Sind Depressionen am Tonfall zu erkennen?

Sind Depressionen am Tonfall zu erkennen?


Unsere Stimme spiegelt häufig wieder wie es uns gerade geht. Sind wir unsicher, beginnt sie zu zittern, regen wir uns auf, wird sie schrill oder wollen wir jemanden überzeugen, dann bemühen wir uns um einen festen und ruhigen Tonfall. Forscher haben nun untersucht, ob auch Depressionen anhand unserer Stimmlage zu erkennen sein könnten.

Sogar Babys interpretieren Stimmen

Bei der Stimme handelt es sich keinesfalls um ein Werkzeug, dessen wir uns bedienen können wann und wie wir wollen. Im Gegenteil – unsere Stimme hängt von unserer Psyche ab. Frühere Studien haben bereits ergeben, dass wir anhand der Stimme eines Menschen darauf schließen können, wie alt jemand ungefähr ist, wie viel Kraft er oder sie besitzt und wie groß und schwer jemand in etwa sein könnte. Bereits als Babys sind wir Menschen in der Lage Emotionen über die Stimme unseres Gegenübers zu ermitteln.

Walter Sendlmeier von der TU Berlin ist Experte für Kommunikationswissenschaften und erklärt, diese Eigenschaft der Stimmerkennung sei evolutionär bedingt. Früher sei es ein großer Vorteil gewesen, frühzeitig einschätzen zu können, ob jemand freundlich oder feindselig eingestellt war. Natürlich wird ein Teil unserer Stimme auch von unseren Genen bestimmt. Wie lang unsere Stimmbänder sind oder welche Form Mund und Nase haben, ist erblich bedingt.

Kulturelle Stimmtrends

Auch die Epoche und die jeweilige Kultur dieser Zeit kann eine Rolle spielen. In den 50er Jahren beispielsweise waren hohe Frauenstimmen im Fernsehen sehr beliebt. Mittlerweile sprechen Frauen wieder in einer tieferen Stimmlage, so Sendlmeier. Und auch Männer hätten längst nicht mehr den forschen Kasernenton der 30er Jahre. Stimmexperten sind sogar in der Lage, die Herkunft, den Bildungsgrad und die berufliche Position anhand der Stimme zu erkennen. Menschen in Führungspositionen sollen beispielsweise eher tiefer und mit längeren Pausen sprechen als normale Angestellte.

Depressionen über Stimm-App erkennen

Zahlreiche Studien ergaben außerdem, dass auch der Charakter einer Person anhand der Stimme zu erkennen ist. Extrovertierte Menschen klingen beispielsweise anders als ängstliche und zurückhaltende Personen. Und auch psychische Probleme sollen sich in der Stimme wiederfinden, so Sendlmeier. Nun wäre es durchaus denkbar, eine App zu entwickeln, welche die Stimme des Handy-Besitzers auf Auffälligkeiten untersucht. Sobald nun erhöhter Stress oder Anzeichen von Depressionen in der Stimme gemessen werden, könnte diese App den Besitzer des Smartphones benachrichtigen und eventuelle Therapiemöglichkeiten und Anlaufstellen vorschlagen.

Die eigene Stimme kennen und nutzen

Im Berufsleben ist das Bewusstsein für die eigene Stimme zudem sehr hilfreich. Lehrerinnen und Lehrer können zum Beispiel Kurse besuchen, in denen sie lernen, mit der eigenen Stimme umzugehen und die eigenen Stärken und Schwächen kennenzulernen. Olaf Nollmeyer ist als professioneller Stimmtrainer tätig und berät in diesem Bereich neben Lehrern auch Schauspieler, Dozenten oder Pfarrer. Nollmeyer erklärt, dass nicht nur unsere Emotionen Einfluss auf unsere Stimmlage haben, sondern dass dies auch andersherum der Fall sein kann. Wenn wir lernen, unseren eigenen Klang und Tonfall zu schätzen, können wir meist auch mit Stress und negativen Gedanken besser umgehen, so der Experte. Damit könnten Depressionen also nicht nur anhand der Stimme diagnostiziert werden, die Stimme selbst könnte auch den Ausgangspunkt für eine Behandlung darstellen.

