Was ist hebephrene Schizophrenie?

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Was ist hebephrene Schizophrenie?

Bei der hebephrenen Schizophrenie handelt es sich um eine besondere Form der Schizophrenie. Veränderungen werden bei dieser Krankheitsform im affektiven Bereich angesiedelt. Die Krankheit wird manchmal auch als Hebephrenie bezeichnet.

In früheren Jahren wurde die hebephrene Schizophrenie als „Läppische Verblödung“ oder „Jugendirresein“ bezeichnet. Solche Dinge werden in der heutigen Zeit natürlich als unangemessen angesehen. Später, nämlich im Jahr 1893 wurde die Krankheit Dementia praecox genannt. Zwar umfasste dieser Begriff auch die hebephrene Schizophrenie, aber weitere Krankheiten wie Dementia paranoides oder Katatonie. Im Jahre 1908 prägte Eugen Bleuler den Begriff Schizophrenie als Ersatz für die Dementia praecox.

Wie äußert sich die Hebephrenie?

In Bezug auf die Affekte äußert sich die Hebephrenie in einer abgeflachten Stimmung, die kaum Schwingungen aufzeigt. Betroffene Menschen wirken depressiv und kühl. Es kann dann aber wieder zu heiterer Stimmung kommen, die mit einem läppischen Verhalten gekoppelt ist. Patienten lachen dann laut und auffallend. Die Reaktion passt nicht zur Situation, in der sich der Betroffene befindet.

Auch Motorik und Sprache sind von der hebephrenen Schizophrenie betroffen. Auffällig ist, dass bei Erkrankten die Assoziationen unklar sind. Antworten passen oft nicht zur gestellten Frage. Diese Störung kann so weit gehen, dass der Betroffene nur Wortsalat von sich gibt, was von Außenstehenden als „wirres Zeug“ angesehen wird. Die erhöhte Unfähigkeit zu Reden schlägt sich auch im Schreiben nieder. Die Sätze wirken dann unverständlich und durcheinander ohne Bezug.

Ein Blick auf die Psychomotorik zeigt, dass Patienten eher realitätsfremd und ein wenig verwirrt, fast schon autistisch scheinen. Das Verhalten an Hebephrenie erkrankter Menschen wir oftmals als Provokation angesehen, steht aber in Zusammenhang mit dem schein-pubertären Verhalten, das die Erkrankung mit sich bringt. Der Patient selbst nimmt sein Fehlverhalten aber nicht auf. Das ist auch der Grund, warum ihm das Benehmen nicht peinlich ist.

Die Auswirkung auf Verhalten und die Persönlichkeit

Die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen nimmt durch die Erkrankung nach und nach ab. Er kann schlechter Entscheidungen treffen und zeigt keinen eigenen Willen mehr. Betroffene können im Verlauf der Krankheit nicht mehr arbeiten und verlieren jeglichen Blick an die Zukunft. Soziale Kompetenzen schwinden und Patienten sind weder zu Selbstkritik noch –reflexion fähig. Erkrankte Personen erkennen selbst nicht, dass sie eine Verhaltensänderung an den Tag legen. Das sonderbare Verhalten wird von eigenartigen Grimassen begleitet. Es gibt allerdings Betroffene, denen die Erkrankung durchaus bewusst ist. Dies hat zum Nachteil, dass dadurch Depressionen als weiteres Krankheitsbild auftreten können. Aus Verzweiflung über die Unfähigkeit etwas zu ändern, greifen manche Patienten zu Drogen oder Alkohol. Suizid kann die letzte Folge der Hebephrenie sein.

Das soziale Umfeld

An hebephrener Schizophrenie erkrankte Personen haben Schwierigkeiten Kontakte zu anderen Menschen zu knüpfen oder zu halten. Dem entsprechend ist die Fantasiewelt dieser Patienten sehr ausgeprägt. Es werden nur selten echte Freundschaften gepflegt und auch Familienkontakte sind eher schwach ausgeprägt. Da Erkrankte auf andere bizarr wirken, ist es sehr schwierig, zwischenmenschliche Kontakte aufrecht zu erhalten. Für Angehörige ist die mangelnde Fähigkeit Gefühle zu zeigen sehr belastend. Außerdem ist das Verhalten der Patienten unberechenbar.

Im Bereich der Intelligenz sind kaum Einbußen zu verzeichnen. Es gibt sogar Fälle der Hebephrenie, in denen Betroffen besondere Fähigkeiten entwickelten. Die kognitiven Fähigkeiten können allerdings im Alter und im Krankheitsverlauf abnehmen.

