Überwachung ist auch im Psychatrie-Alltag evident

Gewiss, es wurde in den letzten Jahrzehnten schon vieles verändert. Aber es liegt trotzdem noch vieles im Argen in der Psychiatrie. In den letzten Monaten und Jahren sind viele Bücher und Artikel dazu erschienen; viele Webseiten sind entstanden. Die Klagen der Betroffenen reichen von falscher Diagnose und fehlenden Therapieangeboten bis hin zu gerichtlich nicht abgesegneten Zwangsmaßnahmen. Mehr Überwachung wäre notwendig. Zwar gibt es ein Bundesnetzwerk unabhängiger Beschwerdestellen Psychiatrie, aber kaum jemand kennt es. In fast jedem Bundesland gibt es eine oder mehrere solche Anlaufstellen. Und nicht nur Patientenbeschwerden laufen dort ein, sondern auch Klagen von Mitarbeitern in der Psychiatrie, Ärzten und Psychologen. Meist sind es aber doch die Angehörigen, die Beschwerden einreichen. Sie berichten im Namen der direkt Betroffenen von mangelndem Fachwissen der Ärzte und dem Personal, von allgemeinen Missständen, aber auch davon, wie sie als Angehörige, die helfen wollen, behandelt werden.

Was können die Beschwerde- und Informationsstellen Psychiatrie tun?

Die Beschwerde- und Informationsstellen Psychiatrie (BIP) einiger Bundesländer haben Patientenfürsprecher und Besuchskommissionen. Generell bieten die BIP Beratung, Information und Unterstützung an: ob persönlich, per Post, Mail oder telefonisch – auf Wunsch auch anonym, in verschiedenen Sprachen oder mit Gebärdendolmetscher. Gemeinsam können Handlungs- und Beschwerdemöglichkeiten erarbeitet werden. Die BIP vermitteln auch juristischen Beistand.

Hat die Arbeit der BIP weitere Auswirkungen?

Zunächst waren Ärzte und Träger skeptisch, ob das Konzept der Beschwerdestellen wirklich sinnvoll ist. Petra Rossmanith, Sozialpädagogin und Leiterin der Beschwerde- und Informationsstelle Psychiatrie in Berlin kann davon berichten, meint aber, dass es tatsächlich um Rechte gehe, „die Patienten nun mal haben, egal wie anstrengend ihr Verhalten auch sein mag”. Monatlich gehen etwa 30 – 40 Beschwerden ein. Natürlich müsse zunächst gefiltert werden, meint Rossmanith, denn „nicht alles in jeder Beschwerde stimmt, aber es gibt auch kaum eine Beschwerde, in der nichts zutrifft”. Die Mitarbeiter in den BIP sind häufig ehrenamtlich tätig und dadurch stark überlastet. Oft ist ihr Miteinbeziehen nicht gerne gesehen. Einige Kliniken fühlen sich nach wie vor auf den Schlips getreten und sehen die Unterstützung durch das BIP eher negativ. Die vielen Veränderungen und Erfolge geben den Beratungsstellen aber recht: in einigen Fällen hat sich die sogar Krankenhausaufsicht des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales eingeschalten. Viele der Kliniken sind dankbar für Verbesserungsvorschläge und Impulse zu ihrem kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Erste Träger haben bereits ein eigenes Beschwerdemanagement aufgebaut. Das ist ein sehr guter Anfang, aber es ist noch ein langer Weg bis – um nur einen Punkt herauszugreifen – zu einer übergreifend sehr guten Betreuung der Patienten unter Wahrung der Patientenrechte.