Deutschland: Das Land der Therapie

Deutschland: Das Land der Psychotherapie


Immer mehr Menschen stehen offen dazu, wenn ihre Seele krankt.  Dadurch findet die Psychotherapie auch immer mehr Zuspruch. Es wurde nahezu entstigmatisiert. Warum? Weil viele es schon selbst kennengelernt haben, sei es weil sie sich selber haben therapieren lassen oder weil sie jemanden in ihrem Umfeld haben oder hatten, der eine Psychotherapie gemacht hat. Im privaten Umfeld sind wir auf einem guten Weg, das sieht auch Thorsten Padberg, selbst Psychologe, so. Er gibt allerdings zu bedenken, dass viele Therapeuten bei der Behandlung nicht auf die Rahmenbedingungen der Gesellschaft Rücksicht nehmen.

Betroffene warten bis zu 4 Monate auf eine Psychotherapie

Unser Land wird immer mehr zum Therapieland. Die Zahl der psychisch Erkrankten erhöht sich statistisch jährlich um ein Viertel, das sind 22 Millionen Menschen. Doch leider ist es schwierig, einen geeigneten Therapieplatz zu bekommen, da die Nachfrage das Angebot inzwischen weit übersteigt. Die Wartezeit auf einen Therapieplatz durchschnittlich 4 Monate.

Therapie-Patienten werden nicht mehr verurteilt

Der Umgang mit dem Thema hat sich auch deutlich verändert. Es gibt viele betroffene Menschen oder solche, die Psychotherapie-Patienten in der Familie oder im Freundeskreis haben. Es gibt auch einige Leute, die über eine Therapie nachdenken. Da eine Psychotherapie heute alltäglich und gegenwärtig ist, gehen wir anders damit um.

Soziale Not führt zur Diagnose

Unsere Gesellschaft verändert sich, wir pflegen deutlich weniger enge Kontakte. Wir sehen uns nach guten Gesprächen, haben aber oft keine Zeit, das auch noch unterzubringen. Wir sehnen uns nach Menschen, in denen wir Verständnis und Zuverlässigkeit finden. Ein Bericht der FAZ gab an, dass Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende und Migranten als besonders gefährdet gelten.

In den genannten Gruppen herrscht eine soziale Not. Es fehlt an Sicherheit im sozialen Bereich. Diese sozialen Notlagen macht auch J. Hari in seinem Bestseller „Der Welt nicht mehr verbunden“ zum Auslöser für psychische Erkrankungen.

Sehen wir also den aufsteigenden Trend zu Psychotherapien als positiv an? Viele Therapeuten arbeiten allein im persönlichen Bereich des Patienten. Die Befürchtung liegt nah, dass wenn nur am einzelnen Menschen gearbeitet wird, die Isolierung noch mehr verstärkt wird.

Ja zur Therapie?

Es gibt immer noch einen Teil der Bevölkerung, der es  ablehnt, dass immer mehr Menschen eine Therapie in Anspruch nehmen. Es gibt Sachverständige, die der Meinung sind, dass die wirklich psychisch gefährdeten Patienten gar nicht in den Praxen zu finden sind. Dort würden sich nur Menschen behandeln lassen, die durch ihr Leben gestresst oder genervt sind. Es sollten eher die schweren Leidensfälle behandelt werden.

Gesundheitsminister Spahn vertritt hier die Meinung, dass vorab durch eine Schiedsstelle zu klären sei, ob eine Psychotherapie von Nöten bzw. sinnvoll ist. Die Bürger unseres Landes vertreten da aber eine andere Meinung. Es wurde eine Bundestagspetition eingereicht, die von ca. 160.000 Menschen unterschrieben wurde. Die Petition richtete sich gegen eine solche Schiedsstelle. Grundlage für die große Resonanz auf die Petition ist, dass Menschen, die in ihrer Zukunft Therapiebedarf sahen, auch abgesichert sein möchten. Man stelle sich vor, dass bei einem orthopädischen Anliegen auch erst einmal vor der Schiedsstelle geklärt werden müsste, ob das Problem den Gang zum Orthopäden rechtfertigt.

Das soziale Ganze im Auge behalten

Es gibt zu viele Lücken im sozialen Netz. Es ist für Patienten oft schon eine Hilfe, wenn ihnen zugehört wird. Es tut gut, über das eigene Leid zu sprechen und mit jemandem gemeinsam Lösungen zu finden. Es ist die Aufgabe der Psychotherapeuten, auf die Missstände im sozialen Netz aufmerksam zu machen. Isolation, schlechte Arbeitsverhältnisse und Verurteilung machen krank. Die Gesellschaft entwickelt sich in eine schlechte Richtung. Die Folgen dieser Entwicklung sind nicht immer durch eine Psychotherapie heilbar. Denn keine Therapie kann das ersetzen, was uns an gesellschaftlichen Werten verloren gegangen ist.

Tipp der Redaktion: Der Deutschlandfunk bietet genau zu diesem Thema einen mehrteiligen Podcast an. Ihr findet ihn in allen aktuellen Podcatchern wie Apple, Spotify und natürlich in der DLF-Audiothek.

Richtige Therapie bei Depressionen dank Hirnscan

Deutschland: Das Land der Psychotherapie


Forscher testen eine neue Variante zur Feststellung der richtigen Therapieform bei Patienten mit Depressionen. Per Hirnscanner können Forscher möglicherweise herausfinden, welche Behandlungsform für den Patienten individuell besser geeignet sein soll, Psychotherapie oder Medikamente.

Die Erkrankungen an Depressionen und psychischen Erkrankungen nehmen mittlerweile immer mehr zu. Die Therapien, die gegen das Leiden helfen sollen, sind aber nicht immer so erfolgreich wie erhofft. Zwar sind im Medikamentenmarkt eine Vielzahl an Antidepressiva vorhanden, eine Gewähr, dass sie Betroffenen helfen, kann jedoch nicht gegeben werden. Je nach Patient sprechen diese gut oder weniger gut auf die Psychopharmaka an. Eine Alternative zu den Tabletten stellen verschiedene Formen an Psychotherapien dar. Aber auch hier fallen die Erfolge unterschiedlich aus.

Hirnsignale geben Aufschluss

Neue Erkenntnisse in der Wissenschaft könnten nun womöglich weiterhelfen. Demnach fand ein Forscherteam um Helen Mayberg an der US-amerikanischen Emory University ein Hirnsignal, welches wahrscheinlich Aufschluss darüber geben könnte, ob für den Patienten tendenziell eher eine medikamentöse Behandlung oder eine Psychotherapie angemessen wäre. Die veröffentlichten Ergebnisse dieser Studie sind auch im Fachmagazin „American Journal of Psychiatry“ nachzulesen.

Für die Untersuchung arbeiteten die Wissenschaftler mit 122 Probanden zusammen, die unter schweren Depressionen leiden, jedoch noch nicht therapiert wurden. Die Art der Behandlung – ob Psychotherapie oder Medikamente – wurde für die Teilnehmer per Zufall ausgewählt. Demnach wurde ihnen entweder eine zwölfwöchige Behandlung mit Antidepressiva zugeschrieben oder eine zwölfwöchige Psychotherapie, in der Patient und Therapeut zusammen negative Gedankenmuster identifizieren und der Betroffene lernt, diese selbst zu verändern. Allem voran stand eine Kernspintomografie des Gehirns der Patienten.

Hirnsignal ist zuverlässiger als andere Faktoren

Die dabei entdeckten Hirnfunktionen und Verknüpfungen seien durchaus aufschlussreich. Mayberg und ihr Team stießen auf bestimmte funktionelle Verhaltensmuster in einem scheinbaren Hirnnetzwerk. Dieses sei für die Verarbeitung von Emotionen zuständig. Im weiteren Verlauf der Untersuchungen schienen diese Verbindungen im Gehirn mit dem Erfolg der beiden Therapien zu korrelieren. Eine wechselseitige Beziehung zwischen den einzelnen Aspekten wurde dabei ersichtlich.

So diente als Indiz für eine Linderung der Beschwerden und ein positiver Effekt der Verhaltenstherapie, wenn die verschiedenen Gehirnareale des Netzwerkes bei einem Teilnehmer im Ruhezustand besonders gut zusammenarbeiten. Trat diese Konnektivität der Gehirnfunktionen im Netzwerk nicht so stark auf, konnten die Wissenschaftler davon ausgehen, dass eher eine Therapie mit Medikamenten dem Patienten die erwünschte Linderung der Depressionen ermöglicht.

Fazit zum Hirnscan für die Behandlung von Depressionen

Normalerweise wurden bisher eher Faktoren wie das Geschlecht und das Alter für die Therapie zur Behandlung an Depressionen betrachtet. Diese geben im Vergleich zu dem neu entdeckten Faktor aus dem Hirnscan jedoch nur unzuverlässige Hinweise auf einen Erfolg oder Misserfolg. Das Hirnsignal gebe hingegen mehr Aufschluss und deute einen Misserfolg, sowie einen Erfolg einer Therapie um einiges zuverlässiger an. Die persönliche Bevorzugung der Patienten, ob nun Medikamente oder Psychotherapie, spielten bei den Untersuchungen keine weitere Rolle. Als weiteren Schritt möchten die Wissenschaftler den entdeckten Zusammenhang im Gehirn in weiteren Studien genauer untersuchen. Können in diesem Gebiet weitere Erkenntnisse gesammelt werden, sei es eines Tages vielleicht sogar möglich, durch einen Hirnscan jedem Patienten, der unter Depressionen leidet, eine individuelle maßgeschneiderte Therapie anzubieten.

 

Gastfamilie statt Psychiatrie

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Die Universitätsklinik in Zürich bietet Patienten an, in einer ausgewählten Gastfamilie zu wohnen anstatt in die Psychiatrie der Klinik zu gehen. Wie genau hilft das den Patienten?

Viele Menschen, die plötzlich an der Borderline-Störung oder an einen Burnout leiden, wollen nicht in eine Psychiatrie. Sie wollen nicht aus ihrem Alltag gerissen werden und ein ganz normales Leben führen. Für diese Menschen wurde das Projekt mit den Gastfamilien ins Leben gerufen. Sie werden in den Familien aufgenommen, als würden sie dazu gehören. Sie haben Aufgaben und Pflichten – wie bei ihnen zuhause. Nur die Umgebung verändert sich. Viele der Gastfamilien leben auf dem Land. Das hat eine beruhigende Wirkung auf die Patienten.

