Ein Schritt zu sich Selbst – Das Coming-Out

Für Homosexuelle hat sich vieles verbessert, das Coming-Out hingegen bleibt aber nach wie vor ein lebenslanger Prozess.

Der 30. Dezember, an den Tag wird sich Alexander R. sein Leben lang erinnern. An diesem kalten Tag machte er sein Coming-out. Nach dem Frühstück bittet er seine Eltern und seine Schwester um Aufmerksamkeit um ihnen mitzuteilen, dass er am Abend gerne einen „Familienrat“ hätte. Seine Mutter durchlöchert ihn mit Fragen, sie fragt beispielsweise ganz direkt ob er Vater wird oder schwul ist. Alexander antwortet mit Ja, letzteres. Als erster meldet sich sein Vater und sagt „Und?“ und nimmt ihn in den Arm. Er sagt ihm, dass er es sehr schön findet, dass er mit ihnen darüber spricht. Den ganzen Nachmittag lang redet die Familie miteinander und sie stellen Alexander auch einige Fragen, sie möchten beispielsweise wissen was ihn so sicher macht oder wann er dieses Gefühl zum ersten Mal gespürt hat.

Alexander R. sagt nach zwei Jahren rückblickend, dass es die beste Entscheidung seines Lebens war und seitdem das Verhältnis zu seiner Familie noch viel besser und inniger geworden ist. Markus Ulrich ist Sprecher des Lebens- und Schwulenverbandes Deutschland(LSVD) und seiner Meinung nach hat sich zwar in den letzten Jahren schon sehr viel verändert und verbessert was das Coming-Out angeht, wir aber noch weit davon entfernt sind es als normal anzusehen. Durch das Coming-Out von zahlreichen Persönlichkeiten im Sport, in der Öffentlichkeit oder auch Politik wird das Thema auf eine positive Art und Weise thematisiert. Soaps und Filme, die sich damit befassen helfen dabei auch sehr.

Ein Coming-Out ist ein Prozess, der ein Leben lang andauert

In Familien und Bekanntenkreisen hört man immer wieder von negativen Reaktionen. Es werden dann schwachsinnige Kommentare wie „du findest schon was Anderes“ oder auch „das ist nur eine Phase“ rausposaunt. Manchmal enden dadurch auch Freundschaften bzw. Bekanntschaften. Als Homosexuelle Person stellt man sich ständig neuen Herausforderungen. Wenn man jemand neues begegnet, einen neuen Job anfängt oder auch gefragt wird, muss man immer wieder entscheiden, wie viel man erzählt und was man von sich Preis gibt.

Support aus der Familie sehr wichtig!

Damit Du Dich selbst akzeptieren kannst, ist es nicht nur sehr hilfreich, sondern auch eminent wichtig, dass Du von Deiner Familie unterstützt wirst. Da das Coming-Out und zahlreiche andere Situationen im Alltag Dich immer wieder aufs Neue herausfordern ist es wichtig, dass Du Menschen um Dich herumhast, die Dir Kraft geben.

Die Großstadt ist offener

Das Coming-Out ist heute einfacher als früher, soviel ist klar. Doch es gibt auch regionale Unterschiede und dann auch die den Unterschied zwischen Stadt und Dorf. In einer Großstadt gibt es zahlreiche kulturelle Angebote, eine riesige Zahl an Nationalitäten und Religionen, das macht es einfacher in vielen Bereichen etwas ausgefallener zu sein. Homosexualität ist nichts Ausgefallenes, allerdings in Teilen unserer Gesellschaft heutzutage noch nicht ganz angekommen, In der Großstadt ist die Resonanz eine ganz andere als auf dem Dorf, man fällt nicht auf und es wird auch nicht als kurios, kosmisch oder sonst was angesehen. Auf dem Land ist man schnell eine Ausnahme und wird kritisch beobachtet, das macht es nicht leicht.