Verliebtsein hört man an der Stimmfarbe

Verliebtsein hört man an der Stimmfarbe

In den Hollywood-Blockbustern kann man es sehr gut beobachten: Wenn sich die Protagonistin verliebt, bekommt sie diese rauchige Femme-fatale-Stimme, legt oft den Kopf schräg und versucht mit dem kindlichen Lolita-Attributen zu punkten. Vielleicht kennen Sie das ja auch von sich selbst: Wenn Sie mit jemandem telefonieren, der oder die Ihnen am Herzen liegt, wird Ihre Stimme weicher und zugewandter. Ab und zu wird man auch ungewollt Mithörer eines privaten Telefonats. Ohne den Inhalt zu verstehen lässt sich ahnen, dass der Beobachtete und die Person auf der anderen Seite des Hörers in einem engen Verhältnis zueinander stehen.

Warum ist das so?

Forscher am Albright College in Pennsylvania haben eine Studie zu diesem Thema gemacht. Die Psychologen Sally Farley, Susan Hughes und Jack LaFayette baten vierundzwanzig frischverliebte Frauen und Männer ihre Schätze oder auch Freunde anzurufen und sie zu fragen was sie gerade machen und wie es ihm oder ihr geht. Eine zweite Gruppe aus 80 unabhängigen Personen bekam einen kleinen, nicht verräterischen Ausschnitt dieser Gespräche vorgespielt und sollte beurteilen, um welche Art von Gespräch es sich handelt. Das Überraschende war, dass diese nicht nur zum Großteil richtig lagen, sondern auch, dass sie das häufig schon nach nur zwei Sekunden erkannten. Mitglieder dieser Kontrollgruppe empfanden die Stimme des oder der Telefonierenden als besonders wohlklingend, angenehm und sexy. Mit Hilfe eines Spektrografen analysierten die Wissenschaftler die Gespräche und stellten fest, dass die Telefonierer sich stimmlich ihrem Gegenüber annähern: Männer sprachen mit einer etwas höheren Stimme, Frauen dagegen eher etwas tiefer. Die Psychologen deuten dies so: Neben Zuneigung sei auch ein „Verlangen nach Verbundensein und Intimität“ in der Stimme herauslesbar.

Kann man noch mehr heraushören?

Die Stimme ist eines der persönlichsten Ausdrucksmittel des Menschen. Und so hört man nicht nur das Verliebtsein heraus, sondern auch Stress und Unwohlsein. Die Stimme spiegelt unsere psychische Verfassung wieder. Die Anatomie des Kehlkopfes und die zum Sprechen und Singen notwendige Muskulatur machen diese Modulationsfähigkeit möglich. In der Lunge wird ein Luftstrom erzeugt. Dieser streift die Stimmlippen im Inneren des Kehlkopfs und versetzt diese in Schwingungen. Dadurch entsteht der Ton und somit die Stimme. Da der Kehlkopf sowohl über das willkürliche als auch über das unwillkürliche Nervensystem angeregt wird, wirkt sich jede Emotion beispielsweise direkt auf die Stimme und den stimmlichen Ausdruck aus. Eine wodurch auch immer veränderte Stimmlage kann dann schon mal Konfusion im Telefongespräch mit der oder dem Liebsten bringen und auch für Missverständnisse sorgen – gerade auch bei Frischverliebten, wenn der Unsicherheitsfaktor noch sehr hoch ist und jede noch so kleine Veränderung der Stimme als Zeichen gedeutet wird.

 

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