Bis zu einen Monat dürfen die Patienten bei einer Gastfamilie bleiben. Die einzige Voraussetzung für den Aufenthalt ist, dass keine Fremd- oder Selbstgefährdung besteht. Menschen mit psychischen Erkrankungen wie das Borderline-Syndrom, haben meistens bei den einfachsten Dingen Probleme. Viele sind emotional überreizt und können nicht mehr Essen. Sie leiden an Stimmungsschwankungen und können Beziehungen nur mit Mühe aufrecht erhalten. Das führt dazu, dass sie oft alleine gelassen werden. Eine Gastfamilie kann die Patienten schon in kürzester Zeit wieder auf den rechten Weg leiten.

Ein gesundes Umfeld

Die meisten Patienten sind vor dem Einzug aufgeregt. Sie kennen die Gastfamilie noch nicht und ziehen in ein ganz neues Umfeld. Die Gastfamilien wissen aber ganz genau, wie sie die Patienten am besten aufnehmen und wie sie die Situation am besten auflockern. Sie geben den Patienten besonders viel Zeit um zu reden. Die Gespräche mit den Fremden, die nach kurzer Zeit schon wie eine Familie für die Patienten sind, helfen ihnen oft besser, als ein Aufenthalt in der Psychiatrie.

Die Gastfamilien sind meistens Menschen, denen es gut geht. So gut, dass sie etwas zurückgeben wollen. Sie wollen anderen die Möglichkeit geben, ein schönes Leben zu führen. Es ist aber auch nicht immer ganz einfach, eine Gastfamilie zu sein. Man muss belastbar, tolerant, sozial und sehr offen sein. Wenn das alles gegeben ist, erschafft man ein gesundes Umwelt für die Patienten.

Die Nachfrage steigt

Seitdem es das Angebot der Gastfamilien gibt, steigt auch die Nachfrage. Psychiatrische Kliniken sind immer wieder auf der Suche nach neuen Familien, die bereit sind anderen zu helfen. In manchen Punkten schneidet diese Form der Therapie besser ab, als die in der Klinik. Die Patienten bekommen einen geregelten Tagesablauf und lernen, Beziehungen mit fremden Menschen aufzubauen. Das neue Leben mit der Gastfamilie zeigt ihnen, dass es mehr gibt als nur den Schmerz, den sie von Zuhause kennen. Die Zeit dort gibt ihnen Hoffnung.

Einsamkeit ist keine Seltenheit bei Kranken

Der Vorteil, den die Gastfamilie gegenüber der Klinik hat, ist, dass immer jemand zum reden da ist. Die meisten Patienten sind anfangs noch zurückhaltend. Nach einer gewissen Zeit, erzählen sie immer mehr von sich und suchen den Kontakt zu der Gastfamilie. Viele Patienten bleiben auch über die Feiertage da, damit sie nicht alleine feiern müssen. Meistens sind die Patienten glücklich, wenn sie endlich nicht mehr alleine sein müssen.

 

Neues Behandlungskonzept bei Arachnophobie?

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Leidest Du an Arachnophobie, ekelst auch Du dich vor Spinnen? Es gibt Grund zur Hoffnung – Wissenschaftler aus den Niederlanden haben nun ein neues Behandlungskonzept vorgestellt. Durch ihre Methode soll es möglich sein, Menschen in kurzer Zeit von ihrer Spinnenangst zu heilen. In der Fachzeitschrift Biological Psychiatry veröffentlichten die Forscher nun die Ergebnisse ihrer Studie.

Heilung in nur zwei Minuten

Die meisten Therapien, die Menschen verschrieben werden, die unter Phobien leiden, sind sehr langwierig und teuer. Laut der Studie des niederländischen Expertenteams soll es nun möglich sein, die Betroffenen innerhalb von zwei Minuten zu heilen. Ein Problem gibt es dabei jedoch: Die Patienten müssen sich zu diesem Zweck in direkter Nähe zu einer Vogelspinne aufhalten.

Das Forscherteam von der Universität Amsterdam untersuchte für die Studie das Phänomen der sogenannten Rückverfestigung. Ein Vorgang, bei dem Erinnerungen aktiviert werden, wodurch es zu einer Verstärkung oder Abschwächung derselben kommen kann. Ältere Untersuchungen hatten bereits erwiesen, dass Patienten durchaus in der Lage sind, Ängste zu vergessen. Um diesen Zustand des Vergessens zu erreichen, ist ein Medikament von Nöten, das den Betroffenen verabreicht wird während die Erinnerungen aktiviert werden.

Vermeidungsverhalten umwandeln

Die Wissenschaftler konfrontierten 45 Teilnehmer, die unter Arachnophobie litten, mit einer Vogelspinne. Zwei Minuten lang sollten die Probanden die Nähe zu einer Spinne ertragen. Anschließend verabreichten die Forscher den Personen entweder ein Placebo oder aber den Beta-Blocker Propranolol, ein Medikament das normalerweise zur Behandlung von Herzerkrankungen oder Bluthochdruck verwendet wird.

Bei allen Teilnehmern, die Propranolol bekommen hatten, verringerte sich schon innerhalb der nächsten sechs Monate das Verhalten gegenüber Spinnen deutlich – sie vermieden die achtbeinigen Tiere deutlich weniger als vorher. Somit bewirkten die zwei Minuten der Behandlung tatsächlich eine Verringerung der Angst gegenüber Spinnen. Zum ersten Mal wurde bekannt, dass Propranolol helfen kann, Vermeidungsverhalten zu mildern, wenn es in Verbindung mit reaktivierten Erinnerungen eingesetzt wird. Professor Merel Kindt, Hauptautorin dieser Studie, erklärte, dass es somit möglich sei, das Verhalten der Betroffenen so weit umzuwandeln, dass diese sich sogar trauen würden, sich einer Spinne zu nähern.

Weitere Forschungen sind vielversprechend

Zwar müsse auf diesem Gebiet noch weiter geforscht werden, doch könne es in Zukunft auch möglich sein auf ähnliche Weise posttraumatische Belastungs- oder Angststörungen zu lindern, so die Wissenschaftler. Noch benötigen die Betroffenen oftmals zahlreiche Therapiesitzungen sowie Medikamente, um ihre Symptome zu verringern. Und allzu oft handele es sich nur um eine temporäre Verbesserung. Durch das neue Behandlungskonzept hingegen könne eine schnelle Linderung in nur einer Sitzung herbeigeführt werden. Eine kurze Intervention in einem Einzelzimmer könnte die Betroffenen dauerhaft von ihrer Angst befreien, teilte Kindt in einer Stellungnahme mit. Um die Behandlung auch auf anderen Gebieten der Phobie erfolgreich einsetzen zu können, müssten die Forschungen allerdings noch deutlich ausgeweitet werden. Doch bietet die Studie bereits jetzt Grund zur Hoffnung für alle Menschen, die unter Phobien und Angststörungen leiden.

 

Wie Therapien sich auf den Staatshaushalt auswirken

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Volkskrankheiten wie Diabetes oder Depressionen belasten auch den Staatshaushalt. Das ist eine Wahrheit, die jedem Bundesbürger bewusst sein sollte. Arbeitsunfähigkeit, Krankengelder und Frühberentungen sind große Belastungen und sowohl Politiker als auch Bürger sollten daran interessiert sein, die Rate jener Ausgaben zu senken. Wenn der Mensch krank ist, ist er krank. Soviel ist klar.

Doch das Team um Dr. Christoph Kröger von der Psychotherapieambulanz der Technischen Universität Braunschweig zeigt nun neue Wege auf, den Staatshaushalt zu entlasten – und stellt sich auf die Seite der Patienten.

Die Studie zum Thema Therapien & Staatshaushalt

Die Forscher der TU Braunschweig haben untersucht, wie hoch das Einsparungs- und sogar Gewinnpotential von Therapien wie der Psychotherapie in Deutschland ist. Untersucht wurde dieser Zusammenhang mit den beiden häufigsten psychischen Krankheitsbildern – Depressionen und Angststörungen. Die Ergebnisse sind erstaunlich. Wenn sich in Deutschland nur 50 Prozent der an einer Angststörung erkrankten Menschen behandeln lassen und mindestens 25 psychotherapeutische Sitzungen wahrnehmen, so liegt der Nettogewinn pro Jahr für diese Gruppe bei 12,17 Milliarden Euro. Ein deftiges Plus also in der Staatskasse, wo heute vielleicht noch ein schwarzes Loch gähnt.

Das Selbe gilt für Patienten mit Depressionen. Der Gewinn beläuft sich allerdings hier „lediglich“ auf 2,02 Milliarden Euro, was trotzdem immer noch einem riesigen Effekt entspricht. Die Forscher gingen sogar noch weiter. Sie berechneten den so genannten „Return-Investment-Quotienten“ für die psychotherapeutische Behandlung der beiden Patientengruppen. Auch hier konnten sie einen attraktiven Bericht vorlegen. Unter der Voraussetzung, dass sich wieder 50% der Patienten behandeln lassen und mindestens 10 Sitzungen in Anspruch nehmen, schlägt jeder investierte Euro bei Angsterkrankungen mit 5,39 Euro und bei Depressionen mit 3,02 Euro zu Buche.

Diese Zahlen scheinen zwar sehr positiv, jedoch gibt es immer noch ein großes „Aber“ – und hier stellen die Fachleute sich auf die Seite der Patienten. Der finanzielle Nutzen der oben untersuchten Maßnahmen hängt maßgeblich davon ab, wie viele Betroffenen sich letzten Endes tatsächlich in Therapien behandeln lassen und – vor allem – behandeln lassen können. In Deutschland beträgt die durchschnittliche Wartezeit für einen Termin bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten drei Monate. Viel zu lang, meint auch die Bundestherapeutenkammer und fordert deshalb seit Jahren die Zulassung von mehr Psychotherapeuten zur gesetzlichen Krankenkasse. Diese Studie stellt fiskale Vorteile im Gesundheitssektor heraus, will aber nicht als Schuldzuweisung verstanden werden. Nicht jeder Erkrankte ist bereit eine Therapie zu begehen. Nicht nur äußere Umstände begrenzen seine Möglichkeiten, oft ist die Hemmschwelle eine Behandlung wahrzunehmen extrem hoch, sodass es nicht derart leicht für alle Betroffenen ist Therapiemöglichkeiten in Anspruch zu nehmen. Die Unterstützung in diese Richtung sollte vom Staat demnach ebenfalls gefördert werden.

