Der Griff zur Kaffeetassse – wenn Gewohnheit zur Sucht wird

Der Griff zur Kaffeetassse – wenn Gewohnheit zur Sucht wird

Menschen neigen zu lieben Gewohnheiten wie die tägliche Tasse Kaffee oder der Zigarettenpause. Mit diesen Gewohnheiten und dem Thema Sucht hat sich die Neurowissenschaft befasst.

Aber wann wird aus einer Gewohnheit eine Sucht?

Wann aus Gewohnheit Sucht wird, dieser Frage gehen die Wissenschaftler bereits seit Jahrzehnten nach und kann nun einige Puzzleteile zusammensetzen. Im Gehirn befinden sich die Basalganglien, die als Kommandozentrale entscheidet, was wir als nächstes tun. Bei zielgerichteten bewussten Handlungen wirken die Basalganglien als Verstärker. Plant der Kortex nun eine Handlung schickt das Gehirn die Informationen an die Basalganglien über zwei parallele Pfade, einen direkten (Verstärker) und einen indirekten (Hemmend). Somit verfügen wir in den Basalganglien über die beiden Netzwerke „Los geht’s“ und „Nein, lieber nicht“. Die Handlung erfolgt dann nur bei „Los geht’s“.

Unsere regelmäßigen Gewohnheiten hinterlassen Spuren im Gehirn. In einem Experiment mit Mäusen mussten die Tiere einen Hebel drücken, um Futter zu bekommen. Nach sechs Tagen stand das Futter aber frei zur Verfügung. Das macht den Hebel uninteressant. Dennoch drückten einige Tiere weiterhin den Hebel, es war zur Gewohnheit geworden. Im Anschluss wurden die Basalganglien untersucht. Die Gehirne der toten Tiere wurden mit elektrischen Impulsen stimuliert und die Aktivitäten mit Hilfe des Fluoreszenzmikroskops sichtbar gemacht. Im Ergebnis zeigte sich, dass bei einer starken Gewohnheit die Neurone auf dem direkten Pfad schneller reagierten. Der zeitliche Vorsprung ist dabei offenbar die Basis für starke Gewohnheiten.

Wenn wir morgens zur Tasse Kaffee greifen, hat das das Gehirn bereits verinnerlicht und die Handlung läuft quasi automatisch ab. Mit Blick auf das Experiment mit den Mäusen ergeben sich Fragen. Wo liegt der Unterschied des Griffs zur Kaffeetasse zum Griff zur Zigarette?

Wie unterscheiden sich neurologisch Suchthandlungen von Gewohnheiten?

Wenn das Gehirn eine unerwartete Belohnung erhält, schüttet das Gehirn den Neurotransmitter Dopamin aus. Ein erhöhter Spiegel an Dopamin aktiviert dabei den direkten Pfad im Gehirn. Das Dopamin-Signal des Belohnungssystems beeinflusst dabei die Basalganglien bei aktuellen Handlungen. So entscheidet sich, ob eine Handlung nochmals ausgeführt wird oder nicht. Und damit entscheidet sich, ob eine Handlung zur Gewohnheit oder zur Sucht wird, oder nicht.

Irgendwann gewöhnt sich das Gehirn an die Belohnung und das Dopaminsignal bleibt aus. In diesem Fall bleibt es bei der Gewohnheit. Drogen überfluten das Belohnungssystems mit Dopamin für einige Minuten bei Zigaretten oder für einige Stunden bei Kokain oder Heroin. Das Dopamin wird auch ohne echte Belohnung ausgeschüttet. Und dann sprechen wir von einer Sucht.

Eine Sucht ist im Grunde eine erlernte Erkrankung, denn das Lernsystem funktioniert zu gut. Bei einer Sucht lernen die Menschen mehr, nicht nur, die Droge selbst als Belohnung zu empfinden. Auch der Kontext spielte dabei eine Rolle. Experimente mit abhängigen Soldaten im Vietnamkrieg zeigte in den 1970er Jahren, dass die Soldaten zurück zu Hause eher von der Sucht loskamen als Kameraden, die in der Umgebung blieben, in der sie süchtig geworden waren. Das Belohnungssystem erwartet die Belohnung, einen Stimulus. Wenn das ausbleibt, wird das Belohnungssystem gehemmt. Bei Gewohnheiten wird dies einfach abgelegt. Bei einer Sucht ist das Signal so stark, dass die Gier nach der Droge die Überhand gewinnt.

Beim Kaffeetrinken sprechen wir von einer Gewohnheit. Wenn wir auf den Kaffee verzichten, merken wir das zwar, aber es hat keinen Einfluss auf das Belohnungssystem. Für andere Menschen steht das Kaffeetrinken im Zusammenhang mit einer Zigarette. Raucher in einem Kaffee greifen also zur Zigarette. Und bei jeder Zigarette verstärkt sich der Los-geht’s-Pfad der Basalganglien.

 

 

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