 

Die Jahreszeit bestimmt welches Temperatment wir entwickeln

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Was mehr nach esoterischem Unsinn klingt, wird nun auch wissenschaftlich belegt: die Jahreszeit, in der wir geboren werden, entscheidet darüber, welches Temperament wir aufweisen. Sommerkinder seien demnach eher Stimmungsschwankungen unterworfen als Winterkinder. Auch Krankheiten lassen sich laut dem Psychologen Helmuth Nyborg anhand der Jahreszeiten gruppieren. Kinder, die im Frühling geboren worden sind, leiden beispielsweise seit seiner Jahresuhr häufiger an Heuschnupfen. Nyborgs Thesen und Studien waren oftmals umstritten, allerdings veröffentlichte er kurz vor seinem Ruhestand noch eine Studie, die beweisen sollte, dass man von dem Geburtsmonat nicht auf den Charakter eines Menschen schließen kann. Forscher aus Ungarn sehen das anders.

Die Forscher um Xania Gonda von der Semmelweis Universität in Budapest haben ihre Studie beim europäischen Kongress für Neuropsychopharmakologie vorgestellt. Ihren Forschungen zufolge ist es sehr wohl möglich anhand der Jahreszeit, in der ein Mensch geboren wurde, auf dessen Charakter zu schließen. Die Jahreszeit entscheide darüber, ob der Mensch später lebensfroh, draufgängerisch, ruhig, misslaunig oder schwankend in seiner Stimmung sei.

Jahreszeit und psychische Krankheiten

Menschen, die während der Wintermonate geboren werden, sind oftmals eher ruhig und ausgeglichen. Sie leiden allerdings häufiger an Depressionen. Im Sommer geborene seien der Studie zufolge öfters lebensfroh, dafür verfallen diese aber häufiger in Stimmungsschwankungen. Der Herbst und Frühling steht meist für einen Zwischentypen. Diese Menschen sind meist „in ihrer Mitte“ und neigen weder zu starken negativen Gedanken noch zu ausgeprägter guter Laune.

Biologische Erklärungen

Verantwortlich sei die biochemische Zusammensetzung der Botenstoffe in unserem Gehirn. Die Jahreszeit beeinflusse demnach beispielsweise die Dopaminausschüttung. Anhand von 400 Menschen wurde diese These bewiesen. Die Forscher suchen nun vermehrt nach biologischen Faktoren, die ihre Erkenntnisse stützen und dem Vorwurf des astrologischen Humbugs entgegen stehen. Der Zusammenhang von Jahreszeiten und psychischen Erkrankungen wird in diesem Zusammenhang auch wichtig werden. Natürlich spielen auch weitere Faktoren eine entscheidende Rolle dafür, welches Temperament wir entwickeln. Die Jahreszeit scheint einer davon zu sein. Diese Faktoren gilt es nun in Einklang zu bringen.

 

Wann bildet sich die Persönlichkeit eines Menschen?

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Im Alltag wird der Begriff der Persönlichkeit recht häufig verwendet: Man spricht beispielsweise bewundernd von Menschen mit Persönlichkeit. Aber was ist das eigentlich genau und wie und wann bildet sie sich heraus? Zu diesem Thema gibt es verschiedene Persönlichkeitstheorien. Hier begegnen uns u. a. Sigmund Freud, Carl Rogers, William Stern, Erik H. Eriksen und Paul Bates. Aber die zentrale Frage, die sich stellt ist doch die folgende:

Was ist denn eigentlich Persönlichkeit?

Der Persönlichkeitspsychologe Laurence A. Pervin bezeichnet Persönlichkeit als „komplexe Organisation von Kognitionen, Emotionen und Verhalten, die dem Leben der Person Richtung und Zusammenhalt gibt“. Persönlichkeit ist also kein klar umrissener Begriff, hat aber großen Einfluss auf unser Leben. Zudem ist sie etwas zutiefst individuelles. Joy Paul Guilford konstatierte 1964, dass die Persönlichkeit eines Individuums seine einzigartige Struktur von Wesenszügen sei.

Die „Big Five“

Zur Persönlichkeit gehören alle Wesenszüge, die eine gewisse Stabilität haben. “Etwas, das sich von Tag zu Tag relativ leicht verändern kann, wie etwa schlechte Laune am Morgen, hat per Definition nichts mehr mit Persönlichkeit zu tun” meint der Entwicklungspsychologe Prof. Jaap Denissen von der niederländischen Universität Tilburg.

