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Verhaltensstörung

Wenn die Gesellschaft sich wegen des Verhaltens gegen einen stellt und soziale Kontakte mehr und mehr abreissen

Verhaltensstörungen

Was sind Verhaltensstörungen?

Abweichendes Verhalten von gesellschaftlichen Normen kann sowohl positiv als auch negativ sein und ist vor allem historisch betrachtet durchaus variabel. Verhaltensstörungen werden in der Regel als Verhaltensweisen definiert, die gegen allgemeine Verhaltensnormen verstossen bzw. stark negativ auf andere oder die betroffene Person wirken oder Schaden zufügen. Positive Auffälligkeiten, wie besonderer Fleiss oder übertriebener Mut werden gesellschaftlich nicht als Störung bewertet, obwohl auch hier eine Störung vorliegen kann. Der als Synonym verwendete Begriff Verhaltensauffälligkeit wird häufig als psychosoziale Abweichung im Sozialverhalten, der Motivation, der Erziehung, des Störverhaltens und der Emotionalität definiert.

ADS – Aufmerksamkeits Defizit Syndrom

Wir alle kennen den Begriff “Hans-Guck-in-die-Luft” aus dem umgangssprachlichen für Kinder, die durch ihr träges und unaufmerksames Verhalten auffallen. In manchen Fällen, liegt eine psychische Störung, das Aufmerksamkeits Defizit Syndrom (ADS), vor. ADS ist eine Verhaltens- und emotionale Störung mit Beginn in der Kindheit und Jugend und wird als Abweichung im Hirnstoffwechsel gesehen. Die Erscheinungsform und die Intensität variieren allerdings sehr stark, so dass man oft auch teilweise von Vorteilen sprechen kann. Auffällig als krankhaft kann man die Intensität einzustufen, die dazu führt, dass Betroffene Probleme im sozialen Umgang und in der Bewältigung des Alltags bekommen. ADS (ohne Hyperaktivität) fällt meist während der schulischen Ausbildung auf, da die betroffenen Kinder dazu neigen sich nur schwer oder gar nicht konzentrieren zu können, oft geistesabwesend wirken und sich nur schwer etwas merken können. Die Leistungen beim Rechnen, Schreiben und Lesen sind oft wesentlich langsamer als der Durchschnitt. Symptome treten mit sozialen Schwierigkeiten mindestens 6 Monate in Folge und bereits vor dem siebten Lebensjahr in mehreren Bereichen auf.

ADHS

Spricht man umgangssprachlich vom “Zappelphilipp”, so ist oft die psychische Erkrankung ADHS gemeint, eine Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitätsstörung, die auch als Hyperkinetische Störung (HKS) bezeichnet wird. Die Erkrankung tritt bereits im Kindesalter vor Vollendung des siebten Lebensjahres auf, wobei sich Probleme mit der Aufmerksamkeit äußern, die mit starker Impulsivität und Hyperaktivität auftreten. ADHS verursacht als Verhaltensstörung besonders im schulischen Alltag Leistungsprobleme. Die Diagnose von ADHS ist nur schwer zu erstellen, da verschiedene Schweregrade vorliegen, die jeweils gegen das “normale” abgegrenzt werden und teilweise Symptome auftreten, die einer normalen kindlichen Entwicklung nicht entgegenstehen. Man geht heute von einer Kombination von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren aus, es wird auch eine genetisch bedingte Veränderung der neuronalen Signalverarbeitung im Gehirn vermutet. Da ADHS Betroffene im Alltag durch beeinträchtigte Aufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität oft starkem gesellschaftlichem Druck ausgesetzt sind wird die Krankheit oft durch Reaktionen der Gesellschaft und des sozialen Umfeldes weiter potenziert.

Bipolare Störung

Wechselt der Tatendrang und die Stimmung wie ein Wetterfähnchen von einem Extrem ins andere, so kann eine bipolare Störung vorliegen, die auch als manisch depressive Erkrankung bezeichnet wird und in den Bereich der affektiven psychischen Störungen eingeordnet wird. Die Aktivität und die Stimmung liegen weit über dem Normalen und sind von den Betroffenen willentlich nicht steuerbar. Dabei tauschen sich Manie und Depression wechselseitig (bipolar) ab, wobei die manische Phase oft durch Euphorie bis zum Realitätsverlust gekennzeichnet ist und die depressive Phase bis zu Suizidgedanken reichen kann. Der Wechsel kann zeitlich bis hin zu einer Übergangslosigkeit stattfinden. Bei der bipolaren Störung fallen die Betroffenen oft auch in Normalzustände zwischen den Episoden zurück. Sie sind dann unauffällig und reagieren in normalen Parametern auf ihre Umwelt. Sie werden in der manischen Phase auch oft als charismatisch, kreativ und sehr fleissig betrachtet und bekommen somit ein positives Feedback ihres Umfeldes, was die Krankheit antreiben kann. Begünstigend ist auch die oft späte Diagnose, da die Krankheit sich langsam entwickelt.

