Boston: Wer wird warum zum Attentäter?

Boston: Wer wird warum zu Attentäter

Veranlasst durch die gehäuften Terrormeldungen der letzten Jahre und auch die Ereignisse beim Boston-Marathon in diesem Jahr haben Forscher nun die Ergebnisse ihrer Studien zum Thema „Wer wird warum zum Attentäter“ veröffentlicht. Die Untersuchungsergebnisse sind überraschend und rechnen rigoros mit so ziemlich jedem Vorurteil der westlichen Medien ab, welche zu den Gotteskriegern des Dschihads kursieren.

Studie von Marc Sageman

Der amerikanische Terrorismusforscher und Psychiater Marc Sageman untersuchte hunderte Biografien von islamistische Terroristen, die mit den Anschlägen auf das World Trade Center vom 11. September in Verbindung standen. Er suchte nach Gemeinsamkeiten und einer Quintessenz, die den „typischen Attentäter“ charakterisieren würde. Leider vergebens. Sagemans Analysen ergaben, dass die Dschihad-Kämpfer „neither bad nor mad“ waren. Sie waren in der Regel weder vorbestraft, noch traumatisiert oder psychotisch. Sie stammten aus liebevollen und schwach religiösen Familien der Mittel- oder Oberschicht und mehr als 60% von ihnen hatten sogar eine College-Ausbildung genossen.

Die einzige Quintessenz, die der Forscher finden konnte, war die Erkenntnis, dass nicht die individuellen Eigenschaften, sondern die Lebensumstände zum Zeitpunkt des Dschihad-Beitritts entscheidend zu sein schienen. An diesem Punkt setze nun der Antropologe Scott Atran mit seiner Studie an.

Studie von Scott Atran

Atran suchte den direkten Kontakt zu jungen Terroristen in Krisengebieten wie dem Gazastreifen, Pakistan, Marokko und auf Sulawesi in Indonesien. Er fragte nach den Lebensumständen, die die meist noch jungen Männer dazu bewegt hatten, dem Heiligen Krieg beizutreten. Schnell zeichnete sich eine klar Linie ab. Die meisten jungen Muslime, welche dem Dschihad beitreten, befinden sich zu diesem Zeitpunkt in einer Umbruchsituation ihres Lebens und auf der Suche nach etwas. Dabei kann es sich beispielsweise um Immigranten oder Studenten handeln, die auf der Suche nach einer sozialen Identität sind. Mit 70% leben die Mehrzahl der Terroristen zum Zeitpunkt ihrer Entscheidung im Ausland und empfinden sich nicht selten als Mitglieder von politischen, sozialen oder ökonomischen Randgruppen. Die einfache Botschaft des Dschihad, nachdem jeder dabei helfen kann, den Unterdrücker „großer böser Westen“ zu beseitigen und somit den Islam zu befreien, kommt bei den meist unterbeschäftigten und überqualifizierten jungen Männern gut an. Sie finden in diesem Gedankengut nicht nur Sinn, Wertschätzung und Kameradschaft, sondern auch Macht, Ruhm und Nervenkitzel.

Der religiöse Aspekt rückt beim Dschihad wider Erwarten eher in den Hintergrund. Die tatsächlichen Terroristen sind meist nicht streng religiös erzogen worden, sondern wurden in ihren frühen Zwanzigern „wiedergeboren“ und sind relativ schlecht über ihren Glauben aufgeklärt. Streng gläubige Muslime hingegen sind dem Dschihad gegenüber eher negativ eingestellt. Auch wenn die Vertreter des Dschihad dieses Bild nach außen zu wahren suchen, so geht es beim Terrorismus weniger um den Koran selbst als um eine globale Jugendbewegung. Diese Bewegung macht sich lediglich den Lockspruch zu nütze, angeblich wieder zum authentischen Glauben der Vorfahren zurückkehren zu wollen.

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