DMDD – wenn Kinder wütend werden
DMDD steht für Disruptive Mood Dysregulation Disorder. Diese Störung wurde nun neu definiert und ins Psychiater-Handbuch übernommen. Bereits jetzt wird Kritik laut, denn DMDD könnte sich zu einer neuen Mode-Diagnose entwickeln. Kinder, die an DMDD leiden werden schnell wütend und schlagen auf alles ein, was sich in ihrer Nähe befindet. Dabei spielt es keine Rolle, wo die Kinder sind, oder mit wem sie zusammen sind. Auffallend ist, dass sie fast jeden Tag unbeschreiblich wütend werden. Hinzu kommt, dass die kleinen Patienten sehr leicht reizbar sind.
In anderen Phasen scheinen die Kinder depressiv bzw. betrübt zu sein und wirken sehr verschlossen auf andere Menschen. Dieses Verhalten bringt unangenehme Folgen mit sich. Viele dieser Kinder haben kaum Freunde und große Probleme in der Schule. Kinder, die von dieser Störung betroffen sind, heben sich von normalem Trotzverhalten ab. Zum einen sind sie oft zu alt, um in eine Entwicklungsbedingte Trotzphase zu geraten, zum anderen sind die aggressiven Auffälligkeiten übermäßig stark ausgeprägt.
Florian Daniel Zepf ist Kinderpsychiater und macht auf die Problematik aufmerksam, dass die Ursache von DMDD noch nicht eindeutig geklärt werden konnten. Es gibt Psychiater, die in diesem Krankheitsbild eine sehr stark ausgeprägte ADHS sehen, die von einer depressiven Verstimmung begleitet wird. Andere Kollegen tendieren eher zu einer emotionalen Störung oder einem gestörten Sozialverhalten.
In Amerika wurde versucht, DMDD zur Kategorie der bipolaren Störung zuzuordnen. Die Zahl, der an einer bipolaren Störung erkrankten Kinder, nahm durch diese Zuordnung natürlich enorm zu. Allerdings wurden auch mehr Untersuchungen zum Thema durchgeführt. Da im Grunde DMDD einem bereits bestehenden Krankheitsbild zuzuordnen ist, ist auch die Behandlungsmethode noch unklar.
DMDD als neues, eigenständiges Krankheitsbild
In Amerika fiel die Entscheidung, DMDD als eigene Diagnose einzuführen. Im Mai 2013 wird DMDD in den Katalog für psychische Störungen, auch DSM-5, aufgenommen. Diese schnelle Aufnahme in das DSM-5 sorgt aber auch für Bedenken. DMDD ist erst seit relativ kurzer Zeit im Gespräch.
In der Regel werden eine große Anzahl von Studien durchgeführt und es dauert lange Zeit, bis eine Diagnose in den offiziellen Katalog aufgenommen wird. So kam die Internetsucht beispielsweise, die ebenfalls immer weitere Kreise zieht, nicht in das Verzeichnis. Ebenso war es auch bei der Binge-Eating-Störung, die erst nach vielen Jahren der Wartezeit und nach einigen Studien aufgenommen wurde.
Experten befürchten, dass DMDD durch die Aufnahme in das DSM-5 zu einer neuen „Mode-Krankheit“ wird, wie es schon bei ADHS der Fall war. Die neue Möglichkeit, DMDD als Diagnose einzusetzen, wird eventuell dazu führen, dass unter Umständen mehr Kinder als „krank“ eingestuft werden als tatsächlich an dieser Störung leiden. Außerdem sei auch mit unnötigen Medikamentenverordnungen zu rechnen. David Axelson und sein Team von der University of Pittsburgh Schools of Health Sciences teilt diese Bedenken. Das Team hat über 700 Kinder gecheckt und auf jedes Vierte hätte die Diagnose DMDD zutreffen können.
Untersuchungen über einen Zeitraum von zwei Jahren ergaben jedoch, dass die Diagnose oft unbefriedigende Ergebnisse mit sich brachte, denn sie traf nicht immer. Auch William Copeland ist Kinderpsychologe und nahm an einer Studie mit rund 3200 Kindern teil. Diese belegte, dass nur jedes 100. Kind betroffen sei. Da sich die Störungen bis ins Erwachsenenleben ziehen, empfiehlt sich bereits eine Behandlung im Kindesalter.
Allerdings sieht auch Copeland die Bestimmung einer neuen Diagnose kritisch. Kinder, bei denen zukünftig DMDD diagnostiziert würde, zeigten auch vorher schon psychische Auffälligkeiten. Die Aufnahme in das DSM-5 sei aber, laut Expertenmeinung, deutlich zu früh erfolgt.
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