Wie wirkt sich gegenseitige Sympathie von Lehrer und Schüler auf den Unterricht aus?

In einer Langzeitstudie haben Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik die Synchronisierung der Gehirne von Schülern untersucht.

Gegenseitige Sympathie steigert auch die soziale Dynamik

Für den Lernerfolg von Schülern spielt nicht nur das Engagement in der Klassengemeinschaft eine Rolle, sondern auch die soziale Dynamik. Die Wissenschaftler haben nun gemeinsam mit der Universität New York und der Universität Florida Untersuchungen mit einer neuartigen Methodik durchgeführt, in wie weit sich gegenseitige Sympathien und das Interesse am Unterricht im Gehirn der Schüler sichtbar machen lassen.

Für die Studie wurden mobile EEG-Aufzeichnungsgeräte eingesetzt. Außerdem konnten die Wissenschaftler die Schüler über einen längeren Zeitraum begleiten, in bisherigen Standardversuchen funktionierte das nicht. Die Schüler und Lehrer konnten ein ganzes Jahr lang während des Biologie-Unterrichts begleitet werden. Außerdem sammelten die Forscher Informationen darüber wie sehr die Schüler die Mitschüler und Lehrer mochten, und ob ihnen die Gruppenaktivitäten zusagten.

Mit Hilfe der Hirnströme konnten die Wissenschaftler also feststellen, ob den Schülern der Unterricht gefällt oder nicht. Dabei war ein positiver Zusammenhang zwischen der Unterrichtsbewertung der einzelnen Schüler und deren Synchronizität des Gehirns mit den anderen Schülern als Gruppe festzustellen. Anders ausgedrückt: Je stärker die Gehirnaktivitäten der Schüler übereinstimmten, desto eher gab es auch positive Bewertungen für den Unterricht. Außerdem beurteilten sie den Lehrer eher positiv, umso größer die Synchronizität der Schüler war.

Persönliche Interaktionen vor einer gemeinsamen Erfahrung sind von großer Bedeutung

Nun gingen die Wissenschaftler auch der Frage nach, ob die Synchronisierung der Gehirne der Schüler auch Rückschlüsse auf  die Sympathie untereinander zuließen. Dabei war festzustellen, dass die Synchronizität größer ausfiel, wenn die Schüler sich näher standen. Das war aber nur dann der Fall, wenn die Schüler direkt vor dem Unterricht miteinander zu tun hatten. Das Ergebnis zeigt, dass die persönliche Interaktion vor einer gemeinsamen Erfahrung von großer Bedeutung ist. Das gilt auch, wenn in der Situation selbst kein direkter Kontakt bestand.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Synchronisierung von Gehirn zu Gehirn durch geteilte Aufmerksamkeit gefördert wird. Diese neue methodische Herangehensweise ermöglicht daher einen neuen Ansatz zur Feststellung diverser Faktoren, die die dynamische und soziale Interaktion sowie den Zusammenhalt der Gruppe beeinflussen, gerade auch außerhalb eines Labors. In vergangenen Untersuchungen konnten lediglich Einzelpersonen und einzelne Interaktionen in einem streng kontrollierten Labor-Umfeld ermittelt werden.