Parapsychologie

Parapsychologie

Die moderne PSI-Forschung, ihre Ergebnisse und ihr Ansehen in der Gesellschaft

Schlägt man im Deutschen Brockhaus unter dem Eintrag Parapsychologie nach, findet man die Definition: „… die (umstrittene) Lehre von den okkulten Erscheinungen, das heißt von außersinnlichen Wahrnehmungen (Telepathie, Hellsehen, Präkognition, Prophetie)… (…)“. An der zum Satzbeginn eingefügte Anmerkung „umstritten“, sowie der allgemeinen Klassifizierung ‚okkult‘ lässt sich schon erkennen, dass die Brockhaus-Redaktion sich nur sehr zurückhaltend und mit gewissen Vorurteilen an dieses Thema heranwagt.

Denn der Begriff Okkultismus wird vom gleichen Brockhaus so beschrieben:
„… weltanschauliche Richtungen und Praktiken, die in der heutige wissenschaftliche Systematik nicht einzugliedernde Tatsachen der Natur und des menschlichen Geistes betreffen… (…)“. Schon nach kurzer Recherche in diesem Zusammenhang ist klar, dass wir es mit einem Thema zu tun haben, das bei vielen auf wenig Gegenliebe, bis hin zur Ablehnung oder sogar angstvoller Zurückweisung stößt.

Angst wird jedoch allzu häufig von Unwissenheit hervorgerufen; was der Mensch nicht kennt, und was ihm unheimlich erscheint, dem begegnet er mit Angst – und wie schnell aus Angst (oft unbegründeter) Hass wird, erleben wir in unserer Welt jeden Tag aufs Neue. Grund genug also, diesem Thema auf die Schliche zu kommen, es zu durchleuchten, und für Klarheit zu sorgen, auf dass diese rätselhafte menschliche Gabe ihren seltsamen, unguten Beigeschmack verliert, und uns vielleicht sogar – im Gegenteil – Nutzen bringen kann.

Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?

Es ist ein Stigma, welches der Parapsychologie seit Anbeginn anhängt: nämlich dass man sich damit auf Satanismus, Schwarze Magie oder irgendwelche Irrlehren einließe, die unweigerlich darin enden, dass man eines Tages in eine Anstalt eingewiesen wird – weil man seinem ‚Guru‘ oder ‚Großmeister‘ in zu tiefe und dunkle Abgründe der Zauberei gefolgt war. Fast immer wird Parapsychologie mit einem „Glauben“ assoziiert.

Bilder von nächtlichen Hexentänzen in verwunschenen Steinkreisen, oder von beschwörenden Ritualgesängen, die aus finsteren Gewölbekellern heraufdringen, geistern durch die Köpfe. Schlimmer noch – diese Vorstellungen sind so tief verwurzelt, dass man sich buchstäblich aus einem ganzen Berg von Vorurteilen freischaufeln muss, will man seinen Mitmenschen erklären, was Parapsychologie eigentlich bedeutet. Wohl dem, der überhaupt Gehör findet.

Dabei besteht einer der wesentlichsten Inhalte der PSI-Forschung darin, beim erfassen parapsychischer Phänomene besonders wissenschaftlich vorzugehen. Niemals würde ein ernstzunehmender PSI-Forscher nächtens durch finstere Wälder schleichen, oder in dunklen Gewölben bei gruseligen Seancen anzutreffen sein.

Nein, ihm ginge es vielmehr darum, jeglichen Betrugsversuch auszuschließen, oder Störfaktoren wie Halluzinationen, Nebeneffekte, Zufälle, Beteiligung der fünf normalen menschlichen Sinne und ähnliches zu eliminieren. Im besonderen Maße gilt seine Aufmerksamkeit dem Ausschließen des Zufalls, denn dies ist das lapidare Lieblingsargument der Skeptiker, die lieber Zufälligkeit unterstellen, als die Möglichkeit eines echten PSI-Phänomens in Betracht zu ziehen.

