Eignet sich Kolostrum als Nahrungsergänzungsmittel?

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Eignet sich Kolostrum als Nahrungsergänzungsmittel?

Als “Kolostrum” oder in abgewandelter Schreibweise auch “Colostrum” bezeichnet der Biologe die Erstmilch von Säugetieren, also den Milchvorrat, welcher sich bei Säugetieren bereits vor der Geburt des Nachwuchses bildet und dazu dient, dem Neugeborenen in den ersten Tagen die bestmögliche Ernährung zukommen zu lassen. Der Unterschied zur normalen Muttermilch besteht in erster Linie darin, dass die Kolostralmilch weit höhere Anteile an Enzymen, Vitaminen, Wachstumsfaktoren, Aminosäuren, Proteinen, Mineralien, und Antikörpern aufweist, dabei jedoch um einiges weniger Fett enthält.

Das Immunsystem wird hierbei vor allem durch sogenannte Zytokine, zu denen etwa auch Interferon zählt, gestärkt. Der mit Abstand infektionsanfälligste Teil des Neugeborenenorganismus, der Magen-Darm-Trakt, wird durch bestimmte Enzyme gestärkt und gegen Keimbefall abgehärtet. Lysozym, Betaglucosidase oder Lactoperoxydase spielen dabei eine wichtige Rolle.

Besonders appetitlich dürfte Kolostralmilch der Mehrheit nicht vorkommen. Sie ist viskoser als herkömmliche Milch und von gallertartiger Konsistenz. Zudem hat sie einen recht eigentümlichen, leicht metallischen Geruch und eine gelbliche Einfärbung. Hin und wieder kann sogar etwas Blut aus geplatzten Kapillaren enthalten sein. Dies schadet dem Nachwuchs jedoch nicht. Der Geschmack ist sehr streng, wenn frisch getrunken und hat befremdlicher weise leichte Noten von Vanille und Weidegras. Insbesondere frisches Kolostrum hält sich im Kühlschrank auch bei steriler Aufbewahrung maximal 24 Stunden, bevor die Qualität nachlässt und der Vitamingehalt abnimmt.

Die primäre Verwendung von Kolostrum

Grundsätzlich kann bei der Verwendung von Kolostrum in zwei große Hauptbereiche unterschieden werden: Medizin und Nahrungsergänzungsmittelherstellung. In beiden Bereichen verwendet man selbstredend keine Erstmilch von Menschen, sondern fast ausschließlich das Kolostrum von Rindern, so genanntes bovines Kolostrum oder auch “Biestmilch”. Bei der medizinischen Verwendung konzentriert man sich vorwiegend auf die Immunforschung und die Entwicklung von Medikamenten gegen Krankheiten wie den diversen Spielarten des Reizdarmsyndroms. Dabei werden verschiedene Kolostrumpräparate bei Testpersonen über einen gewissen Zeitraum verabreicht und man beobachtet die Auswirkungen auf das Immunsystem und die intergastritischen Auswirkungen mittels Indikatoren und auf den Stoffwechsel.

In der Ernährung ist Rinderkolostrum hierzulande beinahe unbekannt. Einzig im südwestdeutschen Raum kennt man sowohl die gesundheitsfördernde Wirkung, als auch Gerichte wie “Kuhpriester”, ein Kuchen, welcher mit Kolostrum gebacken wird. Auch wird er dort gern als Grundstoff für die Herstellung bestimmter Brote und Käsesorten verwendet. In Finnland ist “Leipäjuusto”, ein Hartkäse aus Kolostrum, eine Delikatesse. Neben seiner Verwendung als Koch- und Backzutat gibt es auch ein breites Angebot an rezeptfreien Kolostrumpräparaten zur Nahrungsergänzung. Den Produkten werden unter anderem heilsame Wirkungen bei Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Depressionen und Allergien nachgesagt. Leider konnte bislang keine dieser Effekte medizinisch nachgewiesen werden. In der Tat verhält es sich so, das in der EU werberelevante Aussagen von Herstellern bezüglich der Wirkung ihrer Kolostrumpräparate zur Zeit gänzlich verboten sind, da hierfür zunächst ein Nachweis in Form einer unabhängigen Studie erbracht werden müsste.

Kolostrum als Nahrungsergänzungsmittel

Diese prekäre Rechtslage macht Kolostrum als Nahrungsergänzungsmittel bestenfalls fraglich geeignet. Die medizinischen Einschätzungen schwanken auch sehr stark von Land zu Land. Während hierzulande, wie oben erwähnt, die Wirkungen hinsichtlich gesundheitlich begünstigender Effekte wenig bis gar nicht wissenschaftlich belegt sind, wird Kolostrum beispielsweise in Australien als “legales” Dopingmittel im Leistungssport angewandt, da es angeblich Wachstumshormone enthalten soll. Laut Angaben der EU kann Kolostrum nicht uneingeschränkt ohne ärztliche Verordnung und Kontrolle als Nahrungsergänzungsmittel empfohlen werden. Entscheidet ihr euch dennoch dazu, so sollte das Präparat den EU-Richtlinien für diätetische Lebensmittel entsprechen und die ausgewiesenen Prüfsiegel tragen. Achtet beispielsweise darauf, dass das Produkt eurer Wahl kaltsteril gefiltert wurde und nicht ultrahocherhitzt oder homogenisiert. Bei diesen herkömmlichen Verfahren, die auch bei der Haltbarmachung von Kuhmilch Verwendung finden, gehen beinahe 90 Prozent der wertvollen Inhaltsstoffe verloren und das Kolostrum verkommt zum reinen Placebo.

 

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