Es gibt fast unendlich viele Charaktereigenschaften, die auch schon in eigenen Wörterbüchern Eingang fanden. Fünf dieser Persönlichkeitsmerkmale ließen sich aber extrahieren. Mit diesen kann man jeden Menschen umschreiben. Diese “Großen Fünf” heißen: Extraversion, emotionale Stabilität, Offenheit, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit. Jedes dieser Persönlichkeitsmerkmale ist bei jedem einzelnen Menschen unterschiedlich stark entwickelt.

Studien zur Persönlichkeitsentwicklung

Die Universität Otago in Neuseeland kam in einer Studie aus dem Jahr 2000 zum Ergebnis, dass der Mensch schon mit drei Jahren charakterlich festgelegt ist. Dabei wurden Kinder aus der Stadt Dunedin vom dritten bis zum 21. Lebensjahr begleitet. Spannend an dem Ergebnis war, dass die Lebenskurve jedes Kindes dabei einer Art innerem Programm folgt. 2013 stellten Wissenschaftler der Universitäten Berlin, Dresden, Münster und Saarbrücken sowie Forscher der Max-Planck-Institute in Tests mit gleichzeitig geborenen Mäusen interessante Entwicklungen fest: Trotz exakt gleicher Voraussetzungen und Bedingungen entwickelte sich jede Maus anders.

Es wurden, je nach Neugierde und dem Interesse an den Dingen um sie herum, mehr oder weniger Gehirnzellen gebildet. Das Gehirn wuchs an seinen Aufgaben. Mit jeder neuen Erfahrung prägte die Maus ihre ganz individuellen Charakter-Eigenschaften und Verhaltensweisen aus. Nicht nur ererbte, sondern auch erworbene und erfahrene Sachverhalte prägten die intelligenten Nagetiere.

Allerdings kommt der Mut zum Erkunden aus dem sicheren Vertrauen, dem Urvertrauen, also der symbiotischen Mutter-Kind-Bindung am Anfang des Lebens und später dem sicheren Vertrauen in eine oder wenige zentrale Bezugspersonen. Dieses Urvertrauen ermöglicht die Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten. Fehlt es, ziehen sich die Kinder ängstlich zurück und klammern. „Sie verweigern das Lernen im Umgang mit der Welt und verpassen ihre frühe Chance zur Bildung einer freien, willensstarken Persönlichkeit“, fasst die Biologin Julia Freund einen Teil der Studienergebnisse zusammen.

Wie das Nagerexperiment zeigt, konstituiert sich das Konstrukt „Persönlichkeit“ bei Mäusen ebenso wie bei Menschen sowohl aus erworbenen als auch aus ererbten Denk- und Verhaltensweisen, die sich in Resonanz mit Umwelt und Umständen entwickeln.

Welche Anteile jeweils die Oberhand gewinnen und was dabei die ausschlaggebenden Faktoren sind, lässt sich allerdings schon bei Mäusen, erst recht aber bei Menschen nicht systematisch erfassen – sonst wäre wohl die Psychologie eine exakte, aber wenig aufregende Wissenschaft.

 

Haben Hierarchien Einfluss auf den Charakter?

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Führungstypen sind ganz andere Menschen. Ist das der Grund für ihren Aufstieg?

Da hält sich aber jemand für wichtig! Wie er herumstolziert! Dabei gehörte er früher mal zu den Normalsterblichen. Er war immer hilfsbereit und immer für ein Feierabendbier zu haben. Doch vor drei Jahren kam dann der Tag, an dem sich alles ändern sollte, er wurde Abteilungsleiter. Aus Freund wurde Vorgesetzter. Verdirbt die Karriere seinen Charakter? Oder zeigt er jetzt sein wahres Gesicht?

Diesem Thema widmet sich Jule Specht, Professorin für Persönlichkeitspsychologie an der Freien Universität Berlin. Sie untersucht die Lebensumstände von 30.000 Menschen. Diese Menschen wurden über 30 Jahre lang befragt und ergeben somit sehr umfangreiche Ergebnisse.

Jule Specht war davon ausgegangen, dass Menschen sich viel deutlicher verändern, wenn sie eine Führungsposition übernehmen. Das liegt daran, dass andere Studien zeigten, dass entscheidende Ereignisse im Beruf wie etwa ein neuer Job oder der Beginn der Rente einen Menschen sehr verändern können.