Besonders die Forscher Dr. Milan Ryzl und Professor J. B. Rhine haben sich um die nüchterne und unvoreingenommene Methodik der PSI-Forschung verdient gemacht, indem sie eine fast schon bizarr zu nennende Akribie an den Tag legten, wenn es darum ging, die Möglichkeit ‚anderer‘ Erklärungen oder des Zufalls für ein PSI-Phänomen auszuschließen. Buchstäblich auf allen Vieren krochen sie unter Experimental-Aufbauten herum, prüften die Raumtemperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Schalldichte und Undurchsichtigkeit der Hilfsmittel, und wiederholten ihre Experimente tausendfach, um den Zufall auszuschließen.

Das wissenschaftliche Prinzip der Beweisbarkeit

Für die Beweisbarkeit im wissenschaftlichen Sinn gibt es zweierlei Methoden:

  1. Durch logische oder
  2. empirische Gründe.

Da die Parapsychologie, nach unserem heutigen Wissenstand, die streng logische Beweisführung für die Existenz des Übersinnlichen verschlossen bleibt, muss sie sich der empirischen Beweisführung bedienen. Empirische Beweisführung bedeutet, dass eine Behauptung dann als bewiesen gilt, wenn man ausreichend viele, verlässliche Hinweise für ihre Wahrheit vorlegen kann. Selbstverständlich gibt es klare Regeln – es genügt nicht, einfach nur zu behaupten, dass soundso viele Menschen die Theorie bestätigt haben. Nein, man muss ausdauernd Beweise von hoher Qualität sammeln und sie statistisch erfassen, um letztlich einen gültigen Nachweis erbringen zu können.

Wie funktioniert das nun? Die Antwort ist banal: Durch Testreihen. Und zwar solche, die wiederholbar und nachprüfbar sind. Wir müssen uns in diesem Zusammenhang auf die empirische Beweiskette stützen, also nicht auf beweisbare Logik, sondern auf Statistik. Um es vorweg zu nehmen: alles spricht für die Existenz parapsychologischer Phänomene. Seit langem gibt es an verschiedenen internationalen Universitäten spezielle Fakultäten, die über viele Jahre hinweg wissenschaftliche Textreihen und Laborversuche durchführten. Eine der ersten Aufgaben der P. besteht darin, die Unsicherheitsfaktoren der Probanden auszuschließen.

Der menschliche Geist ist beeinflussbar, er unterliegt Gefühlsregungen, manche Dinge sind aufgrund bestehender Informationen vorhersehbar, mitunter sind auch Persönlichkeitsprofile einzelner Testpersonen prädestiniert, um verfälschte Ergebnisse hervorzubringen. Minutiös werden bei Versuchsreihen diese Quellen ausgefiltert, die zu falschen Ergebnissen führen könnten.

Der Rhine-Test

Professor Joseph Banks Rhine, Vater der experimentellen Parapsychologie, erfand in den dreißiger Jahren an der Duke-Universität, North Carolina, einen speziellen Test, mit dem er mögliche außersinnliche Wahrnehmungs-Fähigkeiten seiner Testpersonen herauszufinden versuchte.

Dazu entwickelte er Karten, die fünf, deutlich voneinander zu unterscheidende Motive aufwiesen: Kreis, Stern, Welle, Kreuz und Quadrat. Sein Kartensatz enthielt 25 Karten, von jedem Motiv fünf. Um nun mit diesem Kartensatz etwas anfangen zu können, müssen wir uns den Begriff Zufallsdurchschnitt ansehen. Bei fünfundzwanzig Karten und fünf unterschiedlichen Motiven wird jeder sofort verstehen, dass bei zufälligem Raten, welche Karte als nächstes käme, eine durchschnittliche Chance von 1:5 besteht, zufällig richtig zu raten. Das kann man leicht zuhause mit beliebigen Karten ausprobieren – wichtig ist natürlich, dass man