Schizoide Persönlichkeitsstörung

Eine schizoide Persönlichkeitsstörung oder auch Kontaktstörung ist nicht zu verwechseln mit dem Begriff “Schizophrenie”, sondern bezeichnet eine Persönlichkeitsstörung, die sich in einem Rückzug von sozialen Kontakten und Interessen in eine Welt mit Vorliebe zu Phantastereien äussert. Betroffene sind introvertierte Einzelgänger, die nur schwer in der Lage sind Gefühle auszudrücken oder Freude zu zeigen. Eine stets misstrauische Haltung gegenüber anderen Menschen ist symptomatisch, begleitet von perfekter Selbstkontrolle und abgeflachten Emotionen gegenüber Dritten. Neue Erfahrungen oder Situationen werden kategorisch als Gefahr eingestuft, der mit Rückzug oder Kontrolle begegnet wird. Betroffene entwickeln oft einen hohen Intellekt und hohe Intuition als Schutzmechanismus, was sie auch zu hohen beruflichen Leistungen, bevorzugt in Berufen, die persönliche Kontakte nicht bedürfen, befähigt. Gründe der Störung sind wahrscheinlich in der Kindheit zu finden, wobei angeborene Sensibilität durch emotionale Vernachlässigung, chaotischer Sozialverhältnisse, übertriebener mütterlicher Fürsorge die Störung entwickeln.

Posttraumatische Belastungsstörungen

Ein starkes, seelisches Trauma entsteht oft bei Menschen, die unter Gefahr für Leib und Leben einer außergewöhnlichen Bedrohung ausgesetzt waren oder ein katastrophales, traumatisches Erlebnis unmittelbar bei anderen Menschen beobachtet haben, was oft in Kriegssituationen, bei Unfällen, sexuellem Missbrauch oder Gewalttaten geschieht. Es bedarf keiner Veranlagung, auch geistig gefestigte Menschen unterliegen dieser Störung. Daraus kann sich eine psychische Störung entwickeln, die man posttraumatische Belastungsstörung, posttraumatische Belastungserkrankung, posttraumatisches Belastungssyndrom, oder auch basales psychotraumatisches Belastungssyndrom nennt. Das Erlebte entwickelt eine psychische Störung, die sich meist innerhalb von sechs Monaten nach dem Erlebnis manifestiert. Die Erkrankung äußert sich in unterschiedlichen psychischen und psychosomatischen Symptomen. Betroffene fühlen sich von täglichen Situation an das Erlebnis erinnert und durchleben sie erneut mit einer sprachlosen Hilflosigkeit. Ihr Welt- und Selbstverständnis wird stark erschüttert und sie fühlen sich ängstlich und hilflos.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Jeder Mensch möchte Anerkennung in seinem sozialen Umfeld bekommen, um sich selbst und seine Leistungen zu reflektieren. Bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung hält sich der Betroffene selbst für übersteigert herausragend, wichtig, einzigartig und überlegen, wobei die eigenen Leistungen oft überschätzt werden. Er will ständig von seinem Umfeld bewundert werden und erwartet, dass alle Personen im Umfeld seine Leistungen genauso interpretieren. Mitmenschen beurteilen Narzisten meist als herablassend, arrogant und überheblich. Menschen mit dieser Störung können nur sehr schwer oder kaum auf Mitmenschen und deren Gefühle eingehen und halten sich auch nur in für sie “elitären” Kreisen auf, da “normale” Menschen sie ohnehin nicht verstehen würden. Das Selbstwertgefühl von Betroffenen ist sehr fragil, da ein Leben in Selbstüberschätzung zu permanenten Niederlagen führt. Die Reaktion darauf ist oft Wut und Verachtung, da Gefühle von Wertlosigkeit und Verachtung von Dritten in die Niederlage interpretiert werden. Im Berufsleben führt die Erkrankung durch gesteigerten Ehrgeiz und unendlichem Selbstvertrauen manchmal zu grossen Leistungen.