Krankheitsursachen im Überblick

Die hebephrene Schizophrenie ist eine schwere Erkrankung. Eine neuronale Störung der Gehirnentwicklung wird als Hauptursache angesehen. Man vermutet sogar pränatale Ursprünge. Das Risiko der Hebephrenie soll mit einem höheren Alter des Vaters zum Zeitpunkt der Zeugung zusammenhängen. Dies könnte daran liegen, dass bei älteren Männern mehr Mutationen von Spermien festzustellen sind.

Die Krankheit tritt in den meisten Fällen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren auf. Frauen erkranken tendenziell später. Man kann eine Parallele zu anderen schizophrenen Erkrankungen ziehen, wenn es um die Ursachen der Erkrankung geht. Zu Beginn wirken die Patienten schüchtern und werden als Einzelgänger angesehen. Erkannt wird die Hebephrenie oft erst später, weil das Verhalten anderen Entwicklungsstörungen zugeschrieben wird. Zunächst kommt die Erkrankung langsam und schleichend. Der Fortschritt wird dann aber zunehmend schneller.

Therapie und Prognose bei hebephrener Schizophrenie

Erkrankte Personen werden in der Regel mit Medikamenten und psychotherapeutisch behandelt. Auch Ergo- und/oder Physiotherapie kann ergänzt werden. Für viele Patienten ist eine stationäre Behandlung unerlässlich. Neuroleptika zeigen in der Regel recht gute Wirkung, wenn der Patient positiv schizophrene Symptome zeigt, während dies bei negativ schizophrenen Symptomen eher nicht der Fall ist.

Das Krankheitsbild ist chronisch und die Prognosen eher schlecht. Schübe kann es im gesamten Verlauf immer wieder geben und im Falle eines solchen Schubes kann sich der Persönlichkeitsverlust noch verstärken. Geheilt werden kann die Hebephrenie nicht, aber die Schübe können unter Umständen medikamentös eingedämmt werden.

 

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4 Kommentare
  1. GastNr.1 sagte:

    “Aus Verzweiflung über die Unfähigkeit etwas zu ändern, greifen manche Patienten zu Drogen oder Alkohol. Suizid kann die letzte Folge der Hebephrenie sein.”

    Kann ich als Betroffener (nach über 20 Jahren damit) nur unterschreiben. Drogen und Alkohol nutzen allerdings auch nichts. Bleibt wohl irgendwann nur noch der letzte Schritt.
    Es ist einfach wie festgenagelt und eingesperrt…

  2. Marita Hoffmann sagte:

    Das Problem ist die Vor- und Nachsorge bei dieser Erkrankung. Psychotherapie (lernen mit der Erkrankung zu leben,
    die Medikamente nicht absetzen, Wie erkenne ich die Erkrankung-Frühwarnsystheme)Wenn der Krankheitsschub da ist,
    eine schnelle Behandlung des Betroffenen (wenn er nicht will, braucht er nicht..), wie bei jedem Diabetiker oder Herzkranken. Nach dem langen Krankenhausaufenthalt eine Nachversorgung in einer offenen soz. ther. Einrichtung.
    Es ist leider so, das Betroffene zu lange mit der Erkrankung allein gelassen werden, und dann werden sie für lange Zeit weggesperrt. Sie sind keine Krimminellen, sie sind krank und brauchen Hilfe. Da es in Brandenburg keine entsprechenden Einrichtungen gibt, ist mein Sohn in Plau am See (320 km weg von zu Hause) untergebracht, seit 2 Jahren. Davor war er 9 Monate im Klinikum Senftenberg, und war medikamentös gut eingestellt, selbstständig. In Plau am See wurden die Medikamente abgesetzt und er ist wieder krank geworden. Ich frage mich wird er dort je wieder raus kommen?

  3. Lia sagte:

    Glaubt eine Diagnose nicht einfach.
    Mir wollte ein Arzt die Diagnose machen. Und hat meine bewiesene Krankheit nicht geglaubt. Meine Familie hat das aber nicht geglaubt. Ich war dann lange in der Neuroreha. Hatte viele Denkübungen, Physio, Logo und eine gute Struktur. Mit dem denken kam langsam das Fühlen. Jetzt glaubt das keiner mehr, mir geht es viel besser. Ich gehe bald zur Berufsvorbereitung.

    Man muss sich manchmal in den Rücken stechen lassen. Man kann nicht jede Hirnentzündung auf dem MRT sehen.

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