Das Animal-Hoarding-Syndrom
Das Resultat des Animal-Hoarding-Syndroms ist meist ein erschreckendes Bild für Außenstehende, die die Wohnung eines Betroffenen betreten: Ein Großzahl an Tieren – nicht selten sind es verschiedene Tierarten und mehrere hundert an der Zahl – haust unter kärglichen Bedingungen, Exkremente pflastern den Boden. Die Betroffenen selbst sind in der Regel nicht in der Lage, die Situation objektiv zu bewerten; als Motivation wird oft geäußert, „man wolle doch nur Gutes tun.“ Die psychologischen Grundlagen des Animal-Hoarding-Syndroms werden zwar noch nicht lange untersucht und in Deutschland ist das Phänomen erst seit einigen Jahren weitläufig bekannt – nichtsdestotrotz glauben Psychologen, dass bei dieser psychischen Störung mehrere Faktoren eine Rolle spielen.
Das Phänomen der Tierhortung – so die deutsche Bezeichnung – ist zwar nicht als offzielle Diagnose registriert, man geht jedoch von einem Zusammenspiel von Syndromen wie unter anderem Zwangstörungen und Bindungsstörungen aus: Die erstgenannte Symptomatik kann zutreffend sein, da Menschen, die an einer Zwangsstörung leiden, oft große Mengen unbelebter Objekte ansammeln – ein Symptom, dass sich auch bei Betroffenen des Animal-Hoarding-Syndroms wiederfindet. Eine weitere Eigenschaft, die „Tierhortern“ zugeschrieben wird, ist das obsessive Verlangen, Tiere zu schützen, das mit einem Realitätsverlust einhergeht: Die Tatsache, dass die Aktionen des Betroffenen den Tieren schadet, wird in der Regel ausgeblendet. Darin liegt auch die Tragik dieser psychischen Störung, den der zugrundeliegende Wunsch eines Tierhorters ist es, seinen „Schützlingen“ zu helfen. Nicht selten spielt auch eine obsessive Angst vor dem Tod eine große Rolle: Menschen, die am Animal-Hoarding-Syndrom leiden, entwickeln dann die Überzeugung, dass ihre tierischen Schützlinge auf jedem Fall vor dem Tod bewahrt werden müssen, sehen sich selbst in der Verantwortung – und blenden tragischerweise aus, dass sich die Tiere meist in einem elenden Gesundheitszustand befinden.
Eine weitere Ursache kann eine besondere Bindung zu Tieren sein, die zum Beispiel beim Aufwachsen in einer instabilen Familie entwickelt werden kann: In diesem Fall war vielleicht das Haustier ein wichtiger Ankerpunkt. Menschen, die eine derartige Bindung zu Tieren hegen, meiden nicht selten die Interaktion mit anderen Menschen – eine Bindungsstörung kann also mit ein Grund für die Entwicklung des Animal-Hording-Syndroms sein.
Nicht selten entwickelt sich das Tierhortungs-Syndrom nach einem Schicksalschlag im Leben des Betroffenen: Das kann der Verlust eines geliebten Menschens oder eine schwere Krankheit sein. In der Folge kann sich ein übersteigertes Gefühl nach Liebe und Bestätigung entwickeln; die Tiere werden dann als Mittel genutzt, um diese Bedürfnisse zu stillen. Doch das seelische Ungleichgewicht bleibt in der Regel langfristig bestehen und so gerät die Haltung der Tiere schnell außer Kontrolle.
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