Langzeitfolgen von Mobbing schwerwiegender als bisher gedacht

Langzeitfolgen von Mobbing schwerwiegender als bisher gedacht

Bei jungen Erwachsenen, die während ihrer Kindheit unter Mobbing litten, treten wesentlich häufiger psychische Probleme auf als unter ihren Altersgenossen, die als Kind von erwachsenen Personen körperlich misshandelt wurden.

Psychische Folgen von Mobbing

Von den gravierenden Folgen von Mobbing berichteten jetzt Psychologen aus Großbritannien und den USA auf der Jahrestagung der „Pediatric Academic Societies“ in San Diego. Zu ihren Schlüssen kommen die Forscher durch die Daten zweier Langzeiterhebungen. Wer als Kind von seinen Altersgenossen ständig und systematisch gehänselt und gemobbt wurde, leidet unter ebenso negativen Folgen auf die psychische Gesundheit wie durch die physische Misshandlung durch Ältere. Das bedeutet, Kinder, die gemobbt wurden, neigen in ihrem Erwachsenenleben öfter zu psychischen Problemen wie Depressionen, Ängsten oder Selbstverletzungen. Mobbing darf also nicht verharmlost oder als natürlicher Teil der Kindheit angesehen werden – die Langzeitfolgen sind zu verheerend.

Dafür sei es wichtig, dass Schulen und das Gesundheitswesen bei diesem Thema kooperieren. Grundlage der Studie bildeten Zahlen aus zwei umfassenden Gesundheitsstudien. Zum einen handelte es sich um 4.000 US-amerikanische Kinder, die in verschiedenen Altersstufen wiederholt zu Mobbing interviewt wurden. Zusätzlich berichteten deren Mütter zum Thema Kindesmisshandlung bis zum Alter von neun Jahren. Zum anderen wurden 1.400 britische Kinder und Eltern zu Misshandlung und Mobbing im Alter von neun bis 16 Jahren befragt. Bei beiden Stichproben wurden die Kinder auch als Erwachsene um Auskünfte zu psychischen Problemen gebeten. Für bessere Ergebnisse bezogen die Wissenschaftler auch andere Faktoren wie sozioökonomischer Status, psychische Probleme oder Unglücksfälle unter den Angehörigen mit ein.

Mobbing und Misshandlung treten häufig gemeinsam auf

Das Ergebnis zeigt in den USA, dass Misshandlung alleine nicht zu mehr psychischen Problemen führte. In Großbritannien stieg das Risiko für Depressionen. Mobbing hingegen erhöht das Vorkommen von mentalen Krankheiten. Bei den britischen Kindern, die gemobbt wurden, gab es häufiger Angststörungen, bei den amerikanischen Kindern litten mehr an Depressionen und selbstverletzendem Verhalten. Deutlich wurde in beiden Stichproben, dass sowohl misshandelte als auch gemobbte Kinder insgesamt verstärkt zu psychischen Problemen neigen. Dazu gehören Angststörungen, Depressionen und selbstverletzendes Verhalten. Acht Prozent der amerikanischen Kinder wurden misshandelt, 30 Prozent litten unter Mobbing. Die Daten besagten, dass sieben Prozent beides ertragen mussten. Bei den Briten gab es 15 Prozent Opfer von Misshandlungen, 16 Prozent Mobbingopfer – zehn Prozent mussten beides erleben. Insgesamt konnte aus der Datenlage geschlossen werden, dass misshandelte Kinder wesentlich öfter auch von Altersgenossen gemobbt werden als Kinder, die nicht misshandelt werden.

Mehr gegen Mobbing tun

Welche Folgen Misshandlungen durch Erwachsene im späteren Erwachsenenalter auf die Psyche haben, ist sehr gut belegt. Aber auch die Misshandlung durch Altersgenossen – besonders häufig durch Mobbing – zieht langfristige Konsequenzen nach sich. Noch ist aber unklar, ob diese Folgen von Mobbing auf die mentale Gesundheit alleine von Mobbing verursacht werden. Zusätzlich können vorherige Misshandlungen und der Aspekt, dass misshandelte Kinder häufiger Opfer von Mobbing werden, psychische Probleme verursachen. Die Forscher wollten diese Fragen mit ihrer Studie beantworten. Ihrer Meinung nach würden Regierungen jede Menge Maßnahmen gegen Misshandlung und familiäre Gewalt einleiten, Mobbing würde im Gegensatz dazu vernachlässigt werden. Die Studienergebnisse sollten dieser ungleichen Beachtung mehr Aufmerksamkeit verleihen und die Langzeitfolgen von Mobbing stärker in den Blickpunkt rücken.

 

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1 Kommentar
  1. Lars sagte:

    Toller Artikel…. Ich hoffe, dass in den Medien mehr über Mobbing und dessen Auswirkungen publiziert wird. Oft stehen die Opfer ja wie Memmen oder Weicheier da, die einfach nicht hart genug sind oder sich nicht wehren können. Dabei ist das Thema sehr vielschichtig. Zudem hat unsere Gesellschaft noch nicht gelernt, mit Angriffen auf die Seele (nichts anderes ist Mobbing) umzugehen.
    Interessant ist auch, dass Mobbing posttraumatische Belastungsstörungen nach sich ziehen kann. Mit anderen Worten, wem es mal so richtig getroffen hat, der kommt da ohne professionelle Hilfe nicht so einfach wieder heraus. Nach Schätzungen geht sogar jeder zehnte Selbstmord auf das Konto von Mobbing.

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