahme zugrunde, dass der Serotoninspiegel unausgeglichen ist und dieses hormonelle Chaos im Gehirn zu einer Fehlfunktion führt. Dies kann dann natürlich durch das richtige Medikament schnell und einfach gelöst werden. Im ersten Moment klingt das auch gut, aber bei näherer Betrachtung sagen viele Experten, dass es so einfach wohl doch nicht zu sein scheint. Aber diese Aussage treffen sie mit äußerster Vorsicht, immerhin gäbe es nicht wenige Fälle, in denen Antidepressiva zu einer Verbesserung führen.

Der Placebo-Effekt

Betrachtet man die Tests, die von den Unternehmen vor der Markteinführung ihres Antidepressivums durchgeführt werden, lasse sich zwar eine Wirkung feststellen, aber auch ein Placebo-Effekt, so Irving Kirsch, ein Professor der Harvard Medical School. Nur bei einer kleinen Gruppe von besonders schwer Erkrankten wirkten die Antidepressiva signifikant stärker als die Placebos. Damit soll aber nicht gesagt werden, dass jeder auf seine Antidepressiva verzichten solle und eine medikamentöse Behandlung keinen Sinn ergibt, schließlich helfen sie. Wenn sie helfen, sollte es ja keine Rolle spielen, weshalb sie helfen. Selbst wenn es ein Placebo-Effekt sein sollte, der den Patienten hilft – am Ende wird ihnen geholfen.

Außerdem ist es nicht einfach einen Therapieplatz in Deutschland zu bekommen. Viele Betroffene warten bis zu einem halben Jahr auf einen der begehrten Plätze und was soll in der Zwischenzeit geschehen? Vielleicht können Medikamente helfen, die Stimmung zu heben und den Erkrankten neuen Antrieb zu spenden. Nicht zuletzt deshalb verschreiben Ärzte die Pillen immer häufiger, schließlich wollen sie ihren Patienten nach bestem Wissen und Gewissen möglichst schnell helfen.

Mehr Antidepressiva – mehr Depressive

Zwar klingt es im ersten Moment erschreckend, dass sich die Menge der verordneten Antidepressiva in Deutschland seit der Jahrtausendwende um 300 Prozent erhöht hat, aber gleichzeitig muss man die Zahl der Betroffenen sehen. Denn auch diese Zahl ist um ein Vielfaches gewachsen. Ob das mit der Enttabuisierung des Themas oder mit stetig wachsenden Leistungsansprüchen unserer Gesellschaft zusammenhängt oder einen ganz anderen Grund hat, ist ebenfalls ein viel diskutiertes Thema unter Experten.

Nach der Meinung führender Experten können Antidepressiva aber in einigen Fällen helfen, weshalb eine Einstellung der Anwendung nicht ratsam sei. Immerhin eröffnen die Medikamente einigen Betroffenen schnelle Behandlungsmöglichkeiten und helfen ihnen aus der Krise. Schließlich solle es in jedem Fall einen Weg aus der Depression geben, egal durch welche Behandlungsmethode. Was hilft, das hilft eben – ist dann wirklich wichtig, wie es wirkt?

 

Wie wach ist das Gehirn unter Narkose?

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Früher wurden unter anderem Lachgas, Alkohol oder betäubende Pflanzen bei medizinischen Eingriffen eingesetzt. Mittlerweile ist es gang und gäbe, Operationen unter Narkose durchzuführen. Doch wie wach ist unser Gehirn in diesem Zustand eigentlich?

Betäubung durch Lachgas, Alkohol und Pflanzen

Bis zur erstmaligen Einsetzung der Vollnarkose im Jahr 1846 im Bostoner Massachusetts General Hospital, wurden Patienten lediglich mit Lachgas, Alkohol oder Pflanzen betäubt. Dadurch konnten die Schmerzen jedoch nie voll und ganz ausgeschaltet werden. Operationen fanden demnach statt, obwohl die Betroffenen bei vollem Bewusstsein waren. Mit Erfindung der Narkose wurde lange Zeit davon ausgegangen, dass das Großhirn des Patienten oder der Patientin während dieser Betäubungsphase vollständig inaktiv sei. Aus diesem Grund, so dachte man, komme es zu keinerlei Schmerzwahrnehmung, Erinnerung oder Reflexen.

Nervenzellen arbeiten in einem anderen Rhythmus

Erst vor etwa vier Jahren begannen Experten, an dieser Theorie immer stärker zu zweifeln. Ein Forscherteam um den Wissenschaftler Gernot Supp beschäftigte sich am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf eingehend mit dem Phänomen des Narkosezustands. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Nervenzellen während der Narkose keineswegs deaktiviert werden, sondern lediglich in einem anderen Rhythmus Signale weiterleiten. Durch die Narkose würden alle Nervenzellen gleichzeitig dazu bewegt, aktiv zu sein. Dadurch werde anschließend kein Signal weitergeleitet und die Information nicht verarbeitet. Denn um eine optimale Weiterleitung und Verarbeitung zu gewährleisten, müssen Nervenzellen nacheinander aktiv werden, so die Experten.

