Fremdschämen – warum?

Fremdschämen - warum?

Kennen Sie TV-Sendungen wie „Stromberg“ oder „Deutschland sucht den Superstar“? Diese und ähnliche Formate haben dem Wort „Fremdschämen“ eine ganz neue Tiefe gegeben. Finden Sie nicht auch? Im Jahr 2009 wurde das Wort „Fremdschämen“ in den Duden übernommen und 2010 hat es Österreich zum Wort des Jahres gewählt. (Nur so nebenbei – in Deutschland war es 2010 der „Wutbürger“.)

Was versteht man unter Fremdschämen und warum tut man es?

Dr. Sören Krach und Frieder Paulus haben verschiedene Studien über das Fremdschämen gemacht. Dabei definierten sie auch den Begriff: „Wir verstehen unter Fremdschämen jedes Gefühl, das jemand empfindet, wenn er oder sie jemanden anderen dabei beobachtet, wie er oder sie eine Norm verletzt.“. Für das Gefühl der Fremdscham ist es unwichtig, ob der Betroffene sich absichtlich oder unabsichtlich einen „Fehltritt“ leistet oder ob er es bemerkt. Folgendermaßen lief die Studie ab: Zunächst wurden Verhaltensstudien mit Fragebögen im Internet durchgeführt.

Die Probanden wurden nach ihrer Einschätzung bestimmter Situationen gefragt. Ziel war es herauszufinden, wie sehr sie sich dabei fremdschämen. Ein Ergebnis war, dass das Gefühl des Fremdschämens relativ unabhängig davon auftritt, ob sich die beobachtete Person ihrerseits blamiert fühlt oder nicht. Im zweiten Teil der Studie wurden den Probanten einige Bilder von peinlichen Situationen gezeigt. Die Reaktion im Gehirn wurde dann mittels funktioneller Kernspintomografie an 32 Probanden untersucht.

Welche Bereiche im Gehirn sind beim Fremdschämen aktiv?

Beim Betrachten der verschiedenen peinlichen Situationen wurden hauptsächlich zwei Areale des Gehirns aktiviert: zum einen die linke anteriore Insula (wichtig für das Selbst-Bewusstsein) und zum anderen der anteriore zinguläre Cortex (regelt die emotionale Reaktion auf Schmerz). Personen, die sich als sehr empathisch einschätzen, hatten in den Untersuchungen tatsächlich auch eine nachweisbar stärkere Aktivierung als Probanden, die sich als weniger empathisch einschätzten.

Tut Fremdschämen weh?

Ja, es tut tatsächlich weh. Als sich die Probanden Zeichnungen von Menschen in peinlichen Situationen ansahen, waren die gleichen Bereiche im Gehirn aktiv wie jene, die bei der Beobachtung körperlicher Schmerzen anspringen.

Gibt es Unterschiede bei Frauen und Männern?

Frauen wird eine größere Empathiefähigkeit zugesprochen. Sie schämen sich eher fremd als ihre männlichen Kollegen. An der Universität Duisburg-Essen wurde kürzlich eine weitere Studie zum Thema Fremdschämen durchgeführt. Demnach sind die Gründe von Fremdscham zum einen Mitgefühl, wenn die Person nicht merkt, dass sie sich blamiert. Ein anderer Grund ist Identifikation, weil man ja selbst in der gleichen Situation sein könnte und Interesse, weil es Spaß macht, bei dem Regelbruch und seinen eventuellen Folgen zuzusehen. Die Forscher haben festgestellt, dass sich hier Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigen. Während Frauen sich eher aus Mitgefühl und Identifikation schämen, ist es bei Männern eher das Interesse oder, sollen wir sagen, die Schadenfreude. Diese überlagert das Mitleid, wenn vorher mit der Person negative Erfahrungen gemacht wurden. In verschiedenen Studien hat man festgestellt, dass, wenn ein beobachteter Proband sich oft unfair anderen gegenüber verhalten hat, auch die Bereitschaft zu Mitgefühl sank. Letzten Endes geht es aber darum, sich über den anderen zu stellen.

Was kann ich gegen Fremdschämen tun?

Ganz einfach ist es, wenn Fremdschäm-Fernsehprogramm läuft. Dann kann man einfach ausschalten, den Kopf wegdrehen oder sich Augen und/oder Ohren zuhalten. Im Alltag wäre eine normale Reaktion, sich selbst aus der Situation zu begeben. Echte Größe beweist, wer den anderen taktvoll und einfühlsam auf die Peinlichkeit auslösende Sache hinweist.

 

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