Halluzinationen – Welche Arten gibt es?

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Halluzinationen – Welche Arten gibt es?

Mit diesem Artikel startet unsere dreiteilige Serie zum Thema „Halluzinationen“. Der vorliegende Text soll Sie darüber informieren, welche Arten von Halluzinationen es überhaupt gibt und wie man diese voneinander unterscheiden kann. Im nächsten Teil der Serie werden wir genauer auf die zugrundeliegenden Ursachen und Krankheitsbilder eingehen, aus denen Halluzinationen resultieren können. Der letzte Artikel wird schließlich diskutieren, welche Nach- und sogar Vorteile Halluzinationen für die Betroffenen im Alltag bringen können.

Was sind Halluzination eigentlich?

Wenn wir das Wort „Halluzination“ hören, verbinden viele Menschen damit schnell die klassische Fata Morgana oder farbenreiche LSD-Trips à la Alice im Wunderland. Auch wenn beide Beispiele tatsächlich der Kategorie Halluzinationen zugeordnet werden, gibt es noch eine Vielzahl anderer Erscheinungsformen. Doch klären wir zuerst einmal, worum es sich bei Halluzinationen überhaupt handelt und wie diese Phänomene zustande kommen.

Bei den so genannten Halluzinationen handelt es sich im Grund genommen um Sinnestäuschungen bzw. Wahrnehmungsstörungen einer oder mehrerer der fünf Sinne. Bei einer korrekten Wahrnehmungsperiode nehmen Sinnesorgane, wie das Auge oder das Ohr, Sinnesreize von außen – zum Beispiel einen Licht- oder Schallimpuls – wahr und leiten diese an das Gehirn weiter. Dort werden die Eindrücke verarbeitet und bewertet, um dann schließlich zu einem Gesamteindruck – wie einem Bild oder einer Melodie – zusammengefügt zu werden. Auf Grund verschiedenster Ursachen können die Verarbeitungsprozesse, welche in bestimmten Hirnarealen ablaufen, gestört sein.

Das Ergebnis sind Halluzinationen oder halluzinationsähnliche Phänomene. Eine Überaktivität in den betreffenden Hirnregionen führt zu einer Entstehung von nicht realen Bildern oder Verarbeitungsfehlern von tatsächlichen Reizen, die dann vom Betrachter falsch gedeutet werden. Doch dazu später mehr.

Ist jeder, der Halluzinationen hat, verrückt?

Diese Frage kann mit einem ganz klaren „Nein“ beantwortet werden! Im Gegenteil, denn jeder gesunde Mensch hat so gut wie täglich deutliche oder weniger deutliche Halluzinationen. Die stärkste und wohl jedem von uns vertraute Form der Halluzination ist der Traum. Wenn wir nachts in unseren Luftschlössern leben, ist es uns meistens schließlich nicht bewusst, dass es sich nicht um die Realität handelt. Und selbst wenn wir irgendwie „wissen“, dass wir gerade träumen, so fühlt es sich doch trotzdem täuschend echt an. Wer ist in seinem Leben schließlich noch nicht schweißgebadet aus einem Albtraum hochgeschreckt?

Doch auch solche Halluzinationen, die nicht während des Schlafes stattfinden, können durchaus unbedenklich sein und jeglichen Krankheitscharakters entbehren. Bei Übermüdung oder in der Ein- und Aufwachphase sind verschwommene Sinneseindrücke schon fast normal und Sie sollten sich nicht zu sehr davon beunruhigen lassen. Auch Trugbilder, die durch hohes Fieber oder sogar bewusst durch Meditation hervorgerufen werden können, sind nicht gefährlich. Ein letztes Phänomen, welches an dieser Stelle noch erwähnt werden soll, sind Halluzinationen in akuten Trauerphasen. Wenn es Ihnen also passiert, dass Sie nach Verlust eines geliebten Menschen plötzlich irgendwo seine Stimme hören, hat Ihnen Ihre Psyche einen Streich gespielt. Doch fürchten Sie sich nicht. Diese Erscheinungen sind völlig normal und können in der Trauerarbeit immer wieder auftreten. Kein Grund zur Panik.

Echt Halluzinationen

Kommen wir nun also zu den „echten“ Halluzinationen, welche durchaus pathologischen Charakter haben können. Wie oben bereits erwähnt, betreffen diese einen oder mehrere der fünf Wahrnehmungssinne und sollen im Folgenden nach den betreffenden Sinnesorganen unterteilt werden.

