Warum vergeht die Zeit im Alter schneller? Eine Studie
George Orwell meinte einmal: „Die Zeit vergeht nicht schneller als früher, aber wir laufen eiliger an ihr vorbei“. Kennen Sie das? Wenn Sie auf etwas warten, scheint sich eine Minute auf Stundenlänge auszudehnen. Tolle Dinge – wie Urlaube – fühlen sich viel zu kurz an. Oder, wenn man mal die Geburtstage ansieht.
Als Kind und Jugendlicher hat es gefühlt ewig gedauert, bis man sechs, zehn, vierzehn oder achtzehn Jahre alt war. Als Erwachsener ist man plötzlich und unerwartet dreißig oder fünfzig. Gefühlte Zeit ist subjektiv. Diese bestimmt auch stark unsere Entscheidungen im Alltag: Auf den Aufzug warten oder die Treppen nehmen? Flugzeug oder Bahn?
Was ist eigentlich Zeit?
Befragt man zehn Wissenschaftler zum Thema Zeit, erhält man fünfzehn verschiedene Theorien. Andere Dinge sind da wesentlich klarer. Im Bereich der Hirnforschung beispielsweise herrscht ein eher wissenschaftlicher Konsens. Die Zeit ist eine physikalische Größe für Ereignisse, also auch Bewegung, Wachstum, Vergänglichkeit und Veränderungen. Das Formelzeichen für Zeit ist t und steht für lateinisch „tempus“.
Die Einheit für die Zeit ist die Sekunde s. Für größere Zeiträume werden die Bezeichnungen Minuten, Stunden, Tage und so weiter verwendet. Die eigentliche Definition der Zeit stammt aus der Astronomie. Sie bezieht sich auf die Drehung der Erde um sich selbst. Man erhält als Zeiteinheit einen Tag. Die Umlaufbahn der Erde um die Sonne dauert ein Jahr. Diese Zeit bezeichnet man als astronomische Zeit. Die Psychologie dagegen untersucht die Zeitwahrnehmung und das Zeitgefühl.
Die Studie
Entgegen der landläufigen Meinung, dass die Zeit subjektiv mit zunehmendem Alter schneller vergeht, zeigt eine Studie der Ludwig-Maximilian-Universität München ein eher unentschlossenes Ergebnis. In dieser Studie wurden 499 Probanden zwischen 14 und 94 Jahren nach ihrer Wahrnehmung befragt, wie schnell für sie die letzten zehn Jahre vergangen sind. Das Ergebnis war, dass die Älteren das Gefühl hatten, dass die Zeit rascher vergangen sei. Einen Grund dafür meinen einige Wissenschaftler durch ein mathematisches Rechenexempel belegen zu können: Eine bestimmte Zeitdauer wird automatisch verhältnismäßig zur bisherigen Lebensdauer betrachtet.
Beispielsweise ist für einen Zehnjährigen ein Jahr ein Zehntel seines bisherigen Lebens, für einen Neunzigjährigen lediglich ein Neunzigstel. Mit dieser These sind aber einige Wissenschaftler nicht zufrieden. “Auf mich wirkt diese Vorstellung sehr mathematisch”, sagt der Leiter der Studie Marc Wittmann, der mittlerweile am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg tätig ist. “Ich denke nicht, dass die Zeitwahrnehmung im Gehirn so funktioniert.” Er hat auch ein Buch zu diesem Thema mit dem Titel „Gefühlte Zeit“ herausgebracht. Darin stellt er unter anderem fest, dass es sich um ein paradoxes Phänomen handelt.
Wenn man sich langweilt und wenig erlebt, dehnt sich die Zeit wie ein Kaugummi. In der Retrospektive scheint diese Zeit aber dann doch eher kurz. Wenn man allerdings Neues und Emotionales erlebt, verfliegt die Zeit. Doch das Erlebte prägt sich stärker ein und in der Rückschau dehnt sich die Zeit stark aus. Nun ist es laut Entwicklungspsychologie so, dass man mit zunehmendem Alter immer weniger offen ist für Neues. Hier liegt auch die Chance die gefühlte Zeit zu entschleunigen: Einfach mal Neues ausprobieren.
Online Beratung – Unsere Empfehlung
Diese Berater stehen aktuell für eine ausführliche Beratung in diesem Bereich zur Verfügung und geben Antwort auf Deine Fragen.