Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Verlorenes Ich

Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Verlorenes Ich

Vistano: In Ihrem Buch „Verlorenes Ich“ erzählen Sie die Geschichte einer jungen Frau mit Namen Mary, die erst eine Freundschaft und dann eine feste Beziehung mit einem Narzissten eingeht. Die es schafft, sich daraus zu befreien und mit den Folgen einer solchen Beziehung zu kämpfen hat. Für Leute, die das Buch nicht gelesen haben, können Sie in zwei, drei Sätzen zusammenfassen, was einen Narzissten ausmacht?

Elena Digiovinazzo: Ein Mensch mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung trägt tief in sich verwurzelt, ein unentwickeltes Wertgefühl für seine eigene Person. Um den damit einhergehenden Schmerz nicht empfinden zu müssen, hat er ein perfektes Bild von sich „gebaut“, an das er auch glaubt. Um das Bild aufrecht zu erhalten muss die „erschaffene Person“ permanent von außen Bestätigung erhalten, unter anderem in Form von Lob, Anerkennung, Affären oder indem er andere Menschen kontrolliert, manipuliert oder verletzt, um sich dadurch mächtig zu fühlen und die eigentliche Machtlosigkeit zu kompensieren.

Vistano: Können Sie unseren Lesern einen Tipp für den Umgang und das Verhalten geben? Wenn sich jemand in einer Beziehung, sei es Partnerschaft, Freundschaft, oder im Beruf, mit einer Person mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung befindet?”

Elena Digiovinazzo: Wird man zu Unrecht von einem Narzissten kritisiert, darf man sich nicht rechtfertigen. Narzissten sind in ihren Augen fehlerlos und somit trägt automatisch immer der andere die Schuld für das, was schief gelaufen ist. Das ist ein Schutzmechanismus des Narzissten, welchem seine Kritikintoleranz zugrunde liegt (er ist zu schwach um eigene Fehler einzusehen). Dieser ist so stark ausgeprägt, dass der Narzisst es über diverse Manipulationstechniken meist schafft, dem anderen seine Sichtweise aufzudrängen. Dadurch leiden der Bezug zur Realität, sowie das Bild, das man von sich selbst hat.

Man darf dem Narzissten keinen Einblick in sein Seelenleben geben. Das kann schwierig sein, weil Annäherungsversuche sowie der Übergang in ein tiefgehendes Gespräch nicht immer gleich zu erkennen sind. Zudem entsteht bei diesen Gesprächen oft der Eindruck, dass man dem Narzissten wichtig sei. Jedoch ergattern sie in solchen Momenten nur weitere Bestätigung gebraucht zu werden und verwenden anschließend in der nächsten Situation mit Wahrscheinlichkeit die neu gewonnenen Informationen gegen einen.

Man sollte klare Grenzen setzen und dafür sorgen, dass diese nicht übertreten werden. Narzissten übergehen Grenzen um diverse Ziele zu erreichen. Narzisstische Chefs stehlen gerne die Pausen ihrer Angestellten für geschäftsbezogene Angelegenheiten. Sie vereinnahmen und kontrollieren sie oft auch nach der Arbeit, zum Beispiel über E-Mails oder Anrufe. Solche Tendenzen sollten im frühen Stadium im Keim erstickt werden. Bei narzisstischen Chefs sollte man nicht auf Anerkennung hoffen, denn ein solches Bedürfnis lassen sie gerne unerfüllt, um einem stetig neue Arbeit auflasten zu können.

Egal in welchem Kontext man mit Narzissten verkehrt, sollte man sich Zeit dafür nehmen, über seine Bedürfnisse nachzusinnen und diese zu verwirklichen. Narzissten drehen sich nur um sich selbst und sehen andere Menschen als Objekte, die nur dazu dienen, ihre Bedürfnisse zu stillen.
Der wichtigste Tipp aber ist der, den Umgang mit einem Menschen mit der NPS (narzisstischen Persönlichkeitsstörung) vollständig zu meiden. Sie sind beziehungsgestört und haben schon viele Menschen zu Grunde gerichtet.

Vistano: Können Sie uns ein Beispiel dafür geben, wie ein Narzisst sein Gegenüber manipuliert?

Elena Digiovinazzo: Er spielt mit den Gefühlen anderer. Er weiß genau, welche Emotionen (z.B. Mitleid, Angst, Wut, Neid) er wann wecken muss um seinen Gegenüber in die gewünschte Richtung zu lenken. Sehr gerne holt er Schuldgefühle hervor, indem er zum Beispiel einfach nur schweigt. Eine seiner beliebtesten und ausgereiftesten Strategien ist das verdrehen von Tatsachen: Er fügt dem anderen eine emotionale Verletzung zu und wenn sich dieser wehren will, stiehlt der Narzisst seine Situation und verkauft sie mit überzeugend klingenden Unwahrheiten als seine eigene.
Vistano: Was Ihr Buch thematisiert, wird selten so ausführlich und tiefgreifend beschrieben. Können Sie unseren Lesern sagen, was sie dazu veranlasst hat, sich so ausgiebig mit den in Ihrem Buch thematisierten Themen zu beschäftigen?

Marys Situation und ihre Fragen beschäftigten mich. Wir waren von Anfang an sehr ehrlich miteinander. Unser beider Einfühlungsvermögen intensivierte die Freundschaft im besonderen Maße. Als nach langem hin und her das Thema Narzissmus aufkam, entwickelte ich einen Hunger nach der Entschlüsselung dieser Materie. Mein Gehirn gibt keine Ruhe, bis es zwischenmenschliche Angelegenheiten vollständig ausgewertet und eingeordnet hat. Während des Schreibens habe ich eigene Geschichten aufgedeckt und gewisse Narzissten entlarvt, was dazu beitrug, mich noch besser in Mary hineinzufühlen. Auch wollte ich, dass sich die Leser keine Fragen beim Lesen stellen müssen, was mich motivierte, bis ins kleinste Detail zu gehen. Es hat mir Freude bereitet, Mary auf dem Weg in die Freiheit zu begleiten und zeitgleich endlich ein Thema für mein Buch gefunden zu haben, welches Leser mitreißt und ihnen helfen kann – danach war ich lange Zeit auf der Suche.

Für alle, deren Interesse wir geweckt haben: „Verlorenes Ich“ gibt es als Taschenbuch auf www.digiovinazzo.de und als E-Book bei Amazon zu bestellen. Bei Fragen zum Inhalt könnt Ihr Euch gerne an anfragen@digiovinazzo.de wenden.

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