Manie

Raserei, Wut und Wahnsinn sind die Begriffe, die das aus dem altgriechischen stammende Wort Manie umschreiben. Die Manie ist eine affektive Störung die meist in Phasen auftritt. Hier sind Antrieb, Stimmung und Motivation meist enorm gesteigert, man könnte die Manie auch als das Gegenteil einer Depression beschreiben. Begleitet wird die Manie aber auch von Gereiztheit, Schlafmangel und mangelndem Interesse an den Anforderungen des sozialen Umfeldes, Hemmungslosigkeit und unkritischem Verhalten. Man führt die psychische Erkrankung auf eine psychosoziale Belastung und Störungen im Gehirnstoffwechsel zurück, die eine Überanstrengung im Gehirn und in der Folge psychotische Symptome auslösen. Symptomatisch für eine Manie sind z.B. ein starker Rededrang (Logorrhoe), maßlos hohes Selbstbewusstsein, Realitätsverlust und Größenwahn (Megalomanie). Die Aufrechterhaltung der teilweise unrealistischen Vorstellungen werden von den Betroffenen wochen- bis monatelang aufrechterhalten und vehement verteidigt. Häufig ist auch die manische Depression, die bipolar verläuft, also Manie und Depression im Wechsel aufweist.

Borderline

Die Borderline Persönlichkeitsstörung, auch emotional instabile Persönlichkeitsstörung des Borderline Typs genannt, zeichnet sich durch Impulsivität und Instabilität bei sozialen Beziehungen, der Stimmung und des Selbstbildes aus. Bei Betroffenen sind bestimmte Gefühlsbereiche, sowie Teile des Denkens und Handelns so beeinträchtigt, dass im Umgang mit anderen Menschen und sich selbst sehr negatives und paradoxes Verhalten an den Tag gelegt wird. Das Borderline Syndrom weist eine hohe Komorbiditätsrate auf, was bedeutet, dass die Störung oft mit anderen psychischen Störungen in Kombination auftritt. Häufig sind parallele Störungen wie dissoziative Störungen, Depressionen oder selbstverletzendes Verhalten. Die Störung tritt meist in der Jugend,  aber auch durchaus im Erwachsenenalter auf und betrifft mehr als nur einen Lebensbereich, wie z.B. Schule, Beruf oder Familie. Symptomatisch sind Ängste vor dem Verlassenwerden, instabile Sozialkontakte im Wechsel zwischen Idealisierung und Entwertung, Identitätsstörung, Impulsivität, Suizidität oder Selbstverletzungsverhalten, affektive Instabilität, chronische Gefühle von Leere, häufige unkontrollierte Wut und temporäre paranoide Vorstellungen.

Schlafstörungen

Schlafstörungen können durch organische und nichtorganische, also psychische Störungen verursacht werden. Die psychische Störung bezeichnet z.B. die nichtorganische Dyssomnie als psychogene Störung, die Schlafdauer, Qualität oder den Einschlafpunkt wegen emotionaler Gründe beeinflusst und dreimal wöchentlich, mindestens einen Monat lang den Alltag durch starken Leidensdruck beeinträchtigt. Die nichtorganische Insomnie bezeichnet Ein- und Durchschlafstörungen sowie einen nicht erholsamen Schlaf. Spricht man von nichtorganischen Störungen des Schlaf- / Wachrhythmus so ist dieser konträr zum geplanten und nach den gesellschaftlichen Anforderung gerichteten Rytmus – Schlaflosigkeit während der Schlafperiode und Hypersomnie während der Wachperiode. Nichtorganische Parasomnien sind Störungen die während des Schlafvorgangs auftreten, wie Schlafwandeln. Die “Pavor nocturnus” oder auch Nachtangst bezeichet wiederholendes Aufwachen unter Panik, Angst, Schweißausbrüchen und Desorientiertheit bis zu 10 Minuten. Alpträume bezeichnen Angstträume mit eingeprägter Erinnerung nach dem Aufwachen, vorwiegend beim Nacht- oder Nachmittagschlaf.

