Wo muss die Therapie mit Pädophilen ansetzen?
Das Thema Therapie bei Pädophilen ist seit der Affäre um den SPD-Abgeordneten Sebastian Edathy wieder in aller Munde. Der Umgang mit der psychischen Krankheit Pädophilie wird seitdem rege diskutiert. Zunächst einmal sollte man sich allerdings darüber im Klaren sein, wann Pädophilie überhaupt als psychische Krankheit definiert werden kann.
Die Krankheit Pädophilie
Der Begriff Pädophilie meint im eigentlichen Sinn das primär sexuell geartete Interesse an Kindern, welche die Pubertät noch nicht erreicht haben. Führt dieses Interesse zu sexuellen Übergriffen, ist es dauerhafter Natur und leidet der Betroffene unter seinen Neigungen, kann Pädophilie als psychische Krankheit bezeichnet werden.
Pädophilen mit Therapie helfen?
Nicht erst die Aufdeckung zahlreicher Pornoringe hat gezeigt, dass Pädophilie verbreiteter ist als bereits angenommen werden konnte. Aus diesem Grund wird am 18. Mai in der Schweiz eine Volksabstimmung darüber entscheiden, ob Pädophile in Zukunft mit Kindern arbeiten dürfen. Es wird eine 80%ige Zustimmung für das Berufsverbot im öffentlichen Bereich erwartet. In der ZEIT gab die Psychologin Monika Egli-Alge zu der Abstimmung und Therapiemöglichkeiten bei Pädophilie ein aufschlussreiches Interview.
Psychotherapie bei Pädophilie
Frau Egli-Alge sieht die Volksabstimmung in der Schweiz kritisch. Ihre Meinung basiert auf einer Unterscheidung von Pädophilen mit hoher Rückfallquote und jenen die bereits eine positive Entwicklung vermerken konnten. Die Psychologin geht nicht so weit die Arbeit von Pädophilen mit Kindern zu befürworten, betont allerdings, dass 84% der pädophilen Übergriffe im häuslichen Umfeld und nicht im öffentlichen Leben vorgenommen werden.
Egli-Alge bemerkt allerdings die Relevanz die Arbeit mit den Tätern in den Mittelpunkt der Diskussion zu stellen. Eine Ausschließung von an Pädophilie Erkrankten sieht sie nicht als Prävention von sexuellen Übergriffen an Kindern an. Immerhin seien 1% der Bevölkerung, aus jeder Gesellschaftsschicht, von dieser psychischen Störung betroffen.
Die Therapie
Frau Egli-Alge schildert die Therapie mit Pädophilen als Ermöglichung von Sicherheit. Der Patient soll zunächst auf seine mögliche Pädophilie hin untersucht werden. Möglicherweise bestehe eine Kombination aus unterschiedlichen Störungen oder es ist eine zeitweise „Verirrung“, der derjenige erliegt. Ziel einer jeden Therapie diese Form ist die Vermeidung eines Übergriffs an Kindern. Doch wie gelingt dies? Indem Pädophilie zunächst als Krankheit akzeptiert wird, denn Heilung ist bislang unmöglich. Im zweiten Schritt ist es dann sehr wichtig „Alternativen“ zu finden.
Viele Betroffene können nie wieder Sex haben und leider sehr unter dieser Einschränkung. So wird den Patienten in manchen Fällen auch durch Fantasie und begleitender Masturbation die Möglichkeit aufgezeigt nicht ständig ihre Neigungen unterdrücken zu müssen und sie gleichsam nicht an Kindern auszuleben. Pädophilie ist eine Krankheit, an der niemand Schuld ist und für die bislang kein Grund gefunden werden konnte.
Chemische Kastration als Mittel gegen Pädophilie?
In manchen Fällen wählen die Ärzte jene Methode, die in den Medien aktuell sehr laut wird: Die chemische Kastration von Pädophilen. Antiandrogene führen dazu, dass eine Erektion für den Betroffenen unmöglich wird. Dies ist nicht bei jedem Patienten der beste Weg auf seine psychische Störung zu reagieren. Die Motivation ist ein enorm wichtiger Faktor in diesen Fällen. Versucht der Pädophile nämlich trotz Medikation zu masturbieren, kann er sich dabei leicht am Penis verletzen. Eine weitere Alternative ist die Vergabe von Antidepressiva, die den Trieb und die Lust dämpfen. In jedem Fall ist eine medikamentöse Behandlung mit einer Gesprächstherapie kombiniert.
Die Schweigepflicht in der Therapie
Im Fall von Rückfalltätern ist der Therapeut nicht angehalten seine Schweigepflicht zu wahren. Die Aufgabe eines Psychotherapeuten ist vielmehr die Selbstanzeige für den Patienten möglich zu machen. Entscheidet dieser sich allerdings gegen die Anzeige, kann die Therapie abgebrochen und eine Anzeige vom Therapeuten selbst vorgenommen werden.
Die Situation des Therapeuten
Auch die Therapeuten von Pädophilen befinden sich in einer sehr schwierigen Situation. Immer mehr Menschen fordern, dass Richter und Therapeuten, die eine „Fehleinschätzung“ des Täters vorgenommen haben und dieser erneut rückfällig wurde, nachträglich bestraft werden können. Die Gründe für einen Rückfall sind allerdings so unterschiedlich und individuell, dass Therapeuten oftmals keine klaren Prognosen abgeben können. Die psychische Verfassung der Betroffenen divergiert stark. Eine weitere Schwierigkeit ist die hohe soziale Kompetenz der Pädophilen, die den Therapeuten auch menschlich auf die Probe stellt. Die Psychologin Egli-Agle wünscht sich von der Gesellschaft eine größere Akzeptanz für den Fakt, dass Pädophilie in vielen Fällen eine psychische Störung und für alle Beteiligten ein großes Leiden bedeutet. Das Aufbauen von Feindbildern führe ihrer Meinung nach nicht zu einer Verbesserung der Gefahrenlage.
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