Poriomanie

Unter der Bezeichnung Poriomanie versteht man eine Impulskontrollstörung. Diese äußert sich durch zwanghaftes und unvermittelbares Weglaufen, ohne, dass ein sichtbarer Grund vorhanden wäre.

Menschen, die unter Poriomanie leiden, haben nicht unbedingt ein Ziel für ihr Weglaufen. Der Begriff Poriomanie setzt sich aus dem (griech.: πορεία, poreîa = „Reise“) oder auch als Dromomanie (griech.: δρόμος, dromos = „Lauf“) oder Fugue (französisch: „Flucht“) zusammen.

Wie entsteht eine Poriomanie?

Als Ursachen für das Entstehen einer Poriomanie gelten Neurosen, Depressionen, Schizophrenie, Wahn oder andere psychische Störungen. Aber auch Menschen mit kognitiver Behinderung oder altersbedingter Demenz können an Poriomanie leiden. Zahlreiche Alzheimerpatienten zeigen diese zwanghafte Flucht- und Wanderbereitschaft. Poriomanie kann aber schon bei Kindern oder pubertierenden Jugendlichen vorkommen. Im Jahre 1888 hat Jean-Martin Charcot dieses Phänomen zum ersten Mal beschrieben.

Welche Gefahren drohen den Erkrankten?

Man kann Poriomanie nicht allein auf Fernweh oder Abenteuerlust beschränken. Die meisten Betroffenen leiden während ihrer Ausflüge unter Angst und Heimweh. Dennoch sind sie nicht in der Lage umzukehren oder den Weg nach Hause zu finden. Gefahr droht in erster Linie durch den Straßenverkehr, aber auch durch Stürze oder der Gefahr einer Unterkühlung. Da ein Mensch, der an Poriomanie leidet, den Heimweg allein nicht findet, ist auch die Möglichkeit von Übergriffen durch Straftäter immer gegeben.

Diagnostische Merkmale einer Poriomanie

Kriterium A

Als Hauptmerkmal gilt ein plötzliches, unerwartetes Verlassen des Hauses oder dem gewohnten Arbeitsplatz. Dies geschieht oft in Verbindung mit der Unfähigkeit, sich an seine eigene oder an Teile der Vergangenheit zu erinnern.

Kriterium B

Das Kriterium B zeichnet sich durch die Verwirrung über die eigene Identität aus. Was zu der Annahme einer neuen Identität führen kann.

Kriterium C

Die Störung tritt nicht nur im Verlauf einer dissoziativen Identitätsstörung auf. Diese geht nicht auf die Wirkung einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors zurück.

Kriterium D

Die Symptome müssen Leiden oder Beeinträchtigungen in beruflichen, sozialen oder anderen Funktionsbereichen verursachen.

Das Besondere an der Poriomanie ist, dass die Ausflüge nur über Stunden oder Tage reichen können. Es kann aber auch vorkommen, dass die Betroffenen Wochen oder Monate unterwegs sind und dabei Tausende von Kilometern reisen. Im Verlauf einer Fugue erscheinen die Personen unauffällig und erregen selten Aufmerksamkeit. Erst ab einem gewissen Punkt, wie etwa wenn sie aufgrund ihrer Amnesie ihre eigene Identität nicht mehr deutlich machen können, fallen sie auf.

Im Rahmen der Fugue kann es zur Herausbildung einer neuen Identität kommen. Die Person kann dann einen neuen Namen annehmen und sich in eine Umgebung gut integrieren. Als Laie würde man nicht vermuten, dass dieser Mensch unter einer psychischen Störung leidet.

Behandlung

In der Behandlung wird mit kognitiver Verhaltenstherapie gearbeitet. Das Ziel ist es, den Impuls zur Flucht zu verhindern. Dies geschieht durch entsprechende bewusste Aufmerksamkeitslenkung. Aktuelle psychoanalytische Behandlungsansätze haben die Störung der Impulskontrolle als ein Symptom erkannt. Dies tritt dann im Zusammenhang mit den verschiedensten psychischen Störungen auf. Eine Therapie zielt darauf ab, die innere Psychodynamik zu verändern. Dies soll psychische Funktionen wie die Impulskontrolle und eine zielorientierte und realitätsgerechte Selbststeuerung entwickeln. Die dem Betroffenen dann wieder zur Verfügung steht oder sich neu entwickelt.

 

Online Beratung – Unsere Empfehlung

Diese Berater stehen aktuell für eine ausführliche Beratung in diesem Bereich zur Verfügung und geben Antwort auf Deine Fragen.

  • Diplompsychologen / M. Sc. Psychologie	 M. Wiesemes
    M. WiesemesID: 5125
    Gespräche: 229
    4.98
    Bewertungen: 43

    Professionelle Hilfe zu allen Themen, die Dich bewegen: Sexualität, Partnerschaft, Mobbing, Burn out, Selbstwert, Stress, Angst, Süchte, Depressionen, ...


    Tel: 1.78€/Min.
    Aus d. Festnetz *

    Chat: 1.33€/Min.
    persönliche Beratung