Selbstverletzendes Verhalten muss geschlechtsspezifisch behandelt werden

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Selbstverletzendes Verhalten muss geschlechtsspezifisch behandelt werden

Selbstverletzendes Verhalten tritt häufiger auf als man gemeinhin annimmt. Betroffene ritzen sich Wunden in die Haut, schlagen sich ins Gesicht, verbrennen oder beißen sich absichtlich. Ihre Aggressionen richten sich damit gegen sich selbst. Betroffen sind auf keinen Fall nur Mädchen. Auch Jungen verletzen sich selbst und fügen ihrem Körper zeitweise große Schmerzen zu, um einen inneren Ausgleich zu spüren. Sie wenden Gewalt gegen den eigenen Körper als Ventil an.

Selbstverletzendes Verhalten gilt noch immer als geschlechtsspezifisch weibliches Phänomen. Mit dieser Annahme räumen aktuelle Erhebungen auf. So zeigte auch die Studie der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Heidelberg bereits im Jahr 2011, dass sich knapp jeder zwölfte Junge in seinem Leben schon mehr als drei Mal absichtlich selbst verletzt hat. Mädchen verletzen sich dieser Studie zufolge doppelt so häufig. Betroffen sind allerdings gemeinhin beide Geschlechter.

Sammelstudie aus den USA belegt ähnliches

Eine aktuelle Sammelstudie zum Thema selbstverletzendes Verhalten fasste rund 120 Studien zusammen und kommt zu einem ähnlichen, aber aktuelleren Ergebnis. Der Erhebung zufolge kommen auf 15 betroffene Mädchen etwa zehn Jungen, die sich ebenfalls selbst verletzen. Die Geschlechter nähern sich demzufolge an und selbstverletzendes Verhalten ist längst nicht mehr nur weiblich codiert.

Versäumnisse in der Therapie von SSV bei Jungen

Offenbar wurden auch im Bereich der Forschung Versäumnisse in diese Richtung begangen. Mediziner geben heute zu, dass sie männliches selbstverletzendes Verhalten in der Vergangenheit vermutlich größtenteils „übersehen“ haben, weil sie schlichtweg die falschen Fragen gestellt haben. Es zeigt sich nämlich, dass zwar die Zahl der Betroffenen innerhalb der Geschlechtergrenzen angeglichen wird, aber die angewandten Methoden der Selbstverletzung auseinander gehen.

Jungen verletzen sich häufiger in Form von Schlägen, während Mädchen dazu tendieren sich zu schneiden. Eine neue Sensibilisierung für geschlechtsspezifisch selbstverletzendes Verhalten liegt daher im Interesse der Forschung. Risikoreiches Verhalten, sei es auf dem Sportplatz oder in den eigenen vier Wänden, wird bei Jungs noch immer nicht so ernst genommen wie das Schneiden der eigenen Haut bei Mädchen. Auch der zehnte Knochenbruch wird noch mit dem Interesse an sportlichen Aktivitäten begründet. Greifen Jungs dann wiederum zu sozial anerkannten weiblichen Methoden der Selbstverletzung werden sie meist als Weicheier oder unmännlich abgestempelt. Besonders andere Jugendliche zeigen dafür kein Verständnis. Auch gesellschaftlich muss eine Aufklärung stattfinden, die dieses Verhalten unterbindet.

Auch in anderen Bereichen werden Rollenklischees und Mythen bemüht. Beispielsweise gehen viele Mediziner davon aus, dass Menschen, die sich selbst verletzen, immer psychisch krank oder suizidgefährdet sind. Das Risiko für Letzteres ist bei Betroffenen sicherlich höher, aber keine Grundvoraussetzung. Betroffene versuchen auf diese Weise ihre Wut und Aggressionen zu regulieren und können teilweise auf diese Weise sogar einem Suizidversuch vorbeugen.

Forderung nach neuen Therapiemethoden wird laut

Aus all diesen Gründen fordern behandelnde Ärzte und Betroffene eine geschlechtsspezifische Behandlungsmöglichkeit. Bislang gibt es eine einzige Klinik in Deutschland, die sich speziell mit selbstverletzendem Verhalten bei Jungen auseinander setzt. Nur in Lübeck wird bereits auf die geschlechtspezifischen Mechanismen von selbstverletzendem Verhalten eingegangen. Diese variieren je nach Geschlecht deutlich und müssen daher auch unterschiedlich bearbeitet werden.

 

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