 

Die Volkskrankheit Depression wird bei 50% der Deutschen nicht angemessen behandelt

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Die Depression ist innerhalb des letzten Jahrzehnts zur Volkskrankheit avanciert. Schätzungsweise jeder fünfte Deutsche erkrankt im Verlauf seines Lebens an einer Form der Depression. Angstzustände, depressive Stimmungen, Konzentrationsverlust und viele weitere Symptome machen den Betroffenen das Leben zur buchstäblichen Hölle. Auch die Behandlung von Depressionen wird heutzutage daher vielfach diskutiert. Umso erschreckender ist das Ergebnis einer neuen Studie: Mehr als 50% der an Depressionen Erkrankten erfährt keine angemessene Therapie. Einige von ihnen erhalten sogar gar keine Behandlung.

Die Studie im Detail

Die Ergebnisse der betreffenden Studie speisen sich aus anonymen Daten von sechs Millionen Patienten aus den Betriebs- und Innungskrankenkassen. Die Bertelsmann Stiftung hat sich die Therapieversorgung von an Depressionen Erkrankten einmal genauer angeschaut und erschreckendes feststellen müssen.

Etwa 56% der bekannten schwer Depressiven werden unzureichend behandelt. Das soll bedeuten, dass 56% der Betroffenen entweder Anti-Depressiva verschrieben bekommen ODER einen Psychotherapieplatz erhalten. Eine Kombination aus Beiden ist nur in 44% der Fälle Tatsache. Dabeu ist diese Kombination erwiesenermaßen die Voraussetzung für eine dauerhafte Stabilisierung des Gesundheitszustands der Betroffenen.

18% der Patienten erhalten laut Studie sogar gar keine Behandlung. Nur 26% der erfassten Depressiven bekommen eine wie in den Leitlinien vorgesehene Behandlung, die eine Kombination aus Anti-Depressiva und Psychotherapie vorsieht. Diese Zahlen sind erschreckend, so ist die Depression doch eine Krankheit, die in jeder Familie mindestens einmal auftritt. Zumal die Sterberate bei Depressiven sehr hoch ist. Jeder siebte Depressive nimmt sich das Leben.

Erklärungsgründe

Mögliche Erklärungsversuche liegen in den regionalen Angeboten von Psychotherapeuten begründet. Länder wie Nordrhein-Westfalen und Hessen schnitten in der Studie sehr gut ab, da sie verhältnismäßig viele Angebote für Depressionspatienten ab. Ländlichere Bezirke in Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel wiesen einen großen Mangel an Psychotherapieplätzen an. Entscheidend ist, dass an Depressionen Erkrankte auf einen Behandlungsplatz bestehen. Es gibt zahlreiche unterstützende Organisationen, die Betroffenen bei einer Therapieplatzsuche unterstützen können. Jeder hat ein Recht auf eine angemessene Therapie.

 

Eine Fernbedienung gegen Cluster-Kopfschmerzen

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Cluster-Kopfschmerzen plagen Betroffene bis ins Unermessliche. Sie wirken sich nicht nur körperlich negativ aus, sondern erschüttern auch die Psyche. Cluster-Kopfschmerzen kommen nämlich so plötzlich wie sie dann auch wieder verschwinden und zeichnen sich durch anfallsartige Kopfschmerzen, die sich wie Stiche anfühlen, aus. Diese sind für Körper und Geist so belastend, dass sie bereits den Namen „Selbstmord-Kopfschmerzen“ erhalten haben, denn nicht wenige Betroffene konnten mit den Schmerzen nicht umgehen und beendeten ihr Leben deshalb. Nun sorgt eine Fernbedienung für neue Hoffnung.

Das Wort Cluster bedeutet Häufung und beschreibt die Tatsache, dass Cluster-Kopfschmerzen monatelang ausbleiben können, um dann gehäuft aufzutreten. Dann durchfährt sie ein starker, einseitiger Schmerze, der den ganzen Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Auch dass die Nase bei Betroffenen während eines Anfalls läuft, konnte nun schon des Öfteren beobachtet werden. Cluster-Betroffene gewöhnen sich entgegen von Migränepatienten niemals an die Schmerzen, weil sie schlichtweg zu stark sind.

Während eines Anfalls tritt die innere Unruhe und das Kribbeln des Körpers noch hinzu. In Deutschland ist etwa einer von 1000 Erwachsenen von dieser Krankheit betroffen. Oftmals wird die Diagnose allerdings erst Jahre später gestellt, da die Medizin bis heute nicht recht nachvollziehen kann, was im Körper vorgeht, wenn Cluster-Kopfschmerzen auftreten. Heilungsmethoden gibt es bislang wenige. Dies soll sich durch die Fernbedienung nun ändern.

Eine Fernbedienung als Heilmethode?

Mit dieser Fernbedienung geht auch die Aktivierung eines Chips einher, der in der Mundhöhle respektive in einem bestimmten Nervenbündel des Betroffenen implantiert wird. Dieses Nervenbündel ist für die Schmerzweiterleitung zuständig und kann mit Hilfe von Aktivierung und Deaktivierung dann den Schmerz steuern. 35.000 Euro kostet dieses Verfahren und es wird glücklicherweise von der Krankenkasse übernommen. Die Betroffenen steuern über die Fernbedienung dann bewusst die Aktivierung des Nervenbündels und beugen somit einem Anfall vor. Bei vielen Patienten zeigten sich bereits positive Ergebnisse, doch nicht Jeder wird auf diese Therapieform ansprechen, fürchten Mediziner. Aber es ist ein richtiger Schritt und vor allem bedeutet er gewonnene Lebensqualität für Jene, bei denen das Verfahren Wirkung zeigt.

 

Die neue Leitlinie zu Angststörungen

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Angststörungen sind längst keine Seltenheit mehr. Die natürliche Funktion des Körpers sich vor angstbesetzten Situationen zu schützen, ist sehr wichtig und wird in einigen Fällen doch zu einer krankhaften Verhaltensstörung. Ob soziale Phobien oder quälende Höhenangst – Angststörungen begleiten den Alltag einiger Menschen. Eben weil diese Krankheit inzwischen so viele Menschen betrifft, dass sie wie aus dem Nichts an Herzrasen und Panikzuständen leiden, haben nun Vertreter von Psychotherapie, Psychologie und Allgemeinmedizin eine neue Leitlinie für die Behandlung von Angststörungen entwickelt.

Angstauslöser

Etwa jeder siebte Erwachsene entwickelt einmal jährlich krankhafte Angstzustände. Am häufigsten sind die Auslöser spezifischer Natur. Dazu zählt die Angst vor Tieren, Blut, Höhen oder Naturphänomenen. Etwa zehn Prozent der Deutschen leiden an diesen spezifischen Angststörungen.

2,7 Prozent fürchten sich vor sozialen Situationen, die besonders das Berufsleben stark beeinflussen. Dazu leiden etwa zwei Prozent der Bevölkerung an einer generalisierten Angststörung, die sie vor alltäglichen Erscheinungen fürchten lassen.

Therapie bei Angststörungen

Die Angststörung ist die häufigste psychische Erkrankung überhaupt. Die Therapie bei Angststörungen ist Gott sei Dank aber meist bereits im ersten Anlauf erfolgreich, was Betroffenen wie Angehörigen Mut machen darf. Etwa bei 70 Prozent ist bereits im ersten Therapiedurchlauf und nach lediglich ein paar Sitzungen ein spürbarer Erfolg zu messen. Im Durchschnitt genügen zwischen drei und fünf Sitzungen, um die Symptome deutlich zu mildern. In einer über zwanzigjährigen Arbeit konnten nun phobienübergreifende Standards festgelegt werden, die eine Behandlung von Angstzuständen länderübergreifend extrem vereinfachen und verbessern.

Die drei Pfeiler der Behandlung bei Angststörungen

Psychotherapie. Die Kognitive Verhaltenstherapie scheint das Mittel der Wahl bei Angststörungen zu sein. Wissenschaftliche Studien bescheinigen ihr den größten Nutzen bei der Behandlung von Angststörungen. Tiefenpsychologische Methoden sollten daher erst dann angewendet werden, wenn im Zuge einer Verhaltenstherapie keine positiven Auswirkungen erzielt werden konnten oder es ausdrücklicher Wunsch des Patienten ist, beispielsweise eine Psychoanalyse durchzuführen.

Die Internettherapie fällt in der Bewertung der Fachgesellschaften eher ungenügend aus, da ihr zumeist Methodenschwäche nachgesagt wird. Internetbasierte Therapie sind aber vor allem zur Überbrückung von langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz äußerst wichtig und ermöglichen eine vorab begleitende und einleitende Beschäftigtung mit den eigenen Ängsten und Problemen.

Die Leitlinie setzt ihren dritten und letzten Schwerpunkt auf die Vergabe von Medikamenten. Viele Therapeuten verabreichen Patienten, die an Angststörungen leiden, leichtfertig Benzodiazephine. Davon raten die Wissenschaftler allerdings ab. Sie präferieren die Verabreichung von speziellen Antidepressiva, die in einer Kombination mit der KVT zur Besserung des Klienten führen.

Wichtig sei für die neue Leitlinie vor allem, dass die Patienten ein aktives Mitspracherecht haben, was ihre Behandlung angeht. Sie selbst wissen oftmals am Besten, welche Behandlungsform ihnen gut tun wird und von welcher abzuraten ist.

 

Was versteht man unter einem Trauma?

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Ein Trauma ist medizinisch gesehen eine Verletzung. In der Psychologie wird unter einem Psychotrauma eine seelische Verletzung infolge einer Erschütterung, die durch ein traumatisierendes Erlebnis hervorgerufen wurde, verstanden. Diese Erschütterung kann beispielsweise ein Unfall, Gewaltanwendung, eine Krankheit oder auch der Tod eines nahestehenden Menschen sein. Der Grad der Verletzung ist individuell verschieden, je nach Sensibilität und Resilienz des Einzelnen.

Wie kann sich ein Trauma äußern?

Banal gesagt kann man nach einem Trauma mit Angst, Scham, Schuldgefühlen, Schlafstörungen, Ärger oder einem Gefühl der Hilflosigkeit reagieren – die Reaktionsmöglichkeiten sind fast grenzenlos. Psychologisch gibt es verschiedene Möglichkeiten mit einem erlittenen Trauma umzugehen: Das Wiedererleben (auch Intrusion genannt), Vermeidung (Avoidance) und Übererregung (Hyperarousal). Die Übererregung kann sich in Schreckhaftigkeit, Wutanfällen, Konzentrationsschwierigkeiten oder anderem äußern.