Akustische Halluzinationen

Akustische Halluzinationen sind dadurch gekennzeichnet, dass der Betroffene Dinge hört, die nicht real sind. Dabei unterscheidet man noch einmal in so genannte Phoneme und Akoasmen. Bei den Phonemen handelt es sich um Stimmen, Geflüster, Laute, Worte oder Sätze, die der Betroffene innerhalb oder außerhalb seines Kopfes wahrnimmt. Die Stimmen sprechen meist über intime Inhalte und können Handlungen oder Gedanken des Betroffenen kommentieren. Meist unterbrechen die als „nicht eigen“ empfundenen Stimmen den eigentlichen Gedankenstrom. Besonders quälend werden Phoneme von Betroffenen erlebt, wenn sich ein so genannter „Erklärungswahn“ einstellt. Hierbei versucht der Halluzinierende einen größeren Sinn hinter den Stimmen zu finden, wie etwa einen Gott oder Teufel. Etwas seltener sind die oben erwähnten Akoasmen. Hier hört der Betroffene diffuse Geräusche wie Tierstimmen, Glockenläuten oder ein Rauschen. Diese Form der Halluzination sollte allerdings sorgfältig gegen einen Tinnitus abgegrenzt werden.

Optische Halluzinationen

Optische Halluzinationen betreffen jene Phänomene, die auch als Trugbilder beschrieben werden können. Sie werden noch einmal unterteilt in Photome, Visionen und andere kurzweilige szenenhafte Abläufe. Die “unspektakulärsten” optischen Halluzinationen sind die Photome. Hierbei handelt es sich lediglich um fälschlich wahrgenommene Flecken, Lichtblitze, Funken oder Farben innerhalb des Gesichtsfeldes. Auch mehr oder weniger diffuse Gestalten können wahr genommen werden. Weitaus detailreicher und eindrucksvoller sind sogenannte Visionen. Sie haben meist einen allegorischen oder religiösen Charakter und bilden ganz ausgestaltete Szenen ab, die entweder statisch oder sogar bewegt sein können. Als letztes seien unter dieser Kategorie der Halluzinationen noch Phänomene wie die aus dem Kontext heraus benannten „Kokaintierchen“ zu nennen. Hierbei sehen Betroffene – oft unter Einfluss von Drogen – auf oder unter der Haut kleine Tierchen, wie Käfer oder Würmer.

Olfaktorische Halluzinationen

Der bei olfaktorischen Halluzinationen betroffene Wahrnehmungssinn ist der Geruchssinn. Betroffene nehmen meist unangenehme und übel stinkenden Gerüche war, die entweder diffus oder aus bestimmten Gegenständen auftreten können. Da eine Wirklichkeitsüberprüfung ohne Hilfe hier meist nicht möglich ist, werden diese Halluzinationen meist als sehr quälend empfunden.

Gustatorische Halluzinationen

Diese Form der Wahrnehmungsstörungen beziehen sich auf den Geschmackssinn. Gustatorische Halluzinationen treten häufig in Verbindung mit olfaktorischen Halluzinationen auf und haben meist die selbe unangenehme Färbung. Die Betroffenen leiden meist sehr darunter und können unter Umständen sogar mit einer Art Verfolgungs- oder Vergiftungswahn und einer daraus resultierenden Nahrungsverweigerung reagieren.

Taktile Halluzinationen

Die taktilen Halluzinationen bilden eine sehr komplexe Gruppe der Wahrnehmungsstörungen und werden in fünf weitere Kategorien unterteilt. Namentlich kann es sich um haptische, thermische oder hygrische Halluzinationen oder um einen Dermatozoen- oder Enterozoenwahn handeln. Während sich haptische Halluzinationen auf Missempfindungen des Tastsinns wie Kribbeln, Brennen oder Berührungsempfindungen beziehen, werden bei thermischen Fehlwahrnehmungen warm/kalt-Impulse und bei hygrischen Halluzinationen feuchte Empfindungen auf der Haut wahrgenommen, die nicht real sind. Weitaus furchteinflößender sind der Dermatozoen- bzw. Enterozoenwahn, bei denen der Betroffene kleine Tiere wie Käfer oder Würmer unter der Hautoberfläche bzw. innerhalb der inneren Organe wahrzunehmen meint.

Vestibuläre Halluzinationen

Bei dieser Form der Halluzination handelt es sich um Missempfindungen des Gleichgewichtssinns, bei dem der Betroffene das Gefühl haben kann, zu fallen, schwanken, schweben oder ähnliches.

