Liebe aus Sicht der Psychologie – Alles eine Frage des Bindungsstils?
Liebe wird in der Wissenschaft der Seele, wofür der Begriff der Psychologie steht, meist durch die Art der Beziehung zwischen zwei Menschen definiert und analysiert. Die Art, wie sich Liebesbeziehungen gestalten, geht dabei in gewisser Weise noch auf Freud zurück, der die ersten „Objekt-Beziehungen“ des Individuums stark durch die Mutter beeinflusst sah. Inzwischen hat sich daraus die Bindungstheorie entwickelt, die verschiedene Bindungsstile auf die Erfahrungen in der Kindheit zurückführt.
Die Bindungsstile
Nach vielen Jahren der Forschung, die unter anderem durch den Wissenschaftler John Bowlby angestoßen wurde, haben sich vier Bindungsstile herauskristallisiert, die die verschiedenen Verhaltensweisen von Personen in Beziehungen beschreiben sollen. An erster Stelle steht die sichere Bindung, die ein Kind auf Grund von hoher Sensibilität der Mutter für die Gefühlszustände und Bedürfnisse des Kindes entwickelt hat. Dadurch ist es dazu in der Lage, seine Gefühle klar zu kommunizieren, ohne den Verlust der Bindungsperson zu befürchten. Kinder mit diesem Bindungsstil lernen auch leichter, da sie sich mutiger mit ihrer Umwelt auseinandersetzen. Bei der unsicheren Bindung wird zwischen der vermeidenden und ambivalenten Bindung unterschieden. Unsicher vermeidend gebundene Kinder zeigen bereits sehr früh für die späteren Liebesbeziehungen charakteristische Verhaltensweisen, wenn sie von ihrer Bindungsperson enttäuscht sind oder sonst negative Gefühle empfinden – sie verbergen sie, sind nicht zu ehrlichem Ausdruck fähig und beschäftigen sich demonstrativ mit etwas Anderem, wie Spielzeug. Der Mangel an Sensibilität und Fürsorge der Eltern wird auf spätere Liebespartner übertragen und macht es für diese Menschen schwer, ihrem Partner zu vertrauen und sich ihm zu öffnen. Der unsicher-ambivalent Gebundene will zwar die Nähe des Partners, hat ihm gegenüber aber auch negative und aggressive Gefühle, die dem Suchen nach Nähe widersprechen und es auch erschweren. Es ist sofort offensichtlich, wie solches Verhalten eine Beziehung erschweren kann. Der desorganisierte Typ ist kaum beziehungsfähig, da er nie wirklich gelernt hat, sich auf eine Person einzustellen und einzulassen. Er muss das Bindungsverhalten im Grunde neu erlernen.
Bindungsstile in Beziehungen
Im Erwachsenenalter werden die Bindungsstile an eine gleichberechtigte Beziehung angepasst. So wird aus dem sicher gebundenen Kind der Erwachsene mit einer autonomen Bindungseinstellung, die ihn zu einem angenehmen Partner macht, der seine Emotionen gut regulieren und kommunizieren kann. Die unsichere Bindung wird im Erwachsenenalter zur so genannten präokkupierten, verstrickten Bindungseinstellung oder distanziert-beziehungsabweisenden Bindungseinstellung. Bei der ersten Variante wirken die negativen Beziehungserlebnisse aus der Kindheit weiter nach, was die Beziehung negativ beeinflussen. In der distanzierten Ausprägung werden diese Nachwirkungen der belastenden Beziehung zu den Eltern unterdrückt und es findet eine Abkapselung von den eigenen Gefühlen statt.
Hilfe bei unverarbeiteten Kindheitserfahrungen
Therapeutische Angebote sind für diese Probleme weit verbreitet. Sollten Sie selber den Verdacht haben, unter einem der unangepassten Bindungsstile zu leiden, kann ihnen ein Erstgespräch mit einem Therapeuten ihres Vertrauens Auskunft über die Behandlungsmöglichkeiten geben. Eltern sind selten perfekte Menschen und so hat jeder mehr oder weniger starke Abweichungen von der optimalen autonomen Bindungseinstellung. Auch die erneute Weitergabe dieser Bindungsstile lässt sich in Kursen trainieren, um dem eigenen Kind die Art von Aufmerksamkeit zu Gute kommen zu lassen, die eine optimale Entwicklung der Beziehungsfähigkeit ermöglicht.
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