Ein Definitionsversuch des Begriffs Macht
Wenn wir von Macht sprechen, assoziieren wir damit meist eine negative Definition des Begriffs. Macht begegnet uns allen ständig: ob im Beruf, in der Beziehung oder Ehe oder in der Politik. Wir Menschen sind fortwährend Machtsituationen ausgesetzt. Doch wieso empfinden wir Macht generell als negativ? Welche Formen von Macht gibt es eigentlich und wann ist Macht notwendig?
Die intuitive oder plumpe Macht
Macht wirkt generell nicht sympathisch, man mag Macht nicht. Macht wird vielmehr bewundert oder gefürchtet. Wo liegt aber der Unterschied zu verwandten Phänomenen wie Herrschaft, Kontrolle, Einfluss, Autorität, Gewalt und auch Manipulation? Macht kann gemeinhin als Willensdurchsetzung verstanden werden. Sagen wir A ist in der Lage seinen Willen gegen den von B durchzusetzen. Dann hat A offenbar Macht über B. Durchdenken wir diese Definition genauer, dann wäre es richtiger zu sagen, dass A B dazu bringen kann Dinge zu tun, die B zuvor nicht getan hätte.
Verdeutlichen wir diese Beschreibung anhand der Erziehung. Die Eltern möchten, dass ihre Kinder gesittet am Tisch sitzen und mit Messer und Gabel essen. Wenn sie ihre Kinder dazu bringen, haben sie Macht über sie ausgeübt, denn die Kinder hätten ohne die Machtausübung nicht derart gehandelt. Macht ist also nicht immer negativ, oder? Diese Machtdefinition geht auf Thomas Hobbes zurück und reicht bis Max Weber. Es ist die intuitive Definition. Sie ändert zwar das Verhalten von B, allerdings wäre eine gelungene Machtausübung jene, die die Handlungsmöglichkeiten von vorneherein so eingeschränkt, dass es nur zu der gewünschten Reaktion kommen kann, sodass B von sich aus mit Messer und Gabel ist.
Die raffinierte Macht
Erweitern wir also unsere bisherige Definition, dann hat A auch dann Macht über B, wenn A die Werte und Prozesse mitbestimmt, die Entscheidungen beeinflussen, an denen B ebenfalls beteiligt ist. A setzt also den Rahmen für jegliches Handeln von B. Nehmen wir als Beispiel diesmal einen Fußballtrainer. Dieser muss nach der genannten Definition seine Autorität nicht stetig beweisen, sie ist deutlich ohne das direkte Sprechen darüber. Die perfektionierte Macht geht darüber hinaus noch einen Schritt weiter. Sie ist diejenige, der man eine Gehirnwäsche unterstellen könnte, denn sie bestimmt den Willen von B mit. Dies ist die bekannteste und stillste Form der perfekten Macht über Andere. Natürlich birgt sie ein gewisses Risiko, wie der Nationalsozialismus in Deutschland gezeigt hat. Sie kann aber auch ebenso für Positives instrumentalisiert werden.
Psychomacht
Gehen wir einmal von der physischen Macht weg und betrachten die psychischen Zwänge, denen wir uns heutzutage nur allzu bereitwillig selbst unterwerfen. Byung-Chul Han hat den Begriff der Psychomacht geprägt. Seiner These zufolge unterwerfen wir uns heutzutage weniger äußeren als viel mehr inneren Zwängen, die uns zu Leistungs- und Selbstoptimierung antreiben. Als Machthaber gelten daher Google, Facebook und die Medien generell, die uns suggerieren, dass wir besser, schlanker und gesünder sein sollten.
Ohne Macht geht es nicht
Politische Macht Macht lässt sich in unterschiedlichen Bereichen auf gänzlich unterschiedliche Weise definieren. Sie kann ebenso schädlich wie sinnvoll sein, um klare Strukturen zu schaffen. Im Bereich der Politik ermöglicht sie oftmals sogar als einziger Faktor eine Gemeinschaft zu bilden. Dabei unterscheidet Hannah Arendt beispielsweise strikt zwischen Gewalt und Macht. Denn wer Gewalt ausübe, könne keine wahre Macht ausüben und wer Macht ausübe, benötige keine Gewalt. Es scheint als brauche man Macht im Bereich der Politik und wenn wir ganz ehrlich sind, dann ist Macht omnipräsent. In einer Beziehung haben wir emotionale Macht über den Anderen, unser Chef hat die Macht uns Aufgaben zu geben, die wir eigentlich nicht erledigen wollen. Das Rad der Macht lässt sich immer weiter spinnen. In vielen Situationen ist Macht notwendig, in wieder anderen kann sie Schaden anrichten. Fest steht allerdings, dass wir Alle uns nicht von Machtstrukturen frei machen können. Wir können aber lernen sie so positiv wie möglich zu gestalten.
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