Paranoide Persönlichkeitsstörung

Menschen, die an einer paranoiden Persönlichkeitsstörung leiden sind oft übertrieben selbstbezogen und haben ein sehr überhöhtes Selbstgefühl. Die Störung äussert sich in der Neigung die neutralen oder auch freundlichen Handlungen Dritter als Angriff auf die eigene Person zu interpretieren, woraus sich eine grundsätzlich misstrauische Haltung gegen andere Menschen entwickelt. Betroffene sind leicht kränkbar und überempfindlich, was meist Streitsucht und Rechthaberei verursacht. Treue wird permanent in Frage gestellt und steigert somit die Eifersucht. Zurückhaltung wird zur Tugend, damit niemand Informationen gegen den Betroffenen negativ verwenden kann, auch innerhalb der Familie. Eine besondere Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung bildet sich aus und ein ständiges Gefühl ausgenutzt worden zu sein. Tiefenpsychologisch betrachtet wird eine Reflexion eigener Aggressionen auf andere durchgeführt, die dann als Feindseligkeit wahrgenommenen, eigenen Emotionen werden dann an der Person bekämpft auf die vorher projiziert wurde. Die Störung tritt bereits oft in der Kindheit und Jugend auf und besteht im Erwachsenenalter meist fort.

Dissoziale Persönlichkeitsstörung

Menschen mit mangelndem Einfühlungsvermögen in die Gefühle anderer und einer ausgeprägten Missachtung für Regeln und Normen mit einer parallelen Unfähigkeit aus begangenen Fehlern oder negativen Erfahrungen zu lernen, leiden meist an einer dissozialen Persönlichkeitsstörung oder auch antisozialen Persönlichkeitsstörung. Betroffene weisen eine sehr geringe Frustrationstoleranz und eine niedrige Hemmschwelle für aggressives, gewalttätiges Verhalten auf. Weiterhin werden andere gerne für eigene Vergehen oder Fehler beschuldigt. Die Störung fällt meist schon im jugendlichen Alter durch vermehrtes Lügen, Vandalismus, Gewalttätigkeiten und teilweise Diebstahl auf, wobei anschliessende Bestrafungen keinen Lernerfolg erzielen. Das Verhalten setzt sich auch im Erwachsenenalter fort, so dass der Strafvollzug häufig angewandt werden muss. Es gibt allerdings auch sehr viele Betroffene die angepasst ein durchaus erfolgreiches Berufsleben bestreiten, nicht selten in Management Positionen. Betroffene planen nicht voraus, haben keine Schuldgefühle oder Verantwortungsbewusstsein. Das Hineinversetzen in Dritte ist ihnen unmöglich.

Suizidalität

Schnell benutzen wir umgangssprachlich und mit einem leichten Ton von Bewunderung, das Wort “Lebensmüde” für besonders gefährliche, aber auch mutige Taten von Menschen. Die psychische Erkrankung, die man auch Suizidität, Suizidalität oder auch Suizidgefährdung nennt ist allerdings weit von dieser umgangssprachlichen Äusserung entfernt und beschreibt eine psychische Störung, die Gedanken, Impulse, Fantasien und Handlungen von Betroffenen dauerhaft, wiederholt oder situationsbedingt darauf ausrichten, sich das Leben zu nehmen. Suizidität selbst ist keine Krankheit, sondern ein Symptom der seelischen Entwicklung, die dazu geführt hat. Suizid gefährdete Menschen plagen extrem starke Gefühle innerlicher Zerrissenheit. Sie sind stark leidend, verzweifelt und völlig ohne Hoffnung für die Zukunft. Das Leben zu ändern ist keine mögliche Option, nur der eigene Tod wird als Ausweg gesehen. Diese Gefühlswelt steht allerdings wechselseitig zum Selbsterhaltungstrieb und der grossen Furcht vor starken Schmerzen beim Suizidversuch. Auch Gedanken an die Folgen der Tat verhindern bedingt und glücklicherweise eine eventuelle Umsetzung.

Die vorangehenden Texte stellen eine unabhängige Patienteninformation dar, die von uns erarbeitet wurde, um unseren Besuchern und Mitgliedern hochwertige Informationen bereitzustellen und medizinisches Fachwissen verständlich zu veranschaulichen. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Zu weiterführenden Informationen raten wir zur Konsultation eines behandelnden Arztes, bzw. des Hausarztes, denn die hier veröffentlichten Inhalte sind keine ärztliche Beratung und ersetzen auch keine Diagnose oder Therapie.

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