Viele Betroffene erkranken erst durch die Diagnose Krebs im Frühstadium

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Viele Betroffene erkranken erst durch die Diagnose Krebs im Frühstadium

Der Satz “was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß” ist hinlänglich bekannt. Oftmals ist es besser eine Sachlage nicht zu wissen, um unvoreingenommen und eventuell besser damit umgehen zu können. Das ist vor allem im medizinischen Bereich der Fall. Vor einigen Jahren gab es eine sehr hitzige Diskussion in den Medien um das Thema Alzheimer-Demenz.

Viele Familienangehörige von Patienten wollten einen Schnelltest haben und machen, um zu erfahren, ob und wie stark sie von der Erbkrankheit betroffen sind. Eine breite Front von Ärzten und Wissenschaftler riet ab. Die Begründung war, dass bei „Gen-Trägern“ die Angst vor dem Ausbrechen der Krankheit die Lebensqualität so stark beeinträchtigen könne, dass psychosomatische Erkrankungen möglich wären.

Ein prophylaktisches Medikament oder eine Impfung gebe es ja nicht, so dass der zukünftige Vielleicht-Patient mit seiner Diagnose und seiner Angst alleine dastünde. Inzwischen ist es wesentlich stiller um diese Diskussion.

Diagnose von Krebs im Frühstadium

Anders sieht es da bei der Diagnose von Krebs im Frühstadium aus. Durch hochsensible Testverfahren können heute schon früheste Krebsstadien sichtbar gemacht werden. Onkologen sind sich nicht einig, was das mit den Patienten und ihrer Psyche macht. Einige sind der Meinung, dass eine frühe Diagnose den Ausbruch der Krankheit wesentlich beschleunigt. Bei einer Blutuntersuchung könnte beispielsweise eine “Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz” (MGUS) gefunden werden.

Es könnte sein, unter Umständen, bei 99% ist es nicht so… allerdings könnte es bei einem Prozent in einem Jahr tatsächlich der Fall sein, dass Krebs ausbricht. Die Früherkennung birgt einerseits Chancen, trägt aber andererseits auch erheblich zur Verunsicherung der Menschen bei, bei denen Ärzte eine solche Laborauffälligkeit gefunden haben. Solche Krebs-Vorstufen müsse man anders benennen, forderte kürzlich die Onkologin Laura Esserman vom Nationalen Krebsinstituts der USA in der Fachzeitschrift Jama.

Bernhard Wörmann, Medizinischer Leiter der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie an der Berliner Charité, sieht es so, dass es keine Umbenennung braucht, sondern das Gespräch mit dem und die Aufklärung des Patienten. “Wir sollten mit ihm über seine Situation sprechen und ihn zu einer individuelleren Betrachtungsweise führen”, sagt er. Es bestehe allerdings auch kein Zwang etwas zu wissen.

Dies ist abhängig von der Psyche des Patienten und auch der Art der Erkrankung. Bei Eierstockkrebs beispielsweise ist es sehr wichtig über den Anstieg der Krebsmarker nach einer Behandlung Bescheid zu wissen – zumindest für den behandelnden Arzt. Denn, wenn beispielsweise der Eierstockkrebs nach der ersten Behandlung wiederkehrt, ist nach menschlichem Ermessen keine echte Heilung mehr zu erwarten. Daher ist die Kontrolluntersuchung sehr stark angstbesetzt.

Gordon Rustin vom Mount Vernon Krebszentrum in Hillingdon hat in Studien festgestellt, dass Frauen, die erst dann abermals behandelt wurden, wenn sie echte Symptome hatten, anschließend nicht kürzer, aber eventuell mit höherer Lebensqualität lebten. Er hält es für wichtig, schon frühzeitig mit den Patientinnen zu besprechen, ob sie ihre Marker-Werte in der Nachsorge überhaupt erfahren wollen. Letzten Endes muss der Patient selbst entscheiden, welche und wie detailliert die Informationen sein sollen, die er haben möchte und auch vertragen kann. Doch diese Entscheidung ist schwer.

 

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