Parkinson im Zentrum der Forschung

,
Parkinson im Zentrum der Forschung

Das schweizer Forschungsprogramm, das sich auf Stammzellen fokussiert, ist abgeschlossen. Im Zentrum der Forschung zu Parkinson stehen nun zellfreie Therapiemethoden.

Weltweit forschen Wissenschaftler an Stammzellen, um diverse Leiden wie Lähmungen oder Herzinfarkte in Zukunft therapieren zu können. Durch die Transplantation von intakten Zellen sollen defekte Zellen ersetzt und so eine Heilung herbeigeführt werden. Professor Hans Rudolf Widmer leitet das Forschungslabor der Neurochirurgie des Berner Inselspitals. Hier wurde nun das nationale Forschungsprogramm „Stammzellen und regenerative Medizin“ abgeschlossen.

Zellfreie Therapie zeigt Wirkung

Zwar arbeiten die Forscher dieses Instituts mit Vorläuferzellen und Stammzellen, ihr Ziel ist es jedoch nicht, diese zu transplantieren. Sie streben vielmehr eine zellfreie Therapiemethode an. Stefano Di Santo, der Verantwortliche für dieses Projekt, zeigt, wie sich Vorläuferzellen bei bestimmten Temperaturen in einer besonderen Flüssigkeit aufbewahren lassen. Unter diesen Bedingungen geben die Zellen Wirkstoffe an die Flüssigkeit ab, so wie sie es auch im menschlichen Körper tun würden. Spritzt man diese Substanzen in den Körper, ist dies äußerst wirkungsvoll: Die Selbstheilungsmechanismen des Körpers werden aktiviert, da die Substanz die körpereigenen Stammzellen anregt.

Di Santo hat dieses Phänomen an Ratten untersucht, die unter einer Arterienverkalkung der Beine litten. Nach der Injektion bildeten die Tiere neue Blutgefäße und dadurch verbesserte sich die Durchblutung. Zusammen mit einem Kollegen erhielt Di Santo 2010 für diese Arbeit den Pfizer-Forschungspreis. Nur eine Injektion vorzunehmen, ohne Zellen transplantieren zu müssen habe viele Vorteile, so der Wissenschaftler. Das Risiko von Tumorbildungen sei deutlich kleiner als bei Zelltransplantationen, außerdem komme es so nicht zu etwaigen Abstoßreaktionen.

Zell-Cocktail gegen Parkinson

Daher wollten die Forscher um Hans Rudolf Widmer noch einen Schritt weiter gehen. Sie untersuchten, ob die zellfreie Therapie auch im Gehirn anwendbar sei. Außerdem analysierten sie die Zusammensetzung der Substanz, die die Zellen abgaben. Die Wissenschaftler injizierten den Wirkstoff-Cocktail in das Gehirn einer Ratte und stellten fest, dass so tatsächlich die dortigen Stammzellen angeregt wurden.

Diese Ergebnisse sind jedoch nicht unbedingt für die Therapie eines Hirnschlags relevant, sondern viel mehr für Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson, bei denen Nervenzellen nach und nach absterben. Die Zellsubstanz zu entschlüsseln erwies sich jedoch als äußerst kompliziert. Sowohl Lipide als auch Proteine seien Urheber der beobachteten Effekte, erklärt Di Santo. Es handele sich aber um eine bei weitem komplexere Zusammensetzung als erwartet, daher sei die Forschung noch weit davon entfernt, diese Substanz künstlich nachbilden zu können.

Hoher Erwartungsdruck auf Wissenschaftler

Auch wenn das Forschungsprogramm bereits abgeschlossen ist, bleiben die Wissenschaftler der Zusammensetzung weiter auf der Spur und möchten herausfinden, wie genau dieser zellfreie Cocktail im Körper wirken könnte.

Zwar haben die Wissenschaftler in dieser Hinsicht schon große Fortschritte gemacht, doch gesteht Widmer auch, dass je weiter die Forschungen voranschreiten, ihnen immer bewusster werde, wie wenig sie eigentlich von dem ganzen verstünden. Es treten beispielsweise Nebenwirkungen auf, die noch nicht geklärt seien, komme man einem Problem auf die Spur, erscheine an anderer Stelle ein neues. Daher warnt der Forscher vor zu großen Erwartungen und Hoffnungen, weltweit stünden Wissenschaftler meist unter enormem Erfolgsdruck. Außerdem sei da noch der ethische Aspekt, der nie außer Acht gelassen werden dürfe im Bezug auf die Forschung an menschlichen embryonalen Zellen sowie im Hinblick auf Tierversuche.

 

Online Beratung – Unsere Empfehlung

Diese Berater stehen aktuell für eine ausführliche Beratung in diesem Bereich zur Verfügung und geben Antwort auf Deine Fragen.

Es wurden keine Berater gefunden.