Kann Selbstdarstellung uns zum Außenseiter machen?
In der heutigen Zeit dürfte es äußerst schwer fallen, sich dem Einfluss der Medien und sozialen Netzwerke wie Facebook zu entziehen. Mit ihnen haben Verhaltensweisen Eingang in unseren Alltag gefunden, die noch vor wenigen Jahren befremdlich gewirkt hätten. Eine solche Verhaltensweise ist das sogenannte Selfie, eine Art Selbstporträt, üblicherweise mit einer einem Smartphone auf Armeslänge aus der eigenen Hand aufgenommen.
Ergebnis ist eine mehr (oder minder) gelungene Selbstdarstellung. Und zeigen die Selbstdarstellungen oftmals noch die Vorzüge eines Menschen, so sind nicht selten Menschen in skurrilen oder obszönen (oder in skurrilen und obszönen) Posen – man denke an einen Menschen auf der Toilette – zu bestaunen. Wer die meisten “Gefällt mir”-Angaben bei Facebook aufzuweisen hat, dem wird im Allgemeinen das beste und glücklichste Leben zugesprochen. Durch die Zurschaustellung besonderer Ereignisse (z.B. ein Selfie vom WM-Finale oder ein Selfie mit Bundeskanzlerin Angela Merkel) werden „Likes“ erzeugt, die als Beleg gesellschaftlicher Anerkennung gelten. Dass solche Selbstdarstellungen das abgelichtete Objekt zum Außenseiter machen können, will nun eine von Harvard-Psychologen durchgeführte Studie nachgewiesen haben.
Aufbau der Studie
Um den sozialen Effekt besonderer Erfahrungen zu messen, spielten die Forscher den Teilnehmern der Studie kurze Filme vor. In Gruppen mit jeweils vier Mitgliedern wurde dreien ein langweiliges Video vorgespielt, während dem vierten Probanden ein Video eines Zauberers, der in einer Fußgängerzone Tricks vollführt und dass als potenziell wertvoller Inhalt für soziale Netzwerke gelten kann, gezeigt wurde. Anschließend sollte die Gruppe über ihr Befinden diskutieren.
Ergebnis der Studie
Das Ergebnis: Während sich vor der Filmvorführung alle in einer ähnlichen Stimmung befanden, fühlten sich nach der Unterhaltung die Teilnehmer, die das Video mit dem Zauberer gesehen hatten, deutlich schlechter. Der Grund ist eindeutig: Jene, die das Zauberer-Video gesehen haben, fühlten sich von der Unterhaltung ausgeschlossen. Zudem konnte in einer Kontrolluntersuchung gezeigt werden, dass die Probanden die Erwartung hatten, einen positiven sozialen Effekt aus einem exklusiven Erlebnis bzw. einer Selbstdarstellung zu ziehen. Die Möglichkeit der Ausgrenzung hatten sie nicht in Betracht gezogen. Da soziale Interaktion immer auf Gemeinsamkeiten basiert, bedeutet die Selbstdarstellung und die Darstellung eines besonderen Erlebnisses immer: Man ist anders als andere.
Daraus sollte jedoch nicht der Schluss gezogen werden, so sein zu müssen wie andere. Und auch nicht, durch Selfies auf der Toilette die notwendige Gemeinsamkeit für soziale Interaktion zu erzeugen. Die Studie macht vielmehr deutlich, dass Selbstdarstellung auch dazu führen kann, dass man sich absondert von seinen Mitmenschen und das nicht nur zur Bewunderung sondern auch zu Einsamkeit führt. Die Likes auf Facebook sind längst keine Garant für Freundschaften.
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