Fluoreszierendes Protein macht Signale sichtbar

Eine weitere Studie zu diesem Thema erschien kürzlich im Fachmagazin „Frontiers in Cellular Neuroscience“. Unter der Leitung von Mazahir T. Hasan untersuchten Forscher an der Charité Berlin die Gehirnaktivitäten von Mäusen. Eine Gruppe der Tiere wurde unter Narkose gesetzt, die Vergleichsgruppe befand sich im Wachzustand. Durch fluoreszierende Proteine konnten die Wissenschaftler die Aktivitäten im Gehirn der Tiere deutlich sichtbar aufzeichnen. Nervenzellen leiten ihre Informationen durch elektrische Signale weiter. Mit Hilfe des Proteins ist es möglich, diesen Prozess in Lichtsignale umzuwandeln, sodass die Kommunikation der Nervenzellen für das menschliche Auge nachvollziehbar gemacht wird.

Besonders sensibel für äußere Reize

Auch das Forscherteam der Charité Berlin fand heraus, dass Nervenzellen während der Narkose durchaus aktiv sind. Sie arbeiten sogar auf Hochtouren, nur eben gleichzeitig, also synchron, berichteten die Forscher. Im Wachzustand verhalte sich die jedoch ganz anders. In dieser Hinsicht stimmen die beiden Studien demnach überein. Doch Mazahir T. Hasan machte noch eine weitere Entdeckung. Sein Team stellte fest, dass die Mäuse im Narkosezustand deutlich sensibler auf äußere Reize reagierten als erwartet. Gehirnregionen, die beispielsweise lediglich bei Berührung aktiviert werden, wenn also der Tastsinn stimuliert wird, reagierten während der Narkose plötzlich auch auf akustische Reize.

Erstaunliche Entdeckung wirft Fragen auf

Dies erscheint natürlich äußerst verwunderlich, wenn man davon ausgeht, dass eine Narkose unser Bewusstsein vor äußeren Einflüssen wie Schmerzen schützen soll. Bisher konnten die Forscher auf diese neue Frage noch keine plausible Antwort finden. Klar ist jedoch nun allemal, dass unser Gehirn auch im Narkosezustand hochaktiv ist. Unser Bewusstsein scheint zwar betäubt, doch die Nervenzellen arbeiten nach wie vor einwandfrei und sogar auf eine erstaunliche Art und Weise, die es noch zu erforschen gilt.

Magic Mushrooms sollen bei Depressionen helfen

Demenz-Kranke werden zu oft mit Medikamenten ruhig gestellt


Britischer Forscher sind der Meinung, dass Magic Mushrooms zahlreichen schwer kranken Menschen helfen könnten. Das gilt vor allem für Patienten mit schweren Depressionen. Bei zwölf Testpersonen wurde der Wirkstoff von Magic Mushrooms getestet, Psilocybin. Die einzige Voraussetzung für die Studie war, dass alle anderen Medikamente bei den Probanden zuvor ohne Erfolg getestet wurden.

Die Wissenschaftler erklärten, dass der Wirkstoff Psilocybin bei der Untersuchung verträglich und sicher war. Über einen Zeitraum von drei Wochen und mehr hat sich der Zustand der Patienten deutlich verbessert. Sieben Probanden spürten noch nach drei Monaten die positive Wirkung von Psilocybin und fünf Testpersonen sogar noch länger.

Laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) leiden weltweit ca. 350 Millionen Menschen an Depressionen. Die meisten profitieren von den Behandlungsmethoden. Üblich werden kognitive Verhaltenstherapien oder Antidepressiva empfohlen. Bei einem Fünftel aller Erkrankten zeigt sich allerdings keine Verbesserung.

Das Image von Drogen muss sich ändern!

Robin Carahart-Harris ist der Leiter der Studie, die in London im Imperial College durchgeführt wird. Für ihn sind die Ergebnisse der Studie beeindruckend aber auch mit Vorsicht zu genießen. Er hält es für sehr gefährlich, wenn Patienten jetzt auf die Idee kommen sollten, selbst Magic Mushrooms zu sammeln und einzunehmen.

In der Fachzeitschrift „Lancet Psychiatry“ schreiben die Forscher, dass viele Patienten von bahnbrechenden Veränderungen berichten, die Forschung allerdings noch am Anfang steht und noch viele weitere Tests und Studien gemacht werden müssen. In weiteren Tests muss dann getestet werden, wie sich der Wirkstoff auf lange Sicht auswirkt und ob er effektiver als die üblichen Medikamente ist. Das Ergebnis kann auch ein wenig durch die Erwartung der Patienten gesteigert worden sein, diese wussten schließlich, dass sie halluzinogene Wirkstoffe einnahmen.

Die Studie und ihre Teilnehmer

An der Studie nahmen sechs Männer und sechs Frauen statt. Sie waren zwischen 30 und 64 Jahre alt und litten durchschnittlich seit 18 Jahren an schweren Depressionen, die bisher mit herkömmlichen Mitteln nicht behandelt werden konnten. Vor der Studie wurden die Probanden auf Herz und Nieren untersucht. Im Abstand von einer Woche wurden den Patienten in zwei Sitzungen die Kapseln verabreicht. Die Probanden nahmen die Kapseln in einem dunklen Raum ein und es lief währenddessen Musik. Die Forscher überwachten die Testpersonen nach der Einnahme, befragten sie regelmäßig nach ihrem Befinden und überwachten Herzfrequenz und Blutdruck. Nach einer halben Stunde bis Stunde zeigten sich erste Anzeichen für die Wirkung von Psilocybin. Zwei Stunden später war die Wirkung am Höhepunkt und nach sechs Stunden verließen die Probanden die Versuchsräume.