Leibeshalluzinationen 

Die Leibeshalluzinationen sind wohl die schwerste und auch quälendste Form der Trugwahrnehmungen. Betroffene finden für die grotesken Empfindungen oft keine Worte und werden regelrecht von ihnen verzehrt. Die Missempfindungen können sich auf das Körperinnere beziehen, wobei es sich um verwesende Organe, verkohlende Gliedmaßen oder sich verflüssigende Gehirnmasse handeln kann. Diese Wahnvorstellungen können quasi jeden Charakter annehmen und werden explizit als von außen gemacht empfunden. Auch sexuell gefärbte Manipulationen können halluziniert werden. Bizarre Körperentstellungen, wie das scheinbare Schrumpfen oder Wachsen von Körperteilen, machen den Betroffenen oft zusätzlich Angst. Dieses Krankheitsbild muss und sollte jedoch von einem Mediziner genau von dem der Hypochondrie abgegrenzt werden.

Unechte Halluzinationen

Es gibt neben den „echten“ Halluzinationen auch eine eine Reihe von halluzinationsähnlichen Phänomenen, die hier unter der Sparte der „unechten“ Halluzinationen kurz Erwähnung finden sollen. Sie sollen nun in den folgen Abschnitten der Vollständigkeit halber in ein paar kurzen Sätzen erläutert werden.

Physiologische Halluzinationen

Physiologische Halluzinationen werden vor allem bei Narkolepsie-Patienten beobachtet und beziehen sich auf die am Anfang dieses Artikels bereits erwähnten Phänomene während des Einschlafens bzw. Aufwachens. In der Fachsprache werden sie auch hypnagoge bzw. hypnopompe Halluzinationen gennant.

Pseudo-Halluzinationen

Pseudo-Halluzinationen liegt zwar der selbe Verarbeitungsfehler im Gehirn zu Grunde, wie echten Halluzinationen, jedoch werden sie vom Betroffenen sofort als Trugbild erkannt. Sie haben also keinerlei Wirklichkeitscharakter und rufen somit auch keinen so hohen Leidensdruck hervor wie echte Halluzinationen.

Illusionäre Verkennungen

Noch ein Stück weiter von den echten Halluzinationen entfernt als die Pseudo-Halluzinationen sind so genannte illusionäre Verkennungen. Hierbei nimmt der Betroffene zwar etwas wahr – wie zum Beispiel einen Mantel am Kleiderhaken – deutet dieses Wahrnehmungsobjekt jedoch völlig falsch – zum Beispiel als Einbrecher.

Wahnwahrnehmungen 

Den Wahnwahrnehmungen wiederum liegt ein völlig anderer Mechanismus im Gehirn zu Grunde. Der Betroffene nimmt hier reale Sinneseindrücke wahr und verarbeitet diese auch richtiggehend. Der Fehler schleicht sich erst in der Bewertung bzw. Bedeutungszuschreibung ein, bei der der meist an Schizophrenie Erkrankte jede Begebenheit auf die eigene Person bezieht. Es kann sich dabei um vermeintlich versteckte Botschaften in Werbeplakaten oder auch einfach nur Blicke von Passanten handeln. Was dieser erste Artikel zeigen will, ist die Vielfältigkeit des Spektrums der Halluzinationen und dessen Relevanz für den Menschen im Allgemeinen.

 

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1 Kommentar
  1. Thomas Strauß sagte:

    Die Sinneseindrücke wie Hören, Sehen usw. regen auch die Phantasie an. Geräusche können umgedeutet werden. Wobei sicher auch der Wunsch der Vater des Gedankens – was verbirgt sich hinter den Geräuschen? – Urheber ist. Das ist einem nicht immer bewußt. So können aus Geräuschen technischer Natur Murmeln, Schlürfen, Seufzen usw. abgeleitet werden. Diese wiederum können bekannten oder unbekannten Personen zugeordnet werden. Ein gesunder Mensch kann in der Regel seine Phantasie von der Realität trennen. In extremen Situationen wie starken Schlafstörungen treten Halluzinationen eher auf. Letztendlich sind diese auch Äußerungen des eigenen Unterbewußtseins. Was sonst noch dahinter stecken kann, da gehen die Meinungen auseinander. Man denke an die Geisterjäger, die von sich behaupten, Kontakt zu Geistern zu haben. Man sollte die Leute nicht gleich als Verrückte abtun, denn es sind ja nicht alle Menschen gleich.

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