Was verrät die Gehgeschwindigkeit über den Charakter?
Ist es möglich anhand unseres Ganges Informationen über unseren Charakter herauszufinden – oder vielleicht sogar andersherum? Ein absurder Gedanke, dem Wissenschaftler etwas genauer auf den Grund gegangen sind. In einer Studie war es Forschern möglich, durch verschiedene Persönlichkeitsmerkmale zumindest grob vorhersagen zu können, wie sich die Gehgeschwindigkeit der Studienteilnehmer im Laufe der kommenden Jahre entwickeln könnte. So zeigt das Ergebnis, dass neurotische Probanden im Alter langsamer zu Fuß unterwegs sind, als jene, die emotional deutlich weniger Labilität zeigen. Dieser Effekt ist laut Wissenschaftlern jedoch gering, aber er ist erkennbar.
Gehgeschwindigkeit in deutschen Großstädten
Eine ältere Vergleichsstudie über die durchschnittliche Gehgeschwindigkeit in Deutschlands Großstädten zeigt, dass beispielsweise die Menschen in Hannover eher zügiger und hektischer auf den Straßen unterwegs sind, als in Trier, wo sie sich Zeit und Ruhe nehmen. Beim Lesen der Studie wird also deutlich, dass in Hannover gestresste Menschen Leben, während die Einwohner in Trier die Ruhe in sich haben.
So pauschal und einfach lässt es sich leider nicht bestimmen. Aus diesem Grund hat ein Psychologenteam um Yannick Stephan von der Universität Montpellier in Frankreich sich intensiver mit der Frage auseinandergesetzt, ob die Persönlichkeit, der Charakter eines Menschen in Zusammenhang mit dessen Gehgeschwindigkeit steht.
Persönlichkeitstest um menschliche Charakterzüge zu erkennen
Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin Social Psychological and Personality Science veröffentlicht. Besonders beeindruckend: Würde sich die Auswertung der Wissenschaftler auf die Einwohner der deutschen Großstädte übertragen, was selbstverständlich nicht seriös ist, wären unter den ruhigen und entspannten Menschen aus Trier viele Neurotiker, während in Hannover die Hektiker als besonders offen und gewissenhaft gelten.
Aber anstatt die Charakterzüge der Passanten zu durchleuchten, untersuchte das Forscherteam der Universität Montpellier die Daten von über 15.000 Amerikanern, die an unterschiedlichen Langzeitstudien teilnahmen. Dazu gehört eine Studie, die Menschen aus Wisconsin bereits seit dem Jahr 1957 begleitet. Eine Aufgabe der Studie sind Persönlichkeitstests, die die Haupteigenschaften eines menschlichen Charakters erfragen, auch die „Big Five“ genannt. Dazu gehören Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, Offenheit, Extraversion und Neurotizismus.
Beeindruckende Studienergebnisse
Anhand der Auswertung der Persönlichkeitsmerkmale kamen die Wissenschaftler zu dem Entschluss, dass sie zumindest grob vorhersagen können, wie sich die Gehgeschwindigkeit der Studienteilnehmer in den kommenden Jahren entwickeln könnte. Während neurotische Probanden im Alter langsamer unterwegs sind, als die emotional deutlich weniger labilen, kombinieren Merkmale wie Offenheit und Extraversion eher mit einer zügigen Gehgeschwindigkeit.
Allerdings betont das Forscherteam um Stephan, dass der Effekt eher gering ausfällt. Das bedeutet also nicht, dass Neurotiker wie langsame Schnecken über die Bürgersteige laufen und extrovertierte Menschen sie in rasender Geschwindigkeit überholen. Trotz allem zeigt die Studie, dass die Gehgeschwindigkeit eines Menschen auf jeden Fall als eine Art Ausdruck des Charakters aufgefasst werden kann.
Bereits seit Jahren ist Forschern hingegen bekannt, dass die Laufgeschwindigkeit als Marker für die Gesundheit eines Menschen taugt. So heißt es, dass ein langsames Gehen mit geringeren kognitiven Fähigkeiten und höherem Risiko psychischer Erkrankungen einhergeht. Und das hat rein gar nichts mit Alterserscheinungen zu tun. Einfacher zum Verständnis: Ein körperlich alter Neurotiker ist mit zunehmenden Alter noch viel langsamer unterwegs, als ein körperlich alter extrovertierter Mensch.
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