Probleme bei der Legalisierung der Studie

Auf der ganzen Welt wachsen psilocybinhaltige Pilze. Sie werden oft zur Entspannung oder für Riten verwendet. Die Pilze können Panikattacken und Angststörungen verursachen. Des Weiteren können sie die Persönlichkeit verändern. Die Testpersonen berichteten, dass sie teilweise Angst hatten, ihnen übel war oder sie Kopfschmerzen hatten und sogar an milder Paranoia litten. In Deutschland dürfen solche Pilze nicht benutzt werden. In England war es sehr schwierig eine Firma zu finden, die diese Pilze produziert. Problematisch ist auch, dass eine Injektion des Stoffes in der Lage ist, den cingulären Kortex zu bremsen. Dieser Bereich des Gehirns ist bei depressiven Patienten sehr aktiv. In Zukunft wird es weiterhin schwierig bleiben, Studien mit Magic Mushrooms durchzuführen und das obwohl der Wirkstoff bisher erste sehr positive Ergebnisse zum Vorschein bringt.

 

Behandlungsmöglichkeiten von Kriegstrauma Patienten

Demenz-Kranke werden zu oft mit Medikamenten ruhig gestellt


Nicht wenige Soldaten, die aus Einsätzen beispielsweise in Afghanistan in die Heimat zurückkehren, verhalten sich anschließend merkwürdig. Enge Angehörige und Freunde beschreiben häufig, dass die Betroffenen ein komplett neuer Mensch geworden sind. Früher waren sie häufig selbstbewusst und stark, leiden jedoch seit ihrer Rückkehr an extremen Ängsten und sind häufig niedergeschlagen.

Manche, die besonders schwere Erlebnisse gemacht haben, selbst schwer verwundet worden sind oder dabei zusehen mussten, wie ihre Kameraden bei einem Angriff getötet wurden, sind häufig sogar gar nicht mehr wiederzuerkennen. Wenn Menschen nach traumatischen Erfahrungen in einem Krieg später panikartige Angstzustände und -attacken erleben sowie schwere Depressionen haben, so spricht man heute von einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).

Betroffene auf beiden Seiten

Natürlich tritt PTSB nicht nur bei deutschen, britischen oder amerikanischen Soldaten im Auslandseinsatz auf, sondern es gibt die Störung genauso unter denjenigen, die in Kriegsgebieten gelebt haben. Sie kommt beispielsweise auch häufig vor bei Kindern, die zu Kriegszeiten groß geworden sind, bei Menschen, die im Krieg ihre Angehörigen verloren haben, oder bei Opfern von Vergewaltigungen, die in manchen Kriegsgebieten aufgrund der chaotischen Zustände an der Tagesordnung sind. Solche Erlebnisse sorgen für schwere Traumatisierungen, die dazu führen, dass die Betroffenen im Alltag kaum noch funktionieren können. Bomben- oder Granateneinschläge etwa führen zu Angstkonditionierungen, die sich tief ins Unterbewusstsein eingraben und kaum wieder daraus zu löschen sind. Töne oder Bilder, die der schrecklichen Situation auch nur im geringsten ähneln, reißen das Trauma wieder auf. Bekannt sind hier vor allem die Beispiele von Vietnam-Veteranen, die nach ihrer Rückkehr buchstäblich verrückt wurden.

Behandlung von PTSB

So schlimm die Erfahrungen aus einem Krieg auch sein mögen, ist es möglich zumindest die Symptome zu behandeln und den Betroffenen wieder zu einem glücklicheren Leben zu verhelfen, indem sie lernen besser mit den schlimmen Erfahrungen umzugehen. Es gibt zwei Arten von Therapien, die die Krankenkassen bezahlen. Das ist zum einen die Kognitive Verhaltenstherapie und die daraus abgeleitete Konfrontationstherapie, bei der der Betroffene in seiner Erinnerung langsam immer weiter an die erlebte Situation herangeführt wird, um diese wieder zu erleben und sich daran zu gewöhnen.

Ebenso zu den Verhaltenstherapien zählt das Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR), bei dem der Erkrankte im Moment des Erinnerns schnell die Blickrichtung ändert, um eine bessere Integration des Erlebten zwischen den beiden Gehirnhälften zu erreichen. Zum anderen gibt es die psychodynamischen Verfahren, die viel mit der Vorstellungskraft der Patienten arbeiten. Diese können so zum Beispiel lernen, sich in schwierigen Momenten an einen sicheren Ort in ihrer Vorstellung zurückzuziehen. Alle Formen der Behandlung sind kombinierbar und vereinen stets mehrere Ansätze in sich.

Weitere Behandlungsmethoden

Es gibt zusätzliche Ansätze, die mit bildgebenden Verfahren arbeiten beziehungsweise mit Biofeedback, um die Integration zwischen den Gehirnhälften noch besser beobachten und steuern zu können. In den USA werden inzwischen Therapien ausprobiert, bei denen der Glücksgefühle auslösende und in Ecstasy-Pillen enthaltene Wirkstoff MDMA zur Anwendung kommt. Dieser wird in Kombination mit den bereits genannten Therapieverfahren getestet und erste Ergebnisse zeigen, dass die Therapie mit MDMA besser funktioniert als ohne. Da die Patienten in einem relativ stabilen Zustand sein müssen um eine Therapie zu beginnen, werden zur Behandlung von extremen Angst- und Panikattacken zu Beginn häufig auch Psychopharmaka wie etwa Paroxetin, Mirtazapin, Amitryptilin und Sertralin eingesetzt. Das lange Zeit eingesetzte und als Valium bekannte Diazepam findet heute kaum noch Verwendung, da die unerwünschten Nebenwirkungen sehr stark sind.

