Das Kanzler-TV-Duell

Das große Kanzler-TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück (SPD) – zwei Kandidaten, vier Moderatoren, 90 Minuten Sendezeit und knapp 18 Millionen Zuschauer. Die Sendung wurde gleichzeitig auf fünf Kanälen übertragen. Wie Boris Becker auf Twitter fragte, so beschäftigen sich seitdem zahlreiche Menschen mit der Frage: „Wer hat gewonnen???“.

Medien im Wahlkampf – Bewertung des Duells

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Beide? Keiner? Der Kommunikationsexperte Dr. Werner Dieball und ein großer Teil der Medien sind sich einig: ein kleiner Punktsieg für Peer Steinbrück. Die ARD sieht ebenfalls den Herausforderer vorne, das ZDF die Kanzlerin. Da sind letztere einer Meinung mit der CDU. Die Umfragen sprechen allerdings für sich. In der zweiten Halbzeit ging Steinbrück in Führung und gewann knapp.

Deutlich war sein Vorsprung bei den Vielumworbenen, also den unentschlossenen Wählern. Von der ARD wurden nach der Sendung 1058 Personen befragt. “Insgesamt glaubwürdiger” nannten 49 Prozent Peer Steinbrück, 44 Prozent gaben dieses Votum für Angela Merkel ab.

Die Diskussion war insgesamt arm an Gesten. Beide Kandidaten bedienten sich teilweise der Faust, um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren. Aber die von vielen erwartete “Merkel-Raute”, die die Kanzlerin immer dann mit ihren Händen formt, wenn sie sich gesteigert konzentriert, blieb aus bzw. wurde nicht gezeigt.

Wie beurteilt die Twitter-Gemeine das TV-Duell?

Phasenweise gab es mehr als 2250 Tweets pro Minute während des TV-Duells. Unglaubliche 173.000 Tweets begleiteten die Sendung von 20:30 – 22:00 Uhr und das war erst der Anfang. Auf #tvduell kann man minütlich neue Beiträge lesen. Während der Sendung gab es Spitzen bei Merkels Stellungnahme zum Rettungspaket für Griechenland, bei ihrer Motivation zur Wiederwahl und ihrem Abschluss-Statement.

Seit Anfang März 2013 treibt übrigens „Grumpy Merkel“ auf Twitter ihr Unwesen. Sie beschimpft Politiker, widerspricht ihrem Regierungssprecher und hasst den Papst. Über den Account des mies gelaunten Doubles der Regierungschefin gingen über den Abend auch zahlreiche, lesenswerte Tweets raus. Die meist diskutierten Themen auf Twitter beim #TVDuell waren Netzpolitik, Arbeit und Soziales, Außenpolitik und Wirtschaft und Finanzen. Direkt danach kam die schwarz-rot-goldene Kette der Kanzlerin. Unter #schlandkette wurde heftig diskutiert. Am Ende der Sendung hatte die Kette bereits 4000 Follower.

Welche Themen wurden besprochen?

Die Kanzlerin und ihr Herausforderer tauschten brav und sachlich Argumente aus. Auf persönliche Angriffe wurde weitestgehend verzichtet. Sie mussten sich den Fragen der vier Moderatoren zu folgenden Themen gefallen lassen: die Rettungspakete für Griechenland, die Finanzkrise, Fragen zur Rente mit 67, zum flächendeckenden Mindestlohn, zur Energiewende, zum Gesundheitswesen, zur Ausspähaffäre durch die NSA bis hin zum möglichen Kriegseinsatz gegen Syrien. Hier gab es ein gemeinsames „NEIN“.

Von Steinbrück in Sachen Maut beharrlich zur Antwort gedrängt, meinte Merkel: „Mit mir wird es keine Maut geben“. Damit ging sie auf Konfrontationskurs zur Schwesterpartei CSU und ihrem Vorsitzenden Horst Seehofer.

Wie beeinflusst die Wähler dieses Duell?

Immerhin 18 Millionen Zuschauer haben das Kanzlerduell im Fernsehen gesehen, viele werden darüber lesen und einige sich auch sicher noch die Aufzeichnungen in den Mediatheken ansehen. Für viele davon wird es in diesem Wahlkampf der Eindruck gewesen sein, den sie mit zur Wahl am 22. September 2013 nehmen. Infratest veröffentlichte am Tag nach dem TV-Duell folgende Zahlen: Für 47% der von ihnen Befragten wird das Kanzler-TV-Duell keine Auswirkungen auf ihre Wahlentscheidung haben. 41% sprechen davon, dass es ihre Wahlentscheidung bestärkt hat und bei 10% hat es die Wahlentscheidung verändert. Welche Rollen den Medien im Wahlkampf für die Bundestagswahl am 22.September 2013 zukommt, dürfte damit deutlich werden.