ADHS: Immer weniger Ritalin
Viele Jahre lang wurden nahezu jedem verhaltensauffälligen Kind ohne zu zögern ADHS-Medikamente verschrieben. Doch dieser Trend scheint nach und nach zurückzugehen. Schon das zweite Jahr in Folge wurden in Deutschland nun weniger Medikamente dieser Art verschrieben. Dazu zählt insbesondere der Gebrauch von Methylphenidat, das in der Öffentlichkeit eher als Ritalin bezeichnet wird.
Dessen Einnahme ging im letzten Jahr um fünf Prozent zurück, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) in Bonn bekannt gab. Detailliert betrachtet, betrugen die verordneten Massen an Ritalin 2014 1716 Kilogramm, während es im Jahr 2013 noch 1803 Kilogramm waren. Eingesetzt wird Methylphenidat in erster Linie zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung, auch ADHS genannt.
Beschränkungen sorgen für Trendwende
Diese zurückgehenden Zahlen wurden bereits 2013 beobachtet. Damals ging der Verbrauch von Methylphenidat das erste Mal nach über 20 Jahren leicht zurück. Im Gegensatz dazu zeigten die Zahlen für die zehn Jahre davor, dass sich die Verordnung von Methylphenidat in Deutschland sogar verdreifacht hatte. Der Präsident des Bfarms, Karl Broich, sieht in den vor einigen Jahren beschlossenen Beschränkungen in Bezug auf die Verschreibung von Medikamenten zur Behandlung von ADHS den Grund für den zunehmenden Rückgang.
Ausgehend vom gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) von Ärzten, Kliniken und Kassen wurde der maßlosen Verordnung von ADHS-Mitteln ein Riegel vorgeschoben. Mittlerweile gibt es strenge Vorschriften und Vorgaben für Ärzte bei der Verschreibung von Ritalin. Darüber hinaus müssen Ärzte sehr gut einschätzen können, was der Patient braucht – eine gezielte Therapie muss individuell gestaltet werden. Aber gleichzeitig tut es keinem Patienten gut, wenn Ärzte eine unkritische Überversorgung durchführen, gibt Broich zu Bedenken.
Kein unbedenkliches Medikament
Viele ADHS-Medikamente wie Ritalin sind seit langem umstritten. Dafür sorgen vor allem die zahlreichen möglichen Nebenwirkungen, zu denen beispielsweise Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Angstzustände und Wachstumsstörungen gehören. In der Kritik steht schon länger, dass Ärzte zu oft ADHS diagnostizieren – auch wenn es sich beispielsweise nur um ein früh eingeschultes Kind handelt, das noch nicht reif genug für den Unterricht ist. Im Anschluss an diese Diagnose werden zudem zu häufig Medikamente verschrieben und keine alternativen Behandlungsmöglichkeiten ausprobiert.
ADHS eine häufige psychische Störung
Bei Kindern und Jugendlichen ist ADHS die am häufigsten auftretende psychische Störung. Diese kann sogar bis ins Erwachsenenalter weiter bestehen. In Deutschland gibt es mehr als 250.000 Kinder und Jugendliche mit der Diagnose ADHS. Bei den Zahlen fällt auf, dass Jungen diese Diagnose drei- bis viermal erhalten häufiger als Mädchen. Bei Kindern mit ADHS können verschiedene Symptome beobachtet werden: Dazu gehören weniger Ausdauer, leichte Ablenkbarkeit, stark ausgeprägter Bewegungsdrang. Darüber hinaus zeigen sie oft ein impulsives und unüberlegtes Verhalten und eine emotionale Instabilität. Worin genau die Ursachen für die Störungen liegen, ist bisher noch kaum bekannt. Behandelt wird ADHS entweder mit Medikamenten oder Verhaltenstherapien. Zu den Therapien zählt auch das Neurofeedback. Hierbei sollen Patienten am Computer lernen, wie sie sich besser konzentrieren und entspannen können. Mittlerweile kann auch der immer stärkere Einsatz von ADHS-Medikamenten fernab einer Behandlung der psychischen Störung festgestellt werden: Viele gesunde Teenager und Erwachsene nutzen die Mittel als eine Art Hirndoping zur Leistungssteigerung und besseren und längeren Konzentration.
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