 

Beugt Fischöl Psychosen vor?

Demenz-Kranke werden zu oft mit Medikamenten ruhig gestellt


Psychosen werden durch Fischölkapseln mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren verhindert. Nach einem Untersuchungsergebnis eines österreichisch- australischen Forscherteams könne der Ausbruch einer Psychose bei jungen Erwachsenen und Jugendlichen eventuell verhindert werden, wenn Fischölkapseln mit mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren eingenommen werden.

Im Fachmagazin „Nature Communications“ berichteten die Wissenschaftler der University of Melbourne und der MedUni Wien, dass das Risiko einer Psychose durch die Aufnahme der ungesättigten Omega-3-Fettsäuren sinkt. Zudem könne der Ausbruch einer Psychose durch die Zugabe des Fischöls bzw. der Fischölkapseln mindestens verzögert werden.

Zahlreiche gesundheitlich positive Effekte werden den mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren zugeschrieben. Die Langzeitwirkung von diesen Fischölkapseln wurde vom österreichisch- australischen Forscherteam nun auf ein Psychoserisiko hin untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass durch die Einnahme der Kapseln die Wahrscheinlichkeit einer Psychose deutlich geringer ausfällt. Laut der MedUni Wien würden die nun veröffentlichten Ergebnisse die Hoffnung stärken, den Ausbruch von Psychosen bei Risikogruppen mit einer natürlichen Substanz in Zukunft möglicherweise zu verhindern, mindestens aber längerfristig zu verzögern. Eine weitere Studie, die die Ergebnisse überprüfen soll, ist bereits im Gange.

Früh feststellbar: Anzeichen einer Psychose

Laut den Angaben der Forscher sind zwischen 2-3 der Bevölkerung, eher mehr, von psychotischen Erkrankungen betroffen. Die Psychose zeige sich zumeist im jugendlichen Alter oder bei jungen Erwachsenen. Anschließend verlaufe sie oft chronisch. Für die Familien der Betroffenen hat die Erkrankung schwerwiegende Auswirkungen. Laut den Forschern ermögliche die richtige Deutung verschiedener Vorzeichen allerdings eine frühzeitige Ermittlung von gefährdeten Personen. Eine Psychose tritt nämlich nur selten ganz plötzlich auf. Bereits über Monate oder Wochen vor dem Ausbruch der Psychose seien normalerweise abgeschwächte Symptome feststellbar. Bislang würden allerdings präventive Behandlungsansätze fehlen. Diese könnten den Ausbruch der Psychose bei frühzeitiger Identifizierung vermeiden. Laut Angaben der MedUni Wien setzen die Forschungsarbeiten hinsichtlich der Behandlung mit Fischölkapseln genau hier an.

Psychische Erkrankungen und deren Prävention mithilfe von Fischöl

Daten einer Studie an derselben Uni aus dem Jahr 2010 bildeten die Basis der aktuellen Untersuchung. Die Untersuchung zeigte, dass durch die Zugabe von Fischölkapseln mit vielen mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren das Psychoserisiko reduziert wird. Konkret konnte das Erkrankungsrisiko über einen einjährigen Beobachtungszeitraum um 22 gesenkt werden. Die Forscher haben, anhand der vorliegenden Daten, in einem Beobachtungszeitraum von knapp sieben Jahren die Langzeitwirkung der Fischölkapseln untersucht.

Die Einnahme der Fischölkapseln zeigte bei Patienten und Patientinnen (insgesamt waren es 71) langfristig einen doppelten Effekt: So werde einerseits das Risiko des Ausbruchs einer Psychose deutlich gesenkt, während andererseits der Ausbruch der Psychose verzögert wird, so die Wissenschaftler. Die Patientinnen und Patienten waren übrigens im Alter von 13-25 Jahren. Das Vorgehen der Studie war folgendermaßen: Einer Placebo Gruppe konnte ein Psychoserisiko von 40 zugewiesen werden. Der Gruppe, die die Fischölkapseln mit den mehrfach gesättigten Omega-3-Fettsäuren erhielt, konnte wiederum ein Psychoserisiko von lediglich 9,8 zugewiesen werden. Eine durchaus effektive Prävention wäre also mit Fischölkapseln möglich.

Inwieweit sich daraus ein Medikament bzw. eine Therapie entwickeln lasse, sei noch nicht absehbar. Durchschnittlich dauert es mehr als ein Jahrzehnt, von der Entdeckung eines Medikaments im Labor bis zur Marktreife. Dennoch setzt man in die Behandlung mit Fischölkapseln große Hoffnung, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die psychischen Probleme in den Industrieländern zunehmen.

 

Depressionen und das Immunsystem

Demenz-Kranke werden zu oft mit Medikamenten ruhig gestellt


Es wird deutlicher, dass nicht nur kranke Körper für eine kranke Seele sorgen kann, sondern auch umgekehrt. Bei diesem Thema ist das Immunsystem extrem wichtig.