Aber auch emotionale Taubheit und Abgestumpftheit, genannt Numbing, sind möglich. In der Regel klingen diese Angst- und Stressreaktionen von alleine wieder ab. Wenn sie allerdings über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen, was etwa bei einem Drittel der Betroffenen der Fall ist, kann sich das zu einem Krankheitsbild auswachsen, der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).

Was ist diese posttraumatische Belastungsstörung?

Als akute Belastungsreaktion wird die Belastung direkt nach einem traumatisierenden Ereignis bezeichnet. Hält dieser Zustand mehr als vier Wochen an, spricht man laut ICD 10 von einer posttraumatischen Belastungsstörung. Der ICD 10 ist die internationale Klassifizierung von Krankheiten. PTBS kann sich durch die längere Dauer der oben genannten Symptome äußern. Die Tiefenpsychologie, deren Begründer Sigmund Freud war, geht davon aus, dass unbewusste psychische Prozesse das menschliche Fühlen, Denken und Handeln wesentlich beeinflussen. Das (Wieder-)Bewusstmachen von Vorgängen, die durch verschiedene Aspekte ins Unbewusste verdrängt wurden, sei eine wesentliche Voraussetzung für die Therapie von Traumata.

Das Verdrängte wirkt im Unbewussten weiter und führt so zu eventuell problematischem Verhalten, zwischenmenschlichen Beziehungsstörungen und psychischem Leiden. Erst dann, wenn sich der Leidende das Verdrängte bewusst macht, kann er diesen Teufelskreis durchbrechen.

Wie kann therapiert werden?

Sieht man von medikamentöser Behandlung z.B. durch Antidepressiva ab, so gibt es vielfältige Möglichkeiten Traumata zu behandeln. Die meisten Verfahren gehen davon aus, dass diese Störung emotional hervorgeholt werden muss, um sie zu bearbeiten. In der Verhaltenstherapie versucht man die schmerzhaften und sich aufdrängenden Verhaltens- und Denkmuster zu verändern. Dazu setzt man verschiedene Entspannungs- und Expositionstechniken ein. Hier wird der Leidende der Situation ausgesetzt. Dies kann in Wirklichkeit, in vivo, aber auch in senso, also in der Imagination passieren. Relevant sind auch narrative Verfahren wie Psychoanalyse, in der der zu Therapierende mit dem Therapeuten die Problematik in Form von Gesprächssitzungen bearbeitet. In der Hypnose oder der Neurolinguistischen Programmierung kann das u.a. durch Bearbeitung und Verfremdung der Erinnerung passieren.

Bedeutsam ist in dem Zusammenhang auch die Gestalttherapie. Die psychodynamisch-imaginative Traumatherapie (PITT) weist in der Traumabearbeitung ebenfalls bedeutende Erfolge auf. Hier wird mit der Technik innerer Bilder und dem Beobachterblick gearbeitet. Neu ist das EMDR, rapid eye movement desensitization and reprocessing, dessen zentrales Element die sogenannte “bilaterale Stimulation” ist. Darunter ist eine intensive Stimulation beider Hirnhälften durch Augenbewegungen zu verstehen. Angstgefühle werden dadurch reduziert und traumatische Erinnerungen unterliegen einer Veränderung. Als Ziel soll eine schnellere und tiefere Integration des traumatischen Geschehens erreicht werden. In der Praxis ist es häufig so, dass mehrere Verfahren gemischt und zugeschnitten auf den Leidenden angewandt werden. Für diesen ist es relevant, das Trauma nicht unbearbeitet auf sich beruhen zu lassen – egal, welche der oben genannten Verfahren eingesetzt werden.

 

Das Tagebuch als Ort für das Ich

Deutschland: Das Land der Psychotherapie


Die Zeit mit sich alleine respektive die bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich, seinen Wünschen und Sorgen ist für Jedermann von größter Bedeutung. Deshalb sind Stunden der Einsamkeit oft wichtiger als man es sich gemeinhin vorstellt. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich kann auch schreibend passierend, so beispielsweise im Verfassen von Tagebüchern.

Die literarische Form des Tagebuchs ist offener als es viele andere Genres erscheinen. Eben deshalb ist sie so gut dafür geeignet sich einen Raum für sich selbst zu schaffen. Gedanken, Erinnerungen und kurze Anekdoten finden an diesem Ort Platz. Auch im Bereich der Raumfahrt wird das Tagebuchschreiben angewendet. Der Verhaltenswissenschaftler Jack Stuster instrumentalisierte diese Form der Ich-Begegnung auf der internationalen Raumstation ISS. Er wollte damit das Gefühlsleben der Astronauten besser verstehen, die teilweise mehrere Monate von ihrer Familie getrennt sind.

Tagebuchschreiben im All

Die Teilnehmer dieses Programms erstellen dreimal pro Woche einen neuen Eintrag in ihrem sowohl persönlichen als auch für die Wissenschaft zu nutzenden Tagebuch. Besonders für Programme wie die ISS Raumstation erweist sich das Tagebuch als nützlich, denn es zeigt auf, welche Begebenheiten den Teilnehmern am Besten erscheinen und welche sie enorm belasten. Da die Astronauten sich in extrem isolierten Situationen befinden, sei die Auswertung besonders interessant. Besonders belastende Situationen und Umstände können auf diese Weise eruiert werden. So zeigte sich, dass Mentalitätsunterschiede, Sprachbarrieren und geringe Teambereitschaft Schwierigkeiten bereiten. Deshalb sollen in Zukunft auch vorherige Schulungen Umgangsweisen mit diesen Problemen anlernen.

Das Tagebuch in der Psychologie

Auch im Bereich der psychologischen Therapie erweist sich das Tagebuchschreiben als sehr sinnvoll, denn es hilft eine Auseinandersetzung mit verborgenen und tiefen Bereichen der Persönlichkeit zu schaffen. Nicht selten verfassen Menschen Tagebücher, um sich selbst näher sein zu können.

 

Wo muss die Therapie mit Pädophilen ansetzen?

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Das Thema Therapie bei Pädophilen ist seit der Affäre um den SPD-Abgeordneten Sebastian Edathy wieder in aller Munde. Der Umgang mit der psychischen Krankheit Pädophilie wird seitdem rege diskutiert. Zunächst einmal sollte man sich allerdings darüber im Klaren sein, wann Pädophilie überhaupt als psychische Krankheit definiert werden kann.

Die Krankheit Pädophilie

Der Begriff Pädophilie meint im eigentlichen Sinn das primär sexuell geartete Interesse an Kindern, welche die Pubertät noch nicht erreicht haben. Führt dieses Interesse zu sexuellen Übergriffen, ist es dauerhafter Natur und leidet der Betroffene unter seinen Neigungen, kann Pädophilie als psychische Krankheit bezeichnet werden.

Pädophilen mit Therapie helfen?

Nicht erst die Aufdeckung zahlreicher Pornoringe hat gezeigt, dass Pädophilie verbreiteter ist als bereits angenommen werden konnte. Aus diesem Grund wird am 18. Mai in der Schweiz eine Volksabstimmung darüber entscheiden, ob Pädophile in Zukunft mit Kindern arbeiten dürfen. Es wird eine 80%ige Zustimmung für das Berufsverbot im öffentlichen Bereich erwartet. In der ZEIT gab die Psychologin Monika Egli-Alge zu der Abstimmung und Therapiemöglichkeiten bei Pädophilie ein aufschlussreiches Interview.

Psychotherapie bei Pädophilie

Frau Egli-Alge sieht die Volksabstimmung in der Schweiz kritisch. Ihre Meinung basiert auf einer Unterscheidung von Pädophilen mit hoher Rückfallquote und jenen die bereits eine positive Entwicklung vermerken konnten. Die Psychologin geht nicht so weit die Arbeit von Pädophilen mit Kindern zu befürworten, betont allerdings, dass 84% der pädophilen Übergriffe im häuslichen Umfeld und nicht im öffentlichen Leben vorgenommen werden.

Egli-Alge bemerkt allerdings die Relevanz die Arbeit mit den Tätern in den Mittelpunkt der Diskussion zu stellen. Eine Ausschließung von an Pädophilie Erkrankten sieht sie nicht als Prävention von sexuellen Übergriffen an Kindern an. Immerhin seien 1% der Bevölkerung, aus jeder Gesellschaftsschicht, von dieser psychischen Störung betroffen.

Die Therapie

Frau Egli-Alge schildert die Therapie mit Pädophilen als Ermöglichung von Sicherheit. Der Patient soll zunächst auf seine mögliche Pädophilie hin untersucht werden. Möglicherweise bestehe eine Kombination aus unterschiedlichen Störungen oder es ist eine zeitweise „Verirrung“, der derjenige erliegt. Ziel einer jeden Therapie diese Form ist die Vermeidung eines Übergriffs an Kindern. Doch wie gelingt dies? Indem Pädophilie zunächst als Krankheit akzeptiert wird, denn Heilung ist bislang unmöglich. Im zweiten Schritt ist es dann sehr wichtig „Alternativen“ zu finden.

Viele Betroffene können nie wieder Sex haben und leider sehr unter dieser Einschränkung. So wird den Patienten in manchen Fällen auch durch Fantasie und begleitender Masturbation die Möglichkeit aufgezeigt nicht ständig ihre Neigungen unterdrücken zu müssen und sie gleichsam nicht an Kindern auszuleben. Pädophilie ist eine Krankheit, an der niemand Schuld ist und für die bislang kein Grund gefunden werden konnte.

Chemische Kastration als Mittel gegen Pädophilie?

In manchen Fällen wählen die Ärzte jene Methode, die in den Medien aktuell sehr laut wird: Die chemische Kastration von Pädophilen. Antiandrogene führen dazu, dass eine Erektion für den Betroffenen unmöglich wird. Dies ist nicht bei jedem Patienten der beste Weg auf seine psychische Störung zu reagieren. Die Motivation ist ein enorm wichtiger Faktor in diesen Fällen. Versucht der Pädophile nämlich trotz Medikation zu masturbieren, kann er sich dabei leicht am Penis verletzen. Eine weitere Alternative ist die Vergabe von Antidepressiva, die den Trieb und die Lust dämpfen. In jedem Fall ist eine medikamentöse Behandlung mit einer Gesprächstherapie kombiniert.

