Wie selbstdiszipliniert ist Dein Kind?

So ziemlich alle Eltern wollen das „Beste“ für ihr Kind. Was dieses Beste genau ist, das definiert jede Familie individuell für sich. Erfolg zählt auf jeden Fall zu diesen Wünschen. Wie selbstdiszipliniert Kinder sind, können Psychologen unter anderem mit dem Marshmallow-Test eruieren.

Der Psychologe Walter Mischel entwickelte den sogenannte Marshmallow-Test in den 1960er Jahren. Dem Probanden oder besser gesagt dem Kind wird im Verlauf des Tests ein Marshmallow vor die Nase gelegt. Der Experimentenleiter unterbreitet dem Kind in der Folge das Angebot den Marshmallow entweder jetzt zu essen oder noch 15 Minuten zu warten und dann als Belohnung noch einen zweiten Marshmallow zu erhalten. Nun darf das Kind zwischen diesen beiden Optionen auswählen.

Inhibitorische Kontrolle

Der Psychologie zufolge gibt dieser Test Aufschluss darüber inwiefern Kinder oder später dann Erwachsene zugunsten von langfristigen Erfolgen kurzfristigs Vergnügen aufschieben können. Diese Fähigkeit nennt sich in der Fachsprache inhibitorische Kontrolle und gilt daher als Indikator für ein erfolgreiches Leben.

Der interkulturelle Marshmallow-Test

Eine Kooperationsgemeinschaft aus Forschern der Universitäten Bielefeld, Frankfurt, Gießen sowie Osnabrück und Wissenschaftlern des Niedersächsischen Insituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung hat diesen Test nun auf interkultureller Ebene erneut ins Spiel gebracht. Es wurden erneut 125 Kinder aus Deutschland und zudem noch 76 Kinder aus Kamerum vom Stamm der Nso getestet. Die Ergebnisse zeigen, dass nur eine kleine Minderheit von 30 Prozent der deutschen Kinder dem Marshmallow widerstehen und abwarten konnte.

Erstaunlich ist, dass 70 Prozent der kamerunischen Kinder dazu in der Lage waren. Die Annahme, dass unterschiedliche Erziehungs- und Sozialisationsvorstellungen dafür verantwortlich sind, liegt nahe. Persönliche Ambitionen und Emotionen stehen bei Kindern aus Kamerum weniger im Vordergrund als bei westlichen Kindern. Die Individualität und Autonomie, welche westliche Kinder in Oberschichtsfamilien anerzogen bekommen, spielt für Kinder vom Stamm der Nso eine untergeordnete Rolle, weshalb sie ihre Emotionen besser kontrollieren können.