In einem schon fast 2000 Jahre alten Sprichwort heißt es: „In einem gesunden Körper steckt auch ein gesunder Geist“, doch mittlerweile gibt es Erkenntnisse, die diesen Satz fragwürdig wirken lassen. Durch Somatopsychologie und Psychoneuroimmunologie gerät der Spruch in die Kritik von Wissenschaftlern. Es sind nämlich immer mehr Experten der Meinung, dass ein kranker Körper auch zu einem kranken Geist führen kann. Wenn es um solche Erkrankungen geht, spielt das Immunsystem oft eine wichtige Rolle. Durch ein geschwächtes Immunsystem entstehen nämlich häufig psychische Beschwerden.

Für Untersuchungen war das Beispiel einer jungen Frau sehr hilfreich. Die Abiturientin bekam über Nacht eine psychotische Störung. Sie rauchte ein bis zwei mal in der Woche Cannabis, allerdings war dies, hingegen anfänglicher Vermutungen, nicht der Grund für die Erkrankung. Durch Neuroleptika wurde es auch nicht besser, ganz im Gegenteil verschlechterte es den Zustand der Frau erheblich. Etwas nach ihrer Diagnose erlitt die junge Frau einen epileptischen Anfall. Ihre Gehirnflüssigkeit konnte im Labor untersucht werden und es stellte sich heraus, dass sie an Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis litt. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit, bei der die Abwehrmechanismen eines Körpers den Körper nicht mehr verteidigen, sondern angreifen. Bei rechtzeitiger Therapie stehen die Chancen gut, dass man durch eine Blutwäsche und Immunsuppressiva wieder gesund wird.

Psychiatrie wird revolutioniert

Es handelt sich um eine sehr seltene Krankheit, die bei gerade mal einem von 100.000 Menschen vorkommt. Wahrscheinlich ist allerdings die Dunkelziffer noch erheblich höher. Für die Zukunft erhofft sich Harald Prüß, ein Experte auf dem Gebiet, dass die Diagnosen rechtzeitig und früh gestellt werden können, um den Menschen einen langen Leidensweg zu ersparen. Es gibt auch noch mehr Krankheiten, die mit psychischen Beschwerden zusammen hängen können wir z.B. Hepatitis B oder C. Diese Krankheiten werden mit Interferon-Alpha behandelt. Dabei handelt es sich um einen Immunbotenstoff, der zur Gruppe 1 der Interferone gehört.

Depressive Menschen weisen einen erhöhten Wert an Immunbotenstoffen auf

Marco Prinz hat zusammen mit seinem Forscherteam der Universitätsklinik Freiburg eine Studie durchgeführt, um den Zusammenhang zwischen Depressionen und der erhöhten Anzahl an Immunbotenstoffen zu erklären. Während dieses Experiments mit Mäusen haben die Forscher bemerkt, dass die Mäuse, die Typ 1 Interferonen bekamen, eine Aktivität der IFNAR-Rezeptoren aufweisen, die sich in den Zellen der Blut-Hirnschranke befinden. Als Folge produzieren die Zellen der Blut-Hirnschranke CXCL10, ein Signalstoff, der Immunzellen anlockt. Des Weiteren hemmt dieser Stoff auch die Nervenzellen im Hippocampus-Bereich und verschlechtert seine Plastizität. Der Hippocampus ist sehr wichtig für uns Menschen, denn er reguliert unsere Emotionen und durch die verloren gegangene Plastizität erschweren wir unserem Gehirn seine Aufgaben. MS Patienten leiden auch oft unter Depressionen. Ca. 50 Prozent aller MS Patienten leiden unter Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit und Antriebslosigkeit. Nur die Hälfte der MS Patienten leiden aus biologischen- und Kranheitsgründen an Depressionen, bei der anderen Hälfte kommen Depressionen auf natürlichem Wege dazu. Es stellt sich also die Frage, ob es einen Zusammenhang gibt.

 

Singen gegen Depressionen

Demenz-Kranke werden zu oft mit Medikamenten ruhig gestellt


Eigentlich singt jeder gerne, auch wenn es einige nicht zugeben mögen. Singen liegt in seinen Ursprüngen Jahrtausende zurück und ist in seiner Basis ein sehr natürlicher Vorgang. Das Bedürfnis sich mitzuteilen, alles „rauszulassen“ und durch die Resonanz seine eigene Stimme zu entdecken ist etwas, was jedem Menschen in seinem Leben widerfährt. Babys schreien ungehemmt, wenn sie den Mutterbauch verlassen und erkennen dabei erstmals ihre eigene Stimme.

Singen hilft aber auch gegen Depressionen. Besonders in Deutschland sind durch den oft langen und kalten Winter, Winterdepressionen nicht unüblich. Durch seine physiologisch positive Wirkung, ist Singen eine der effektivsten, günstigsten und spaßigsten Aktivitäten, um Depressionen nicht nur vorzubeugen, sondern auch aktiv zu behandeln. Singen ist gut für die Psyche und entfaltet seine positive Wirkung meist schon nach wenigen Minuten. Wer regelmäßig singt, hat von Grund auf eine geringere Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu leiden und erfreut sich gleichzeitig an einem spannenden Hobby.

