Flugangst – Ryanair Vorfälle als Auslöser?
Ryanair musste dieser Tage vier Notlandungen absolvieren. Flugangst findet aufgrund solcher Vorfälle einen guten Nährboden. Ryanair verursachte nach Angaben der Zeitung „Welt“ in der nahen Vergangenheit rund 1.200 verbriefte Beschwerden. Diese begünstigen ebenfalls Flugangst. Dennoch: Nicht nur die Vorfälle bei Ryanair verursachen Aviophobie.
Die Auslöser
Nur knapp 23 Prozent der von Flugangst Betroffenen geben als Grund für ihre Flugangst Vorfälle wie sie bei Ryanair vorkamen, an. Turbulenzen oder Notlandungen sind allerdings nur ein Bruchteil der auslösenden Gründe für Fluangst. Mehr als 65 Prozent aller Betroffenen berichten, dass sie einmal oder mehrmals flogen und die Flugangst danach auftrat. Das Eintreten war unabhängig von einem Ereignis und für die Betroffenen vollkommen unerwartet. Rund neun Prozent haben noch nie einen Flug absolviert. Bei ihnen entwickelte sich die Angst vor dem Unbekannten.
Das bedeutet, dass sie grundsätzlich keine Angst vor dem Fliegen haben, sondern vielmehr vor dem ersten Flug. Gerade durch die Medien wird die Flugangst ebenfalls geschürt. Hier greift ein Denkfehler, der bei den meisten Menschen vorhanden ist. Stürzt ein Flugzeug ab oder muss notlanden – wie dies bei Ryanair der Fall ist -, dann wird dies in den Medien anhand von Bildern, die Angsterfüllte Menschen zeigen, verdeutlicht.
Der Mensch liest dabei keine widersprechenden Angaben zur Flugsicherheit, sodass der Absturz oder die Notlandung im Mittelpunkt des Interesses steht. Diese Meldungen verankern sich im Gedächtnis und beeinflussen anschließend unterbewusst. Im Ergebnis entsteht durch Meldungen, wie der außerplanmäßigen Landungen von Ryanair, Flugangst. Allerdings ist diese Sichtweise nicht rational. Wird das Ereignis in der Gesamtheit betrachtet, dann ist der Anteil an abstürzenden Flugzeugen oder Notlandungen verschwindend gering. Auch die Häufung von Flugunfällen innerhalb weniger Wochen sollte nicht als Richtwert eingestuft werden. Meistens ging solchen Vorfällen eine lange Zeit voraus, in denen keine Probleme auftraten. Daher wird in diesem Zusammenhang nur eine statistische Wahrscheinlichkeit erfüllt. Dennoch können diese Nachrichten dann zu einer ausgeprägten Flugangst führen, da gerade die negativen Details in den Vordergrund der Berichterstattung rücken.
Was ist die Flugangst?
Grundsätzlich ist die Flugangst oder auch Aviophobie genannt, nicht als eigenständige Angsterkrankung zu sehen. Sie leitet sich von weiteren Ängsten ab, die im direkten Zusammenhang mit dem Flug stehen. Rund 15 Prozent der Deutschen leiden unter Flugangst. Ein Fünftel der Personen fühlt sich nicht wohl, wenn sie in einem Flugzeug sitzen. Von den Betroffenen haben mehr als 35 Prozent Angst vor dem Kontrollverlust und 13 Prozent klagen über Höhenangst. Rund 34 Prozent haben Angst vor einem Absturz der Maschine. Damit verlagern sich die Gründe nicht auf das eigentliche Fliegen, sondern vielmehr auf die Begleitumstände, die mit dem Fliegen einhergehen.
Flugangst setzt sich daher aus vielen verschiedenen Ängsten zusammen, sodass ein einziger Auslöser oder eine einzige Ursache nicht ausgemacht werden kann. Dass die Medien Einfluss auf die Bildung von Ängsten haben, ist erwiesen und zeigt sich in diesem Beispiel erneut.
Wie bei allen Phobien, weiß die Mehrheit der Betroffenen, dass ihre Angst unbegründet ist. Rund 78 Prozent geben an, dass sie durchaus wissen, dass die Angst nicht rational begründet werden kann. Ein großer Anteil weiß sogar, dass alltägliche Situationen wie Autofahren weit gefährlicher sind, als der Flug in einem Flugzeug. Interessant ist dabei auch, dass die Flugangst bei Frauen und Männern nicht zum gleichen Zeitpunkt auftritt. Frauen entwickeln direkt nach dem ersten Flug Angst. Die Flugangst bricht hingegen bei der Mehrzahl der Männer erst nach einigen Flügen aus, auch wenn diese komplikationslos verliefen. Aus welchem Grund dieser Umstand besteht, konnte bisher nicht zweifelsfrei bestimmt werden.
Therapie der Aviophobie
Wie bei allen Phobien kann auch die Flugangst therapiert werden. In vielen Fällen verschwindet die Angst nicht vollständig, wird allerdings beherrschbar und äußert sich dann nur noch in einem Unwohlsein. Das Mittel der Wahl ist hierbei die Konfrontationstherapie, die auch von vielen Airlines angeboten wird. Hierbei werden die Betroffenen direkt mit dem Angstobjekt konfrontiert. In diesem Zusammenhang wird das Fliegen vertraut gemacht, denn man bedenke, dass bis vor einigen Jahren Flugreisen so teuer waren, dass sich die wenigstens Menschen dieses Transportmittel leisten konnten. Die Nutzung von Autos oder Bahnen ist weitaus vertrauter.
Ein Verfahren der Universität Würzburg basiert dabei auf einer virtuellen Realität. Die Betroffenen werden in dieser Realität mit ihrer Flugangst konfrontiert und lernen mit Hilfe eines Therapeuten die Ängste zu kontrollieren und abzubauen. Weiter verbreitet ist allerdings die Konfrontationstherapie in Flugangstseminaren. Die Betroffenen lernen, die Angst zu beherrschen. Häufig werden sie auch in einem Flugzeug geschult, das auf dem Boden befindlich ist. Um eine gute Wirkung zu erzielen, müssen die Betroffenen sich nicht nur mit der Angst auseinandersetzen, sondern auch mit der Technik der Flugzeuge. Das Wissen um die Funktion macht das Flugzeug vertraut, sodass die Angst gemildert wird. Durch die psychologische Komponente wird dann die restliche Angst beherrschbar und ist rückläufig. Am Ende der Seminare steht meistens auch ein realer Flug. Allerdings darf der Psychologe beim Abschlussflug nicht teilnehmen. Der Betroffene ist nun auf sich allein gestellt. Die Gründe hierfür sind allerdings noch nicht ausreichend erforscht.
Obwohl diese Tatsache bekannt ist, werden Abschlussflüge mit Psychologen allerdings noch immer von verschiedenen Fluggesellschaften durchgeführt. Daher ist es notwendig, sich darüber bereits im Vorfeld des Seminars zu informieren. Die Erfolgsquote bei Flugangsttherapien ist hoch. Zwischen 70 und 95 Prozent können von ihrer Angst befreit werden.
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