Das Ergebnis

Ihre noch unveröffentlichte Studie kam zu dem Ergebnis: Wenn Menschen in eine Führungsposition befördert werden, verändern sie sich nicht. Des weiteren weiß man aus der ökonomischen Forschung, dass Führungsmenschen sich sehr von anderen unterscheiden. Dieser kleine aber feine Unterschied ist die Voraussetzung für den Aufstieg und nicht eine Folge. 155 der 30.000 Studienteilnehmer wurden 2005 und 2009 interviewt und gaben an, eine Führungsrolle übernommen zu haben. Diese Personen hatten den meisten anderen etwas voraus. Sie waren offener für neue Erfahrungen, hatten eine starke Psyche und waren extrovertierter. Die gleichen Persönlichkeitsmerkmale machten sich bei den in den Jahren 2009 und 2013 befragten Personen bemerkbar. Außerdem besaßen diese Personen diese Merkmale auch schon vor ihrem beruflichen Erfolg.

Rentner und Berufseinsteiger weisen in unterschiedlichen Studien auch höchst interessante Ergebnisse auf. Sie können nämlich ihre Persönlichkeit an die neuen Herausforderungen anpassen. Es würde sich also nichts an der Tatsache ändern, dass zurückhaltende Menschen sich in den entsprechenden Positionen aufplustern und als „Wichtigtuer“ erscheinen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Menschen die Situation eines aufstrebenden Kollegen sehr kritisch betrachten und mit anderen Augen sehen. Neid und die Eigenschaft, keine Kritik zu vertragen, könnten dazu führen, dass sich Kollegen zusammenschließen und ein gemeinsames Feindbild ausmalen.

Der Chef wird in dem Moment genaustens beobachtet, wenn er aus dem bisherigen Team stammt. Die Frage, die sich dann seine Mitarbeiter täglich stellen ist, ob er sich denn aufspielt oder noch kollegial ist. Oftmals empfinden die Mitarbeiter andere Rollen als Veränderung der Persönlichkeit und sehen deshalb die Führungsposition sehr kritisch. Laut Anette Hillebrand, die Führungskräfte aus der Medienbranche coacht, zieht sich der Mensch zwar ein neues Gewand an, er bleibt aber derselbe.

 

Menschenkenntnis

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Irren ist menschlich, das gilt auch für die Beurteilung von Fremden. Nicht jeder und jedem ist das gegeben, was man als „Menschenkenntnis“ bezeichnet. Die Fähigkeit, den Charakter einer anderen Person schnell, nach Möglichkeit schon im ersten Moment der Begegnung zu erfassen, basiert auf Erfahrung, guter Beobachtungsgabe und nicht zuletzt auf Intuition und Selbstbewusstsein. Sie hat bedingt durchaus mit Vorurteilen zu tun.

Wir alle lernen aus unseren Erfahrungen, indem wir Vorurteile ausbilden, seien sie positiv oder negativ. Das gilt natürlich auch für den Umgang mit anderen Menschen. Die Kunst besteht darin, sich trotz der nicht vermeidbaren Vorurteile Offenheit zu bewahren, um die eigene Wahrnehmung nicht zu blockieren. Nur ein geringer Teil unserer Wahrnehmung kommt uns zu Bewusstsein, der größte Teil geht unbewusst vonstatten. Wer nun dafür offen ist, dem wird die Essenz dieser Wahrnehmung als das vermittelt, was wir „Intuition“ nennen. Es ist ein zunächst nicht rational erklärbares Empfinden einer Person oder Sache gegenüber. Wer genügend Selbstbewusstsein besitzt, auf diese „innere Stimme“ zu hören, der wird in ihr einen aufmerksamen und lebensklugen Begleiter finden, dem ein Erfahrungsschatz zur Verfügung steht, der weit über das bewusste Wissen hinausreicht.

Auf die Vorteile der Intuition bei der Verarbeitung komplexer Informationen zu einem Gesamteindruck weist u.a. Professors Ap Dijksterhuis von der Radboud Universiteit in Nijmegen, der Autor des Buches „Das kluge Unbewusste“ (Klett-Cotta 2007) hin in einem Aufsatz für das ‘Journal of Experimental Social Psychology’ (Ausgabe März 2011). In früheren Zeiten wurde im Rahmen der sogenannten „Charakterkunde“ versucht, anhand äußerlicher Merkmale eines Menschen auf seine Persönlichkeit zu schließen. Die Proportionen oder Linien des Gesichts wurden dabei ebenso herangezogen wie die Gesamterscheinung seiner Gestalt.

