Ein Psychiater packt aus

Ein Psychiater packt aus

Der in Amerika hoch renommierte Psychiater Allen Frances packt aus – und zwar in seinem neuen Buch „Normal – Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen“. Der Akademiker spricht sich in seinem Werk gegen die „Krankschreibung“ gesunder Menschen aus, die im psychiatrischen Sektor immer häufiger wird und langsam sogar Überhand gewinnt. Immerhin erfüllen nach neusten Studien mittlerweile mehr als 80 Prozent der jungen Erwachsenen die Kriterien einer psychischen Störung.

Doch wie kommt das? Werden wir tatsächlich immer kränker oder schreibt uns die Pharmaindustrie Krankheiten zu, die wir gar nicht haben? Frances antwortet auf diese Frage mit einem entschlossenen „Nein“.

Diagnostische Inflation

Der inflationäre Anstieg psychiatrischer Diagnosen sei eine Entwicklung, die immer mehr voranschreiten werde, betont Francis. Das werde massive Folgen haben, denn schon jetzt sei der Gebrauch von verschreibungspflichtigen „Antidepressiva, Neuroleptika, Anxiolytika, Schlaf- und Schmerzmittel“ viel zu hoch. Die Anzahl der Diagnosen ist von der dritten zur vierten Auflage des „Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen“ (DSM) von 182 auf 297 gestiegen. Francis, welcher an der Entstehung beider Auflagen maßgeblich beteiligt war, klärt nun über diese Entwicklung auf.

Der rapide Anstieg psychiatrischer Diagnosen sei laut seiner Aussage nicht durch den medizinischen Fortschritt zu begründen,sondern lediglich durch „praktische Notwendigkeit, Zufall, allmähliche Verwurzelung, Präzedenz und Trägheit“. Der DSM-Katalog sei somit langsam aber sicher zu einem Sammelwerk ohne innere Logik und Verlass verkommen. Die Folgen sind schon heute klar zu erkennen: Epidemien wie die ADHS- und Autismus-Diagnosen bei Kindern und die Krankschreibung von schüchternen – aber sonst völlig gesunden! – Erwachsenen als Sozialphobiker sind zum Alltagsgeschehen geworden. Die Menschen seien heute allerdings nicht mehr oder weniger gestört als früher, betont der betagte US-Psychiater. Lediglich die Etiketten haben sich verändert – und das nicht zum Positiven.

Kritik am Autor

Doch auch, wenn Francis öffentlich Missstände zum Thema erhebt, die so nicht wegzudiskutieren sind, werden kritische Stimmen laut. Der ehemalige Leiter der Abteilung für Psychiatrie an der Duke University in North Carolina und ehemalige Pharma-Konzern-Vertreter habe erst ausgepackt, als die rund 10.000 Dollar Tantiemen pro Jahr durch sein DSM-IV-Begleitbuch ausfielen.

Außerdem schweigt er sich bis heute zu seinen Verbindungen in der Pharma-Industrie aus. Bleibt nur zu hoffen, dass seine Einwände gegen die gängige psychiatrische Praxis dennoch Gehör finden, denn das in den USA verwendete DSM beeinflusst auch das hierzulande gängige ICD-10, welches von der Weltgesundheitsorganisation herausgegeben wird.

 

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