erstens alle möglicherweise beeinflussenden Faktoren ausschließt. Es macht also z.B. keinen Sinn, das Experiment mit einem uralten Spielkartensatz durchzuführen, an dessen abgenutzten Rückseiten man schon erkennen könnte, dass das Herz-Abon’Shan als nächste Karte kommen würde. Führt man nun den Test durch – (das Original-Setup würde 2 Testpersonen erfordern, wobei die erste Person die Karten ansieht, und der zweiten Person, die in einem anderen Raum sitzt, die Karten-Reihenfolge gedanklich zu übertragen versucht), sind die Chancen sehr groß, 5 Treffer zu erzielen. Sollte man im ersten Versuch jedoch 10 Treffer erzielen, hat man noch keinen Grund (!) zum Jubeln.

Die zweite, dritte und vierte Versuchsreihe wird vermutlich sehr rasch zeigen, wie sehr der Zufall seine Hand im Spiel hatte. Will man es wissenschaftlich korrekt durchführen, muss man buchstäblich Hunderte, ja sogar Tausende Testreihen durchführen, um eine Verfälschung durch Zufälligkeit auf das kleinste nur denkbare Maß zu verringern. Erinnern Sie sich? Wir wollen ja die Wahrscheinlichkeit echter ASW testen, und nicht die „Wahrscheinlichkeit des Zufalls“.

Die Möglichkeit von PSI

Nun kommen wir zu einem spannenden Moment. Es gibt viele Möglichkeiten, einen Test vorzubereiten. Man könnte Karten, Würfel oder Münzen nehmen, sogar der Computer als Testmedium kommt infrage, (wird sogar immer interessanter). Exorbitant wichtig ist es stets, die Möglichkeiten der Verfälschung nach besten Kräften auszuschließen.

Alles, was den Test beeinflussen könnte, muss ausgeschaltet werden, in manchen Testreihen nahm das geradezu groteske Züge an: die Raumtemperatur, die Lichtverhältnisse , die Schallreflexion, die Luftfeuchtigkeit, einfach alles wurde überprüft, wobei der Proband nur die Farbei einer Karte erspüren sollte, die in einem (bis zu 10-fach verschachtelten und verschweißten) Umschlag hinter einer Sichtschutzwand lag.

Wenn man die Sicherheitsmaßnahmen derartig übertreibt, wird auch dem letzten Skeptiker klar, dass da tatsächlich ein ASW-Phänomen vorliegt, wenn sich über lange, lange Testreihen hinweg eine Tendenz ergibt, die über dem Zufallsdurchschnitt liegt. Was würden Sie sagen, wenn es jemandem gelänge, mithilfe seiner Willenskraft, einen Münzwurf so zu beeinflussen, dass die Münze häufiger auf der Kopf- als auf der Zahlseite landet?

Nehmen wir dazu an, dass dieser Münzwurf von einer anderen Person in einem anderen Raum vorgenommen würde, und zwar in 2.000 Testreihen, wobei jede Testreihe 1.000 Münzwürfe enthielte. Eine Million Münzwürfe – das klingt verrückt? Ja, das mag sein – aber jeder wird verstehen, dass hier kein zufällig verfälschtes Ergebnis mehr herauskommen kann.

Wenn die Testbedingungen genau eingehalten, protokoliert und unabhängig bezeugt wurden, ist dies der empirische Beweis, nach dem wir gesucht haben – vorausgesetzt natürlich, das Ergebnis weicht von einem Verhältnis 50:50 ab. Und so verrückt es klingen mag – die wirklich Aufsehen erregenden PSI-Tests der Vergangenheit wurden auf diese Weise durchgeführt: Zahllose Versuche in endlos langen Testreihen, minutiös aufgezeichnet. Und die Ergebnisse sprachen für sich: bestimmte „medial begabte“ Testpersonen waren nachweislich in der Lage, Ergebnisse zu erzielen, die man beim besten Willen nicht mehr als zufällig abtun konnte.

