Was bewirkt der Konsum von TV-Krimisendungen beim Zuschauer?
Lange Zeit konnten Medienforscher und Psychologen keinerlei positive Effekte von Krimi- und Polizei-Serien auf ihre regelmäßigen Zuschauer feststellen. Ihr sozialer Mehrwert wurde sogar eher als negativ beschrieben, würden sie doch die Abstumpfung gegenüber Gewalt und darüber hinaus Ängste, selbst zum Opfer zu werden, schüren. Eine amerikanische Forscherin hat dieser vorgefassten Meinung nun einige neue Erkenntnisse entgegenzusetzen.
Die Studie
Das Team um Stacey Hurst von der Washington State University macht es sich zur Aufgabe, die positiven Effekte von Krimi-Serien auf ihre regelmäßigen Zuschauer aufzuspüren. Mit Erfolg, wie sich zeigen sollte. Die Forscherinnen befragten mehr als 500 Studenten zu ihren Lieblingsserien und ihrem TV-Konsum allgemein und ließen die jungen Menschen dann ihre eigene Reaktion einschätzen, sollten sie einmal im echten Leben Zeuge eines sexuellen Übergriffes werden. Das Ergebnis ist durchaus positiv. Die eingefleischten Krimi-Fans beteuerten zumindest in der Theorie weitaus häufiger Zivilcourage, als die übrigen Teilnehmer. Gleichermaßen ist ihre Alarmbereitschaft verschärft, was nötigende Situationen angeht. Ihre Vorsicht ist ausgeprägter, sodass präventive Maßnahmen möglich werden und ihre Bereitschaft konnte in Form von Messungen der Herzströmungen und dem Puls verdeutlicht werden. Ihr Körper signalisierte das Mitempfinden der Geschädigten, was von Bereitschaft zur Zivilcourage zeugt. Sollte sich der TV-Konsum also tatsächlich auf den so genannten „Bystander-Effekt“ auswirken, bei dem es darum geht, von welchen Faktoren Zivilcourage abhängt.
„Ein vielversprechendes Erziehungsmedium“
Laut Emily Garrigues Marett, ihrerseits ebenfalls Mitglied des Forscherteams um Stacey Hurst, seien Krimi-Serien im Hinblick auf die Zivilcourage bei sexuellen Übergriffen als „ein vielversprechendes Erziehungsmedium“ anzusehen. In den letzten zwei Jahrzehnten habe sich schließlich bezüglich der Thematisierung dieses Tabuthemas viel getan. Von den sechs Gewaltakten, die ein US-Krimi durchschnittlich pro Stunde in Szene setzt, stehen mittlerweile ein Zehntel in sexuellem Kontext. Helferfiguren der Serien können dem Zuschauer somit als Verhaltensvorbilder dienen und potentiell angemessene Reaktionsverläufe aufzeigen. Natürlich ist es mit dem wöchentlichen Samstag-Abend-Krimi nicht getan, jedoch ist sein positiver Effekt auf die Zivilcourage gerade von jüngeren Menschen eine erfreuliche Entwicklung. Gepaart mit weiteren Informations- und Sensibilisierungsangeboten kann so hoffentlich einer gewaltfreieren Zukunft entgegengeblickt werden.
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