Die Schweigepflicht in der Therapie

Im Fall von Rückfalltätern ist der Therapeut nicht angehalten seine Schweigepflicht zu wahren. Die Aufgabe eines Psychotherapeuten ist vielmehr die Selbstanzeige für den Patienten möglich zu machen. Entscheidet dieser sich allerdings gegen die Anzeige, kann die Therapie abgebrochen und eine Anzeige vom Therapeuten selbst vorgenommen werden.

Die Situation des Therapeuten

Auch die Therapeuten von Pädophilen befinden sich in einer sehr schwierigen Situation. Immer mehr Menschen fordern, dass Richter und Therapeuten, die eine „Fehleinschätzung“ des Täters vorgenommen haben und dieser erneut rückfällig wurde, nachträglich bestraft werden können. Die Gründe für einen Rückfall sind allerdings so unterschiedlich und individuell, dass Therapeuten oftmals keine klaren Prognosen abgeben können. Die psychische Verfassung der Betroffenen divergiert stark. Eine weitere Schwierigkeit ist die hohe soziale Kompetenz der Pädophilen, die den Therapeuten auch menschlich auf die Probe stellt. Die Psychologin Egli-Agle wünscht sich von der Gesellschaft eine größere Akzeptanz für den Fakt, dass Pädophilie in vielen Fällen eine psychische Störung und für alle Beteiligten ein großes Leiden bedeutet. Das Aufbauen von Feindbildern führe ihrer Meinung nach nicht zu einer Verbesserung der Gefahrenlage.

 

Psychoanalyse

Deutschland: Das Land der Psychotherapie


Der Begriff Psychoanalyse setzt sich aus dem griechischen Wort für Seele (psyche) und Zerlegung (analysis) zusammen. Als Begründer der modernen Psychoanalyse gilt der Wiener Neurologe Siegmund Freud. Aus den Grundlagen seiner Lehre haben sich im Laufe der Zeit eine ganze Reihe unterschiedlicher Strömungen innerhalb der Tiefenpsychologie entwickelt.

Psychoanalyse, was ist das?

Als Psychoanalyse gilt die Theorie über die unbewussten seelischen Vorgänge im Menschen. Laut ihrem Begründer Seigmund Freud besteht eine Verbindung zwischen dem Mentalen und den Bereichen des Körperlichen. Im Laufe der Jahre haben die Psychoanalytiker die Methode der Psychoanalyse weiterentwickelt. Zum Teil weichen diese Methoden sogar von den ursprünglichen Erkenntnissen Freuds ab. Zu diesen Methoden zählen etwa die strukturale Psychoanalyse nach Jacques Lacan, die Selbstpsychologie nach Heinz Kohut oder die Objektbeziehungstheorie nach Klein, Winnicott und Bion.

Die Psychoanalyse als Methodik zur Untersuchung

Die Psychoanalyse ist nicht nur als Theorie zu verstehen, sondern bietet auch verschiedene Methoden, menschliches Denken, Verhalten und Erleben zu analysieren. Dabei steht nicht nur der einzelne Mensch im Mittelpunkt, sondern auch Gruppen oder ganze Kulturen. Die Leitidee dabei ist, dass hinter vielen Werten und Regeln einer Gemeinschaft oft unbewusste Bedeutungen stecken. Anhand der psychoanalytischen Konzepte lassen sich diese erkennen und verständlich machen. Im Laufe der Zeit wurden daraus weitere Methoden zur Analyse der Persönlichkeits- oder Erzählstruktur entwickelt.  So lassen sich zum Beispiel viele Märchen auf diese Art psychoanalytisch interpretieren.

Psychoanalyse als erfolgreiche Therapie

Bei der Psychoanalyse handelt es sich um eine aufdeckende Therapie. Dabei wird versucht, dem Patienten zu einem Verständnis für die Verknüpfungen zwischen seinem Leiden und dessen Ursachen aufzuzeigen. Diese Erkenntnis über die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung auf die Psyche, führt oft schon zu einer wesentlichen Besserung. Der Therapeut strebt dann eine weitgehende Umstrukturierung der Persönlichkeit bzw. der Verhaltensweisen an. Der Patient soll lernen, auf bestimmte Faktoren anders zu reagieren und diese damit besser zu verarbeiten.

In der klassischen Psychoanalyse finden die Sitzungen über Jahre hinweg drei- bis fünfmal pro Woche statt. Dabei liegt der Patient bequem auf einer Couch oder sitzt dem Therapeuten gegenüber und spricht über alles, was ihm in den Sinn kommt. Dies wird auch als freie Assoziierung bezeichnet. Der Analytiker hört ihm zu und teilt dem Patienten seine Deutung des Gesagten mit. Oftmals reagieren die Therapeuten allerdings auch gar nicht auf das Gesagte und ermöglichen dem Patienten somit eine eigene Deutung. Dies führt anfangs in vielen Fällen zu Irritationen des Patienten. Der Therapeut bemüht sich im Verlauf der Psychoanalyse typische emotionale Muster oder Motive aufzuspüren und ihren Stellenwert zu interpretieren.

Während der Behandlung kann sich der Analytiker auch der Methode der Traumanalyse bedienen. Neben der klassischen, bis zu 300 Sitzungen dauernden psychoanalytischen Therapie, wenden Experten auch weniger lange tiefenpsychologische Therapieformen an. Bei dieser Behandlungsform finden die Sitzungen ein- bis zweimal wöchentlich statt. Je nach Fall raten die Therapeuten auch zu Fokal- oder Kurzzeittherapien. Hierbei wird ein klar umschriebenes Problem innerhalb von 20 bis 30 Sitzungen behandelt. Diese Therapieform wird auch als „niederfrequente psychoanalytische Psychotherapie“ bezeichnet. Darüber hinaus wurden eigene Methoden für die Therapie von spezifischen psychischen Störungen entwickelt. Die Methode der Psychoanalyse wird sowohl für Erwachsene als auch bei Kindern und Jugendlichen angewandt. Neben der Behandlung von Einzelpersonen wird auch die psychoanalytische Behandlung in der Paar- und Familientherapie angeboten. Darüber hinaus finden auch Gruppenanalysen sowie eine stationäre psychodynamische Therapie und auch eine psychoanalytisch orientierte Supervision statt.

 

Selbstverletzendes Verhalten muss geschlechtsspezifisch behandelt werden

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Selbstverletzendes Verhalten tritt häufiger auf als man gemeinhin annimmt. Betroffene ritzen sich Wunden in die Haut, schlagen sich ins Gesicht, verbrennen oder beißen sich absichtlich. Ihre Aggressionen richten sich damit gegen sich selbst. Betroffen sind auf keinen Fall nur Mädchen. Auch Jungen verletzen sich selbst und fügen ihrem Körper zeitweise große Schmerzen zu, um einen inneren Ausgleich zu spüren. Sie wenden Gewalt gegen den eigenen Körper als Ventil an.

Selbstverletzendes Verhalten gilt noch immer als geschlechtsspezifisch weibliches Phänomen. Mit dieser Annahme räumen aktuelle Erhebungen auf. So zeigte auch die Studie der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Heidelberg bereits im Jahr 2011, dass sich knapp jeder zwölfte Junge in seinem Leben schon mehr als drei Mal absichtlich selbst verletzt hat. Mädchen verletzen sich dieser Studie zufolge doppelt so häufig. Betroffen sind allerdings gemeinhin beide Geschlechter.

Sammelstudie aus den USA belegt ähnliches

Eine aktuelle Sammelstudie zum Thema selbstverletzendes Verhalten fasste rund 120 Studien zusammen und kommt zu einem ähnlichen, aber aktuelleren Ergebnis. Der Erhebung zufolge kommen auf 15 betroffene Mädchen etwa zehn Jungen, die sich ebenfalls selbst verletzen. Die Geschlechter nähern sich demzufolge an und selbstverletzendes Verhalten ist längst nicht mehr nur weiblich codiert.

Versäumnisse in der Therapie von SSV bei Jungen

Offenbar wurden auch im Bereich der Forschung Versäumnisse in diese Richtung begangen. Mediziner geben heute zu, dass sie männliches selbstverletzendes Verhalten in der Vergangenheit vermutlich größtenteils „übersehen“ haben, weil sie schlichtweg die falschen Fragen gestellt haben. Es zeigt sich nämlich, dass zwar die Zahl der Betroffenen innerhalb der Geschlechtergrenzen angeglichen wird, aber die angewandten Methoden der Selbstverletzung auseinander gehen.

Jungen verletzen sich häufiger in Form von Schlägen, während Mädchen dazu tendieren sich zu schneiden. Eine neue Sensibilisierung für geschlechtsspezifisch selbstverletzendes Verhalten liegt daher im Interesse der Forschung. Risikoreiches Verhalten, sei es auf dem Sportplatz oder in den eigenen vier Wänden, wird bei Jungs noch immer nicht so ernst genommen wie das Schneiden der eigenen Haut bei Mädchen. Auch der zehnte Knochenbruch wird noch mit dem Interesse an sportlichen Aktivitäten begründet. Greifen Jungs dann wiederum zu sozial anerkannten weiblichen Methoden der Selbstverletzung werden sie meist als Weicheier oder unmännlich abgestempelt. Besonders andere Jugendliche zeigen dafür kein Verständnis. Auch gesellschaftlich muss eine Aufklärung stattfinden, die dieses Verhalten unterbindet.

Auch in anderen Bereichen werden Rollenklischees und Mythen bemüht. Beispielsweise gehen viele Mediziner davon aus, dass Menschen, die sich selbst verletzen, immer psychisch krank oder suizidgefährdet sind. Das Risiko für Letzteres ist bei Betroffenen sicherlich höher, aber keine Grundvoraussetzung. Betroffene versuchen auf diese Weise ihre Wut und Aggressionen zu regulieren und können teilweise auf diese Weise sogar einem Suizidversuch vorbeugen.

Forderung nach neuen Therapiemethoden wird laut

Aus all diesen Gründen fordern behandelnde Ärzte und Betroffene eine geschlechtsspezifische Behandlungsmöglichkeit. Bislang gibt es eine einzige Klinik in Deutschland, die sich speziell mit selbstverletzendem Verhalten bei Jungen auseinander setzt. Nur in Lübeck wird bereits auf die geschlechtspezifischen Mechanismen von selbstverletzendem Verhalten eingegangen. Diese variieren je nach Geschlecht deutlich und müssen daher auch unterschiedlich bearbeitet werden.