Die Anti-Zufallswahrscheinlichkeit

Nun gelangen wir zu einer Frage, die manchen Leser sicherlich verwundern wird. Ab welchem Punkt kann man davon sprechen, dass PSI vorliegt? Wenn der Proband durchschnittlich 10 Karten errät, anstatt der normalerweise nur 5? Oder müsste er gar 15, 20, oder alle 25 Karten korrekt erraten, um als begabt im Sinne der ASW zu gelten? Die Antwort ist verblüffend. Es genügt schon eine Abweichung im Bereich von nur einem Prozent – um es vereinfacht auszudrücken.

Es kommt darauf an, wie lang die Testreihe war, wie stark daran gearbeitet wurde, die Möglichkeit der Zufallsabweichung einzudämmen. Bei unserem Experiment mit der Münze, in welchem eine Million Versuche absolviert wurden, würde eine Abweichung um nur 1 Prozent (das heißt 51 % Kopf, bei 49 % Zahl) bedeuten, dass mit einem Wahrscheinlichkeits-Faktor von mehreren Tausend zu Eins tatsächlich ein parapsychische Phänomen vorliegt. Mit anderen Worten: es ist mehrere Tausend Mal wahrscheinlicher, dass ASW im Spiel ist, als dass es nicht der Fall ist. Mehrere Tausend Mal zu eins – sollte das nicht eine überzeugende Zahl sein? Aber es kommt noch erstaunlicher.

Pawel Stepanek

Stepanek, ein Bankangestellter aus Prag, galt in den Sechziger Jahren als der „medialste“ Mensch der Welt. Kein anderer hat in protokollierten und bezeugten Testreihen so nachhaltig bewiesen, dass er Fähigkeiten in Bereich der ASW besitzt, wie er. Über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren hinweg wurde er von dem herausragenden tschechischen Parapsychologie-Forscher Dr. Milan Ryzl in zahllosen Labortestreihen getestet und erzielte zeitweise atemberaubende Ergebnisse.

Dennoch verbrachte er sein ganzes mediales Leben mit nichts anderem, als die Farben von Karten zu erraten – Schwarz oder Weiß. Der Aufbau des Experiments wurde bereits weiter oben beschrieben: Pawel Stepanek sollte erspüren, wie herum eine Karte, deren Vorderseite Schwarz und die Rückseite weiß war, in einem Umschlag lag. Dr. Ryzl verwendete außerordentlich viel Zeit und Aufmerksamkeit darauf, die Versuchsreihen narrensicher zu machen, so dass absolut glaubhaft wurde, dass Stepanek nicht den allergeringsten Hinweis auf die Lage der Karten in den bis zu zehnfach in sich verschachtelten Umschlägen haben konnte.

Schon bei seinen ersten Testreihen erzielte Stepanek eine Trefferquote von 57 % (von 2000 zu ratenden Karten, hatte er 1140 Treffer – bei 860 falschen), was rechnerisch eine Anti-Zufalls-Wahrscheinlichkeit von 10 Millionen zu 1 ergab. Es gibt in unserem Sprachgebrauch die oft und gerne benutze Wendung: „… die Chance steht eine Million zu Eins“, womit man meint, dass etwas eigentlich vollkommen ausgeschlossen ist. Wie wäre es dann mit Stepaneks 10 Millionen zu Eins? Ist da noch ein Zufall denkbar?

