Albinismus: Wenn Aberglaube zur Gefahr wird
Albinismus ist eine seltene Krankheit. Besonders dieser Umstand sorgt in Afrika dafür, dass Betroffene teilweise verfolgt und ermordet werden. Jüngst wurde dieses Thema wieder von den Medien aufgegriffen, denn die Zahl der Ermordungen ist hoch. Ein wichtiges Kriterium ist dabei sicherlich auch das divergente Aussehen der Betroffenen, die sich äußerlich deutlich von der Normalbevölkerung auf dem schwarzen Kontinent unterscheiden.
Tötungen aufgrund von Aberglaube
70 Ermordungen wurden seit 2006 in Tansania registriert. Darüber hinaus wurden bei mehr als 30 Betroffenen Gliedmaßen entfernt, während sie noch bei vollem Bewusstsein waren. Die Dunkelziffer sei hoch, wie zahlreiche Hilfsorganisationen immer wieder betonen. Nicht nur Fremde töten die von Albinismus betroffenen Personen, sondern auch Menschen aus der eigenen Familie, die den Betroffenen eigentlich schützen sollten. Dabei ist Tansania nur ein Land von vielen, deren Grenzen auf dem schwarzen Kontinent verlaufen.
In der westlichen Welt unvorstellbar, gehört die Verfolgung und Ermordung von Albinos in Afrika bereits zum Alltag. Ein Grund hierfür ist sicherlich auch die mangelnde Bildung in vielen Regionen des Kontinents. Schulen sind häufig kein Bestandteil des alltäglichen Lebens und viele Kinder können weder Lesen noch Schreiben. Dementsprechend wissen die meisten Menschen nicht, was Albinismus ist. Zugleich ist auch die Magie und der Aberglaube in Afrika noch weit verbreitet. Albinismus wird daher nicht als Krankheit gesehen. Vielmehr wird die Erscheinung der Betroffenen auf Magie zurückgeführt. Schamanen und Heiler haben leichtes Spiel. Sie erzählen den Einheimischen von Unglück und schreiben den Betroffenen sogar heilende Kräfte zu. Beispielsweise soll das Blut eines Albinos helfen, Aids zu heilen. Die fehlende Bildung trägt dazu bei, dass die Bevölkerung solche Märchen glaubt, denn die Realitäten sind unbekannt. Ein Effekt, der noch dadurch verstärkt wird, dass die Heiler ein besonderes Ansehen genießen und ihr Wort daher beinahe Gesetz ist.
Vorurteile und fehlende Bildung
Die fehlende Bildung hat allerdings noch weitere Konsequenzen. Was ein Mensch nicht kennt, kann Angst erzeugen. Diese Angst ist gerade bei der Fremdartigkeit der Albinos unter Umständen sehr ausgeprägt. Eine natürliche Erklärung scheint es zunächst nicht zu geben. Aufgrund mangelnder Bildung wird die Erkrankung nicht einem Gendefekt zugeschrieben, sondern bösen Mächten. Die Menschen wollen sich davor schützen, sodass der Verfolgung der Albinos die Türen geöffnet werden.
Fehlende Bildung und Angst sind zwei Hauptkriterien, die schließlich zu den Vorurteilen führen, die den Albinos jederzeit entgegentreten. Vorurteile spielen sich auf drei Ebenen ab, die eng miteinander verknüpft sind. Die erste Ebene ist die kognitive Ebene. Hier spielen die falschen Annahmen eine wesentliche Rolle. Der Mensch kann Entscheidungen nur aufgrund seines Wissens treffen. Auch wenn der Mensch oftmals Entscheidungen aus einer Gefühlslage heraus trifft, ist es dennoch das vorhandene Wissen, das die Basis für die Entscheidung bildet.
Die zweite Ebene ist die Gefühlsebene. Diese kann sich wesentlich von der kognitiven Ebene unterscheiden. Obwohl das Wissen darauf schließen lässt, dass Albinismus ungefährlich ist, kann dennoch Angst vorhanden sein. Zwischen diesen beiden Bereichen entsteht ein Wechselspiel. Die Gefühlsebene kann dominieren, wodurch das vorhandene Wissen eine Abschwächung darstellen kann. Auch der gegenteilige Fall kann hier eintreten. Die beiden Bereiche führen schließlich zu einer konkreten Handlung, die die dritte Ebene darstellt.
Im Falle des Albinismus in Afrika kommt noch erschwerend hinzu, dass der Körper eines Albinos das Einkommen für die nächsten Monate bis Jahre sichern kann. Mehr als 50.000 Euro ist der Körper eines Albinos wert. Die Tötung des Betroffenen ist daher, in den Augen der Menschenjäger, auch wirtschaftlich ein Vorteil, was die Problematik verstärkt. Moralische Bedenken gibt es durch den Aberglauben und die Vorurteile kaum.
Bildung kann Problem mildern
Grundsätzlich gilt, dass die Verfolgung nur dann eingedämmt werden kann, wenn die Menschen aufgeklärt werden. Bildung ist ein zentrales Thema, denn mit angemessener Bildung wird den Menschen schnell klar, dass Albinoblut sicherlich keine Krankheiten heilt. Diese Erkenntnis würde ebenfalls den finanziellen Anreiz, der ebenfalls hinter der Menschenjagd steht, minimieren.
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