Einsicht in die Patientenakte? Risiken und Nutzen

Einsicht in die Patientenakte? Risiken und Nutzen

Eine Frage, die sich wohl jeder Patient eines Psychotherapeuten stellt, ist „Was denkt mein Gegenüber gerade wohl von mir?“. In einer Gesprächstherapie breitet man sein Seelenleben vor einem fremden Menschen aus, erzählt ihm die schlimmsten Abgründe und Ängste von dem, was wir erlebt haben. Natürlich kommt dann auch mal die Frage auf, was der Therapeut eigentlich von einem denkt. In den USA gibt es nun ein Projekt, dass psychisch Kranken die Einsicht in die Patientenakte ermöglichen soll. Eine Revolution in der Therapeut-Patienten-Beziehung steht bevor.

Das Projekt

Das Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston will nun über 350 Patienten ermöglichen online die Notizen Ihres Therapeuten zu lesen. Diese Methode soll ermöglichen, dass den Patienten deutlicher wird, was der Therapeut von ihnen denkt. Oftmals ist das vielen Betroffenen nicht klar und sie fühlen sich verunsichert und schlichtweg beobachtet und kritisch beäugt. Eine Gesprächstherapie basiert aber gerade auf gegenseitigem Vertrauen.

Dieses soll durch den Zugang zu den Mitschrieben der Therapeuten ermöglicht werden. Zudem bekommen Betroffene das Gefühl der Kontrolle über ihre Behandlung. Oftmals führe das Lesen über die eigenen psychischen Probleme dazu diese auch aktiver bewältigen zu können, erklären Wissenschaftler. Vor allem im Fall eines Arztwechsels ist die Verunsicherung bei den Patienten groß. Die Frage bleibt auch dann: Was weiß der Arzt über mich?

Ist die Einsicht von Patientenakten in Deutschland erlaubt?

Bislang ist die Einsicht von Patientenakten in Deutschland grundsätzlich erlaubt. Der Patient kann seinen Therapeuten um Einsicht bitten. Es liegt allerdings beim Therapeuten, ob er die Einsicht gewährt. Dies kann er nur in den Fällen tun, wenn er eine Gefahr für sich, den Patienten und andere sowie den Behandlungsverlauf ausschließen kann. Daher kommt es oft zur Verneinung der Einsicht, weshalb Psychologen zahlreiche Klagen erreichen.

Gefahren bei Einsicht der Patientenakten

In einigen Fällen ist es allerdings durchaus ratsam ein offenes Gespräch über die Wahrnehmung des Therapeuten und die Emotionen des Patienten zu führen. Patienten dürfen in keinem Fall als unreflektierte Menschen angesehen werden. Die meisten wissen sehr wohl um ihre psychischen Probleme und oftmals auch über die Auslöser. Die Mitbestimmung des Patienten ist in vielen Fällen entscheidend für den positiven Behandlungsverlauf.

Sicherlich kann dies auch zu Konflikten führen. Einige Formulierungen klingen im Fachjargon beispielsweise abwertend oder beleidigend. Ein offenes Gespräch kann nach Meinung einiger Psychologen diese Konflikte ausräumen und fördert gar die ehrliche Beziehung zwischen Therapeut und Patient, die nicht wie oftmals vom Patienten empfunden, auf einer paternalistischen Hierachie beruht. Der Therapeut tritt mit dieser Methode auf Augenhöhe mit dem Patienten und er hält ihm zugleich einen Spiegel vor, der die Aussenwahrnehmung des Patienten verdeutlich. Ausgenommen von dieser Methode sind aber beispielsweise psychotische Erkrankungen, da auch der Therapeut die Wirkung der Einsicht in diesen Fällen nicht abschätzen kann.

 

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