Hier Stepaneks Höchstleistungen:

  1. Zwei Majority-Vote-Tests, von Ryzl durchgeführt. Resultate: Trefferquote 71 Prozent beim ersten Test, 100 Prozent beim zweiten. Anti-Zufallswahrscheinlichkeit: .20000 zu 1 beim ersten Test; 112 Billionen zu 1 beim zweiten.
  2. Zwei Schlüsselexperimente mit Karten (und Unterexperimenten) mit den Versuchsleitern Pratt und Blom im Jahre 1963 und 1968. Anti-Zufallswahrscheinlichkeit: 500.000 zu 1 beim ersten, und 10 Millionen zu 1 beim zweiten Experiment.
  3. Zwei Experimente 1963 unter Aufsicht holländischer, japanischer und irdischer Forscher. Anti-Zufallswahrscheinlichkeit: 1.000 Billionen zu 1 und 1 Million zu 1.

Es sei hier noch einmal erwähnt, dass all diese Experimente unter extrem peniblen Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt wurden, die Verfälschungen und Zufälle ausschließen sollten. Alles wurde genau protokolliert und bezeugt. Allein durch die Versuche von Stepanek und Ryzl, kann eigentlich kein Zweifel mehr daran bestehen, dass das Phänomen der ASW tatsächlich existent ist.

Doch nun vom Labor hinaus in die Welt. Nachdem wir also ‚glauben‘ dürfen, (was aber keinesfalls religiös gemeint ist), dass Außersinnliche Wahrnehmung durchaus existent ist, rücken auch andere Ereignisse in Licht möglicher Wahrheit. Ereignisse, die bisher niemand wirklich ernst nehmen wollte.

Das Unglück von Aberfan

Im Jahre 1966 ereignete sich in Aberfan, einer Bergarbeiter-Stadt in Süd-Wales (England), ein verheerendes Unglück. Ein Teil eines ganzen Berges brach ab, geriet ins Rutschen und begrub binnen weniger Augenblicke einen Teil der Ortschaft, und das alte Schulhaus unter sich. 128 Kinder starben, 16 Erwachsene, und die englische Presse schrieb darüber als das „größte Unglück, das unser Volk jemals in Friedenszeiten heimgesucht hat“.

Ein Bericht beschrieb den Vorfall so: Ein Blick in das kleine Tal hinab, dann die gewaltige Kohlelawine, die vom Berg abbrach und hinabraste. Ein kleiner Junge mit Panyfrisur stand wie erstarrt nahebei, überlebte aber… dann waren Rettungsmannschaften da… Ein Augenzeuge? Nein… – nicht direkt. Das Unglück ereignete sich am 21. Oktober um 9:15 Uhr – die Frau aber, die jenes Ereignis ‚sah‘, hielt sich über 300 Kilometer entfernt in der Ortschaft Plymouth auf, und sie sah es am Vorabend, in Form einer seltsamen Vision, bei der sechs Zeugen anwesend waren. Sogar ihrer Nachbarin erzählte die Frau am nächsten Morgen davon, um 8:30 Uhr am Unglückstag, eine Dreiviertelstunde bevor die Katastrophe geschah.

Kurz darauf kamen weitere Berichte hinzu. Ein kleines Mädchen, das bei dem Unglück umkam, erzählte schon 14 Tage zuvor ihren Eltern davon, dass sie träumte, sie wollte in die Schule gehen, aber keine Schule wäre nicht mehr da gewesen: „… etwas Schwarzes hätte sich über sie gelegt“.

Die Eltern und der Pfarrer des Ortes waren als Zeugen anwesend. Andernorts, sieben Tage vor dem Unglück in einer Nachbarortschaft, hatte eine frau eine detaillierte Version der Katastrophe. Es gibt zwei Freunde, die schriftlich bestätigen, vier Tage vor dem Ereignis vor dieser Vision gehört zu haben. Es gab noch eine ganze Reihe weiterer Visionen. Träume und Vorahnungen, in welchen das Unglück vorausgesehen wurde.

Beeinflusst durch die Vielzahl der Berichte suchte der englische Psychologe J. C. Baker mithilfe eines Presseaufrufes nach weiteren, durch Zeugen gestützten Visionen über das kommende Unglück – in den folgenden Wochen sammelten über zweihundert, die nach intensiver Prüfung als durchaus wahr eingestuft werden können. Kollektive Hirngespinste? Massenhysterie?

