Warum beobachten wir so gerne andere Menschen?
Egal ob in einem Straßencafé oder den öffentlichen Verkehrsmitteln, oftmals macht es uns Spaß, andere Menschen zu beobachten. Häufig fühlen wir uns dabei insgeheim etwas beschämt, dabei ist dies ein Verhalten, das die Mehrheit der Menschen an den Tag legt.
Wir fühlen uns unbeobachtet
Wenn wir alleine in der Straßenbahn sitzen und andere Personen beobachten, dann gehen wir meist davon aus, dass wir selbst ungesehen bleiben. Niemand hat so ein großes Interesse an uns, niemand sonst schaut die anderen Leute so genau an, denken wir. Doch das ist ein Mythos. Erica Boothby und ihr Psychologenteam haben in einer Studie an der Universität Yale herausgefunden, dass die meisten Menschen davon ausgehen, sie selbst würden fremde Personen in einem deutlich höheren Maße beobachten, als ihre Mitmenschen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in der Zeitschrift „Journal of Personality and Social Psychology“.
Die Illusion der eigenen Tarnkappe
In dieser Studie tritt ein interessantes Phänomen zu Tage. Die Forscher um Erica Boothby nannten die besondere Denkweise, die sie bei der Mehrheit der Testpersonen feststellen konnten, Tarnkappen Illusion. Über hundert Teilnehmer wurden im Zuge der Studie befragt und getestet. Fast alle hatten das Gefühl, andere Menschen viel zu beobachten, jedoch selbst nicht angeschaut zu werden – ein Trugschluss. Bei Befragungen und weiteren Untersuchungen und Simulationen in einer Mensa der Universität stellte sich heraus, dass selbst bei einem Vieraugengespräch häufig der Eindruck entsteht, dass man selbst sein Gegenüber mustert, aber gleichzeitig kaum beobachtet wird.
Selbstwahrnehmung vs. Fremdwahrnehmung
Zahlreiche weitere Studien haben sich in der Vergangenheit bereits mit ähnlichen Themen befasst. Und immer wieder sind Forscher zu dem Schluss gekommen, dass es eine menschliche Eigenschaft zu sein scheint, dass unsere Selbst- und Fremdwahrnehmung und Einschätzung teilweise stark auseinanderklafft. Eine sehr interessante amerikanische Studie deckte beispielsweise auf, dass zahlreiche Personen sich sogar von ihren engsten Freunden nicht richtig verstanden fühlen, da sie fest davon ausgehen, ihre Gefühls- und Wahrnehmungswelt sei einzigartig.
Niemand versteht uns, doch wir verstehen die anderen
Gleichzeitig geht die Mehrheit der befragten Personen davon aus, die ihnen nahestehenden Menschen sehr gut verstehen zu können und sogar teilweise ohne Worte erspüren zu können, was in dem jeweils anderen vorgeht. Dieses Sich-unverstanden-fühlen ist ebenso in einen visuellen Kontext zu übertragen, so Boothby. Wir fühlen uns unbeobachtet und haben gleichzeitig das Gefühl alle anderen Menschen durchschauen zu können. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Menschen ihre Blicke sehr gut verbergen und kaschieren können. Wir sind quasi die geborenen Beobachter. Wenn uns niemand anstarrt, haben wir allerdings auch nicht das Gefühl gesehen zu werden, auch wenn wir andersherum ebenfalls darauf bedacht sind, unsere Blicke unauffällig durch die Menge schweifen zu lassen.
Einseitige Perspektive
Selbst wenn sich unsere Blicke mit dem eines anderen Menschen kreuzen, schließen wir oftmals nicht drauf, dass wir ebenfalls beobachtet wurden. Es könnte sich ja genauso gut um einen Zufall handeln. Nur unsere eigenen Gedanken sind uns in diesem Moment klar. Und aus dieser einseitigen Perspektive heraus entsteht daher das Gefühl der einzige Beobachter zu sein in einer Menge von unwissenden und teilweise desinteressierten Fremden.
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