 

Selbsthilfegruppen

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Seit einigen Jahren bilden sich sogenannte Selbsthilfegruppen heraus. Sie werden von Menschen gegründet, die ein gemeinsames Anliegen oder Problem haben. Innerhalb einer solchen Selbsthilfegruppe erscheint es ihnen leichter, ihre Probleme zu lösen bzw. Hilfe zu finden. Meist handelt es sich dabei um Krankheiten wie Multiple Sklerose, Parkinson oder unterschiedliche Krebsarten.

Eine der bekanntesten Selbsthilfegruppen weltweit sind die Anonymen Alkoholiker. Hierzulande sind derzeit etwa 70.000 bis 100.000 in Selbsthilfegruppen aktiv.

Ziel einer Selbsthilfegruppe

Das Ziel einer Selbsthilfegruppe ist der Austausch von Informationen oder Erfahrungen. Dabei sind sowohl die Betroffenen selbst als auch ihre Angehörigen in die Gruppe mit eingebunden. Die Gruppe unterstützt ihre Mitglieder in emotionaler Hinsicht aber auch in der ganz alltäglichen Lebensführung. Eine Selbsthilfegruppe tritt aber auch nach außen auf und vertritt die Interessen ihrer Mitglieder innerhalb der Gesellschaft oder der Politik. In der Regel sind diese Selbsthilfegruppen in Form eines eingetragenen Vereins organisiert. Die Interessenvertretungen können aber auch als Gesellschaft des bürgerlichen Rechts auftreten. Sie werden meist von Ehrenamtlichen geleitet und haben das Recht, auf die Erstattung der Kosten für Büros oder Gruppenräume.

Selbsthilfegruppen als Ergänzung zum Gesundheitssystem

Die Kostenträger der Krankenkassen haben mittlerweile erkannt, dass die Selbsthilfegruppen eine wichtige Ergänzung zum staatlichen Gesundheitssystem darstellen. Der Gesetzgeber fördert daher diese Gruppierung innerhalb des Sozialgesetzbuches. Finanzielle oder logistische Hilfe gibt es aber auch von den Trägern der Rentenversicherungen, den Kommunen oder den Ländern. Wer sich an eine dieser Trägerschaften wendet, erhält dort über professionelle Mitarbeiter wie Sozialarbeiter Hilfe bei der Suche nach der passenden Selbsthilfegruppe. Sie sind es auch, die Unterstützung bei der Gründung einer neuen Selbsthilfegruppe anbieten können.

Was bringen diese Selbsthilfeorganisationen?

Viele Menschen mit einer chronischen Krankheit oder einer Behinderung wünschen sich Kontakt zu anderen Betroffenen. Das gilt für Allergiker ebenso wie für Menschen mit psychischen Krankheiten. Bei den regelmäßigen Treffen werden Tipps für wirkungsvolle Therapien ausgetauscht oder Hilfe beim Umgang mit Krankenkassen, Rentenversicherungsträgern oder Behörden angeboten. Da hier auch die Partner oder Angehörigen auf offene Ohren stoßen, gibt es gemeinsame Treffen oder auch spezielle Gruppensitzungen für betroffene Angehörige.

Wie finde ich die passende Selbsthilfegruppe?

Wer auf der Suche nach der passenden Selbsthilfegruppe ist, kann sich an die paritätischen Wohlfahrtsverbände wenden. Da die meisten Selbsthilfegruppen in dieser Dachorganisation organisiert sind, ist es einfacher, dort nach der nächstgelegenen Gruppe zu suchen. Viele dieser Gruppen inserieren regelmäßig in der örtlichen Presse und kündigen dort ihre Treffen an. Auch das Internet bietet eine Fülle an Seiten, die direkt zur passenden Organisation führen. Woher erhalten Selbsthilfegruppen ihre finanzielle Unterstützung? In der Regel unterstützen die gesetzlichen Krankenkassen die Arbeit der Selbsthilfegruppen.

Sie finanzieren sich aber auch über die Beiträge ihrer Mitglieder oder durch Spenden. Viele dieser Selbsthilfegruppen veranstalten Info-Abende oder stellen sich selbst innerhalb anderer Großveranstaltungen wie Gesundheitsmessen usw. vor. Mitspracherecht der Selbsthilfegruppen Neben der Arbeit mit den Betroffenen kann eine Selbsthilfegruppe auch ihr Mitspracherecht nutzen. Dies wird durch das Gesundheitsmodernisierungsgesetz aus dem Jahre 2004 geregelt. Die Selbsthilfeorganisationen haben über ihre Dachorganisationen Mitspracherechte in Fragen der Gesundheitsvorsorge. Ihrer Vertreter wirken innerhalb der Bundesausschüsse an den Entscheidungen dieser Ausschüsse mit. Es lohnt sich also, sich als Betroffener einer solchen Gruppe anzuschließen.

 

Mit der Familientherapie ein umsichtiges Miteinander ermöglichen

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Eine Familie ist in vielen Situationen einer Herausforderung ausgesetzt. Denn wenn Konflikte auftreten, dann ist dies ein sehr zermürbender Prozess. Immerhin können diese sehr tief sitzen und sind aufgrund der vielen Beteiligten oftmals auch vielschichtiger als Konflikte innerhalb von Paarbeziehungen.

Es gibt wahrlich viele Herausforderungen, die eine Familie durchleben muss. Doch hin und wieder kann es sinnvoll sein, bei sehr anspruchsvollen Konflikten eine Familientherapie anzustreben. Denn besonders wenn die Kinder in einem gewissen Alter sind, lassen sie sich nur schwer erreichen. Eine schlichtende Stimme von außen kann dann genau die richtige Wahl sein.

Die Vorzüge einer Familientherapie

Die Familientherapie ist ein psychologisches Verfahren, welches von Familien in Anspruch genommen werden kann. Hier steht die Familie selbst als eine Art soziales System im Vordergrund. Der Fokus beruht immer darauf, dass die Beziehung der Mitglieder einer Familie auf positive Art und Weise verändert wird. Eine sehr wesentliche Betonung legt das Verfahren dabei auf die Kommunikation und eine gewisse Entwicklung von Verständnis. Das familiäre System kann nur mit einer Portion Empathie und Wohlergehen verbessert werden. Auch ist eine Familientherapie bei Problemen nur eines Familienmitgliedes anzuraten. Denn die Grundannahme lässt vermuten, dass es durchaus sinnvoll ist, die Familie bei einer psychischen Störung eines Familienmitgliedes mit einzubeziehen. So kann die Effektivität der Therapie enorm gesteigert werden.

Die Grundsätze der Familientherapie

Bei einer Familientherapie wird auf die Aktivierung und Stärkung aller Ressourcen geachtet. Denn nach wie vor wird Wert darauf gelegt, dass die familiären Probleme in Eigenregie gelöst werden. Die Familientherapie ist durchweg als eine Art Stütze zu verstehen. Der Berater wird keinesfalls einzelne Lösungen präsentieren oder sich gar als Schiedsrichter aufspielen. Denn im Grunde dient er eher als eine Art Stütze, die bei unlösbaren Konflikten mit kleinen Denkansätzen interveniert. Familien können also auf sehr wertvolle Hinweise und Anregungen vertrauen, müssen jedoch dennoch selbst aktiv werden, damit ein harmonisches Miteinander erreicht werden kann.

Unterschiedliche Behandlungsmethoden

Wie bei jeder Therapie ist auch bei der Familientherapie sehr wichtig, dass der Therapeut ein individuelles Konzept ausarbeitet. Je nach Spannungen und Problemen muss hier eine wirkungsvolle Methode gewählt werden. Da die Familie bei einer modernen Form der Familientherapie immer als eine Art System verstanden wird, liegt der Fokus darauf die Wechselwirkungen der einzelnen Mitglieder aufeinander abzustimmen. Aus diesem Grunde kann schon die Gesprächsbasis sehr wirkungsvoll sein. Im Zweifel kann der Berater jedoch weitere Methoden anwenden und so das Verständnis füreinander stärken. Auch die Familienaufstellung ist in diesem Zusammenhang eine gern gesehenes Instrument. Die Beziehungen der Familienmitglieder werden körperlich dargestellt und somit klar gemacht.

Familientherapie oder aber Familienberatung?

Es gibt sowohl die Familientherapie als auch die Familienberatung. Die Therapie wird zumeist durch einen Psychotherapeuten oder aber Psychologen durchgeführt. Das Verfahren beruht also auf einem psychologischen Hintergrund und die einzelnen Sitzungen sind sehr gut strukturiert. Die Probleme werden hier in einem andauernden Zeitraum an der Wurzel gepackt und bearbeitet. Wohingegen die Familienberatung viel eher sehr oberflächlich und kurzweilig stattfindet. Auch sind nur wenige Sitzungen vorgesehen. Bei einfachen und vor allem eher kleinen Konflikten eignet sich die Familienberatung daher natürlich durchaus. Doch wenn die Familie mit ernsthaften Problemen kämpft, dann sollte man sich mit einem kompetenten Therapeuten an die grundlegende Aufarbeitung machen.

 

Behandlung eines Traumas

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Wer einem traumatischen Erlebnis ausgesetzt war, bei dem kommt es zu seelischen Verletzungen, die das Leben auf Dauer überschatten können. Viele dieser Menschen geraten dann in einen Isolationszustand oder sind ihren Ängsten hilflos ausgeliefert. Anders als bei einer körperlichen Verletzung sind die Wunden, die ein Trauma hinterlässt, nicht zu sehen.

Daher ist es sehr wichtig, die Ursachen des Traumas zu erkennen und damit die Heilung in die Wege zu leiten. Die Ursachen für ein Trauma können höchst unterschiedlich sein. Je nach Persönlichkeit empfinden die Menschen ein Trauma ganz verschieden. Aber fast immer ist es ein sehr außergewöhnliches oder sehr plötzliches Schockerlebnis, dass als Trauma empfunden wird. Dies können Unfälle, der Verlust eines geliebten Menschen oder etwa ein Verbrechen sein.

Trauma weder Krankheit noch Störung

Bei einem Trauma handelt es sich um eine Verletzung, die durch Furcht, einem Gefühl der Hilflosigkeit oder Verlusten entsteht. Der Körper reagiert darauf mit einem psychosomatischen Selbstschutz. Dieser Schutz kann sich in einer Verdrängung des Erlebten äußern, aber auch in einer Art von Schockstarre, aus der der Betroffene nur schwer wieder herausfindet. Eine erfolgreiche Behandlung unterstützt die Fähigkeit zur Selbstregulation und arbeitet gleichzeitig das Erlebte auf.