Tatsächlich sind dies Eindrücke, auf die wir natürlich reagieren. Dabei hängt die Reaktion nicht nur vom individuellen Erfahrungshintergrund ab, sondern auch vom sozio-kulturellen Umfeld. Wer ein guter Beobachter ist und sich aufgrund seiner Erlebnisse mit anderen Menschen darin bestätigt findet, sie gut beurteilen zu können, wird für sich den Besitz guter Menschenkenntnis in Anspruch nehmen. Er wird sich entsprechend verhalten und dadurch bereits ebenso unbewusst wie erfolgreich an einer Verfestigung seiner Meinung über dieses Talent arbeiten.

 

Phrenologie

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Seit jeher ist es der Wunsch des Menschen, sein Gegenüber zu erforschen. Die Vorstellung, allein über das äußere Erscheinungsbild einer Person Rückschlüsse über seinen Charakter zu erlangen beschäftigte über die Jahrhunderte die Forscher in aller Welt. Der aus Schwaben stammende Mediziner Joseph Gall behauptete gegen Ende des 18. Jahrhunderts sogar, dass er an der Kopfform eines Menschen das Wesen dieser Person ablesen könnte. Die Thesen Galls wurden sehr schnell populär und die Phrenologie fand rasch eine ganze Reihe von Anhängern.

Welcher Kopf gehört zu welchen Eigenschaften?

Die Idee zu dieser Theorie wurde während seiner Arbeit als junger Arzt geboren. Gall untersuchte während dieser Zeit die Schädel von ganz unterschiedlichen Menschen. Darunter Verbrecher, Geisteskranke aber auch Menschen, die sehr friedfertig waren oder solche, die schnell Streit suchten. Von diesem Zeitpunkt an glaubte er, die Intelligenz, die Mordlust oder die Triebhaftigkeit anhand der Wölbung des Schädels erkennen zu können.

Aufgrund seiner Forschungen wurde Gall sogar vom preußischen König eingeladen. Der König hatte ihn offiziell zu einem Essen mit Militärs eingeladen. Tatsächlich saßen jedoch die Insassen eines Zuchthauses am Tisch. Galls Thesen schienen sich zu bewahrheiten, denn er bescheinigte den Anwesenden Angriffslust und Zerstörungswut. Dies beeindruckte den König derart, dass er ihm dafür sogar ein wertvolles Schmuckstück schenkte.

Steht eine Delle im Schädel für einen guten Ortssinn?

Während der nächsten Jahre reiste Gall durch halb Europa und verblüffte seine Zeitgenossen mit seinen scharfsinnigen Beobachtungen. In dieser Zeit war er bei zahlreichen Sektionen anwesend und studierte dabei die verschiedenen Schädelformen der Toten. Das war aber noch nicht alles, Gall entwickelte ein Art Hut, den man den Versuchspersonen über den Kopf stülpen konnte. Die Wölbungen des Apparates drückten bewegliche Stifte durch ein Papier, das dabei entstandene Muster verriet dann mehr über die Persönlichkeit. Die Methode wurde so populär, dass die Menschen bald damit anfingen, sich gegenseitig ihre Köpfe abzutasten.

Männer, Frauen und die Fortpflanzung

Gall hat sich auch mit den Unterschieden zwischen den Geschlechtern beschäftigt. So untersuchte er die Hinterköpfe von Männern und Frauen. Seiner Beobachtungen nach haben Frauen meist einen längeren Hinterkopf, dort vermutete er die Anhänglichkeit, die bei Frauen offenbar stärker ausgeprägt sei. In der Nähe der Augenhöhle befände sich, seinen Beobachtungen nach, der Sinn für Zahlen und vieles mehr. Joseph Gall entdeckte im Laufe seiner Forschungen insgesamt 27 „Hirnorgane“ die von Weisheit bis zur Fortpflanzung stehen sollen. Aber auch sehr komplexe physische Funktionen wie Humor oder Intuition waren für Gall und seine Anhänger an Besonderheiten des Schädels erkennbar.

Die Phrenologie wird verboten

Im Jahre 1801 verbot der österreichische Kaiser Franz II. Galls Lehre als religionsgefährdend. Er verließ daraufhin Wien und bereiste ganz Europa. Begleitet wurde er von seinem Assistenten, zwei Affen und einer Auswahl von Schädeln. Mit seinen Theorien begründete Gall eine eigene Industrie. So begannen Berater Karrieren anhand von Kopfformen zu vermitteln und viele Heiratswillige suchten ihren Partner anhand seiner Schädelmerkmale aus.