Die physiologische Wirkung des Singens

Durch das starke Ein- und Ausatmen wird das Gehirn – ähnlich wie beim Sport – mit viel größeren Mengen an Sauerstoff versorgt und führt so zur Ausschüttung von Endorphinen. Diese Glückshormone führen dabei zu einer Verbesserung unseres Gemütszustandes und Singen kann dadurch effektiv gegen Depressionen wirken. Eine Studie mit Chorteilnehmern hat zu einem weiteren überraschenden Ergebnis geführt: wurden Chorsängern direkt nach der Probe Speichelproben entnommen, konnte eine höhere Immunglobin A Konzentration nachgewiesen werden. Der Stoff schützt dabei vor einer Infektion der Atemwege. Dieser zusätzliche positive Effekt ist nur ein weiteres Argument für das Singen gegen Depressionen. Dabei bedarf es nicht unbedingt eines Spezialisten, sondern kann theoretisch auch alleine durchgeführt werden.

Singen kann man fast überall

Man kann in einer Gruppe, in einer Band, im Chor oder auch einfach alleine singen. Viele singen auch gerne einfach unter der Dusche, im Auto, im Keller oder auch in der Wohnung. Wichtig ist dabei vor allem, dass die Musik einem gefällt und Spaß macht. Darüber hinaus ist der physiologische Vorgang des tiefen Ein- und Ausatmens nicht zu verachten, da wir durch eine stärkere Aktivierung der Lunge und einem größeren Sauerstoffaustausch, auch eine erhöhte physiologische Wirkung erzielen.

Singen wirkt entspannend und baut Stress ab. Stress gehört zu einem der größten Risikofaktoren, die Depressionen begünstigen. Teilweise wird Gesang auch zur Behandlung von Depressionen eingesetzt und bietet nachweislich eine enorme Verbesserung des Gemütszustandes der Betroffenen. Darüber hinaus sind keine musikalischen Talente notwendig, sondern kann von jedem durchgeführt werden. Wichtig ist im Allgemeinen jedoch auch, dass die Musik nicht nur den individuellen Geschmack trifft, sondern auch eine optimistische Grundstimmung verbreitet.

 

Neues Behandlungskonzept bei Arachnophobie?

Demenz-Kranke werden zu oft mit Medikamenten ruhig gestellt


Leidest Du an Arachnophobie, ekelst auch Du dich vor Spinnen? Es gibt Grund zur Hoffnung – Wissenschaftler aus den Niederlanden haben nun ein neues Behandlungskonzept vorgestellt. Durch ihre Methode soll es möglich sein, Menschen in kurzer Zeit von ihrer Spinnenangst zu heilen. In der Fachzeitschrift Biological Psychiatry veröffentlichten die Forscher nun die Ergebnisse ihrer Studie.

Heilung in nur zwei Minuten

Die meisten Therapien, die Menschen verschrieben werden, die unter Phobien leiden, sind sehr langwierig und teuer. Laut der Studie des niederländischen Expertenteams soll es nun möglich sein, die Betroffenen innerhalb von zwei Minuten zu heilen. Ein Problem gibt es dabei jedoch: Die Patienten müssen sich zu diesem Zweck in direkter Nähe zu einer Vogelspinne aufhalten.

Das Forscherteam von der Universität Amsterdam untersuchte für die Studie das Phänomen der sogenannten Rückverfestigung. Ein Vorgang, bei dem Erinnerungen aktiviert werden, wodurch es zu einer Verstärkung oder Abschwächung derselben kommen kann. Ältere Untersuchungen hatten bereits erwiesen, dass Patienten durchaus in der Lage sind, Ängste zu vergessen. Um diesen Zustand des Vergessens zu erreichen, ist ein Medikament von Nöten, das den Betroffenen verabreicht wird während die Erinnerungen aktiviert werden.

Vermeidungsverhalten umwandeln

Die Wissenschaftler konfrontierten 45 Teilnehmer, die unter Arachnophobie litten, mit einer Vogelspinne. Zwei Minuten lang sollten die Probanden die Nähe zu einer Spinne ertragen. Anschließend verabreichten die Forscher den Personen entweder ein Placebo oder aber den Beta-Blocker Propranolol, ein Medikament das normalerweise zur Behandlung von Herzerkrankungen oder Bluthochdruck verwendet wird.

Bei allen Teilnehmern, die Propranolol bekommen hatten, verringerte sich schon innerhalb der nächsten sechs Monate das Verhalten gegenüber Spinnen deutlich – sie vermieden die achtbeinigen Tiere deutlich weniger als vorher. Somit bewirkten die zwei Minuten der Behandlung tatsächlich eine Verringerung der Angst gegenüber Spinnen. Zum ersten Mal wurde bekannt, dass Propranolol helfen kann, Vermeidungsverhalten zu mildern, wenn es in Verbindung mit reaktivierten Erinnerungen eingesetzt wird. Professor Merel Kindt, Hauptautorin dieser Studie, erklärte, dass es somit möglich sei, das Verhalten der Betroffenen so weit umzuwandeln, dass diese sich sogar trauen würden, sich einer Spinne zu nähern.

