Wie Selbstkontrolle und Egozentrik zusammenhängt

Kaufe ich mir das teure Auto oder spare ich das Geld lieber? Selbstkontrolle ist im alltäglichen Leben unglaublich wichtig. Bisher wurde davon ausgegangen, dass es hierbei lediglich auf die Regulation der eigenen Gefühle und Impulse ankomme. Forscher der Universität Düsseldorf haben nun herausgefunden, dass auch das Überwinden unseres Egos eine große Rolle dabei spielt.

Teilen oder alles für sich behalten?

In Zusammenarbeit mit Kollegen der Universität Zürich haben die Psychologen aus Düsseldorf untersucht, inwieweit Selbstkontrolle und Egozentrik zusammenhängen. Zu diesem Zwecke haben die Forscher Testpersonen zu einem Experiment eingeladen. Die Probanden sollten sich im Laufe des Testes zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden und bekamen zwei verschiedene Szenarien vorgestellt. Entweder wählten sie eine sofortige Belohnung in Form von Geld, oder aber eine deutlich größere Belohnung, die sie allerdings erst nach einer gewissen Zeit bekommen würden. Beim zweiten Entscheidungsszenario sollten die Testpersonen wählen zwischen einer Belohnung, die sie mit jemand anderem teilen sollten, oder einer Belohnung, die einzig und allein für sie selbst bestimmt sein würde.

Impulsive und eigennützige Entscheidungen

Während dieser Testphase deaktivierten die Wissenschaftler bei den Probanden eine gewisse Hirnregion mit Hilfe einer Stimulationstechnik. Ist diese temporo-parietale Grenze deaktiviert, sind wir nicht mehr in der Lage, uns in die Sichtweise eines anderen Menschen hineinzuversetzen. Dies war für dieses Experiment entscheidend, da die Forscher nur die eigene selbstbezogene Meinung und Entscheidung der jeweiligen Person untersuchen wollte. Doch zur großen Überraschung der Psychologen schien die besagte Hirnregion nicht nur das Hineinversetzen in andere zu beeinflussen. Es ließ die Probanden auch persönliche Entscheidungen deutlich impulsiver treffen als zuvor.

Geduld und Empathie scheinen eng verknüpft

Durch diese neue Erkenntnis lassen sich interessante Rückschlüsse auf die Mechanismen zur Selbstkontrolle ziehen, so die Experten. Offensichtlich scheinen unsere Fähigkeit für Geduld und unser Wille mit anderen zu teilen sehr eng mit einander verknüpft zu sein. So könnte man annehmen, dass wir, wenn unsere temporo-parietale Grenze aktiv ist, unser eigenes Ich als eine Art eigene Person wahrnehmen, in die wir uns hineinzuversetzen versuchen, um vorausschauende und nicht zu impulsive Entscheidungen zu treffen.

Auch bei Suchterkrankungen sehr vielversprechend

Dies ist aus wissenschaftlicher Sicht besonders im therapeutischen Bereich hochinteressant, da daraus neue Methoden und Prinzipien zum Erlernen einer besseren Selbstkontrolle entstehen könnten. Auch Suchterkrankungen könnten auf diese Weise näher beleuchtet und therapiert werden, erklärt das Forscherteam. Natürlich muss bis dahin noch weiter geforscht werden. Doch stehe bereits fest, dass die neuen Erkenntnisse im Bereich Selbstkontrolle bahnbrechend seien.