Galls Phrenologie bewahrheitet sich nicht

Mit dem Fortschritt in der Gehirnforschung beginnt die Theorie von den Schädelformen langsam aber sicher zu bröckeln. Die modernen Anatomen lernen zunehmend mehr über die Geografie des Gehirns. Sie erkennen aber auch, dass es durchaus funktionelle Gehirnzentren gibt. Allerdings kann man ihnen wohl kaum all die Eigenschaften attestieren, die Gall ihnen zugeordnet hatte.

 

Persönlichkeitsmerkmale - angeboren oder anerzogen

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Haben wir die Möglichkeit unsere Gene und daraus resultierendeVerhaltensmerkmale zu beeinflussen, oder nicht? Wie hoch ist der Anteil von dem, was uns unsere Eltern vererbt haben und wie viel Bedeutung erhält die Erziehung und unser Umfeld in unserer persönlichen Entwicklung? Dass wir viele Bereiche unseres Lebens selbst in der Hand haben, scheint uns logisch, doch in wie weit sind wir tatsächlich in der Lage unser Schicksal in die Hand zu nehmen?

Die fünf Persönlichkeitsmerkmale

Zunächst gilt es zu verstehen, dass es Merkmale gibt, die bei jedem gesunden Menschen auftauchen. Diese sollen hier kurz zusammengefasst werden.

Es handelt sich um erstens, den Neurotizismus im Verhältnis zur Emotionalität. Diese Merkmale beschreiben, ob ein Mensch eher sorgenvoll, oder gelassen und in sich ruhend ist.

Zweitens, Introversion im Verhältnis zur Extroversion. Diese Merkmale beziehen sich auf eine eher in sich gekehrte, ruhige Verhaltensweise, oder eine gesellige, selbstsichere und gesprächige Verhaltensweise. Drittens, die Offenheit für neue Erfahrungen im Vergleich mit einer konservativen Verhaltensweise. Während Menschen mit einer starken Offenheit immer an Neuem und Unbekannten interessiert sind, fühlen sich konservative Menschen eher mit dem Bewährten und dem Bekannten wohl.

Viertens, Verträglichkeit im Verhältnis zu dem Konkurrieren und Messen mit anderen. Hierbei geht es um einerseits ein Harmoniebedürfnis in der Interaktion mit anderen und auf der anderen Seite um eine eher misstrauische Haltung und das Kämpfen für die eigene Interessen.

Als letztes Merkmal kann die Gewissenhaftigkeit genannt werden. Hier wird gemessen, ob man eher eine pflichtbewusste, disziplinierte und zuverlässige Person ist, oder ob man eher nachlässig und ungenau agiert. In welchem Maße nun ein Merkmal seine Ausprägung findet, lies sich bis vor Kurzem nicht genau erklären.

Sowohl die Gene, als auch das Umfeld sind wichtig!

Inzwischen sind sich die Wissenschaftler jedoch einig. Die Ausprägung der Persönlichkeitsmerkmale haben sowohl mit dem Erbgut, als auch mit dem Umfeld in dem wir aufwachsen zu tun. In etwa 50 Prozent kann den Genen zugesprochen werden und 50 Prozent den Einflüssen von außen. So können wir die Veranlagung zu bestimmten Verhaltensweisen, oder auch Talenten in uns tragen, werden diese aber nicht gefördert, so kommen sie eventuell nie zum Ausdruck. Ebenso ist es mit den weniger angenehmen Eigenschaften. Wir können zwar die genetische Veranlagung zu psychischen Krankheiten in uns tragen, haben wir allerdings ein stabiles, soziales Umfeld und eine Stabilität vermittelnde Kindheit genossen, kann es wahrscheinlich nie zum Ausbrechen dieser Krankheit kommen.

Festzuhalten ist also, dass sehr viele verschiedene Faktoren in die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen hineinspielen. Nichts ist endgültig festgelegt. Dadurch haben wir auch immer die Möglichkeit an uns zu arbeiten und bestimmte Strukturen, oder Verhaltensmuster wieder aufzubrechen. Das Umfeld kann einen unterstützenden und fördernden Einfluss haben, aber auch Negatives schüren, oder Talente unerkannt lassen. So ist es gerade in der Erziehung wichtig genau darauf zu achten, wo die Potentiale des Kindes liegen und diese zu fördern.