Das Trauma erfolgreich behandeln

Die Psychotherapie spricht bei den Folgen eines Traumas von einer posttraumatischen Belastungsstörung. Das Opfer kann das Erlebte nicht verarbeiten und empfindet sich selbst oft als schuldig. Ein erfolgreiches Vorgehen unterscheidet zwischen verschiedenen Interventionen zur:

  • Psychoedukation
  • Stabilisierung
  • Traumabearbeitung
  • Reintegration

Bei der Psychoedukation steht die Entlastung des Betroffenen im Vordergrund. In der ersten Phase eines Traumas unterliegt das Opfer oft einer Art von Reizüberflutung. Dies macht es schwer, die Kontrolle über seinen Alltag wieder zu erlangen. Die zweite Phase der Heilung steht unter dem Stichwort Stabilisierung. Hier unterstützt der Therapeut den Patienten dabei, das Erlebnis immer wieder zu erleben und es dabei neu zu bewerten. Der zeitliche und räumliche Abstand hilft dabei, das Erlebte quasi mit anderen Augen zu sehen.

Im Zuge der Traumabearbeitung konfrontiert der Therapeut den Patienten mit den Auslösern des Traumas. Unter geschützten therapeutischen Bedingungen hat der Betroffene die Möglichkeit, sich innerlich vom Erlebten zu distanzieren, es also aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Ein Trauma beinhaltet auch immer negative Gefühle, die das Opfer auf sich selbst bezieht. Viele empfingen Scham oder Wut über das Erlebte. Diese Emotionen kommen immer wieder hoch und erschweren den Heilungsprozess.

Nach einer erfolgreichen Traumabearbeitung ist es Zeit für die Reintegration des Traumas. Das bedeutet die Bearbeitung von Schuldgefühlen, Trauer, Wut oder Scham. Das Ziel einer Reintegration ist eine Neuorientierung des Betroffenen und damit das Ablegen des Traumas. Jeder, der ein Trauma erlebt hat und es erfolgreich verarbeiten möchte, sollte sich dabei in qualifizierte Hände begeben. In der Regel wird diese Art der Behandlung von den Krankenkassen übernommen. Der erste Ansprechpartner in diesem Fall ist der behandelnde Hausarzt. Er kann in den meisten Fällen einen Therapeuten empfehlen. Als Betroffener sollte man sich nicht scheuen, den Arzt auf seine Ängste oder negativen Gefühle hinzuweisen. Eine posttraumatische Belastungsstörung kann, falls sie unbehandelt bleibt, mit der Zeit zu ernsthaften körperlichen Erkrankungen führen.

Psychisch krank vs. Burnout

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Psychisch Schwerkranke werden schlechter als z.B Burn-Out-Erkrankte behandelt

Dass es im deutschen Gesundheitssystem mit den Kassen- und den privat versicherten Patienten bereits eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gibt ist unumstritten. Zwar wehren sich vereinzelte Fachleute immer noch gegen dieses Urteil, jedoch ist in der Praxis (hier im wahrsten Sinne des Wortes) dieser Trend nicht wegzudiskutieren. Nun droht noch eine weitere Abstufung, die fast noch makaberer scheint: Die jüngste Vergangenheit zeichnet Entwicklungen in der Psychiatrie-Branche ab, die vermuten lassen, dass auch psychisch Kranke bald in zwei Klassen unterteilt werden – die Psychosomatischen und die Psychiatrischen.

Niedergelassene Psychiater orientieren sich an der lukrativeren „Psychiatrie Light“

Das eigentliche Fachgebiet eines Psychiaters sollte die Behandlung psychisch schwer und meist auch chronisch kranker Menschen zu sein, die beispielsweise an Psychosen oder Persönlichkeitsstörungen leiden. Dies geschieht vor allem durch die medikamentöse Betreuung und durch Gespräche, die jedoch nicht mit einer Psychotherapie gleichzusetzen sind. Die Psychotherapie hingegen findet ihre Patienten eher im seichteren Fahrwasser der Lebenskrise oder mäßigen Depression. Durch eine ungünstige Vergütung seitens der Krankenkassen sehen jedoch viele niedergelassene Psychiater sich bisweilen dazu gezwungen, sich von der Behandlung psychisch schwer kranker Menschen abzuwenden und sich lukrativeren Geschäften, wie eben dem der so genannten „Psychiatrie Light“ zu widmen.

Während ein niedergelassener Psychiater mit der Behandlung eines chronisch Kranken wie beispielsweise einem schizophrenen Patienten lediglich 45 Euro pro Quartal verdient, erhält ein Psychotherapeut für eine Therapiestunde zur Behandlung einer leichten Depression bis zu 90 Euro pro Sitzung. Wohin das führen wird, ist abzusehen. „Insbesondere Menschen mit chronischen und schweren psychischen Erkrankungen sind benachteiligt“, so Wolfgang Maier, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN).

Laut dem Experten seien die Psychotherapeuten jedoch nicht überbezahlt, sondern das Honorar der Psychiater für ihre verwendeten Gesprächszeiten zu gering. Außerdem seien Vorgaben zur Kostenübernahme einer Psychotherapie zum Nachteil derer auszulegen, die sie am dringendsten benötigen. Vorausgesetzt wird nämlich, dass der zu behandelnde Patient mindestens 50 Minuten am Stück aufnahme- und verarbeitungsfähig ist, was bei psychisch schwer Kranken wie Psychotikern jedoch meist nicht der Fall ist. Diese Betroffenen benötigen andere Therapieangebote mit kürzeren Einheiten und variablen Inhalten, jedoch kommen – auch auf Grund der Probleme bei der Kostenübernahme – eben diese Menschen nie in der ambulanten Betreuung an.

Die Situation der stationären Behandlung psychisch kranker Menschen

Wenn es in der ambulanten Betreuung der wirklich „schweren Fälle“ schon düster aussieht, so bekommt das Ganze spätestens ab 2015 mit Inkrafttreten des neuen Entgeltsystems für Psychiatrien noch einen viel faderen Beigeschmack. Die stationäre Behandlung psychisch Kranker soll in Zukunft durch Tagespauschalen vergütet werden, die ab dem 15. Behandlungstag kontinuierlich sinken. Im Klartext bedeutet dies, dass Patienten mit längeren Aufenthalten – also wieder die chronisch und schwer Kranken – sich für die Kliniken nicht mehr rechnen werden. Frühzeitige Entlassungen noch instabiler Patienten werden die Folge sein.

Nicht von dieser neuen Regelung betroffen sind die psychosomatischen Kliniken, die derzeit wie Pilze aus dem Boden schießen. Diese haben sich auf die Behandlung der oben erwähnten „Psychiatrie Light“-Patienten spezialisiert und werden auch weiterhin bereitwillig von den Krankenkassen bezahlt. Die Zahlen sprechen für sich: Während ein Patient mit Depressionen eine Psychiatrie in Deutschland im Schnitt nach 24 verlassen muss, so darf er in einer psychosomatischen Klinik rund 40 Tage verweilen, bis er entlassen wird.

 

Neue Therapieansätze bei Magersucht

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Essstörungen sind einer Form der psychischen Erkrankung, die seit Jahren in der westlichen Welt immer mehr um sich greifen. Typischerweise waren bisher vor allem pubertierende Mädchen und junge Frauen betroffen; in letzter Zeit steigt aber die Anzahl erkrankter Erwachsener und auch Männer gehören inzwischen zu den Opfern. Magersucht oder wissenschaftlich Anorexia nervosa ist die gefährlichste unter den Essstörungen, da sie in der Regel chronisch verläuft und bei 20 Prozent der Betroffenen sogar zum Tod durch Verhungern führt.

Was ist Magersucht?

Als magersüchtig wird diagnostiziert, wer unter einem starken, selbst hereingeführten Gewichtsverlust leidet und zugleich panische Angst vor Gewichtszunahme hat. Strengstens reglementiertes Essen, exzessiver Sport, provoziertes Erbrechen und Einnahme von Abführmitteln gehören zu dem typischen Maßnahmen von Magersüchtigen, um ihr ohnehin schon krankhaft geringes Gewicht weiter zu reduzieren. Sie leiden unter einer Störung der Körperwahrnehmung, die sie sich selbst als stets zu dick erleben lässt. Der Kampf gegen die vermeintlich überschüssigen Pfunde kann langfristig zu schwersten organischen Schäden und sogar zum Tod führen. Umso wichtiger ist es, Betroffenen endlich effizientere Hilfestellung anbieten zu können als die bisherigen therapeutischen Behandlungsansätze, die in vielen Fällen kaum oder nicht ausreichend langfristig greifen.

Welche Behandlungsansätze gibt es bisher?

Meistens wird eine kognitive Verhaltentherapie empfohlen, obwohl die Anorexie-Patientinnen in der Regel keine Krankheitseinsicht haben. Wichtig sind hierbei Informationsvermittlung, das Anleiten zu Selbstbeobachtung und Gewichtsstabilisierung und die Normalisierung des Essverhaltens. Zugrundeliegende Konflikte müssen bearbeitet werden und die Körperwahrnehmung und -akzeptanz verbessert werden.

Psychodynamische Psychotherapie: Neue Hoffnung

Die fokale psychodynamische Psychotherapie ist eine Weiterführung der Psychoanalyse. Wolfgang Herzog, Leiter der Abteilung für psychosomatische Medizin der Universitätsklinik Heidelberg sagt: “Psychotherapeut und Patientin gehen hier den inneren Konflikten und emotionalen Auslösern der Erkrankung auf den Grund”. Kernthemen sind hierbei die zwischenmenschlichen Konflikte und Beziehungen der Patienten.

Eine Studie bestätigt die Wirksamkeit

Herzog führte zusammen mit seinem Kollegen aus Tübingen eine Studie mit 242 erwachsenen Frauen durch. Diese lief über insgesamt 22 Monate und teilte sich wie folgt auf: zehn Monate Therapie und danach wurden die Probandinnen über zwölf Monate beobachtet. Die gute Nachricht war, dass die Probandinnen in allen Testgruppen um durchschnittlich 3,8 kg zunahmen. Bei der fokalen psychodynamischen Therapie besserten sich die Symptome allerdings auch nach dem Ende der Therapie weiter. Auch die Abbruchrate lag viel niedriger: Lag sie bei der herkömmlichen Psychotherapie bei 41 Prozent, war sie bei der fokalen psychodynamischen Psychotherapie nur bei 23 Prozent. Insgesamt verspricht die fokale psychodynamische Psychotherapie durchaus positivere Wirkung als die bisher angewandten Verfahren.

