Die Todesstrafe – Die Psyche der Vollzieher

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Die Todesstrafe - Die Psyche der Vollzieher

Auch wenn die Todesstrafe für viele Menschen grausam erscheinen mag, gibt es noch immer über 50 Länder weltweit, die diese Art der Strafe anwenden. In diesen Akt der dort legalen Tötung sind nicht nur die Hingerichteten, deren Opfer und die Angehörigen dieser Personen beteiligt, sondern natürlich auch die Vollzieher, die die Hinrichtung ausführen. Die Frage, wer diese Menschen sind, die andere töten, wie sie sich mit ihrer Arbeit identifizieren und mit dieser umstrittenen Aufgabe fühlen, wurde nun durch eine Studie beantwortet.

Das Innenleben der Henker

Um herauszufinden welche Art von Menschen von Berufswegen legal töten, befragte der amerikanische Psychologe Michael Osofsky mit seinem Vater Anfang des Jahrtausends einige Dutzend Exekutionsbeamte des Louisiana State Penitentiary. So wollten die Experten herausfinden, welchen Einfluss das Ausführen einer Tötung auf das Seelenleben der involvierten Vollzugsbeamten hat. Entgegen der Erwartungen wirkte es so als habe ihre Beteiligung an der Exekution keinerlei Einfluss auf die seelische Gesundheit und das Wohlbefinden. Schließlich wurden bei den Befragten nicht mehr Symptome einer Depression festgestellt, als durchschnittlich in anderen Berufsgruppen. Hat das Töten eines anderen Menschen also keinen Einfluss auf die Henker?

Die Erklärungen für die zunächst etwas paradox wirkenden Erkenntnisse von Osofsky scheinen vielfältig und berücksichtigen die unterschiedlichsten Faktoren der Todesstrafe. Nicht der Akt des Tötens steht im Vordergrund, sondern die Motivation dahinter und das Arbeiten als Team. Um dies erklären zu können, kann ein Experiment von Stanley Milgram, einem amerikanischen Psychologen, herangezogen werden. Die Probanden seines Experiments wurden dazu aufgefordert, andere Menschen für vermeintliches Fehlverhalten mit Stromschlägen zu bestrafen. Tatsächlich wurden die Stimmen und Schmerzensschreie der vermeintlich Bestraften über ein Band eingespielt und der Raum in dem diese sich befinden sollten war leer.

Erklärungen für den geringen Einfluss

Die Probanden gaben an, dass sie die Bestrafung lediglich auf Anweisungen des Versuchsleiters ausführten und wiesen die Schuld so von sich. Eben dieses Abwälzen der Schuld konnte Osofsky in den Befragungen der Exekutionsbeamten feststellen. Sie gaben an, im Dienst des Staates zu handeln und konnten so keine Schuld bei sich selbst feststellen. Außerdem sei es die gerechte Strafe, die das Gesetz nun einmal für die Straftat des Häftlings vorsieht.

Eine andere Rechtfertigung der Henker war die Arbeit in der Gruppe. Nie tötet ein Beamter alleine, jeder hat seine festgelegte Aufgabe und so wird eine mögliche Schuld unter allen Exekutionsbeamten aufgeteilt. Viele Befragte gaben beispielsweise an, dass sie nie auf den Knopf gedrückt hätten, der das Leben tatsächlich beendete, sondern beispielsweise nur die Gurte angelegt.

Ein Job, der doch Spuren hinterlässt

Ganz so spurlos wie zunächst vermutet, scheint der Job als Henker dann aber doch nicht an den Beamten vorbeizugehen. Dies zeigte eine weitere Untersuchung von Osofsky und seinen Kollegen, in der fast 250 Beamte befragt wurden, die an Hinrichtungen beteiligt waren. So stellte sich heraus, dass es ein Job ist, über den nicht gesprochen wird – mit niemandem. Das sei ein weiterer Schutzmechanismus, gaben Probanden an, die vor diesen Befragungen noch mit niemandem über ihren Beruf gesprochen hatten.

Mit Rechtfertigen und Erklärungen schützen sich Exekutionsbeamte, um ihren Job machen zu können. Das Töten eines Menschen geht auch an ihnen nicht spurlos vorbei, aber sie schieben die Schuld von sich, um ihren umstrittenen Beruf ausüben zu können.

 

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