Zwangsstörungen: Welchen Zweck erfüllen sie?
Zwänge müssen nicht nur eine krankheitsbedingte Erscheinung sein. Fast jeder Mensch übt einen Zwang aus, dessen Zweck nicht immer deutlich erkennbar sein muss. Oft sind es Erfahrungen aus jungen Jahren, die den Menschen dazu bringen, einen Zwang auszuleben und aus “einfachem” Zwang Zwangsstörungen zu entwickeln.
Alltagszwänge: Von Werten und Normen
Der Mensch unterliegt Werten und Normen. Diese wurden bereits in frühen Jahren erworben und bilden im Prinzip das Fundament der Gesellschaft. Auf diesen Werten und Normen fußt dann das Verhalten. Beeinflusst werden sie zudem von den Subkulturen, der Peer-Group, Familie und anderen Faktoren. Mit jeder Generation werden die Werte und Normen verändert und überformt. Es handelt sich daher um Abwandlungen eines ursprünglichen Wertesystems. Der Zweck dieser Werte und Normen ist eindeutig: Sie sollen ein normales Zusammenleben in der Gemeinschaft ermöglich. „Der Mensch als soziales Wesen“, steht im Mittelpunkt der Betrachtung.
Der Mensch verhält sich diesen Werten und Normen entsprechend. Zeigt eine Person plötzlich ein Verhalten, das er bisher nicht gezeigt hat, dann ist immer davon auszugehen, dass seine Werte und Normen, die schon sehr früh erworben wurden, dieses Verhalten zulassen. Oft genug entstehen daraus Glaubenssätze, die zwanghaft eingehalten werden, ohne dass der Mensch weiss, was passieren wird, wenn ihnen nicht Folge geleistet wird. Die Menschen versuchen dann beispielsweise zwanghaft pünktlich zu sein oder die eigene Wohnung nahezu steril zu halten. Der Zweck muss dabei nicht immer eindeutig sein und doch ist es den Betroffenen kaum möglich, gegen diese Glaubenssätze zu verstoßen. Einzig die Umdeutung der Sätze führt schließlich zu einem neuen Verhalten, das allerdings oftmals ebenso zwanghaft ausgelebt wird.
Ursprünglich eine sinnvolle Einrichtung
Viele Zwänge erfüllen sogar einen nützlichen Zweck. Biologisch gesehen waren Zwänge ursprünglich ein Schutz vor Infektionen oder Gefährdungen. Auch heute noch versuchen viele Menschen, Gefahren durch Zwänge auszuschalten. Ein Beispiel hierfür ist, dass es Personen gibt, die beinahe zwanghaft kein Getränk anrühren, das länger als einen Tag offen auf dem Tisch steht, obwohl keine echte Gefahr davon ausgeht. Auch das Kontrollieren, ob der Herd wirklich ausgeschaltet ist, bevor eine Person das Haus verlässt, kann ein Zwang sein. Diese Alltäglichkeiten können sich dann verstärken, wenn es einen Vorfall gab, der die Gefahr bestätigte – wenn auch nur subjektiv.
Fast jeder Mensch hat kleine Ticks, die er offen auslebt. Der Zweck der kleinen Zwänge kann infrage gestellt werden, denn eine nützliche Funktion wird dadurch oft nicht erfüllt. Dennoch wippen die Menschen ständig mit dem Fuß oder fahren sich mit den Händen fortwährend durch die Haare. Werden sie daran gehindert, dann kann dadurch ein sehr unangenehmes Gefühl entstehen. Dieses Gefühl wird dann aber meistens durchaus wieder nach kurzer Zeit abgebaut, worin ebenfalls ein Unterschied zur Zwangserkrankung zu sehen ist.
Das Problem der Zwangsstörung
Eine Zwangsstörung basiert im Prinzip auf einem solchen Zweck. Bei der Störung ist der Regelmechanismus im Gehirn nicht mehr kontrollierbar. Dieser Fehler führt dazu, dass ständig eine Alarmmeldung ausgesendet wird. Es entsteht das Gefühl, dass etwas nicht so ist, wie es sein sollte. Der Betroffene reagiert darauf und führt die Handlungen aus.
Die Reaktionen sind dabei stark übersteigert. Zugleich wird im Gehirn zu wenig Serotonin gebildet. Dieser Stoff ist eine Substanz von vielen, die im Gehirn die Übertragung zwischen den Nervenzellen steuert. Hierdurch wird diese Fehlermeldung schließlich verursacht.
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