 

Online-Therapie: Heute wird mit dem Therapeuten gechattet

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Die Liste der Dinge, die nichts mit dem Internet zu tun haben oder sich nicht darüber erledigen lassen, ist heute noch etwas kürzer geworden. Denn ein neuer Trend der Psychologie und Therapie-Forschung sowie Praxis ist die Online-Therapie. Hierbei wird ein virtueller Kontakt zwischen Patienten und Therapeut hergestellt, der meist über Chat oder Skype gestaltet wird. Auch für die Forscher war zunächst überraschend, wie gut die online-basierte Therapie wirkt. Doch in den letzten Jahren haben immer mehr Studien höchster Qualität die Sicht auf diese Dienste grundlegend geändert – bald werden sie nicht mehr wegzudenken sein.

„Herr Therapeut, hören Sie mich?“

Die Qualität von Skype lässt manchmal ganz schön zu wünschen übrig, aber solange der Therapeut nicht gerade in Südamerika im Urlaub ist, sollte die technische Verbindung in unseren Gefilden kein Problem sein. Ein Problem stellt der in den Urlaub gefahrene Therapeut jedoch oft tatsächlich dar – ein weiterer Vorteil der Online-Therapie, während der im Notfall auch ein Kontakt über tausende Kilometer hinweg möglich ist und vom Konzept her kaum von der regulären Therapie abweicht, beziehungsweise Wochenaufgaben und Texte sogar von einem kompetenten Therapeuten-Team bearbeitet werden können. Der regelmäßige Kontakt zum Therapeuten bindet den Patienten emotional enorm an diese Begleitperson und ermöglicht ihm Stabilität in seinem Alltag.

Die Technologie spricht vor Allem auch junge Leute an. Nicht nur haben diese immer ein internetfähiges Smartphone in der Tasche, sondern genießen diese öfter und lieber auch die Anonymität und Flexibilität dieser Dienste. Derartige online-Angebote schießen daher wie binäre Pilze aus dem fruchtbaren HTML-Boden, auf dem immer mehr Webseiten diese Dienst anbieten. Unterschieden wird meist zwischen zwei Arten von Diensten. Der Preisunterschied zwischen den Diensten berechnet sich jedoch nicht nach der schicken Verpackung des Produkts, sondern am Umfang des Kontakts zwischen Klienten und Therapeuten, der im Programm enthalten ist. So werden in neusten Studien vor allem die Dienste mit einem regelmäßigen Kontakt – zum Beispiel per Chat – zwischen Patient und Therapeut als effektiv bewertet, was sich die Anbieter extra kosten lassen. Die günstigere Version der Kurse umfasst meist nur das übliche Angebot eines Selbsthilfekurses, in dem jedoch manchmal auch Aufgaben von Experten bewertet und beantwortet werden. Hier bietet sich jedoch der Griff zu teureren Version an, da für die günstigere die Abbrucherquoten in den Studien sehr hoch waren. Die Bindung zwischen Patient und Therapeut wird durch das regelmäßige Chatten enorm verbessert und ermöglicht akut in Krisensituationen auf den Online-Therapeut zurückgreifen zu können, sofern dieser verfügbar ist und nicht erst bis zur nächsten Therapiestunde ausharren zu müssen.

Die Antwort auf die Epidemie der psychischen Krankheiten?

Die Prävalenz der Depressionen und anderer psychischer Krankheiten hat über die letzten Jahre rapide zugenommen. Da die Großstädte über die nächsten Jahrzehnte hinweg nach gängigen Prognosen enorm an Einwohnern zunehmen werden und ihnen die Raten an psychisch Kranken besonders hoch sind, wird sich also ein noch höherer Bedarf an psychologischen Diensten einstellen. Doch bereits jetzt sind Wartezeiten von beispielsweise drei Monaten keine Seltenheit und die Online-Dienste könnte eine gute Alternative zu gängigen Therapien sein, sollte die Forschung weiter so positive Ergebnisse zu diesen Behandlungsformen liefern.

 

Virtuelle Realitäten gegen PTBS?

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Expositionstherapie auf Basis von virtuellen Realitäten ist die neuste Entwicklung in der Forschung nach effektiven Behandlungsmethoden von psychisch Kriegsversehrten.

Die Posttraumatische Belastungsstörung ist mit den Phobien und Angststörungen verwand und hier hilft oft eine Expositionstherapie. Da die das Trauma erzeugenden Situationen meist nicht nachstellbar sind, mag hier die virtuelle Realität Abhilfe schaffen. Neuste Studien weisen den Weg in diese Richtung.

Was ist Expositionstherapie mit virtueller Realität?

Eine normale Exposition wird in der Therapie von Phobien, beispielsweise bei der Behandlung der Angst vor Spinnen, der sogenannten Arachnophobie eingesetzt. Hier wird in “imago” und “in vitro” unterschieden. Zunächst sprechen die Klienten nur darüber, wie es sich anfühlt, wenn sie eine Spinne sehen, später stellen sie sich vor, eine Spinne auf der Hand zu halten – und zu letzt führen sie diese Handlung tatsächlich aus, um die Angst zu überkommen und festzustellen – “Ich kann diese Situation bewältigen”.

Bei Soldaten, die unter extremen Bedingungen Kameraden verloren haben oder selber töten mussten, ist es sehr viel schwieriger, so eine Exposition durchzuführen. Aber neue Erkenntisse aus der Forschung mit virtuellen Realitäten öffnen hier neue Möglichkeiten, die traumatisierten Kämpfer mit ihren Ängsten zu konfrontieren. Das Setting ist hierbei dem vorher beschriebenen sehr ähnlich – Patient und Therapeut befinden sich in einem Praxisraum und sitzen beieinander. Jedoch sitzt der Therapeut an einem Computer, während der Veteran ein Gerät über den Augen trägt, das ihn eine virtuelle Realität erleben lässt. Zusätzlich können auch Geräusch-Kulissen und Gerüche mit eingesetzt werden. Das Szenario, dass der Patient nun “betritt” entspricht der traumatischen Situation und funktioniert im Prinzip genauso, wie im Fall der Arachnophobie.

Wie funktioniert virtuelle Therapie?

Wie im Beispiel oben auch, soll dem Patienten die Angst genommen werden. Bei posttraumatischer Belastungsstörung plagen den Patienten eine Vielzahl von Symptomen, die den Alltag erschweren und die Funktionalität einschränken. Das wohl schlimmste Symptom ist der Flashback, beziehungsweise die Intrusion, bei der ein mit dem traumatischen Ereignis assozierter Reiz – im Fall eines Soldaten zum Beispiel die Geräusche von Schüssen oder Explosionen – den Betroffenen wieder “an den Ort des Geschehens” versetzt und ihn dadurch alle Gefühle und Reaktionen wiedererfahren lässt.

Dies würde für den eben beschrieben Fall zum Beispiel auch bei Feuerwerk oder Kinofilmen der Fall sein, oder auch nur, wenn er ein anderes Geräusch mit der auslösenden Situation assoziert. Als Schutzreaktion tritt deshalb oft völlige emotionale Taubheit bei den Betroffen auf – sie schirmen sich gänzlich von ihren Emotionen ab, um diese traumatischen Ereignisse nicht mehr spüren zu müssen. Dies führt zu weiteren Einschränkungen der Lebensqualität, des Beziehungserlebens und anderer Funktionalitäten.

Das wiederholte virutelle Erleben der traumatischen Kampfhandlungen im geschützten Raum der Therapie kann den Patienten für die Reize desensibilisieren und ihn neue Strategien für den Umgang mit der Situation erlernen lassen. Durch das kontrollierte Zulassen der Emotionen kann der Patient unter der Anleitung des Therapeuten lernen, diese aus dem restlichen Alltag fernzuhalten, bei ungewolltem Auftauchen sich ihnen nicht hilflos ausgeliefert zu fühlen, sondern wieder loslassen zu können.

Ergebnisse und Risiken

Die virtuelle Realität für die Konfrontation mit dem traumatischen Ereignis einzusetzen, hat zwar in letzter Zeit gerade in den USA enorm hohre Erfolgsraten erzielt, wird jedoch weiter empirisch untersucht, um Fehlanwendungen und Folgeschäden zu vermeiden. Denn die bereits in der Psychotherapie von Traumatisierten verwendeten Konfrontationstechniken, wie die Narrative Expositionstherapie und das bewusste Wiedererinnern und Beschreiben, sind meist erst im weiteren Verlauf der Therapie angebracht und müssen behutsam eingesetzt werden. Meist sollte diesen wie auch immer gearteten Expositionen eine Vorbereitungszeit vorausgehen, in der der Klient stabilisiert wird.

Eine reine Anwendung der virtuellen Konfrontation mit der traumatischen Situation in mehreren Sitzung könnte sensiblere Gemüter überfordern und zu Rückfällen oder Verschlimmerungen führen. Daher spricht vieles für spezielle Fortbildungen von gut ausgebildeten klinischen Psychologen und Ärzten, bevor die Therapie angeboten wird. Auch wenn bis jetzt viele Studien für die Effektivität der Methode sprechen und diese somit als empirisch belegt angepriesen wird, werden weiter Studien durchgeführt, um Risiken auszuschließen. Langzeitfolgen werden erst durch langfristiger angelegte Studien absehbar werden. Zur Zeit kommt es aber nicht zuletzt von Seiten der Hersteller zu einer starken Vermarktung der Technologie, auch, da gerade in den USA zu wenige professionelle Therapeuten für die Behandlung der vielen in Afghanistan und im Iraq traumatisierten Veteranen zur Verfügung stehen.

Des Weiteren erscheint jungen Leuten die Therapie in einer virtuellen Realität intuitiv ansprechender als eine klassische Therapie, die gerade in Militär-Kreisen mit einem Stigma einhergeht. Vom Prinzip her kennen die jungen Soldaten die virtuellen Realitäten auch schon – sie wurden teilweise aus dem beliebten Video-Kriegsspiel “Full Spectrum Warrior” entnommen, das einige der Betroffenen möglicherweise bereits vor ihrem Einsatz vor dem heimischen PC spielten. Dass diese Spiele ebenfalls gerade in den USA jedoch immer wieder mit Gewalttaten durch psychisch Kranke in Verbindung gebracht werden, verdeutlicht die komplexe Fragestellung nach den Effekten und den ethischen Implikationen von virtuellen Realitäten auf unsere Psyche.