Weitere Forschungen sind vielversprechend

Zwar müsse auf diesem Gebiet noch weiter geforscht werden, doch könne es in Zukunft auch möglich sein auf ähnliche Weise posttraumatische Belastungs- oder Angststörungen zu lindern, so die Wissenschaftler. Noch benötigen die Betroffenen oftmals zahlreiche Therapiesitzungen sowie Medikamente, um ihre Symptome zu verringern. Und allzu oft handele es sich nur um eine temporäre Verbesserung. Durch das neue Behandlungskonzept hingegen könne eine schnelle Linderung in nur einer Sitzung herbeigeführt werden. Eine kurze Intervention in einem Einzelzimmer könnte die Betroffenen dauerhaft von ihrer Angst befreien, teilte Kindt in einer Stellungnahme mit. Um die Behandlung auch auf anderen Gebieten der Phobie erfolgreich einsetzen zu können, müssten die Forschungen allerdings noch deutlich ausgeweitet werden. Doch bietet die Studie bereits jetzt Grund zur Hoffnung für alle Menschen, die unter Phobien und Angststörungen leiden.

 

Konzentrieren trotz ADHS

Demenz-Kranke werden zu oft mit Medikamenten ruhig gestellt


Die häufigste Behandlung von ADHS bei Kindern sind Medikamente. Eine neue Methode soll dabei helfen, Konzentration und Impulskontrolle zu trainieren – das sogenannte Neurofeedback. Dadurch sollen Kinder trotz Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) lernen, sich beispielsweise für Schulaufgaben zu konzentrieren. Neurofeedback wird unter anderem in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik Göttingen angeboten.

An einem PC-Bildschirm üben die Kinder mit Hilfe von Autos, Flugzeugen oder Torhütern, die sie mit Messelektroden über Hirnströme in eine bestimmte Richtung oder mit einer bestimmten Geschwindigkeit bewegen sollten. Im Gegensatz zum Biofeedback, bei dem unbewusste Körperfunktionen wie Muskelspannung und Herzfrequenz gemessen werden, werden dem Patienten beim Neurofeedback Hirnfrequenzen akustisch oder visuell reflektiert. Dadurch werden Hirnaktivitäten wahrgenommen und bewusst verändert, die mit der Aufmerksamkeit und Verhaltenssteuerung zusammenhängen.

Längere Hirnaktivität wegen Hirnwellen

Auffällig bei ADHS Patienten sind die in hohem Maße vorkommenden Thetawellen, die beim Dösen, Entspannen und Einschlafen auftreten. Für die langsamere Hirnaktivität sorgt zudem der schwache Anteil an Beta Wellen im Gehirn. Diese Frequenzen sind wichtig für die Aufmerksamkeit. Ziel des Neurofeedbacks ist also die Verbesserung des Verhältnisses von Theta und Beta-Wellen: Aufgrund der Übungen am PC gingen Thetawellen zurück, während die Beta-Wellen unverändert blieben. In Studien konnte der Erfolg des Neurofeedbacks belegt werden. ADHS-Symptome gingen nach dem Training um ein Viertel zurück. Nach weiteren drei Monaten waren es sogar 35 Prozent. Das Neurofeedback wirkt auch zwei Jahre später nach und trägt langfristig zur erhöhten Aufmerksamkeit bei.

Medikamente als erste Lösung

Kinder, die unter dieser hyperkinetischen Verhaltensstörung leiden, sind sehr impulsiv und können sich schlecht und nur kurz konzentrieren. Sie zeigen oft ein explosives Verhalten, da sie ihren starken Bewegungsdrang nur schlecht in den Griff bekommen. 72 Prozent der rund 259.000 Kinder, die in Deutschland mit ADHS diagnostiziert werden, bekommen Medikamente – in der Regel Ritalin. Der darin enthaltende Wirkstoff Methylphenidat stammt von Amphetaminen ab und führt zu zahlreichen Nebenwirkungen. Deutsche Ärzte verschreiben pro Jahr in etwa 1,8 Tonnen Methyphenidat – meistens bei Kindern. Die Behandlung mit Medikamenten bekämpft jedoch nur die Symptome der Störung.

Damit auch nach Absetzen der Medikamente ein längerfristig verbessertes Verhalten nachwirken soll, ist eine begleitende Therapie nötig, sagt Ute Strehl, Psychologin am Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Universität Tübingen. Beispielsweise also das Neurofeedback. Denn Ergebnisse belegen, dass das Gehirn anschließend Reize von außen besser verarbeiten kann, wie Martin Holtmann, Ärztlicher Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der LWL Universitätsklinik Hamm bestätigt. Gemeinsam mit Strehl führte er die bislang größte aktuelle Kontroll-Studie in Deutschland mit 144 Kindern durch. Obwohl die Daten noch nicht in vollem Umfang ausgewertet wurden, kann jetzt schon festgestellt werden, dass das Neurofeedback auch bei Kindern mit sehr schweren ADHS hilft.

Neurofeedback als Alternative zu Ritalin?

In den USA wird das Neurofeedback bereits als ebenso wirksam wie Medikamente betrachtet. Meist beinhaltet die Therapie noch eine Kombination aus Medikamenten und Training. Die Kassen übernehmen die Kosten für eine Verhaltenstherapie beim psychologischen Psychotherapeuten und eine Behandlung bei einem Ergotherapeuten. Mittlerweile gibt es in Deutschland 90 zertifizierte Therapeuten für die Durchführung von Neurofeedback. Für eine nachhaltige Wirkung werden 30 bis 45 Sitzungen empfohlen, wobei eine Sitzung für private Zahler 80 bis 120 Euro kostet.

 

Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)

Demenz-Kranke werden zu oft mit Medikamenten ruhig gestellt


Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) gilt heute als die am meisten anerkannte und erprobte Therapieform zur Behandlung von Menschen, die an einer Borderline-Störung leiden. Die Betroffenen zeichnen sich durch starke Schwankungen in der Gemütsverfassung und dem Selbstwertgefühl aus und durch Schwierigkeiten im Umgang mit der eigenen Emotionalität, was ihr soziales Leben stark beeinträchtigt und oft zu schweren Depressionen mit suizidaler Neigung führt.

