Phrenologie

Phrenologie

Seit jeher ist es der Wunsch des Menschen, sein Gegenüber zu erforschen. Die Vorstellung, allein über das äußere Erscheinungsbild einer Person Rückschlüsse über seinen Charakter zu erlangen beschäftigte über die Jahrhunderte die Forscher in aller Welt. Der aus Schwaben stammende Mediziner Joseph Gall behauptete gegen Ende des 18. Jahrhunderts sogar, dass er an der Kopfform eines Menschen das Wesen dieser Person ablesen könnte. Die Thesen Galls wurden sehr schnell populär und die Phrenologie fand rasch eine ganze Reihe von Anhängern.

Welcher Kopf gehört zu welchen Eigenschaften?

Die Idee zu dieser Theorie wurde während seiner Arbeit als junger Arzt geboren. Gall untersuchte während dieser Zeit die Schädel von ganz unterschiedlichen Menschen. Darunter Verbrecher, Geisteskranke aber auch Menschen, die sehr friedfertig waren oder solche, die schnell Streit suchten. Von diesem Zeitpunkt an glaubte er, die Intelligenz, die Mordlust oder die Triebhaftigkeit anhand der Wölbung des Schädels erkennen zu können.

Aufgrund seiner Forschungen wurde Gall sogar vom preußischen König eingeladen. Der König hatte ihn offiziell zu einem Essen mit Militärs eingeladen. Tatsächlich saßen jedoch die Insassen eines Zuchthauses am Tisch. Galls Thesen schienen sich zu bewahrheiten, denn er bescheinigte den Anwesenden Angriffslust und Zerstörungswut. Dies beeindruckte den König derart, dass er ihm dafür sogar ein wertvolles Schmuckstück schenkte.

Steht eine Delle im Schädel für einen guten Ortssinn?

Während der nächsten Jahre reiste Gall durch halb Europa und verblüffte seine Zeitgenossen mit seinen scharfsinnigen Beobachtungen. In dieser Zeit war er bei zahlreichen Sektionen anwesend und studierte dabei die verschiedenen Schädelformen der Toten. Das war aber noch nicht alles, Gall entwickelte ein Art Hut, den man den Versuchspersonen über den Kopf stülpen konnte. Die Wölbungen des Apparates drückten bewegliche Stifte durch ein Papier, das dabei entstandene Muster verriet dann mehr über die Persönlichkeit. Die Methode wurde so populär, dass die Menschen bald damit anfingen, sich gegenseitig ihre Köpfe abzutasten.

Männer, Frauen und die Fortpflanzung

Gall hat sich auch mit den Unterschieden zwischen den Geschlechtern beschäftigt. So untersuchte er die Hinterköpfe von Männern und Frauen. Seiner Beobachtungen nach haben Frauen meist einen längeren Hinterkopf, dort vermutete er die Anhänglichkeit, die bei Frauen offenbar stärker ausgeprägt sei. In der Nähe der Augenhöhle befände sich, seinen Beobachtungen nach, der Sinn für Zahlen und vieles mehr. Joseph Gall entdeckte im Laufe seiner Forschungen insgesamt 27 „Hirnorgane“ die von Weisheit bis zur Fortpflanzung stehen sollen. Aber auch sehr komplexe physische Funktionen wie Humor oder Intuition waren für Gall und seine Anhänger an Besonderheiten des Schädels erkennbar.

Die Phrenologie wird verboten

Im Jahre 1801 verbot der österreichische Kaiser Franz II. Galls Lehre als religionsgefährdend. Er verließ daraufhin Wien und bereiste ganz Europa. Begleitet wurde er von seinem Assistenten, zwei Affen und einer Auswahl von Schädeln. Mit seinen Theorien begründete Gall eine eigene Industrie. So begannen Berater Karrieren anhand von Kopfformen zu vermitteln und viele Heiratswillige suchten ihren Partner anhand seiner Schädelmerkmale aus.

Galls Phrenologie bewahrheitet sich nicht

Mit dem Fortschritt in der Gehirnforschung beginnt die Theorie von den Schädelformen langsam aber sicher zu bröckeln. Die modernen Anatomen lernen zunehmend mehr über die Geografie des Gehirns. Sie erkennen aber auch, dass es durchaus funktionelle Gehirnzentren gibt. Allerdings kann man ihnen wohl kaum all die Eigenschaften attestieren, die Gall ihnen zugeordnet hatte.

 

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