Wie klar träumen gegen Albträume hilft
Vor allem, wenn Albträume wiederkehren, wird die Nacht zum Horrortrip – dagegen sind so genannte Klarträumer gewappnet. Sie können steuern, was im Traum erlebt wird. Lange galt dieses Phänomen als esoterische Irrationalität, nun jedoch beweisen Studien das Gegenteil.
Rund fünf Prozent der deutschen Bevölkerung wird regelmäßig von Albträumen heimgesucht, jeden Tag, jede Woche, jedes Jahr. Auch Manuel Schmid ging es so, schon als er sechs Jahre alt war. Ein Monster will ihm wehtun, im Schrank würde es sich verstecken. Die Schranktür geht im Traum auf und vor lauter Angst wacht er auf.
Eine Nacht aber war anders als die vorherige: Ihm kam im Traum die Idee, dem Monster freundschaftlich zu begegnen. Er streckte die Hand aus und beschloss mit dem Monster eine Freundschaft. Der Traum kann danach nie wieder. Der heute 35-jährige hatte damals seinen ersten so genannten Klartraum. Der Münchner war sich bewusst, dass er im Traum war und dabei gezielt auf das Geschehen Einfluss nehmen konnte.
Luzides Träumen ist für Bewusstseinsforscher besonders spannend, weil Klarträume die Möglichkeit bieten, Bewusstseinszwischenzustände zu ergründen, so Ursula Voss (Universität Frankfurt). Während des Klartraums reflektiert das Gehirn die eigene Wachheit. Man bewege sich im Grunde in zwei verschiedenen Sphären zur gleichen Zeit: Man ist wach und schläft doch.
Klare Träume: Ein Produkt esoterischer Irrationalität?
Das luzide Träumen, bzw. Klarträume, galt lange Zeit als eine esoterische Irrationalität, so der Neurowissenschaftler aus den Niederlanden, Martin Dresler. Objektiv konnte luzides Träumen erst zu Beginn der Achtzigerjahre nachgewiesen werden. Damals wurden Probanden darum gebeten, die Augen nach links und rechts zu bewegen, wenn sie merken, dass sie gerade einen luziden Traum haben. Die Messungen zeigten an, dass die Probanden schliefen, und doch bewegten einige von ihnen die Augen wie abgemacht.
Inzwischen gibt es sehr viele Studien über Klarträume, die beweisen, dass die Areale im Gehirn, die im Traum und im Wachzustand motorische Bewegungen steuern, dieselben sind. Dies konnte vorher nicht nachgewiesen werden, so Dresler. Bei Klarträumern wurde im Stirnhirn oft sogenannte graue Substanz gefunden – ein Areal, das nur im Klartraum aktiv ist. Auf statistischer Ebene gäbe es einen Zusammenhang, der belegt, dass Klarträumer besser über ihr eigenes Denken nachdenken. Dieser Effekt ist aber sehr klein.
Funktion von luzidem Träumen ist ein Rätsel
Klarträume sind laut einer repräsentativen Studie sehr selten: So hat die Hälfte der Menschen etwa einmal im Leben einen Klartraum. Ein Fünftel habe einen luziden Traum etwa einmal im Monat und nur etwa 5 Prozent habe einen solchen Traum durchschnittlich einmal pro Woche. Die Hälfte sämtlicher luziden Träumer könnten auf ihr Traumgeschehen auch Einfluss nehmen.
Dieses seltene Vorkommen des luziden Träumens legt den Schluss nahe, dass die Abspaltung höherer kognitiver Fähigkeiten, wenn wir uns im Traum befinden, eine Funktion hat – beispielsweise einen evolutionären Nutzen. Die Theorie ist, dass der Traum eine Art Simulationsumgebung für Gefahrensituationen im echten Leben ist, in welcher Gegenstrategien entwickelt werden können. Momentan untersuchen Forscher, wie luzide Träume gezielt genutzt werden können.
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