Was ist die Dialektisch-Behaviorale Therapie

Die Dialektisch-Behaviorale Therapie wurde von der amerikanischen Psychologin Marsh Linehan im Rahmen ihrer praktischen Arbeit mit borderline-gestörten Frauen entwickelt. Die Methode vereinigt in sich unterschiedliche Ansätze, sie verbindet Gedanken der kognitiven, der Verhaltens- und Gestalttherapie mit der Meditation des Zen. Sie verbindet Einzel- und Gruppentherapie; der Therapeutin oder dem Therapeut kommt bei der DBT eine Rolle zu, die mit der eines (Sport-)Coaches vergleichbar ist. Die Therapie selbst beruht auf einer individuellen Vereinbarung zwischen Patient/in und Therapeut/in, die das Ziel der Therapie absteckt und ihre Regeln umreißt. In Einzelsitzungen werden die individuellen Verhaltensweisen und Erlebnisse der Patienten besprochen und reflektiert, es werden Lösungsansätze entwickelt.

Eine telefonische Rufbereitschaft für Beratung in akuten Krisensituationen und zur Unterstützung der erarbeiteten Lösungen in der sozialen Praxis ergänzt diese Arbeit. In den Gruppensitzungen werden Fertigkeiten vermittelt, um die individuellen Schwierigkeiten im Umgang mit den eigenen Emotionen in den Griff zu bekommen. Ein weiterer Baustein sind Supervisionen, in denen die Verbindung zwischen den Inhalten von Einzel- und Gruppensitzungen hergestellt wird. Für die Einzeltherapie wird eine Dauer von einem bis zu drei Jahren bei einer Gesprächsfrequenz von einer Therapiestunde pro Woche angesetzt; die Gruppensitzungen für Fertigkeitsübungen finden ebenfalls einmal wöchentlich statt über einen Zeitraum von sechs Monaten (zeitgleich mit der Einzeltherapie), wobei diese Zusammenkünfte in der Gruppe mit einer bis zu drei Stunden pro Sitzung angesetzt werden. DBT ist eine ebenso intensive wie komplexe Form der Therapie, die bisher für Menschen mit Borderline-Störung die besten Erfolge erbracht hat.

 

Eine Fernbedienung gegen Cluster-Kopfschmerzen

Demenz-Kranke werden zu oft mit Medikamenten ruhig gestellt


Cluster-Kopfschmerzen plagen Betroffene bis ins Unermessliche. Sie wirken sich nicht nur körperlich negativ aus, sondern erschüttern auch die Psyche. Cluster-Kopfschmerzen kommen nämlich so plötzlich wie sie dann auch wieder verschwinden und zeichnen sich durch anfallsartige Kopfschmerzen, die sich wie Stiche anfühlen, aus. Diese sind für Körper und Geist so belastend, dass sie bereits den Namen „Selbstmord-Kopfschmerzen“ erhalten haben, denn nicht wenige Betroffene konnten mit den Schmerzen nicht umgehen und beendeten ihr Leben deshalb. Nun sorgt eine Fernbedienung für neue Hoffnung.

Das Wort Cluster bedeutet Häufung und beschreibt die Tatsache, dass Cluster-Kopfschmerzen monatelang ausbleiben können, um dann gehäuft aufzutreten. Dann durchfährt sie ein starker, einseitiger Schmerze, der den ganzen Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Auch dass die Nase bei Betroffenen während eines Anfalls läuft, konnte nun schon des Öfteren beobachtet werden. Cluster-Betroffene gewöhnen sich entgegen von Migränepatienten niemals an die Schmerzen, weil sie schlichtweg zu stark sind.

Während eines Anfalls tritt die innere Unruhe und das Kribbeln des Körpers noch hinzu. In Deutschland ist etwa einer von 1000 Erwachsenen von dieser Krankheit betroffen. Oftmals wird die Diagnose allerdings erst Jahre später gestellt, da die Medizin bis heute nicht recht nachvollziehen kann, was im Körper vorgeht, wenn Cluster-Kopfschmerzen auftreten. Heilungsmethoden gibt es bislang wenige. Dies soll sich durch die Fernbedienung nun ändern.

Eine Fernbedienung als Heilmethode?

Mit dieser Fernbedienung geht auch die Aktivierung eines Chips einher, der in der Mundhöhle respektive in einem bestimmten Nervenbündel des Betroffenen implantiert wird. Dieses Nervenbündel ist für die Schmerzweiterleitung zuständig und kann mit Hilfe von Aktivierung und Deaktivierung dann den Schmerz steuern. 35.000 Euro kostet dieses Verfahren und es wird glücklicherweise von der Krankenkasse übernommen. Die Betroffenen steuern über die Fernbedienung dann bewusst die Aktivierung des Nervenbündels und beugen somit einem Anfall vor. Bei vielen Patienten zeigten sich bereits positive Ergebnisse, doch nicht Jeder wird auf diese Therapieform ansprechen, fürchten Mediziner. Aber es ist ein richtiger Schritt und vor allem bedeutet er gewonnene Lebensqualität für Jene, bei denen das Verfahren Wirkung zeigt.