Unsere heutige, westliche Zivilisation ist ein großes Räderwerk verlässlicher und berechenbarer Mechanismen, alles tickt und läuft im Rhythmus vertrauter Abläufe und handfester Ereignisse. Was in diesem Räderwerk mitspielen will, muss beweisbar, zuverlässig und austauschbar sein. Und doch leben und arbeiten wir Menschen im Verständnis dessen, dass es Dinge gibt, die sich nicht so einfach erklären und beweisen lassen. Während die Parapsychologie häufig als Unsinn abgetan oder belächelt wird, hat doch eigentlich jeder von uns seine Gefühle und Ahnungen im Kopf. Häufig verlässt er sich sogar darauf und erzielt damit ausgesprochen nützliche und verwertbare Ergebnisse – die er mit einem Kopfnicken und einem: „Ich hab’s doch gewusst!“ als völlig korrekt und normal betrachtet.

Gibt es eine Grenze?

Ist da irgendwo eine Schranke aufgebaut, jenseits derer Gefühle und Ahnungen ganz plötzlich zu Unfug und Hirngespinsten werden? Ist das drängende Gefühl, dass jemand hinter einem steht, vollkommen in Ordnung, während es in den Bereich des Phantastischen gehört, wenn man glaubt, jemanden spüren zu können, der draußen vor dem Haus steht? Wo zieht man hier die Grenze? Oder besser noch: worüber redet man lieber nicht, um nicht von seinen Mitmenschen für einen Spinner gehalten zu werden?

In Zeiten, in denen in unserem täglichen Leben die exakten Wissenschaften immer größeres Gewicht erhalten, ist es in der Tat heikel, über Themen reden zu wollen, die sich der wissenschaftlichen Beweisbarkeit entziehen – jedenfalls nach unseren Maßstäben der Beweisbarkeit. Das Seltsame ist jedoch der Umstand, dass gerade die Grenzwissenschaften (z.B. Astrophysik oder Quantenmechanik) heute zunehmend in Bereiche vorstoßen, in denen alle bisher angenommenen Gesetzmäßigkeiten auf dem Kopf zu stehen scheinen. Dort kommt man nicht umhin, sich gerade philosophischer Blickwinkel zu bedienen, um das Entdeckte überhaupt noch begreifen zu können.

Ein wunderbares Beispiel ist die sogenannte Unschärferelation, ein Begriff aus der Quantenphysik von keinem Geringeren als dem großen Mathematiker Werner Karl Heisenberg formuliert. Demnach ist es ein quantenmechanisches Prinzip, dass der Ort (q) und Impuls (p) eines Teilchens nicht zugleich mit beliebiger Genauigkeit bestimmt werden können.

Mit anderen Worten: Je genauer man eine der beiden Eigenschaften zu beschreiben versucht, desto ungenauer (unschärfer) wird die andere Eigenschaft. Daraus resultiert: Die Wissenschaft stößt auf Grenzen in sich selbst. Nicht alles ist beliebig erforschbar. Je intensiver ich mich der einen Eigenschaft eines Objekts widme, desto mehr verschwimmt eine andere seiner Eigenschaften vor meinen Augen.

Mitunter muss sich selbst der exakteste Wissenschaftler auf Ahnungen stürzen, auf Annahmen und Spekulationen. An diesem Punkt, so sollte man meinen, ist auf die Grenze dessen erreicht, dass man sagen könnte: Dies oder das (in unserem Falle die Parapsychologie) ist Unfug, da es nicht exakt beweisbar ist. Nein, vielleicht ist es nur so: Unsere Welt hat nur ihren Blick zu sehr in die eine Richtung geschärft, so dass der Blick in die andere Richtung immer verschwommener wird.

 

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