Therapie der Sexsucht

Therapie der Sexsucht

Keine Spezialisten & begrenzte Möglichkeiten

Sexsucht (Hypersexualität) ist noch immer eine Erkrankung, die eher tabuisiert wird. Im Vergleich zu anderen Süchten ist sie zudem noch wenig erforscht. Selbst in umfangreichen Standardwerken der Psychiatrie ist sie nur selten als eigenes Kapitel zu finden und wird am Rande unter den sexuellen Störungen abgehandelt. Diese Umstände führen dazu, dass es keine einheitlichen Therapieansätze gibt.

In Deutschland sind nur einige wenige Kliniken in der Lage, überhaupt eine Hilfe anzubieten. Und selbst die Anbieter der Therapien verfügen nicht über Spezialisten, die eine eigene Therapieform für das Problem anbieten. Der Leidensdruck der Betroffenen ist sehr hoch, so dass sich die Frage stellt, wie geholfen werden kann. In den ambulanten Praxen ist die Therapie ebenfalls nicht weit verbreitet. Nur wenige Therapeuten haben Erfahrung mit Sexsüchtigen. In vielen Fällen stehen die Psychologen und Psychiater eher ratlos vor dem Patienten. Süchtige haben daher „Glück“ wenn die Sucht nach Sexualität mit einer weiteren Sucht kombiniert ist, wie der Alkoholsucht. Hier wird häufig die stoffgebundene Sucht behandelt, so dass dann automatisch auch eine Wirkung auf die Sucht nach Sex eintritt.

Die Therapie folgt den Grundsätzen aller Suchttherapien

Die Therapie der Sexsucht kann an die normalen Grundsätze der Suchttherapie angelehnt werden. Das bedeutet, dass mehrere Ansätze verwendet werden müssen, damit die Problematik abgebaut werden kann. Gute Ansätze bietet die kognitive Verhaltenstherapie. Ziel der Therapie ist die Beseitigung der Sucht. In mehreren Schritten soll die Sucht abgebaut werden. Im Zentrum steht dabei das Verstehen, wie die Sucht überhaupt entsteht und was sie ist. Zugleich sollen sie über verschiedene Gesprächstechniken erlernen, wie das konkrete Verhalten verändert werden kann.

Von Abstinenz und Verhaltenstherapie

Während der Therapie muss zudem eine strikte Abstinenz eingehalten werden. Wenn das Verhalten immer wieder gezeigt wird, dann erfolgt auch die Belohnung immer wieder. Dadurch wird der Kreislauf nicht durchbrochen. Die Therapie ist in diesem Fall wirkungslos. Gerade wenn neue Verhaltensweisen aufgebaut werden müssen, gibt es keine Patentrezepte. Der Süchtige muss eine individuelle Alternative entwickeln. Hier lauert allerdings die Gefahr, dass eine Sucht zugunsten einer anderen Sucht abgelöst wird. In diesem Fall bleibt der Kreislauf erhalten und der Süchtige hat seine Sexsucht nur auf einen anderen Stoff oder eine andere Handlung übertragen.

Daher ist es sinnlos, einen Weg vorzugeben. Der Betroffene muss die Alternative selbst entwickeln, damit er sie überhaupt einhalten kann. Schnelle Erfolge sind bei der Therapie nicht zu erwarten. Wie bei jeder anderen Sucht, muss sie über viele Jahre hinweg erfolgen. Dabei sind immer wieder Korrekturen notwendig, da sich die Lebensumstände verändern. Der Therapeut muss die Probleme erkennen und auch für die Situationen Auswege aufzeigen. Seelische Probleme können zu einem Rückfall führen und die Arbeit von Jahren kann dann innerhalb von einigen Stunden zunichte gemacht werden.

Ein neuer Umgang mit Sex steht im Mittelpunkt

Gerade bei der Sexsucht spielt eine Besonderheit eine wichtige Rolle. Sex gehört zum menschlichen Leben dazu. Abstinenz kann daher nicht im Vordergrund stehen und ist in einer Partnerschaft nicht machbar. Will der Betroffene ein normales Leben führen, dann müssen daher andere Wege eingeschlagen werden. Generelles Ziel ist es daher, Sex und Intimität neu zu erlernen. Die Sexualität muss dabei vollkommen von negativen Gefühlen und deren Kompensation losgelöst werden. Nur wenn diese Entkoppelung gelingt, hat die Sucht zukünftig keine Chance mehr.

Daher muss die sexuelle Enthaltung im Mittelpunkt stehen. Auftretende Probleme werden hier häufig in einer Gruppe besprochen. Der Betroffene kann dadurch ein gesundes Verhältnis zu sich selbst aufbauen. Dieses Verhältnis zu sich selbst ermöglicht dann, ein gesundes Verhältnis zu anderen Menschen aufzubauen. Und genau dieses ist die Voraussetzung für eine glückliche und normale Beziehung sowie einer normalen Sexualität. Für diesen Aufbau sind Selbsthilfegruppen gut geeignet. Hier sitzen Menschen mit Sexsucht, die alle Gefühle nachvollziehen können und Halt geben. Sie kennen die Situation und können daher wertvolle Tipps geben, wie mit dem Problem und den negativen Gefühlen umgegangen werden kann.

 

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