Demenz-Kranke werden zu oft mit Medikamenten ruhig gestellt

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Demenz-Kranke werden zu oft mit Medikamenten ruhig gestellt

Die Krankheit der Demenz bewirkt nicht nur Vergessen, sondern sie kann auch zu aggressivem Verhalten der Erkrankten führen. Zahlreiche Einrichtungen verabreichen ihren Patienten deswegen Medikamente zur Ruhigstellung. Doch diese Medikamente (Anti-Psychotika und Neuroleptika) rufen häufig starke Nebenwirkungen hervor und beeinträchtigen somit das Leben der Betroffenen. Dabei müssten sie längst nicht so häufig verabreicht werden, wie es in der Praxis der Fall ist. Unter der Leitung des Pflegewissenschaftlers Steffen Fleischer führt die Universität Halle momentan eine Studie durch, die sich mit diesem Thema befasst. Herr Fleischer stand für ein Interview mit MDR aktuell zur Verfügung, dessen Inhalte wir Euch gerne darstellen möchten.

Gibt es bereits Resultate?

Die Hälfte der Studie liegt bereits hinter uns. Unsere Kollegen in Lübeck und Witten haben etwas später begonnen als wir und brauchen somit noch einige Monate länger. Erste Auswertungen haben ergeben, dass die Verschreibungsrate von Pflegeheim zu Pflegeheim variieren kann, wir haben bisher Raten zwischen 20 und 80 Prozent festgestellt. Da liegen teilweise Welten zwischen den Pflegeheimen.

Wie wichtig sind die Medikamente?

Wir glauben, dass man eigentlich nicht immer Medikamente bräuchte. Beziehungsweise, dass sie oft zu lange verschrieben werden, obwohl sie schon abgesetzt werden könnten. Dies geschieht durch Unachtsamkeit oder auch mangelnde Kontrolle.

Weswegen werden die Medikamente eingenommen?

Ein Medikament, dass gegen Demenz hilft gibt es noch nicht. Die Anti-Psychotika helfen gegen Zustände der Unruhe, gegen lautes oder aggressives Verhalten, gegen Schreianfälle und sonstige Ausbrüche. Dagegen sind sie gedacht, doch leider helfen sie auch nicht immer.

Kommen die Medikamente dem Patienten zugute?

Das ist von Fall zu Fall verschieden. Doch würde ich sagen, dass diese Art von Neuroleptika nicht unbedingt von großem Nutzen ist. Verhaltensveränderungen, die mit einer Demenz meist einhergehen, können auch nur phasenweise auftreten und sich im Verlauf der Krankheit sogar verbessern.

Wem helfen diese Medikamente genau?

Das Ziel ist es natürlich, dass sie dem Patienten helfen. Doch das ist hier zu bezweifeln. Die Wahrscheinlichkeit von starken Nebenwirkungen ist immens hoch. Daher wird vermutet, dass diese Medikamente eher den Pflegern die Arbeit und den Umgang mit den Erkrankten erleichtern, als effektiv zu helfen.

Was kritisieren Sie an der Vergabe der Medikamente?

Hauptsächlich bemängele ich die starken Nebenwirkungen. Durch Neuroleptika erhöht sich die Sterblichkeit der Demenz-Kranken, auch Schlaganfälle kommen häufiger vor und das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden steigt massiv. Zusätzlich kommt es oftmals zu körperlichen Beschwerden , die zu einem erhöhten Sturzrisiko führen und die Lebensqualität der Patienten drastisch senken. Und ganz besonders üben wir Kritik an der zu langen Dauer der Verabreichung. Oft könnten und sollten die Medikamente bereits viel früher abgesetzt werden.

Was könnte man im Bereich der Pflege verbessern?

Die Person als solche, sollte im Mittelpunkt der Pflege stehen. Durch eine Versorgung, die sich mehr auf den Patienten ausrichtet, können ähnliche Effekte wie bei der Verabreichung von Neuroleptika erzielt werden. Es ist natürlich klar, dass nicht alles Patienten durch eine konzentrierter Betreuung geholfen ist.

Doch auch die Briten haben diesen Ansatz verfolgt und festgestellt, dass für eine personenkonzentrierte Pflege nicht unbedingt mehr Personal benötigt wird. Das lässt mich zu dem Schluss kommen, dass es nicht immer darauf ankommt mehr Pfleger einzustellen, sondern hauptsächlich darauf, dass die Pfleger gut vorbereitet und geschult werden.

 

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