Lachen ist die beste Medizin – oder nicht?

Depressive Menschen schauen nur in die Vergangenheit und ängstliche Menschen haben Angst vor der Zukunft. Wer jedoch Spaß hat und viel Lacht, der lebt in der Gegenwart. Immer mehr Ärzte und Therapeuten entdecken die heilende Kraft des Lachens.

Ärzte und Therapeuten glauben an die Kraft des Humors. Sogar so sehr, dass es mittlerweile ein medizinisches Humortraining gibt. Bei diesem Training begrüßen meistens Ärzte eine Gruppe von Patienten. In der Gruppe erzählen sich die Patienten nun gegenseitig Witze und lachen. Damit sind sie in der Lage unter anderem Angststörungen, schreckliche Erinnerungen oder dunkle Gedanken zu bekämpfen. Das Training hilft den Patienten, das Leben nicht immer zu ernst zu nehmen.

Manche Ärzte sind sogar der Meinung, dass der Humor noch viel zu selten in der Medizin benutzt wird. So könnte es vielen Patienten helfen, wenn sie regelmäßig lachen würden. Deshalb gibt es in der Stuttgarter Fliedner Klinik auch das wöchentliche Humortraining. Hierbei werden Witze erzählt, die sich oft um die Situation der Patienten dreht. So lernen die Menschen über ihre oft ausweglose Situation zu lachen. Das Lachen befreit die Menschen von ihren Gedanken, die sie Tag für Tag quälen und gibt ihnen eine mentale Auszeit.

Nicht nur Patienten sondern Menschen

So hat man nicht immer gedacht. Wenn man früher Ärzten erzählt hat, dass ein Humortraining eine unglaubliche Auswirkung auf Patienten haben kann, haben die meisten nur ungläubig gelächelt. Immer mehr Kliniken und Krankenhäuser bieten allerdings mittlerweile das Humortraining an. Dieses wird meist nur von Spenden finanziert. Bis das Lachen vom Staat als eine Therapie angesehen wird, wird es wohl noch etwas dauern.

Und das, obwohl es offensichtlich funktioniert. Viele Patienten berichten von positiven Auswirkungen. Sie vergessen den Schmerz und die Schwere im Kopf. Sie vergessen beim Lachen für einen kurzen Moment, dass sie etwa kurz vor einer lebensgefährlichen Operation sind. Dieser Augenblick kann für die Patienten so wirksam sein, wie ein wochenlanger Urlaub für einen gestressten Arbeiter. Dieser kurze Moment zeigt den Patienten, dass sie Menschen sind und keine Opfer ihrer Krankheit.

Ohne klare Beweise wird es keine Therapien geben

Klare medizinische Beweise für die Wirkung des Humortrainings gibt es nicht und so lange das auch noch so bleibt, wird das Humortraining auch nicht als eine echte Therapie angesehen. Das führt dazu, dass die Finanzierung fast ausschließlich aus Spenden besteht. Das kann sich nicht jede Klinik leisten.

Solange die Studienlage dünn ist, zahlt keine Krankenkasse auch nur einen Cent. Lisa Linge-Dahl kämpft für das Humortraining. Die Psychologin aus Bonn ist überzeugt, dass das Humortraining und somit die Menschlichkeit in einem Krankenhaus oder in einer Klinik fehlt. Das Ziel ist klar: Es müssen Beweise und Ergebnisse her.

Das ist jedoch schwieriger als man denkt. Denn obwohl man bei den Patienten eine klare positive Auswirkung erkennen kann, kann man Humor nicht beschreiben oder messen. Es gibt zahlreiche verschiedene Definitionen von Humor. In der Klinik sind sich die meisten einig: Es ist ein Perspektivenwechsel. Man löst Anspannungen und sieht wichtige Dinge im Leben ernst aber kann sich auch distanzieren wenn man das will.